Eine unglaubliche Geschichte: Chefarzt Dr. Norden 1160 – Arztroman
Von Jenny Pergelt
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Über dieses E-Book
So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
»Fee! Warte!« Daniel Norden klang ernst, und seine Frau drehte sich verwundert zu ihm um. »Hast du nicht etwas sehr Wichtiges vergessen?«, fragte er sie mit hochgezogenen Brauen. Fee überlegte sofort. Sie waren erst vor wenigen Minuten in der Behnisch-Klinik eingetroffen, hatten zusammen die Mitarbeiterin am Empfang begrüßt und wollten sich nun vor dem Fahrstuhl trennen, damit jeder seiner Arbeit nachgehen konnte. Was meinte Daniel nur? Als sie die kleinen Lachfältchen um seine Augen sah, wusste sie es. Trotzdem erwiderte sie launig: »Was könnte ich denn vergessen haben? Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.« Während sie das sagte, ging sie lächelnd zu ihm zurück. »Kann es vielleicht sein, dass du unseren Abschiedskuss vermisst?« Daniel lachte leise, zog sie in seine Arme und küsste sie. »Ja, mein Liebling«, raunte er ihr dann zu. »Schrecklich, dass ich dich erst daran erinnern musste.« Die vorbeieilenden Menschen warfen dem Paar, das so verliebt wirkte, amüsierte Blicke zu. Doch Dr. Daniel Norden, dem Chefarzt der Behnisch-Klinik, fielen sie nicht auf.
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Buchvorschau
Eine unglaubliche Geschichte - Jenny Pergelt
Chefarzt Dr. Norden
– 1160 –
Eine unglaubliche Geschichte
Sagt Tina wirklich die Wahrheit?
Jenny Pergelt
»Fee! Warte!« Daniel Norden klang ernst, und seine Frau drehte sich verwundert zu ihm um. »Hast du nicht etwas sehr Wichtiges vergessen?«, fragte er sie mit hochgezogenen Brauen.
Fee überlegte sofort. Sie waren erst vor wenigen Minuten in der Behnisch-Klinik eingetroffen, hatten zusammen die Mitarbeiterin am Empfang begrüßt und wollten sich nun vor dem Fahrstuhl trennen, damit jeder seiner Arbeit nachgehen konnte. Was meinte Daniel nur?
Als sie die kleinen Lachfältchen um seine Augen sah, wusste sie es. Trotzdem erwiderte sie launig: »Was könnte ich denn vergessen haben? Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.« Während sie das sagte, ging sie lächelnd zu ihm zurück. »Kann es vielleicht sein, dass du unseren Abschiedskuss vermisst?«
Daniel lachte leise, zog sie in seine Arme und küsste sie. »Ja, mein Liebling«, raunte er ihr dann zu. »Schrecklich, dass ich dich erst daran erinnern musste.«
Die vorbeieilenden Menschen warfen dem Paar, das so verliebt wirkte, amüsierte Blicke zu. Doch Dr. Daniel Norden, dem Chefarzt der Behnisch-Klinik, fielen sie nicht auf. Und selbst wenn, so störten sie ihn nicht. Vor ihm lag ein langer, harter Arbeitstag. Der Abschiedskuss seiner Frau würde ihn den für viele Stunden versüßen.
»Tut mir leid, mein Schatz«, sagte Fee. »Ich war in Gedanken schon weit weg.«
Daniel nickte wissend. »Im OP bei der Sectio der Drillinge?«
»Ja, das stimmt. Die Babys sollen heute per Kaiserschnitt zur Welt kommen. Ihnen und ihrer Mutter scheint es wirklich gut zu gehen. Aber trotzdem … Die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest eins der Babys gesundheitliche Probleme hat, ist sehr groß.«
»Ihr seid optimal vorbereitet, Feelein, und werdet euer Bestes geben. Mehr könnt ihr nicht machen.«
Fees Handy klingelte. Die Nummer, die sie im Display sah, verhieß nichts Gutes. »Das Amtsgericht«, murmelte sie Daniel leise zu, bevor sie ranging.
Daniel blieb bei Fee, während sie telefonierte. Ihr angespanntes Gesicht, mit dem sie den Worten des Anrufers folgte, zeigte ihm, dass das Thema ernst war und Fees gesamte Aufmerksamkeit erforderte.
