Nina spielt Vermittler: Sophienlust Bestseller 25 – Familienroman
Von Susanne Svanberg
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Über dieses E-Book
Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Das Baby war klein und zart, eine typische Frühgeburt. Dr. Anja Frey saugte ihm den Schleim aus Mund und Nase und nabelte es mit dem sicheren Griff der erfahrenen Ärztin ab. Behutsam nahm sie das kleine Menschlein auf. Es war ungewöhnlich leicht. Schlaff hingen die dünnen Glieder zu beiden Seiten herab. Während sich die Hebamme um die junge Mutter kümmerte, versetzte die Ärztin dem Kind den obligatorischen kleinen Klaps. Jetzt hätte das Baby schreien müssen. Aber es blieb stumm. Es atmete nicht, lief statt dessen blau an. Eine gefährliche Situation. Höchste Eile war geboten. Frau Dr. Frey legte das Neugeborene auf den Tisch im Hintergrund. Flink und doch mit größter Behutsamkeit schob sie ihm einen weichen, glasklaren Schlauch von geringem Durchmesser über den Kehlkopf in die Trachea. Dieser Schlauch war mit einem Sauerstoffgerät verbunden, das in exakten rhythmischen Abständen eine genau dosierte Menge Sauerstoff in die kleinen Lungen blies. Eine Schwester übernahm die Bedienung des Geräts, während die Ärztin ein Atemstimulans injizierte. Dabei beobachtete sie das winzige Baby, überprüfte den Schlag des kleinen Herzchens, der unregelmäßig und kaum fühlbar war. »Ein bißchen sehr schwach, das Kleine«, murmelte die Schwester mitleidig.
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Nina spielt Vermittler - Susanne Svanberg
Sophienlust Bestseller
– 25 –
Nina spielt Vermittler
Mami und Papi sollen sich wieder vertragen!
Susanne Svanberg
Das Baby war klein und zart, eine typische Frühgeburt. Dr. Anja Frey saugte ihm den Schleim aus Mund und Nase und nabelte es mit dem sicheren Griff der erfahrenen Ärztin ab.
Behutsam nahm sie das kleine Menschlein auf. Es war ungewöhnlich leicht. Schlaff hingen die dünnen Glieder zu beiden Seiten herab.
Während sich die Hebamme um die junge Mutter kümmerte, versetzte die Ärztin dem Kind den obligatorischen kleinen Klaps. Jetzt hätte das Baby schreien müssen. Aber es blieb stumm. Es atmete nicht, lief statt dessen blau an.
Eine gefährliche Situation. Höchste Eile war geboten. Frau Dr. Frey legte das Neugeborene auf den Tisch im Hintergrund. Flink und doch mit größter Behutsamkeit schob sie ihm einen weichen, glasklaren Schlauch von geringem Durchmesser über den Kehlkopf in die Trachea. Dieser Schlauch war mit einem Sauerstoffgerät verbunden, das in exakten rhythmischen Abständen eine genau dosierte Menge Sauerstoff in die kleinen Lungen blies.
Eine Schwester übernahm die Bedienung des Geräts, während die Ärztin ein Atemstimulans injizierte. Dabei beobachtete sie das winzige Baby, überprüfte den Schlag des kleinen Herzchens, der unregelmäßig und kaum fühlbar war.
»Ein bißchen sehr schwach, das Kleine«, murmelte die Schwester mitleidig. »Hat es überhaupt eine Chance, durchzukommen.«
»Das wollen wir doch sehr hoffen. Das geringe Geburtsgewicht ist kein Problem. Das wird erfahrungsgemäß rasch aufgeholt. Aber atmen muß man natürlich, sonst ist alles vergeblich.«
Durch den lockeren Ton vermied Dr. Frey, daß Panik aufkam. Es hätte in diesem Fall mehr geschadet als genützt. Um die Atmung zu unterstützen, begann die Ärztin mit einer leichten Massage des Brustkorbs. Ganz sanft und doch sehr gezielt berührten ihre Hände die schlaffe, bläulich verfärbte Haut.
Frau Dr. Anja Frey, die zusammen mit ihrem Mann eine Praxis in Wildmoos unterhielt, half gelegentlich in der privaten Entbindungsklinik von Professor Dr. Eberle aus. Nur sehr vermögende Patientinnen konnten sich einen Aufenthalt hier erlauben, denn die Klinik verfügte nur über vierzehn Betten und war entsprechend teuer.
