Küss mich über den Wolken
Von Barbara Dunlop
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Über dieses E-Book
Der Brillantring funkelt im schummrigen Licht der Bar, aber seltsam - er bedeutet Amber nichts. Und plötzlich weiß sie: Die Verlobung mit ihrem langjährigen Freund Hargrove war falsch. Weg damit! Stattdessen überredet sie den attraktiven Fremden, der sie zu einem Drink eingeladen hat, zu etwas Verrücktem: Noch in dieser Nacht will er mit seinem Jet nach Montana fliegen. Da ist doch sicher noch Platz für sie? Amber wünscht sich einen Urlaub fern von Chicago, um wieder zu sich selbst zu finden. Aber Royce Ryder, Pilot und Playboy, wünscht sich etwas ganz anderes …
Barbara Dunlop
Barbara Dunlop hat sich mit ihren humorvollen Romances einen großen Namen gemacht. Schon als kleines Mädchen dachte sie sich liebend gern Geschichten aus, doch wegen mangelnder Nachfrage blieb es stets bei einer Auflage von einem Exemplar. Das änderte sich, als sie ihr erstes Manuskript verkaufte: Mittlerweile haben die Romane von Barbara Dunlop weltweit eine begeisterte Leserschaft gefunden.
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Küss mich über den Wolken - Barbara Dunlop
Barbara Dunlop
Küss mich über den Wolken
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2010 by Barbara Dunlop
Originaltitel: „In Bed With the Wrangler"
erschienen bei: Harlequin Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1773 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Anja Mehrmann
Fotos: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-95446-558-3
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY, STURM DER LIEBE
www.cora.de
1. KAPITEL
Die Klänge der Jazzmusik folgten Royce Ryder, als er mit großen Schritten den Flur zwischen dem Ballsaal des Chicagoer Ritz-Carlton-Hotels und der Rezeption durchquerte. Er lockerte seine Fliege und atmete erleichtert auf. Sein Bruder Jared und dessen frisch gebackene Ehefrau Melissa würden selig lächelnd in den Morgen tanzen und jeden Moment ihrer Hochzeit genießen.
Royce hatte eine lange Nacht hinter sich. Im Namen seines Bruders hatte er die geladenen Gäste unterhalten und schließlich mit der Braut und den Brautjungfern angestoßen.
Er hatte sich gut amüsiert, getanzt, von der Hochzeitstorte gegessen und am Ende sogar das Strumpfband gefangen … ein Reflex, den er seiner Zeit als Mitglied der Baseballmannschaft auf dem College verdankte und der nichts über seine Heiratsabsichten aussagte.
Nun hatte er seine Schuldigkeit getan. Eine letzte Nacht würde er im zivilisierten Chicago verbringen, bevor er seine Strafe in Montana antrat. Die Verwaltung der Familien-Ranch zu übernehmen, war zwar nicht gleichzusetzen mit Schwerarbeit in Alcatraz, doch für einen Mann wie ihn, der während der vergangenen Jahre als Pilot die ganze Welt umrundet hatte, würde es ein langer Monat werden.
Natürlich gönnte er Jared seine Flitterwochen. Er fand es sogar ganz fantastisch, dass sein Bruder sich verliebt und geheiratet hatte. Und je besser er Melissa kennenlernte, desto sympathischer wurde sie ihm.
Sie war selbstsicher und clever und ließ keinen Zweifel daran, dass sie Jared und auch seiner jüngeren Schwester Stephanie aufrichtig zugeneigt war. Royce wünschte dem Paar eine traumhafte Reise in die Südsee. Sie hatten es verdient.
Pech nur, dass McQuestin, der Manager der Viehranch in Montana, sich in der Woche zuvor einen komplizierten Beinbruch zugezogen hatte. McQuestin war am Boden zerstört. Stephanie konnte sich ebenfalls nicht kümmern, sie bereitete ihre Reitschüler gerade auf ein wichtiges Turnier vor. Also musste Royce einspringen.
Er schwang sich auf einen gepolsterten Barhocker und betrachtete aufmerksam die Auswahl an Single-Malt-Whiskys in dem verspiegelten Regal. Die Frau neben sich nahm er zunächst nur aus dem Augenwinkel wahr, doch gleich darauf betrachtete er sie genauer. Sie war unglaublich attraktiv, hatte blondes Haar, von dunklen Wimpern umrahmte blaue Augen und leicht gerötete Wangen.
Ein rot gesäumtes, golden schimmerndes Kleid schmiegte sich eng um ihre reizvollen Kurven. Ihre Lippen waren kräftig rot geschminkt, und in ihren Händen mit den perfekt manikürten Nägeln hielt sie ein geschwungenes Martiniglas.
„Was möchten Sie trinken, Sir?" Der Barkeeper warf einen Untersetzer auf die polierte Mahagonitheke.
„Das Gleiche bitte, was die junge Dame hat." Royce konnte nicht aufhören, die Frau anzuschauen.
