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Sophienlust 332 – Familienroman: Was soll aus Yelka werden?
Sophienlust 332 – Familienroman: Was soll aus Yelka werden?
Sophienlust 332 – Familienroman: Was soll aus Yelka werden?
eBook131 Seiten1 Stunde

Sophienlust 332 – Familienroman: Was soll aus Yelka werden?

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Über dieses E-Book

Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren: Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.

Die Frau stöhnte. Ihr etwas breites Gesicht, das die slawische Abstammung verriet, war schweißbedeckt. "Helfen Sie mir", flehte sie mit dem harten Akzent der Ausländerin. "Ruhig, ganz ruhig", murmelte Oberarzt Dr. Richlin. Er desinfizierte eine Stelle am Oberschenkel der Patientin. "Ich spritze Ihnen jetzt ein Mittel zur Entkrampfung. Es ist sehr wichtig, dass Sie sich entspannen. Haben Sie denn keinen Vorbereitungskurs besucht?" Es war kein Vorwurf in der Stimme des Arztes. Nevenka zuckte leicht zusammen, als die Nadel die Haut durchdrang. "Ich …, ich bin noch nicht lange in Deutschland. Vier Monate erst", keuchte sie. "Waren Sie denn nicht bei einem Arzt?" Dr. Richlin drückte vorsichtig den Kolben der Spritze nach unten. Er hatte einen günstigen Moment erwischt.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum26. Jan. 2021
ISBN9783740976149
Sophienlust 332 – Familienroman: Was soll aus Yelka werden?

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    Buchvorschau

    Sophienlust 332 – Familienroman - Susanne Svanberg

    Sophienlust

    – 332 –

    Was soll aus Yelka werden?

    Ihre Mama ist spurlos verschwunden...

    Susanne Svanberg

    Die Frau stöhnte. Ihr etwas breites Gesicht, das die slawische Abstammung verriet, war schweißbedeckt.

    »Helfen Sie mir«, flehte sie mit dem harten Akzent der Ausländerin.

    »Ruhig, ganz ruhig«, murmelte Oberarzt Dr. Richlin. Er desinfizierte eine Stelle am Oberschenkel der Patientin. »Ich spritze Ihnen jetzt ein Mittel zur Entkrampfung. Es ist sehr wichtig, dass Sie sich entspannen. Haben Sie denn keinen Vorbereitungskurs besucht?« Es war kein Vorwurf in der Stimme des Arztes.

    Nevenka zuckte leicht zusammen, als die Nadel die Haut durchdrang. »Ich …, ich bin noch nicht lange in Deutschland. Vier Monate erst«, keuchte sie.

    »Waren Sie denn nicht bei einem Arzt?« Dr. Richlin drückte vorsichtig den Kolben der Spritze nach unten. Er hatte einen günstigen Moment erwischt. Die Wehen klangen gerade ab, Nevenka Koretic wurde ruhiger.

    »Doch, ich brauchte ja die Schwangerschaftsbescheinigung für den Arbeitgeber.«

    »Sie haben gearbeitet?« Dr. Richlin wischte mit dem getränkten Wattebausch die Einstichstelle ab. Er war ein leutseliger Mann, der sich gern mit den Patientinnen unterhielt. Seines Erachtens förderte das Gespräch das Vertrauen.

    »Bis vor einer Woche. Freiwillig.«

    »War das nicht ein wenig leichtsinnig? Was sagt denn Ihr Mann dazu?«

    Nevenka gab keine Antwort. Sie verzog schmerzlich das Gesicht, atmete hechelnd.

    Dr. Richlin merkte sofort, dass der Schmerz gespielt war. Doch er sagte nichts.

    »Herr Oberarzt, der Chef braucht sie im OP«, meldete die Hebamme, die eben mit zwei Blutkonserven in den Kreißsaal kam. Sie war eine ältere, sehr erfahrene Frau. Schon vielen Babys hatte sie auf diese Welt verholfen.

    »Dann übernehmen Sie mal«, wandte sich Dr. Richlin an seine junge Kollegin, die an der Breitseite des Entbindungsbettes stand und versuchte, ihre Unsicherheit zu überwinden.

    Es war ihr erster Arbeitstag in der Maibacher Klinik. Erst vor wenigen Wochen hatte Ursula Bode ihren Doktor gemacht. Frauenärztin wollte sie werden. Doch noch lagen einige harte Jahre als Assistenzärztin vor ihr, bis sie die Prüfungen zum Facharzt würde ablegen können.

    Ursula fühlte sich nicht wohl in ihrem nagelneuen weißen Kittel. Sie befürchtete, jeder könne ihr ansehen, wie unerfahren sie war.