»Die Haut verfärbt sich. Schauen Sie doch nur, Frau Doktor, das Kleine schnappt nach Luft«, ließ sich die Schwester vernehmen.
Anja Frey hatte es längst gesehen. Sie nickte lächelnd. »Ich wußte ja, daß du vernünftig bist«, murmelte sie und zog vorsichtig den dünnen Schlauch zurück. Kaum war dieser draußen, als das Baby seinen ersten Schrei tat. Leise, zaghaft, krächzend, aber doch unüberhörbar. Die Lungen entfalteten sich, der neue Mensch atmete, sein Leben konnte beginnen.
Ein gutes, ein glückliches Leben? Jedes Mal, wenn Dr. Frey ein nacktes Neugeborenes in den Händen hielt, gingen ihr diese Gedanken durch den Sinn.
Immer freute sie sich auf den Augenblick, da sie das kleine Menschenkind seiner Mutter in die Arme legen durfte. Diese erste scheue Begegnung zwischen Mutter und Kind zu beobachten, gehörte zu den schönsten und ergreifendsten Erfahrungen eines Arztes.
Anja Frey nahm ein mollig weiches Tuch, schlug den Säugling darin ein und trat mit ihm ans Bett seiner Mutter.
Sie war jung und gesund. Die Geburt hatte ihr so wenig Schwierigkeiten bereitet, daß man nicht einmal einen Schnitt hatte machen müssen.
Die Hebamme hatte inzwischen die junge Mutter versorgt. Es war alles in bester Ordnung, und deshalb lag sie bereits in ihrem Bett, das man gleich nachher aus dem Kreißsaal in ihr Zimmer rollen würde.
»Meinen herzlichen Glückwunsch, Frau Hanke. Sie haben einen gesunden kleinen Sohn. Er wiegt 2600 Gramm. Für ein Achtmonatskind ganz gut. Trotzdem geben wir ihn für einige Wochen in den Brutkasten.«
Normalerweise sahen die Mütter verlangend auf ihr Kind und rückten bereitwillig zur Seite, wenn sich der Arzt hinunterbeugte, um es ihnen in den Arm zu legen.
Jill Hanke rührte sich nicht. Ihr Gesicht drückte Gleichgültigkeit aus, ihr Blick war finster.
Frau Dr. Frey beugte sich tiefer, hielt der jungen Mutter das Bündel hin, aus dem nur ein faltiges Gesichtchen, das einer Karrikatur ähnelte, hervorschaute.
Die meisten Babys waren unmittelbar nach der Geburt häßlich. Und doch verliebten sich die Mütter spontan in sie, fanden sie wunderschön.
»Ich will das Kind nicht sehen«, erklärte Jill Hanke mit einer Kälte, die Anja Frey erschreckte.
Die Ärztin war selbst Mutter und erinnerte sich noch ganz genau an den Augenblick, in dem man ihr das Töchterchen Felicitas in die Arme legte. Es war der glücklichste Moment ihres bisherigen Lebens gewesen. Daß jemand freiwillig auf dieses Glück verzichten wollte, konnte Dr. Frey nicht verstehen.
Verdutzt sah sie die Wöchnerin an. »Ist ein hübscher kleiner Kerl, ihr Sohn. Blond und blauäugig wie die Mama.«
»Nehmen Sie ihn weg und legen Sie ihn in den Brutkasten«, antwortete die junge Frau ungeduldig. »Ich habe mich lange genug mit ihm herumgeplagt. Jetzt bin ich froh, daß mein Körper endlich wieder mir gehört.«
Anja Frey drückte das Bündel liebevoll an sich. Es war warm und weich. Das Gesichtchen erschien ihr irgendwie traurig.
»Er ist doch so lieb und friedlich, Ihr Kleiner. Die meisten Säuglinge schreien unmittelbar nach der Geburt.«
Frau Dr. Frey blieb unschlüssig stehen. »Aber es ist Ihr Kind. Sie haben es sich doch gewünscht.«
»Das ist meine Sache. Ich bin müde. Kann ich bitte in mein Zimmer?« Jill drehte den Kopf zur Seite. Das Baby schien sie tatsächlich nicht zu interessieren.
Dabei trennten sich die meisten Mütter nur schwer von ihren Kleinen, wollten sie am liebsten bei sich behalten und warteten sehnsüchtig darauf, daß man sie ihnen wieder brachte.
