Dr. Daniel 68 – Arztroman: Das Schweigen der Louisa S.
Von Marie Francoise
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»Nicht weinen, mein Liebling«, tröstete Louisa Sorrenti ihre zwölfjährige Stieftochter Violetta, die mit angezogenen Beinen und leise wimmernd auf der Untersuchungsliege lag. »Gleich wird ein Doktor kommen, der dir helfen kann.«
»Mein Bauch tut so weh, Mama«, jammerte Violetta.
Mit einer zärtlichen Geste streichelte Louisa über das tiefschwarze Haar des Mädchens.
»Ich weiß, mein Schatz«, entgegnete sie teilnahmsvoll. »Es dauert sicher nicht mehr lange…« Sie unterbrach sich, als ein junger Arzt hereintrat. Er begrüßte Louisa, stellte sich als Dr. Kaiser vor und warf dann einen Blick auf den Überweisungsschein des Arztes, den die Stiefmutter der kleinen Patientin mitgebracht hatte.
»Na, dann wollen wir mal sehen, was dir solche Schmerzen bereitet«, meinte er, während er zur Untersuchungsliege trat. Er schob Violettas Pulli hoch und ihre Hose ein Stück hinunter. Danach tastete er gewissenhaft den Bauch der Zwölfjährigen ab.
Mit einem Schmerzenslaut zog Violetta ihre Beine wieder an, Tränen kullerten über ihre Wangen. Tröstend streichelte Dr. Kaiser über ihr dichtes Haar.
»Schon vorbei, Kleines«, erklärte er beruhigend. »Jetzt tue ich dir nicht mehr weh.« Er lächelte sie an. »Dein Blinddarm ist schuld an deinen Bauchschmerzen, aber den werden wir nun gleich herausnehmen.« Er wandte sich Louisa zu. »Ihre Tochter hat eine akute Blinddarmentzündung. Wir müssen sofort operieren. Sind Ihnen irgendwelche Allergien bei ihr bekannt?«
»Nein«, antwortete Louisa. »Violetta hatte nie irgendwelche Probleme in dieser Richtung.«
Der Arzt machte sich eine Notiz. »Sehr gut.« Wieder sah er Louisa an. »Wann hat die Kleine zuletzt etwas gegessen?«
»Heute mittag, allerdings nicht sehr viel, weil sie da schon Bauchschmerzen hatte.« Sie lächelte entschuldigend. »Ich
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Dr. Daniel 68 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 68 –
Das Schweigen der Louisa S.
Marie Francoise
»Nicht weinen, mein Liebling«, tröstete Louisa Sorrenti ihre zwölfjährige Stieftochter Violetta, die mit angezogenen Beinen und leise wimmernd auf der Untersuchungsliege lag. »Gleich wird ein Doktor kommen, der dir helfen kann.«
»Mein Bauch tut so weh, Mama«, jammerte Violetta.
Mit einer zärtlichen Geste streichelte Louisa über das tiefschwarze Haar des Mädchens.
»Ich weiß, mein Schatz«, entgegnete sie teilnahmsvoll. »Es dauert sicher nicht mehr lange…« Sie unterbrach sich, als ein junger Arzt hereintrat. Er begrüßte Louisa, stellte sich als Dr. Kaiser vor und warf dann einen Blick auf den Überweisungsschein des Arztes, den die Stiefmutter der kleinen Patientin mitgebracht hatte.
»Na, dann wollen wir mal sehen, was dir solche Schmerzen bereitet«, meinte er, während er zur Untersuchungsliege trat. Er schob Violettas Pulli hoch und ihre Hose ein Stück hinunter. Danach tastete er gewissenhaft den Bauch der Zwölfjährigen ab.
Mit einem Schmerzenslaut zog Violetta ihre Beine wieder an, Tränen kullerten über ihre Wangen. Tröstend streichelte Dr. Kaiser über ihr dichtes Haar.