In dem Moment drehte sie sich zu ihm um, und ihr Blick sagte ihm deutlich, dass er besser verschwinden sollte. Er wünschte, er hätte wenigstens seine Fliege da gelassen, wo sie hingehörte, so herablassend funkelte sie ihn an. Aber dann hellte ihre Miene sich auf.
„Wodka Martini also?", fragte der Barkeeper.
„Genau." Royce nickte zustimmend.
„Sie sind einer der Trauzeugen", stellte die Frau fest. In der ruhigen Bar klang ihre Stimme heiser und sexy.
„Stimmt, erwiderte Royce leichthin, sofort bereit, seine Aufgabe des heutigen Abends zu seinem Vorteil zu nutzen. „Royce Ryder. Bruder des Bräutigams. Und Sie sind …?
„Amber Hutton", sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen.
Er drückte ihre zarte Hand. Amber hatte auffallend schöne, schlanke Finger und glatte, leicht schimmernde Haut. Sofort begann er sich vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, von dieser Hand gestreichelt zu werden …
„Müde vom Tanzen?", fragte er, als der Kellner den Martini vor ihn stellte.
„Bin nicht in der Stimmung." Geistesabwesend drehte sie den kleinen Spieß aus Plastik, an dem drei Oliven steckten, in ihrem Glas hin und her. Dann warf sie einen flüchtigen Blick hinter sich auf den mit Teppichboden ausgelegten Gang, der zu dem prächtigen Ballsaal führte.
Verschwörerisch beugte sie sich vor und flüsterte Royce zu: „Ich verstecke mich nämlich."
Eine Antwort, mit der er nicht gerechnet hätte. „Wovor?"
Einen Moment zögerte sie. Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Ist nicht wichtig."
Royce wollte sie nicht bedrängen. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"
Missbilligend zog sie ihre perfekt geformten Augenbrauen hoch. „Ja. Versuchen Sie nicht, mich anzubaggern."
„Autsch", sagte er und tat so, als sei er in seinem Stolz gekränkt.
Sie revanchierte sich mit einem schelmischen Grinsen. „Sie haben gefragt."
„Aber ich habe eine andere Reaktion erwartet."
„Ich könnte verstehen, wenn Sie jetzt gehen."
Er blickte ihr lange in die Augen. Spürte, dass sich ernsthafte Sorgen hinter ihrem Lächeln verbargen. Und obwohl er sonst sofort das Weite suchte, wenn er einer Frau mit Problemen begegnete, blieb er sitzen. „Ich will gar nicht gehen."
„Sie sind also ein netter Kerl, Royce Ryder?"
„Ja, log er. „Ein guter Freund. Ein richtig netter Junge von nebenan.
„Komisch, so hätte ich Sie nicht eingeschätzt."
„Noch mal autsch", erwiderte er mit sanfter Stimme. Dabei hatte sie vollkommen recht. Er der beste Freund einer Frau? Lachhaft.
„Auf mich wirken Sie eher wie ein Playboy."
„So kann man sich täuschen." Er wandte den Blick ab und trank einen Schluck Martini. Der ihm plötzlich ziemlich fade schmeckte.
„Und Sie haben die Party verlassen, weil …"
„… ich auch keine Lust zu tanzen hatte", gab er zu.
„Oh …"
Royce drehte sich auf dem Hocker um und blickte ihr ins Gesicht. „Ich bin Pilot", verkündete er nicht ohne Stolz. Mit der Zeit hatte er festgestellt, dass sein Beruf die meisten Frauen beeindruckte. Okay, sie hatte ihn gewarnt, nicht zu versuchen, sie anzubaggern, doch wenn sie im Lauf des Gesprächs ihre Meinung änderte …
„Bei einer Fluggesellschaft?", erkundigte sie sich interessiert.
„Bei Ryder International. Meist fliege ich den Firmenjet."
Ihr Glas war leer, und auch er trank aus und gab dem Barkeeper ein Zeichen für die nächste Runde.
„Mich betrunken zu machen, wird nicht funktionieren." Ihre Augen blitzten herausfordernd.
„Wer sagt, dass ich Sie betrunken machen will? Ich ertränke nur meine Sorgen und bestelle aus reiner Höflichkeit für Sie mit."
Wieder lächelte sie, schien sich zu entspannen. „Sie machen nicht gerade den Eindruck, als hätten Sie Sorgen, Mr ‚Ich-bin-Pilot-und-Trauzeuge‘."
„So kann man sich täuschen, wiederholte er. „Ich feiere meine letzte Nacht in Freiheit.
Er nahm den Spieß und ließ eine Olive in seinen Mund gleiten.
„Heiraten Sie etwa auch?"
Beinahe hätte er sich verschluckt. „Nein."
„Müssen Sie ins Gefängnis?"
Das kann auch nicht viel schlimmer sein … „Nach Montana", sagte er. Royce widerstand der Versuchung, einen genervten Seufzer folgen zu lassen.
Sie fixierte ihn forschend. „Was gefällt Ihnen an Montana nicht?"
„Dass es nicht Dubai oder Monaco ist."
