Auf den Wogen des Glücks: Sophienlust Bestseller 18 – Familienroman
Von Marisa Frank
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Über dieses E-Book
Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
»Annette, wo steckst du schon wieder?« Marita Kiesel sah sich verzweifelt in der kleinen Garderobe um. Gerade hatte ihr Kind noch friedlich auf dem Fußboden gehockt und mit einigen Bauklötzen gespielt. Nun war die Tochter verschwunden. »Annette!« rief Marita nochmals. Diesmal schon bedeutend ärgerlicher. Sie mußte sich beeilen, in einer halben Stunde mußte sie auf der Bühne stehen. »Gu gug!« rief die Zweijährige und streckte ihren Kopf unter dem Schminktisch hervor. »Annette, was fällt dir ein? Komm sofort her!« »Netti da«, sagte die Kleine. Ihr Gesicht verzog sich, die Unterlippe schob sich nach vorne, und schon rannen die Tränen. »Nicht doch, Netti«, versuchte Marita nun zu trösten, dabei warf sie einen hastigen Blick auf die Uhr. »Du weißt doch, daß Mami sich beeilen muß. Du hast noch nicht einmal aufgegessen.« Annette schüttelte ihren Kopf.
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Auf den Wogen des Glücks - Marisa Frank
Sophienlust Bestseller
– 18 –
Auf den Wogen des Glücks
Netti geht es endlich gut!
Marisa Frank
»Annette, wo steckst du schon wieder?« Marita Kiesel sah sich verzweifelt in der kleinen Garderobe um. Gerade hatte ihr Kind noch friedlich auf dem Fußboden gehockt und mit einigen Bauklötzen gespielt. Nun war die Tochter verschwunden.
»Annette!« rief Marita nochmals. Diesmal schon bedeutend ärgerlicher. Sie mußte sich beeilen, in einer halben Stunde mußte sie auf der Bühne stehen.
»Gu gug!« rief die Zweijährige und streckte ihren Kopf unter dem Schminktisch hervor.
»Annette, was fällt dir ein? Komm sofort her!«
»Netti da«, sagte die Kleine. Ihr Gesicht verzog sich, die Unterlippe schob sich nach vorne, und schon rannen die Tränen.
»Nicht doch, Netti«, versuchte Marita nun zu trösten, dabei warf sie einen hastigen Blick auf die Uhr. »Du weißt doch, daß Mami sich beeilen muß. Du hast noch nicht einmal aufgegessen.«
Annette schüttelte ihren Kopf. »Netti da«, meinte sie, und schon wollte sie wieder unter den Schminktisch kriechen. Marita war schneller. Sie bekam ihre Tochter am Arm zu fassen und zog das Kind ganz hervor.
»Nichts da, jetzt wird gegessen!« Marita setzte sich an den Tisch, rückte den Teller mit Grießbrei zurecht und zog ihre Tochter auf ihren Schoß. »Wenn du nicht selber essen willst, dann muß ich dich eben füttern.«
Seufzend füllte Marita einen Löffel mit Brei und steckte ihn Annette ins Mündchen. Die Mutter fragte sich, wie sie es wieder einmal schaffen sollte. Sie mußte sich noch umziehen und schminken. Vorher aber mußte das Kind satt sein und auf die Couch gebettet werden. Alles wurde immer schwieriger, denn Annette hatte nun schon ihren eigenen Willen, und das bekam sie gleich darauf zu spüren.
»Nein!« verkündete Annette laut und deutlich, dann preßte sie ihre Lippen fest aufeinander. Vergebens versuchte Marita ihr den Löffel zwischen die Lippen zu schieben. Schließlich schlug das Kind nach dem Löffel, der Brei spritzte durch das Zimmer.
»Na warte!« sagte die Mutter drohend. Wütend stellte sie Annette auf den Boden. Das Mädchen wartete die Standpauke nicht ab, sondern flüchtete in die Ecke der Garderobe, dort begann sie aus vollem Hals zu brüllen.