»Schon vorbei, Kleines«, erklärte er beruhigend. »Jetzt tue ich dir nicht mehr weh.« Er lächelte sie an. »Dein Blinddarm ist schuld an deinen Bauchschmerzen, aber den werden wir nun gleich herausnehmen.« Er wandte sich Louisa zu. »Ihre Tochter hat eine akute Blinddarmentzündung. Wir müssen sofort operieren. Sind Ihnen irgendwelche Allergien bei ihr bekannt?«
»Nein«, antwortete Louisa. »Violetta hatte nie irgendwelche Probleme in dieser Richtung.«
Der Arzt machte sich eine Notiz. »Sehr gut.« Wieder sah er Louisa an. »Wann hat die Kleine zuletzt etwas gegessen?«
»Heute mittag, allerdings nicht sehr viel, weil sie da schon Bauchschmerzen hatte.« Sie lächelte entschuldigend. »Ich dachte natürlich nicht gleich an eine Blinddarmentzündung. Kinder haben ja leicht mal Bauchweh.«
»Da haben Sie recht«, stimmte der Arzt zu, machte erneut eine Notiz und wies dann die hereintretende Krankenschwester an, Violetta zum Operationssaal zu bringen. Er beobachtete noch, wie sich Louisa liebevoll von ihrer Tochter verabschiedete, ihr versicherte, daß alles gut werden würde, und dem Kind dann mit sorgenvollem Blick nachsah.
»Machen Sie sich keine Gedanken, Frau Sorrenti«, meinte Dr. Kaiser. »Violetta ist hier in den besten Händen. Chefarzt Dr. Breuer wird den Eingriff persönlich vornehmen.«
Überrascht sah Louisa ihn an. »Ich dachte immer, Blinddarmoperationen wären Routineeingriffe, die von… wie soll ich sagen… von ganz normalen Ärzten durchgeführt würden.«
Dr. Kaiser lächelte. »Dr. Breuer ist Chirurg aus Leidenschaft; er muß einfach am OP-Tisch stehen, und er ist der gewissenhafteste Arzt, den Sie sich für ihre Tochter wünschen können.«
»Das beruhigt mich sehr«, versicherte Louisa.
Dr. Kaiser begleitete sie noch in den Aufenthaltsraum, dann machte er sich auf den Weg zum Operationssaal. Inzwischen hatte der Anästhesist schon die Narkose eingeleitet und spritzte dem Mädchen nun ein Medikament zur Muskelerschlaffung.
»He, was ist das denn?« murmelte er erstaunt, als es unmittelbar nach der Injektion bei Violetta zu heftigen Muskelkontraktionen kam.
Der Anästhesist überprüfte die Dosierung und spritzte nach kurzem Überlegen noch einmal nach, dann nahm er von der Schwester das Lanryngoskop entgegen, prüfte die Stimmbänder der Patientin und schob anschließend durch ihren Mund den Endotrachealtubus in ihre Luftröhre. Über den Tubus bekam Violetta nun Sauerstoff und die entsprechende Menge Narkosegas verabreicht.
»Bereit«, verkündete der Anästhesist knapp, während er noch immer die leicht verkrampften Muskeln beobachtete. Das Muskelrelaxans hätte eigentlich längst wirken und die nötige Muskelerschlaffung herbeiführen sollen.
Jetzt trat Dr. Breuer an den OP-Tisch und streckte die rechte Hand aus. »Skalpell.«
Mit routinierter Sicherheit wollte er den Schnitt ausführen, hielt aber mitten in der Bewegung inne.
»Die Patientin ist ja völlig verkrampft«, stellte er fest und warf dem Anästhesisten einen verständnislosen Blick zu. »Hat die noch keine Muskelrelaxantien bekommen?«
»Doch«, antwortete der Anästhesist. »Ich habe sogar nachgespritzt, aber…« Er stockte. »Was ist das denn?«
Rasch trat der Chefarzt zu ihm und betrachtete die Anzeigen auf dem Monitor.
»Die ausgeatmete Luft enthält viel zu viel Kohlendioxid«, stellte er fest.