»Die Schmerzen während der Geburt haben Sie vielleicht ein wenig schockiert«, versuchte es die Frau im weißen Kittel noch einmal. »Aber jetzt ist doch alles vorbei. Das Baby kann nichts dafür, es ist ein natürlicher Vorgang. Für den Kleinen war die Geburt mindestens so unangenehm wie für Sie.«
»Hab’ ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? Der Kleine interessiert mich nicht. Ich hab’ ihn zur Welt gebracht, aber das ist auch schon alles.« Ruckartig drehte sich die junge Patientin mit den langen blonden Locken zur Seite.
»Gut. Wie Sie wollen.« Frau Dr. Frey übergab das Neugeborene der Hebamme. »Ein paar Fragen muß ich Ihnen trotzdem noch stellen, denn die Papiere müssen ausgefüllt werden.«
Jill verzog unwillig das Gesicht, verdrehte die Augen und schaute zur Decke. »Ich habe der Schwester doch schon die Telefonnummer der Krügers gegeben. Sie werden alles weitere erledigen. Unglücklicherweise verbringen sie gerade ihren Skiurlaub in den Französischen Alpen. Aber sie kommen mit Sicherheit sofort zurück, wenn sie erfahren, daß das Kind geboren ist. Das Telefongespräch setzen Sie bitte einfach auf die Rechnung. Es wird alles bezahlt.«
Die Ärztin konnte mit diesen Angaben wenig anfangen. Sie nahm den Fragebogen zur Hand, der auf dem Schreibtisch am Fenster lag. »Es sind da noch einige Positionen auszufüllen. Zum Beispiel der Name des Vaters.«
»Das ist doch bestimmt nicht Ihre Aufgabe, Frau Doktor«, bemerkte Jill schnippisch.
»Professor Eberles Sekretärin ist leider krank. Ich habe versprochen, wenigstens das Ausfüllen der Fragebogen zu übernehmen«, antwortete Frau Dr. Frey. Sie blieb höflich, obwohl sie verärgert war. »Was also kann ich unter dieser Rubrik eintragen?«
»Axel Krüger.« Jill Hanke sah wieder gelangweilt zur Decke.
Dr. Frey schwieg nachdenklich. Der junge Mann, der Jill am frühen Morgen hier abgeliefert hatte und der offensichtlich ihr Freund war, hatte sich als Holger Ruf vorgestellt. Merkwürdig kam ihr das alles schon vor.
Die Wöchnerin bemerkte Anja Freys Zögern. »Textilfabrikant, Stuttgart«, ergänzte sie. »Mehr weiß ich auch nicht. Sie können ihn ja selbst fragen. Er ist sicher morgen hier. Übrigens dürfte Krüger Sport- und Freizeitbekleidung ein Begriff sein.«
»Und wie wollen Sie Ihren kleinen Sohn nennen?«
»Keine Ahnung.«
»Die Angabe wird für die Eintragung beim Standesamt benötigt.«
»Hat das nicht Zeit bis morgen?«
*
»Tante Doktor, bekomme ich auch eine Spritze?« erkundigte sich die kleine Heidi und hüpfte ungeduldig von einem Bein auf das andere. Sie fand es sehr aufregend, im Krankenzimmer behandelt zu werden.
Frau Dr. Frey, die gerade den Raum verlassen hatte, zog den Reißverschloß ihrer Bereitschaftstasche zu.
»Was ich Julia und Mirko gegeben habe, war keine Spritze, sondern eine Vorsorgeimpfung. Du bekommst sie nächstes Jahr.« Lächelnd beugte sich die Ärztin zu dem blonden Mädchen mit den lustigen Schaukelzöpfchen hinunter. Heidi war im gleichen Alter wie ihr eigenes Töchterchen, und deshalb mochte sie die lebhafte Kleine besonders.
»Aber Julia und Mirko sind doch nur ein Jahr älter als ich«, schmollte Heidi und schob die Unterlippe vor.
»Sie kommen im Herbst in die Schule. Du dagegen darfst noch ein ganzes Jahr lang spielen. Das ist doch viel schöner.«
»Hm.« Heidi war nicht ganz zufrieden.
»Komm, ich hab’ auch was für dich. Das ist nur für Vorschulkinder.« Die Ärztin griff in die Tasche und zog einige eingepackte Traubenzuckerdrops hervor. »Langsam lutschen!«
»Danke!« Jetzt strahlte die Kleine. Süßigkeiten waren ihr doch lieber als eine Spritze. Fröhlich hüpfte die Fünfjährige davon.
Anja Frey sah ihr lächelnd nach. Sie kam gerne nach Sophienlust, dem privaten Kinderheim, in