Getrieben von Eifersucht: Dr. Norden 58 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Sie wollen uns morgen früh also schon verlassen?« Felicitas Norden stand in einem der beliebten Mutter-Kind-Zimmer der Behnisch-Klinik und lächelte Melanie Seifert freundlich an. »Ihr Mann hat gesagt, dass ich heimgehen kann, wenn ich mich gut fühle«, erklärte die frischgebackene Mutter. »Das stimmt natürlich, und ich freue mich, dass Sie alles so gut überstanden haben.« Fee wusste, dass Melanie während der Schwangerschaft von ihrem Mann, dem Allgemeinarzt Dr. Daniel Norden, betreut worden war. Er würde auch die Nachsorge übernehmen und überdies die Betreuung des Säuglings, der friedlich im Bett neben seiner Mutter schlief. »Aber wie geht es denn Ihrem Sohn?« Felicitas warf einen Blick in die Unterlagen, die auf einem Klemmbrett befestigt waren. Besorgt runzelte sie die Stirn. »Der Kollege Kühnel hat notiert, dass Finn unter starkem Erbrechen leidet?« »Das stimmt leider. Aber Herr Dr. Kühnel hat auch gesagt, dass es sich dabei nur um Umstellungsprobleme handelt. Er hat Finn Medikamente für den Magen verschrieben. Die soll ich ihm geben, wenn es nicht besser wird.« Diese Ausführungen waren auch in der Akte festgehalten, und Fee nickte zustimmend. »Bestimmt geht es Finn besser, wenn Sie gemeinsam zu Hause sind und sich in aller Ruhe an Ihr neues Leben als Familie gewöhnen können«, teilte sie die Auffassung des Kollegen und klappte die Akte zu.
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Buchvorschau
Getrieben von Eifersucht - Patricia Vandenberg
Dr. Norden
– 58 –
Getrieben von Eifersucht
Unveröffentlichter Roman
Patricia Vandenberg
»Sie wollen uns morgen früh also schon verlassen?« Felicitas Norden stand in einem der beliebten Mutter-Kind-Zimmer der Behnisch-Klinik und lächelte Melanie Seifert freundlich an. »Ihr Mann hat gesagt, dass ich heimgehen kann, wenn ich mich gut fühle«, erklärte die frischgebackene Mutter. »Das stimmt natürlich, und ich freue mich, dass Sie alles so gut überstanden haben.« Fee wusste, dass Melanie während der Schwangerschaft von ihrem Mann, dem Allgemeinarzt Dr. Daniel Norden, betreut worden war. Er würde auch die Nachsorge übernehmen und überdies die Betreuung des Säuglings, der friedlich im Bett neben seiner Mutter schlief. »Aber wie geht es denn Ihrem Sohn?« Felicitas warf einen Blick in die Unterlagen, die auf einem Klemmbrett befestigt waren. Besorgt runzelte sie die Stirn. »Der Kollege Kühnel hat notiert, dass Finn unter starkem Erbrechen leidet?«
»Das stimmt leider. Aber Herr Dr. Kühnel hat auch gesagt, dass es sich dabei nur um Umstellungsprobleme handelt. Er hat Finn Medikamente für den Magen verschrieben. Die soll ich ihm geben, wenn es nicht besser wird.« Diese Ausführungen waren auch in der Akte festgehalten, und Fee nickte zustimmend.
»Bestimmt geht es Finn besser, wenn Sie gemeinsam zu Hause sind und sich in aller Ruhe an Ihr neues Leben als Familie gewöhnen können«, teilte sie die Auffassung des Kollegen und klappte die Akte zu. »Dann wünsche ich Ihnen alles Gute.« Sie streckte der jungen Mutter die Hand hin. »Und falls es wider Erwarten doch Probleme geben sollte, scheuen Sie sich bitte nicht, meinen Mann anzurufen oder hier in der Klinik vorbei zu kommen.«
»Vielen Dank, Frau Dr. Norden!« Angesichts von so viel Fürsorge wäre Melanie Seifert um ein Haar in Tränen ausgebrochen. »Ich führe mich auf wie ein kleines Mädchen!«, schniefte sie und nahm dankbar das Taschentuch, das Fee ihr lächelnd reichte. »Bei jeder Kleinigkeit, egal ob schön oder traurig, könnte ich heulen.«
»Keine Angst, auch das ist ganz normal«, beruhigte die fünffache Mutter und Ärztin die junge Frau. »Nach der Geburt tanzen Ihre Hormone Tango und sind für Stimmungsschwankungen und auch für die berühmten Wochenbettdepressionen verantwortlich.«
»Zum Glück hatte ich noch nie Depressionen. Aber ich denke, so was fühlt sich anders an.« Melanie lächelte tapfer und winkte Fee nach, ehe die das Zimmer verließ, um in die Kinderabteilung zurückzukehren. Dort traf Felicitas Norden den neuen Kollegen Dr. Berthold Kühnel, der erst seit ein paar Wochen an der Klinik beschäftigt war. Sympathisch, wie der Kinderarzt war, war es ihm nicht schwergefallen, schnell das Wohlwollen der weiblichen Kollegen zu gewinnen. Nach anfänglicher Skepsis war auch der Chef der Pädiatrie Dr. Mario Cornelius bald von den Fähigkeiten des Neuen überzeugt und freute sich über die dringend benötigte Verstärkung. »Nanu, Fee, ich dachte, du hast heute frei«, bemerkte Berthold und begrüßte die Kollegin mit einem Küsschen links und rechts auf die Wange. Fee steckte die Hände in die Kitteltaschen und stellte sich neben ihn an den Schreibtisch. Berthold blätterte gerade in der Akte einer kleinen Patientin.