Plötzlich klopfte es an der Tür und die Garderobiere trat ein. Sie war eine ältere Frau mit grauen Haaren. Annette hatte sie sehr gern.
»Was ist denn mit meiner Kleinen?« rief sie freundlich, dabei streckte sie ihre Hände nach dem Kind aus.
Annette lief sofort schluchzend auf sie zu. »Netti lieb, Mami böse«, verkündete sie und barg ihren Kopf in Frau Martens Schoß.
»Aber, aber«, sagte die Garderobiere. Liebevoll strich sie Annette über das dunkle Haar. »So schlimm wird es schon nicht sein.«
»Schlimm«, echote die Kleine.
»Nun ist es aber genug«, sagte Marita ärgerlich. »Annette folgt überhaupt nicht mehr. Sehen Sie sich das nur an, sie hat fast nichts gegessen.«
»Lassen Sie nur, Fräulein Kiesel, ich mache das schon.« Frau Marten nahm das Kind auf den Arm. »Jetzt kann Netti beweisen, ob sie lieb ist«, sagte sie.
»Netti lieb«, versicherte die Kleine sofort, schmiegte sich enger an die Garderobiere und lächelte. Annette war es gewohnt, von fremden Menschen gehätschelt zu werden. Bereits als Säugling hatte ihre Mutter sie überallhin mitgenommen.
»Ich muß mich umziehen«, sagte Marita gehetzt. »Viel Zeit bleibt mir nicht mehr.«
»Dann beeilen Sie sich«, entgegnete Frau Marten ungerührt. »Ich komme mit Netti schon zurecht.«
»Netti sollte schlafen, während ich auf der Bühne stehe.« Die Mutter schüttelte ihren Kopf. »Ich habe keine Zeit mehr, sie auf die Couch zu betten. Ich weiß wirklich nicht, wie es weitergehen soll.«
»Nun machen Sie sich mal keine Sorgen. Hier kümmere ich mich schon um das Kind. Nicht wahr, Netti, du magst es, wenn sich die Tante um dich kümmert?«
Annette strahlte, warf der Mutter ein Kußhändchen zu und versicherte: »Netti lieb, Tante lieb.«
»Genauso ist es.« Gertrud Marten küßte das Kind auf die Stirn. »Deshalb werden wir beide jetzt auch schön brav unseren Brei aufessen. Anschließend gibt es noch etwas Gutes. Die Tante hat Netti etwas mitgebracht.«
»Netti haben.«
»Später, zuerst wird aufgegessen.« Die Garderobiere nahm Maritas Platz ein und begann Annette zu füttern. »Ein Löffelchen für die Tante, eines für die Mami, eines für den Teddybären.«
Marita traute ihren Augen nicht. Brav öffnete ihre Tochter den Mund und schluckte auch. Sie hatte aber keine Zeit, sich lange darüber zu wundern, sie mußte auf die Bühne. Eine Woche noch dauerte ihr Gastspiel in Maibach, dann ging es weiter nach Köln. Jeden Abend stand sie auf der Bühne. Dringend hätte sie ein Kindermädchen für Annette gebraucht, aber bei dieser niedrigen Gage konnte sie sich dieses einfach nicht leisten. Ihren Traum, einmal eine große Schauspielerin zu werden, hatte sie aber noch nicht aufgegeben.
Viele Gedanken gingen der jungen Frau durch den Kopf, während sie sich für die Vorstellung zurechtmachte. Hin und wieder warf sie einen Seitenblick auf Annette. Gertrud Marten hatte begonnen, ihr eine Geschichte zu erzählen. Marita war überzeugt, daß ihre Tochter kein Wort davon verstand, trotzdem lauschte sie begierig.
Es wurde an die Tür geklopft. Ein Zeichen für Marita, daß sie sich bereithalten mußte.
