Du hast sie nie gewollt: Chefarzt Dr. Norden 1169 – Arztroman
Von Jenny Pergelt
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Über dieses E-Book
So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
In den dreißig Dienstjahren auf der Rettungswache hatte Dr. Fred Steinbach gelernt, dass nicht alle Einsätze glücklich endeten. Gewöhnen konnte er sich trotzdem nie daran. Es ließ ihn nicht unberührt, wenn der Tod den Kampf um ein Menschenleben gewann, aber er konnte inzwischen akzeptieren, dass nicht alles in seiner Hand lag. Manchmal war die Krankheit zu weit fortgeschritten, ein anderes Mal waren die Verletzungen zu schwerwiegend. So, wie bei dieser jungen Frau, deren Leben in einem völlig zerstörten Autowrack zu Ende gegangen war. Sie würde nicht mehr erleben, wie ihre kleine Tochter aufwuchs, ihre ersten Schritte machte, das erste Wort sprach. Ihr Leben war unwiederbringlich vorbei. Das ihres Kindes stand noch ganz am Anfang. Wie durch ein Wunder hatte das kleine Mädchen den Unfall in seiner Babyschale auf dem Rücksitz überlebt. Mit großen wachen Augen sah es sich in dem Rettungswagen um, ohne zu verstehen, wie schicksalhaft dieser Tag für sie war. »Wie alt mag sie sein?«, fragte Jens Wiener, der Rettungssanitäter, leise. Sanft streichelte er ein zartes Händchen. »Ich schätze fünf, vielleicht sechs Monate.« Fred beendete seine Untersuchung. »Ich kann nichts feststellen. Auf den ersten Blick scheint sie unverletzt zu sein. Aber du weißt ja, wie das bei Kindern in diesem Alter ist: die Situation kann von einer Sekunde auf die andere umschlagen. Lass uns lieber zügig in die Behnisch-Klinik fahren.«
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Buchvorschau
Du hast sie nie gewollt - Jenny Pergelt
Chefarzt Dr. Norden
– 1169 –
Du hast sie nie gewollt
Rosa kämpfte um ein mutterloses Baby
Jenny Pergelt
In den dreißig Dienstjahren auf der Rettungswache hatte Dr. Fred Steinbach gelernt, dass nicht alle Einsätze glücklich endeten. Gewöhnen konnte er sich trotzdem nie daran. Es ließ ihn nicht unberührt, wenn der Tod den Kampf um ein Menschenleben gewann, aber er konnte inzwischen akzeptieren, dass nicht alles in seiner Hand lag. Manchmal war die Krankheit zu weit fortgeschritten, ein anderes Mal waren die Verletzungen zu schwerwiegend. So, wie bei dieser jungen Frau, deren Leben in einem völlig zerstörten Autowrack zu Ende gegangen war. Sie würde nicht mehr erleben, wie ihre kleine Tochter aufwuchs, ihre ersten Schritte machte, das erste Wort sprach. Ihr Leben war unwiederbringlich vorbei. Das ihres Kindes stand noch ganz am Anfang. Wie durch ein Wunder hatte das kleine Mädchen den Unfall in seiner Babyschale auf dem Rücksitz überlebt. Mit großen wachen Augen sah es sich in dem Rettungswagen um, ohne zu verstehen, wie schicksalhaft dieser Tag für sie war.
»Wie alt mag sie sein?«, fragte Jens Wiener, der Rettungssanitäter, leise. Sanft streichelte er ein zartes Händchen.
»Ich schätze fünf, vielleicht sechs Monate.« Fred beendete seine Untersuchung. »Ich kann nichts feststellen. Auf den ersten Blick scheint sie unverletzt zu sein. Aber du weißt ja, wie das bei Kindern in diesem Alter ist: die Situation kann von einer Sekunde auf die andere umschlagen. Lass uns lieber zügig in die Behnisch-Klinik fahren.«
»Mit dem vollen Programm?«
Fred nickte. »Mit allem, was du hast.«
Und so brachten die beiden Männer ein kleines, süßes Mädchen, das gerade seine Mutter verloren hatte, mit Blaulicht und Sirene in die Behnisch-Klinik.
Ihr Kommen hatte die Zentrale angekündigt, sodass sie bereits erwartet wurden. Dr. Erik Berger, der Leiter der Notaufnahme, hatte Felicitas Norden um Unterstützung gebeten. Auch wenn er mit Recht behaupten durfte, der beste Notfallmediziner Münchens zu sein, scheute er sich nicht, eine erfahrene Kinderärztin hinzuzuziehen, falls er es für nötig hielt. Babys sind keine kleinen Erwachsene, pflegte er dann immer zu sagen. Das, was für die großen Patienten galt, ließ sich nicht eins zu eins auf die kleinen übertragen. Zum Wohle der Kinder hielt Berger deshalb sein übergroßes Ego in Schach und überließ den ausgebildeten Kinderärzten das Feld.
Dr. Felicitas Norden, die von ihren Freunden nur Fee genannt wurde, war in der Behnisch-Klinik die Leiterin der Pädiatrie. Als sie Bergers Anruf erreicht hatte, war sie sofort in die Aufnahme gelaufen. Ein Baby, das einen schlimmen Verkehrsunfall mitgemacht hatte, konnte so schwer verletzt sein, dass es wortwörtlich um jede Sekunde ging.