»Eine Patientin meines Mannes hat hier in der Klinik ein Kind bekommen und wird morgen früh entlassen«, beantwortete sie seine Frage. »Übrigens hast du ihr Kind untersucht. Sie machte sich Sorgen, weil der kleine Finn so oft erbricht.«
»Ach ja, richtig.« Berthold Kühnel nickte, während er an den Fall dachte. »Möglich, dass sich der Kleine erst noch an unsere unwirtliche Welt gewöhnen muss. Dazu sollte man ihm schon ein paar Tage Zeit lassen.«
»Welche Untersuchungen hast du gemacht?«, fragte Fee interessiert. »In der Akte ist nichts dokumentiert.«
Berthold sah seine Kollegin an und lachte.
»Aufwendige Untersuchungen bei einem wenige Tage alten Säugling mit diesen Beschwerden würde bedeuten, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen«, erklärte er gutmütig. »Ich habe mir den Jungen angesehen. Wie in den ersten Lebenstagen üblich hat er zwar abgenommen, doch dieser Wert liegt im Normbereich. Ansonsten macht er einen quietschvergnügten Eindruck. Geben wir ihm doch erst einmal die Chance, sich im Leben zurechtzufinden.«
»Dazu brauchen manche Menschen viele Jahre und sind selbst als Erwachsene noch nicht fertig damit«, quittierte Fee diesen Vorschlag mit einem leicht ironischen Lächeln.
»Hast du jemand Bestimmten im Sinn?«, fragte Berthold Kühnel grinsend und klappte die Akte auf seinem Schreibtisch zu. Er hatte genug nachgedacht, um sich über die nächsten Behandlungsschritte seiner kleinen Patientin klar zu werden.
In der Tat hatte Fee unwillkürlich an die junge Lernschwester Carina denken müssen, die sich mit ihrem Bruder Mario über Wochen hinweg einen heißen Flirt geliefert hatte. »Es gibt in der Tat einige Menschen hier, denen es an der nötigen sittlichen Reife mangelt«, erinnerte sie sich an Carinas kurzfristige Absage und ihre späteren Versuche, Mario wieder versöhnlich zu stimmen. Doch im Grunde genommen waren diese Gedanken Schnee von gestern und nicht der Rede wert. »Die gibt es doch überall«, gab Bertold zu bedenken, und Fee musste ihm recht geben. »Apropos sittliche Reife. Hast du Schwester Carina irgendwo gesehen? Laut Plan müsste sie eigentlich Dienst haben. Aber sie scheint wie vom Erdboden verschwunden zu sein.«
Nur mit Mühe konnte Fee sich ein verdutztes Lachen verkneifen. Seit wann konnte der neue Kollege Gedanken lesen?
»Ich entnehme deinen Worten, dass du ein Faible für sie hast«, mutmaßte sie und sah ihn forschend an. Berthold Kühnel war kein klassisch schöner Mann, aber sein Gesicht war offen und ehrlich. So konnte die Ärztin auch auf den ersten Blick erkennen, dass sie mit ihrer Vermutung ins Schwarze getroffen hatte.
»Wenn sie die Chance bekommen hat, an dieser Klinik eine Ausbildung zu machen, dann gehe ich einfach davon aus, dass sie klug ist. Mal abgesehen davon, dass sie das bezauberndste Geschöpf unter Gottes Sonne ist …«, geriet Berthold unvermittelt ins Schwärmen. Als er Fees belustigten Blick bemerkte, hielt er erschrocken inne. Er wusste nicht, was sich zwischen Mario und Carina abgespielt hatte, und Felicitas dachte nicht daran, ihn aufzuklären. Jetzt noch weniger denn je.
»Keine Angst, dein Geheimnis ist bei mir in guten Händen. Ich werde dich nicht verraten«, versprach sie und meinte es auch so.
Berthold seufzte erleichtert auf.
»Vielen Dank, Fee. Du bist eine tolle Frau …«, er zwinkerte ihr zu, »… kannst du mir trotzdem verraten, wo ich Carina finde?«
»Wenn ich sie unterwegs sehe, sag ich ihr Bescheid«, versprach Fee und verabschiedete sich schließlich von ihrem Kollegen. Zu Hause wartete ihre Familie mit dem Frühstück auf sie. Mario und seine Freundin Marianne waren auch eingeladen. Es versprach, ein unbeschwerter Vormittag zu werden, und nachdem sie ihre Pflicht getan hatte, konnte sie es kaum erwarten, endlich zu ihren Lieben nach Hause zu kommen.
*
»Halt! Nicht bewegen!«, tönte eine melodische Stimme an das Ohr des Kinderarztes Mario Cornelius. Der Bruder von Felicitas Norden war gerade erst aus dem tiefen Schlaf erwachte. Frische Luft strömte ins Zimmer, und die Vorfrühlingssonne kitzelte ihn an der Nase.