    »Keine Angst, es gibt keine Komplikationen«, murmelte Dr. Dieter Richlin, der den ängstlichen Blick von Ursulas großen grauen Augen wohl bemerkt hatte. Obwohl er seinen Beruf schon seit achtundzwanzig Jahren ausübte, konnte er sich gut in die Lage der sympathischen jungen Kollegin versetzen.

    Ursula nickte mutig. Eigentlich hatte sie geglaubt, dass sie zuerst die Klinik und die Patienten kennen lernen würde, bevor sie selbstständig arbeiten würde. Aber sie hatte bei diesen Überlegungen vergessen, dass man in der Urlaubszeit in einer kleinen Klinik wie dieser jeden Mitarbeiter brauchte.

    Dr. Ursula Bode trat näher an das Entbindungsbett, lächelte der werdenden Mutter ermutigend zu. »Atmen Sie tief durch. So tief, wie es Ihnen nur möglich ist«, riet sie. »Die Schmerzen nicht durch Hecheln verdrängen. Noch nicht.«

    »Das …, das kann ich nicht«, stöhnte die Patientin. Sie warf den Kopf von einer Seite zur anderen, bäumte sich keuchend auf.

    Die Hebamme kümmerte sich zwischendurch um eine zweite werdende Mutter, die sich viel vernünftiger verhielt. Sie hatte sich auf die Geburt vorbereitet und unterstützte den natürlichen Vorgang durch aktive Mitarbeit.

    »Wie lange geht das noch?«, erkundigte sich Nevenka, als der Schmerz ausklang.

    »Das kommt ganz auf Sie an«, gab Dr. Bode lächelnd Auskunft. »Wenn Sie sich passiv verhalten, kann es noch Stunden dauern. Der Muttermund ist erst wenig geöffnet.« Ursula hatte die Patientin untersucht, hielt jetzt das Stethoskop an den hohen Leib. Die kindlichen Herztöne waren laut und deutlich zu hören.

    »Ich werde mir Mühe geben«, seufzte die Jugoslawin. Wenn sie – wie jetzt – ruhig lag, machte sie einen ­intelligenten Eindruck. Dann passten die rissigen, rauen Hände, die auf schwere Arbeit schließen ließen, nicht zu ihr.

    »Es ist alles in bester Ordnung«, bestätigte Ursula, wobei sie sich aufrichtete. Flüchtig strich sie das hellblonde Haar, das ihr ins Gesicht gefallen war, zurück. Es war schulterlang und glatt, wirkte so streng wie der hochgeschlossene weiße Kittel, den sie trug.

    Die junge Mutter schien sich für diese Äußerung wenig zu interessieren.

    »Kennen Sie Dr. Reichert?«, fragte sie und schaute dabei aufmerksam in das schmale, etwas bleiche Gesicht der Ärztin. »Ist er nicht da?«

    »Da müsste ich die Stationsschwester fragen«, antwortete Ursula ausweichend. Sie wollte nicht erwähnen, dass sie neu in diesem Krankenhaus war, dass sie eigentlich noch kaum jemanden kannte.

    »Dr. Rüdiger Reichert«, ergänzte Nevenka. »Er ist sehr groß, fast zwei Meter, schlank und sportlich. Blaue ­Augen hat er und dunkle Wuschelhaare.«

    »Ich werde mich erkundigen«, versprach Ursula. Sie wunderte sich, wie gut die Jugoslawin die deutsche Sprache beherrschte. Wäre der harte Akzent nicht gewesen, hätte man sie nie für eine Ausländerin gehalten.

    »Er arbeitet hier an dieser Klinik.« Nevenka sprach hastig, denn schon kamen die Schmerzen wieder, durchbohrten ihren Leib wie lange spitze Nadeln.

    Dr. Ursula Bode beherrschte jeden Handgriff der Geburtshilfe. Doch es war das erste Mal, dass sie diese Kenntnisse in der Praxis anwenden konnte. Obendrein war sie allein und ganz auf sich selbst gestellt. Das machte sie zunächst unsicher, dann aber immer selbstbewusster.

    Die Wehen kamen jetzt in kürzeren Abstanden, ließen der werdenden Mutter kaum die Möglichkeit, sich zu erholen.

    Ursula tat alles, um den Geburtsvorgang zu unterstützen und die Leiden der jungen Mutter abzukürzen.

    Nevenka Koretic war keine geduldige Patientin. Sie schrie, schlug um sich und krallte ihre Fingernagel in Ursulas Arm.

    Trotzdem behielt die junge Ärztin die Ruhe. »Sie haben es gleich überstanden«, ermutigte sie die junge Mutter immer wieder.