»Nein, auf gar keinen Fall«, sagte Fee gerade bestimmt. »Sie können unmöglich ein seriöses Gutachten in dieser kurzen Zeit erwarten. Die Sache ist viel zu komplex, als dass ich mir in einer einzigen Sitzung ein abschließendes Urteil darüber bilden könnte … Nein, auch eine Woche wäre unrealistisch … Ja, das klingt schon besser … Gut, wir können sie schon heute hier aufnehmen … Natürlich werde ich mich persönlich darum kümmern…«
Als Fee das Gespräch beendet hatte, fragte Daniel sofort: »Um was ging es?«
»Um eine Glaubhaftigkeitsbegutachtung.« Fee runzelte die Stirn, als sie an das Telefonat zurückdachte. »Ein sehr ungewöhnlicher Fall.«
»Warum? Wie alt ist das Kind?«
Fee schüttelte den Kopf. »Kein Kind, eine junge Frau. Zumindest behauptet sie, erwachsen zu sein. Sie sagt, sie sei achtzehn, wirkt aber auf die Behörden jünger. Es gibt niemanden, der ihr Alter oder ihre abenteuerliche Geschichte bestätigen könnte.«
»Abenteuerliche Geschichte? Dann geht es also nicht nur um eine Altersbestimmung?«
»Nein. Die Glaubhaftigkeitsprüfung betrifft auch alle anderen Angaben, die das Mädchen gemacht hat. Sie sagt, dass sie mit ihrer Mutter seit ihrer Geburt auf der Straße oder in irgendwelchen Aussteiger-Camps in unterschiedlichen Ländern gelebt hätte. Wie Vagabunden seien sie durch die Gegend gezogen. Zuletzt wären sie in Südfrankreich gewesen. Einen festen Wohnsitz hätten sie nie besessen, eine Schule hat das Mädchen nie von innen gesehen. Vor zwei Monaten sei ihre Mutter dann ganz plötzlich verstorben. Das Mädchen sagt, sie hätte sich danach allein auf den Weg nach Deutschland gemacht. Sie besitzt keinerlei Papiere oder eine Geburtsurkunde. Für den Tod der Mutter gibt es übrigens auch keinen Nachweis.«
»Keinen Totenschein oder eine Sterbeurkunde?«
»Nein, wir haben nur die unglaubliche Geschichte eines jungen Mädchens. Ich bin schon sehr gespannt darauf, sie kennenzulernen. Für die nächsten drei Wochen wird sie in die Behnisch-Klinik kommen. Das Gericht hat einer Kostenübernahme bereits zugestimmt.«
»Drei Wochen? So, wie sich das anhört, wirst du die wohl auch brauchen.«
»Ja, du weißt, dass ich nichts von diesen Schnellschuss-Gutachten halte. Vor allem dann nicht, wenn es darum geht, die Wahrheit herauszufinden.«
Der Anruf des Amtsgerichts und das anschließende Gespräch mit Daniel hatten Fee aufgehalten. Sie musste sich jetzt beeilen, um noch pünktlich zur Teamsitzung zu kommen. Alle, die beim Kaiserschnitt der Drillinge mitwirken sollten, hatten sich versammelt: drei Gynäkologen, zwei Anästhesisten, vier Kinderärzte, OP-Schwestern, Hebammen, Kinderkrankenschwestern … Der Raum schien wahrlich aus allen Nähten zu platzen. Doch diese gemeinsame Abstimmung war unbedingt nötig. Eine Drillingsgeburt kam höchst selten vor und stellte eine große Herausforderung für die Belegschaft dar. Da sollte nichts dem Zufall überlassen werden. Je enger das Team zusammenarbeitete, umso besser standen die Chancen für die Mutter und ihre Babys.
Eine Stunde später war es dann so weit. Fee hatte ihren weißen Arztkittel gegen die grüne OP-Kleidung eingetauscht. Zusammen mit den anderen Kinderärzten und den Schwestern hatte sie das nötige Equipment in den OP-Saal gebracht. Dazu gehörten auch drei vorgeheizte Wärmebettchen, in denen die Babys ihre ersten Wochen verbringen würden.
Marlene Oldenburg, die werdende Mutter, lag bereits auf dem OP-Tisch. Sie hatte sich für eine Rückenmarksnarkose entschieden.
Die Geburt ihrer Drillinge würde sie also nicht verschlafen. Sichtlich aufgeregt wartete sie auf den Beginn des Kaiserschnitts. Ihr Ehemann Sönke saß an ihrem Kopfende und versuchte, sie zu beruhigen. Was ihm schwerlich gelang, denn auch bei ihm lagen die Nerven blank.
Fee kannte die beiden bereits aus der Risikosprechstunde, in der sie betreut wurden, seit feststand, dass mehr als ein Baby in Marlenes Leib heranwuchs.
Sie warf noch einen prüfenden Blick auf die letzten Vorbereitungsarbeiten und stellte zufrieden fest, dass ihre Ärzte und Schwestern alles im Griff hatten. Eigentlich war Fees Anwesenheit hier nicht erforderlich. Doch dieses Ereignis war so besonders, dass sie es sich auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Sie ging zu den Oldenburgs hinüber, um sie zu begrüßen. Dazu lüftete sie kurz den Mundschutz, der ihre untere Gesichtshälfte verdeckte. Erst jetzt huschte ein Ausdruck des Erkennens über Marlenes Gesicht.
»Frau Dr. Norden!«, rief sie aus. »Ich bin ja so froh, Sie noch einmal zu sehen, bevor es losgeht. Sie passen doch gut auf meine Kleinen auf, nicht wahr?«
»Natürlich, Frau Oldenburg. Dafür bin ich doch da. Und nicht nur ich. Schauen Sie sich um! Die halbe Klinik hat sich heute hier versammelt, damit Ihnen und Ihren Babys nichts passiert.«
»Vielen, vielen Dank. Aber ich komme mir so hilflos vor. Es gibt nichts, was ich tun kann.«
»Das stimmt nicht, Frau Oldenburg. Sie und Ihr Mann können sehr viel dazu beitragen, dass alles gut ausgeht. Versuchen Sie, sich zu entspannen, und haben Sie Vertrauen. Das hält Ihren Blutdruck und Ihren