Der Anästhesist nickte. »Ich verstehe das nicht.« Er blickte auf die verkrampften Muskeln des Mädchens. »Beginnende Azidose. Verdammt, was ist das nur?«
»Vielleicht doch eine Allergie?« warf Dr. Kaiser dazwischen.
»Unmöglich«, entgegnete der Anästhesist. »Eine Narkose-Allergie äußert sich anders.« Er warf einen Blick auf das Fieberthermometer. »Ihre Temperatur ist sprunghaft gestiegen. Sie liegt jetzt bereits bei vierzig Grad.«
»Vermutlich eine Reaktion auf die Entzündung«, meinte Dr. Breuer. »Geben Sie ihr ein fiebersenkendes Medikament. In der Zwischenzeit mache ich sie auf. Vielleicht löst sich das Problem, wenn der entzündete Blinddarm draußen ist.» Allerdings würde das eigentlich allem widersprechen, was Dr. Breuer während der vielen Jahre seiner Tätigkeit als Chirurg gelernt hatte. Er war noch immer irritiert.
Trotz der extremen Muskelverkrampfungen setzte Dr. Breuer den Bauchschnitt. Fast im selben Moment eskalierte die Situation.
Violetta erlitt einen massiven Krampfanfall, während ihr ganzer Körper blau anlief. Verbissen versuchte der Ansästhesist, dem entsetzlichen Krampfanfall des Kindes Herr zu werden. Aus den Augenwinkeln erkannte er, daß die Körpertemperatur der Kleinen schon annähernd bei zweiundvierzig Grad lag. Über die Infusionskanüle verabreichte er Violetta ein entkrampfendes Medikament. Genau jetzt aber schrillte der anhaltende Piepton durch den Raum, der anzeigte, daß das Herz seinen Dienst versagte.
»Defibrillator!« brüllte der Chefarzt, während Dr. Kaiser mit Herzmassage begann.
»Auf 260 laden!« befahl Dr. Breuer, dann preßte er die Defibrillatorpaddel auf Violettas Brust. »Zurücktreten!« Ein Stromstoß jagte durch den zierlichen Körper der Kleinen, doch der Herzmonitor gab immer noch diesen schrecklichen Piepton von sich, der einem durch Mark und Bein fuhr.
»300!« Die Stimme des Chefarztes überschlug sich, doch auch der zweite Elektroschock brachte keinen Erfolg, und dann zeigte auch der Hirnmonitor eine Nullinie.
»Sie ist tot«, flüsterte der Anästhesist betroffen.
Dr. Breuer sackte förmlich zusammen. »Nein, o Gott, nein…« Er blickte auf die Zwölfjährige, deren lebloser Körper noch immer bläulich verfärbt war. »Was, um Himmels willen, ist denn da nur passiert?«
»Kreislaufversagen?« fragte Dr. Kaiser tonlos. Unwillkürlich mußt er daran denken, was er zu Violettas Stiefmutter vor kaum einer Viertelstunde gesagt hatte. Machen Sie sich keine Gedanken…
Und jetzt war das kleine Mädchen tot.
»Das war nicht der Kreislauf«, entgegnete der Anästhesist mit Entschiedenheit, dann schaltete er den Monitor ab. Der entsetzliche Pfeifton verstummte, doch die plötzliche Stimme legte sich noch drückender auf das Gemüt der Ärzte und Schwestern, die an der Operation teilgenommen hatten.
Erschöpft zog sich Dr. Breuer die grüne Haube vom Kopf und nahm den Mundschutz ab. Sein Gesicht wirkte verhärmt und beinahe grau. In diesem Moment schien er in erschreckendem Maße gealtert zu sein.
»Sie war erst zwölf«, murmelte er.
Er warf einen letzten Blick auf das tote Kind, dann verließ er mit schleppenden Schritten den Operationssaal. Während seiner langjährigen Laufbahn als Chirurg hatte er so manchen Exitus erlebt, und jeder einzelne hatte ihm zugesetzt, doch dieser hier war mit Abstand