    Als die Presswehen einsetzten, eilte die Hebamme zu Hilfe. Man musste Nevenka festschnallen, um zu verhindern, dass sie aufsprang und sich und das Kind gefährdete. Mit dem Temperament der Südländerin brüllte sie ihren Schmerz heraus, drehte und wendete sich ständig. Auf dem Höhepunkt der Wehen hielt sie die Luft an, verkrampfte sich.

    »Atmen Sie! Bitte, atmen Sie«, versuchte Ursula die Patientin zur Vernunft zu bringen. Sie verschaffte ihr jede erdenkliche Erleichterung, doch Nevenka Koretic blieb unzugänglich.

    »Wollen Sie Ihr Kind umbringen?«, herrschte die Hebamme, die in vielen Berufsjahren hart geworden war, die junge Frau an. »Wollen Sie, dass Ihr Baby erstickt?«

    Keine Reaktion.

    »Zum Donnerwetter, atmen Sie endlich! Das ist doch das wenigste, was man von ihnen erwarten kann«, befahl die Hebamme ärgerlich. Die Frau im Nebenbett hatte ihr Baby längst zur Welt gebracht. Im Moment wurde es von der Säuglingsschwester versorgt.

    Da endlich schnappte Nevenka nach Luft.

    Dank Dr. Bodes Bemühungen ging dann doch alles recht schnell. Zehn Minuten später konnte die junge Ärztin das Baby abnabeln. Es war ein eigenartiges Gefühl für sie, das warme blutverschmierte Neugeborene in den Händen zu halten. Mit einem geschickten Griff drehte sie den Säugling.

    Das Kind stieß seinen ersten jämmerlichen Schrei aus. Es war durch den Sauerstoffmangel blaurot. Trotzdem war es ein ausgesprochen hübsches kleines Wesen. Erstaunlich langes dunkles Haar umrahmte ein pausbäckiges Gesichtchen mit einem süßen Stupsnäschen. Die Augen presste das Kleine fest zusammen.

    Mein erstes Baby, dachte Ursula, glücklich, dass alles gut gegangen war. Vorsichtig wickelte sie das Kind in ein Stück Mull, legte das Bündel der erschöpften Mutter in die Arme.

    »Herzlichen Glückwunsch. Sie haben eine gesunde kleine Tochter.«

    »Ein Mädchen«, wiederholte Nevenka.

    Ursula war etwas enttäuscht, weil diese Worte reichlich gleichgültig klangen. Freute sich die Jugoslawin nicht über ihr Töchterchen? War sie noch zu jung, um ermessen zu können, welches Glück es bedeutete, ein gesundes Kind zu haben?

    »Haben Sie schon nach Dr. Reichert gefragt?« Die junge Mutter musste laut sprechen, um das Gebrüll des Säuglings zu übertönen.

    »Noch nicht. Aber ich werde mich darum kümmern.«

    *

    »Du kommst spät«, warf Adrian Paulsen seiner Freundin vor. »Ich warte schon seit zehn Minuten auf dich.«

    Der elegant gekleidete junge Mann lehnte lässig an seinem superschnellen Sportwagen, den er, trotz des Verbots, unmittelbar vor dem Portal der Klinik abgestellt hatte. Jetzt stieß er sich ab, schlenderte auf Ursula Bode zu. Er wirkte wie ein Gentleman, der sich in der großen Welt auskannte und der sich erlauben konnte, lässig auf andere herabzusehen.

    Adrian Paulsen konnte sich das tatsächlich erlauben, denn er hatte sehr reiche und sehr großzügige Eltern. Paulsen senior unterhielt ein Elektrogeräte-Werk, das einen hervorragenden Umsatz hatte und deshalb einen enormen Gewinn abwarf. So konnte der einzige Sohn seine Tage mit süßem Nichtstun vertrödeln, die Nächte in teuren Bars verbringen.

    »Daran wirst du dich gewöhnen müssen«, antwortete Ursula unbeeindruckt. »In einer Klinik läuft nicht alles nach der Uhr. Ich habe heute mein erstes Baby zur Welt gebracht und außerdem bei einem kleinen chirurgischen Eingriff assistiert«, erzählte sie stolz.

    Adrian verdrehte die dunklen Augen. »Was hast du? Ein Kind bekommen?«

    »Ich habe einer Patientin bei der Entbindung geholfen«, berichtigte Ursula lachend. »Es war ein Mädchen.«

    »Hübsch?« Adrian war stolz darauf, dass er von Mädchen etwas verstand. Es war so ziemlich die einzige Qualifikation, die er aufweisen konnte. Doch glücklicherweise wusste das niemand. Er hatte bereits so viele Liebschaften hinter sich,

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