»Ich bin soweit!« rief Marita. Sie machte einige Schritte auf die Tür zu, hielt dann doch inne und ging zu dem Tischchen zurück. »Mami muß nun auf die Bühne«, erklärte sie ihrer Tochter. »Annette wird schnell einschlafen, nicht wahr?«
»Nein«, sagte Annette und rutschte von Frau Martens Schoß. Entschlossen klammerte sie sich an den Rock der Mutter. »Netti mit.«
»Das geht nicht, Netti, das weißt du doch.« Ärgerlich verzog sich Maritas Gesicht. Seit Tagen gab es jeden Abend das gleiche Theater. »Frau Marten wird dir jetzt die Schuhe ausziehen und dich auf die Couch legen. Wehe, du bist nicht brav, bis ich zurück bin.«
Die Drohung wirkte nicht. »Netti mit«, maulte die Kleine erneut.
»Schau mal, Netti, was ich da habe!« Gertrud Marten hatte eine Tafel Schokolade hervorgeholt und hielt sie dem Kind entgegen.
»Mhm«, machte Netti und löste sich etwas von der Mutter.
»Das ist für Netti, wenn Netti lieb ist«, lockte Frau Marten.
»Netti lieb.« Die Kleine lief auf die Garderobiere zu. »Haben!«
»Sag deiner Mutter zuerst auf Wiedersehen«, forderte die Frau.
Annette drehte sich um und hob ihr rechtes Händchen. »Ade, ade«, rief sie.
Marita seufzte. »Sei brav«, bat sie nochmals und wandte sich dann an Frau Marten. »Es ist aber nett von Ihnen…«, begann sie.
»Ich mache es gern«, unterbrach sie die Frau. »Wenn Sie nichts dagegen haben, bringe ich Annette auch gleich in die Pension. Ich warte dann dort auf Sie.«
»Das wäre sehr nett«, sagte Marita. Mit Schaudern dachte sie daran, daß Annette vor zwei Abenden wie am Spieß gebrüllt hatte, während sie auf der Bühne stand. So etwas durfte nicht nochmals vorkommen. Automatisch erwiderte sie das Kußhändchen, das ihr ihre Tochter zuwarf, dann eilte sie aus dem Raum.
*
»Gehen wir noch etwas trinken?« Ein Kollege blieb neben Marita Kiesel stehen. »Ich finde, wir haben uns ein Glas verdient. Das Publikum war heute wirklich nicht besonders. Es hat sehr mit dem Beifall gespart.«
»Es war auch nicht ausverkauft«, entgegnete Marita. Sie fühlte sich müde. Noch auf dem Weg zur Garderobe begann sie sich das Haar zu lösen.
»Was ist nun?« fragte Max Rieger. »Kommst du noch mit?«
»Geht nicht, ich muß nach Annette sehen.«
»Richtig, an die Kleine habe ich überhaupt nicht gedacht.« Max zog die Augenbrauen in die Höhe und musterte die Kollegin. »Sag mal«, fragte er dann, »geht dir das Kind nicht schrecklich auf die Nerven?«
Marita zuckte die Achseln.
»Ich würde an deiner Stelle versuchen, es loszuwerden«, fuhr der Mann fort. »So kann es doch nicht weitergehen. Du kannst die Kleine doch keine Sekunde mehr aus den Augen lassen.«
»Sie wird eben älter.« Marita seufzte.
»Sie ist ein entzückendes Kind«, meinte Max, »aber du solltest dich entscheiden. Bald wirst du keine Rolle mehr annehmen können. Denke an deine Karriere. Ich dachte, die ist dir wichtig.«
Marita hatte nun genug. »Hör auf!« fuhr sie den Kollegen an. »Glaubst du, mir macht es Spaß, keinen Schritt mehr ohne Annette tun zu können?«
»Dann solltest du etwas unternehmen.« Max grinste sie an. »Wie ist es jetzt? Gehst du mit?«
»Kann nicht. Ich muß zusehen, daß ich in die Pension komme. Frau Marten hat Annette schon hingebracht.«
»Dann viel Vergnügen. Wir sehen uns morgen.« Lässig hob Max die Hand und schlenderte davon.
Maritas Zähne bohrten sich in die Unterlippe. Da stand sie wieder einmal allein. Die Kollegen gingen