In gespieltem Mitgefühl schüttelte sie den Kopf. „Sie Armer!"
Er nickte zustimmend. „Ich muss vorübergehend die Familien-Ranch beaufsichtigen. Unser Manager hat sich ein Bein gebrochen, und Jared ist in den Flitterwochen."
Noch immer lächelte sie leicht spöttisch, aber der Ausdruck in ihren Augen war sanfter geworden. „Dann sind Sie also wirklich ein netter Kerl?"
„Ein Ritter in schimmernder Rüstung."
„Das gefällt mir. Sie schwieg einen Moment und zeichnete ein Muster auf ihr beschlagenes Glas. „Es gibt nämlich Gelegenheiten, da braucht eine Frau einen Ritter.
Royce bemerkte das Zögern in ihrer Stimme und ihre angespannte Haltung. Wieder umwölkte sich ihre Miene.
„Ist das jetzt so eine Gelegenheit?", hörte er sich selbst fragen.
Den Ellbogen auf das polierte Holz der Theke gestützt, legte sie ihr Kinn in die Hand und blickte ihn an. „Waren Sie schon einmal verliebt, Royce Ryder?"
„Nein", antwortete er ohne zu zögern. Und er hatte auch nicht vor, sich zu verlieben. Liebe machte die Dinge nur kompliziert.
„Finden Sie nicht, dass Melissa heute glücklich aussieht?"
„Das trifft vermutlich auf die meisten Bräute zu."
„Ja", sagte Amber. Dann hob sie den Kopf, legte eine Hand auf den Tresen, wobei ein imposanter Dreikaräter an ihrem Ringfinger aufblitzte.
Ups, den hätte er ja fast übersehen! Ein grober Anfängerfehler. Was war heute Abend nur mit ihm los?
Amber hätte vernünftig sein und in dieser Stimmung keine Hochzeit besuchen sollen. Sie hätte Kopfschmerzen vortäuschen können. Ihre Mutter verbrachte das Wochenende in New York, und ihr Vater brauchte nun wirklich keine moralische Unterstützung, um an einem gesellschaftlichen Ereignis teilzunehmen.
„Sie sind verlobt." Royce Ryders Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sein Blick war auf ihren Ring gerichtet.
„Stimmt", gab sie zu und drehte den Diamanten um ihren Finger.
„Ich komme mir wirklich dumm vor", murmelte Royce.
Ihre Blicke trafen sich.
„Warum?", fragte sie.
Royce lachte spöttisch auf und hob sein Martiniglas an die Lippen. „Na ja, ich gebe mir zwar alle Mühe, es mir nicht anmerken zu lassen, aber ich baggere Sie tatsächlich an."
Seine Offenheit amüsierte sie. Amber unterdrückte ein Lächeln. „Tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss."
„Sie können ja nichts dafür."
Richtig. Sie war ehrlich gewesen. Und doch fragte sie sich, ob etwas in ihrem Gesicht, ihrer Stimme oder ihrer Körpersprache mehr als oberflächliches Interesse verraten hatte. Nicht, dass sie Hargrove betrügen wollte. Obwohl …
Sofort verbot sie sich diesen Gedanken.
Niemals würde sie Hargrove hintergehen. Doch sie konnte nicht leugnen, dass Royce ein äußerst attraktiver Mann war. Er wirkte intelligent und hatte Sinn für Humor. Wäre sie empfänglich für die Verführungskünste eines fremden Mannes … wäre sie nicht verlobt … bei Royce hätte sie vielleicht angebissen.
„Wie bitte?" Ein aufmerksamer Blick traf sie.
„Nichts. Sie wandte sich wieder ihrem Drink zu. „Ich würde es verstehen, wenn Sie jetzt gehen wollen.
Er verlagerte sein Gewicht, sagte mit gesenkter Stimme: „Ich würde es verstehen, wenn Sie mich auffordern würden zu gehen."
Sie brachte kein Wort heraus. Was sollte sie auch sagen?
Der Barkeeper bediente ein Paar am anderen Ende der Theke, und eine Gruppe junger Frauen rückte lachend und plaudernd in der Mitte des Foyers zwei Tische zusammen.
„Ist er hier? Royce deutete mit einer Kopfbewegung Richtung Ballsaal. „Haben Sie sich gestritten?
„Er ist in der Schweiz."
„Aha."
„Wie bitte?"
Aus dunklen blauen Augen blickte er sie neugierig an. „Sie sind einsam."
Also, was bildet sich dieser Kerl ein? „Ich bin nicht einsam, empörte sie sich. „Jedenfalls ist es nicht so, wie Sie denken. Mein Vater ist hier.
„Wie ist es denn?"
„Wie ist was?" Nervös stocherte sie mit dem Plastikspieß in ihrem Drink herum.
„In welcher Hinsicht sind Sie einsam?"
Warum habe ich das bloß gesagt? Was ist los mit mir? „Ich bin überhaupt nicht einsam."
„Okay."
„Ich bin …" Sie stockte, versuchte, ihre Gefühle zu ordnen. Hm, um