»Wollen Sie sie gleich in die Pädiatrie hochbringen oder erst in den Schockraum?«, fragte Erik Berger seine Kollegin, als sich die Tür des Rettungswagens öffnete.
»Schockraum«, entschied Fee sofort. Der Schockraum in der Aufnahme war bestens für die Erstversorgung schwerer medizinischer Notfälle ausgestattet. Erst wenn die Patienten stabil genug waren, wurden sie von hier auf die Intensivstation gebracht oder auch in den OP.
Erik Berger hob die Babyschale aus dem Rettungswagen. Auf dem Weg in die Notaufnahme berichtete Fred Steinbach von dem, was ihm bekannt war. »Der Wagen ist bei regennasser Fahrbahn von der Straße abgekommen und hat sich mehrfach überschlagen. Es grenzt an ein Wunder, dass die Kleine überlebt hat. Äußerlich ist sie unverletzt, die Vitalwerte sind im Normbereich.«
Berger stieß die Tür zum Schockraum auf und stellte die Babyschale auf dem Behandlungstisch ab. Für die kleine Patientin war dies der Moment, die neue Umgebung und die vielen fremden Menschen um sich herum mit einem lauten und durchdringenden Geschrei zu begrüßen.
»Sehr schön«, sagte Erik zufrieden. »Mir sind die lauten Babys immer lieber als die stillen, von denen man nie weiß, was sie gerade ausbrüten.«
»Da gebe ich Ihnen recht«, erwiderte Fee, während sie das Baby erst mal nur oberflächlich nach Verletzungen absuchte. »Das habe ich schon beim Medizinstudium von meinem Professor gelernt. Bei einem Massenunfall sollen wir ein besonderes Augenmerk auf die Verletzten legen, die ruhig und still sind. Denjenigen, die noch laut brüllen und rufen können, geht es in der Regel gesundheitlich besser.« Ihr Tonfall änderte sich, wurde warm und sanft, als sie nun auf das Baby einsprach: »Pst, ist ja gut, meine Süße. Du kommst da ja jetzt raus.«
Sie öffnete den Gurt und nahm das Mädchen vorsichtig hoch, um es zu beruhigen. Das Weinen ließ sofort nach. Zärtlich streichelte Fee über den zarten Haarflaum und lächelte, als die Kleine das Köpfchen an ihre Brust legte und kräftig an ihrem Daumen nuckelte. »Na, meine Süße, hast du Hunger oder möchtest du dich nur ein wenig beruhigen?«
»Ich tippe auf Hunger«, sagte Berger. Er zuckte die Achseln, als ihn alle fragend ansahen. »Babys haben doch immer Hunger, oder nicht?«
»Wenn Sie das sagen«, gab Schwester Inga leise lachend zurück. Alle waren bester Stimmung. Dem Baby ging es augenscheinlich gut, und die Sorge, mit der die Ärzte und Schwestern seiner Ankunft entgegengesehen hatten, war purer Erleichterung gewichen. Selbst Erik Berger, der meistens griesgrämig und schlecht gelaunt war, machte Scherze und präsentierte ein seltenes Lächeln.
Fee legte die Kleine vorsichtig auf dem Behandlungstisch ab und begann mit einer gründlichen Untersuchung, während Berger bereitwillig assistierte.
»Ich habe ja sonst nichts zu tun«, erklärte er, als sie ihn deswegen amüsiert ansah. »Sobald die Mutter der Kleinen eintrifft, sind Sie mich los, Frau Norden.« Berger bemerkte den merkwürdigen Blick nicht, den Fred Steinbach seinem Rettungssanitäter zuwarf. »Haben Sie eine Ahnung, wann wir mit ihr rechnen dürfen?«, fragte er völlig ahnungslos die Männer vom Rettungswagen.
Fred Steinbach übernahm schweren Herzens das Antworten: »Hat Ihnen die Zentrale nichts gesagt? Die Mutter hat es nicht geschafft. Sie muss auf der Stelle tot gewesen sein. Wir konnten nichts mehr für sie tun.«
Alle starrten den Rettungsarzt entsetzt an.
»O mein Gott«, flüsterte Inga schockiert. Für eine endlos lange Zeit blieb es bei diesen wenigen Worten, die das tiefe Entsetzen über das Gehörte widerspiegelten. Die fröhliche Unbeschwertheit war verschwunden, und Erik Berger kehrte zu seinem sauertöpfischen Gesichtsausdruck zurück.
»Toll, dass wir das auch schon erfahren«, blaffte er und warf sein Stethoskop auf den Tisch. Erik Berger, den so schnell nichts erschüttern konnte und der von gefühlsseligen Momenten nichts hielt, wirkte ehrlich betroffen. Doch es gelang ihm rasch, das mit seiner gewohnten Bärbeißigkeit zu überspielen.
»Haben wir wenigstens einen Namen? Geburtsdatum? Irgendwelche anderen Informationen zum Baby?« Niemand störte sich an seinen harschen Worten. Das Wissen, dass dieses kleine süße Mädchen ohne seine Mutter aufwachsen würde, nahm sie mehr mit als Bergers rauer Umgangston.
»Nein, nichts«, reagierte Jens Wiener auf die Frage des Arztes. »Sobald die Polizei etwas herausgefunden hat, wird sie sich hier melden.«
»Lina. Unsere Süße heißt Lina.« Schwester Inga hielt ein Lätzchen hoch, auf dem in Großbuchstaben der Name des Kindes stand. »Es lag in der Babyschale.«