Frei für eine neue Liebe?
Von Claire Baxter
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Über dieses E-Book
Die einzigen Männer in ihrem Leben sind ihre Söhne! Das hat die schöne Regan sich nach der Trennung von ihrem Ex geschworen. Doch da kannte sie Chase Mattner noch nicht: vermögender Anwalt und alleinerziehender Vater einer süßen Tochter. In seiner Nähe spürt Regan nicht nur eine Vertrautheit, als würde sie ihn schon ewig kennen, sondern auch ein verräterisches Prickeln. Ganz entgegen ihres Vorsatzes beginnt sie, heimlich von einer neuen Familie zu träumen. Bis sie nach einer wunderbaren Liebesnacht plötzlich fürchten muss, dass Chase noch nicht wirklich frei ist …
Claire Baxter
Claire Baxter ist in Warwickshire England aufgewachsen und arbeitete, wie manch andere Autoren auch, in vielen anderen Bereichen, bevor sie genau wusste, was sie wollte: Liebesromane schreiben. Sie arbeitete unter anderem als persönliche Assistentin, Übersetzerin für Französisch, PR-Beraterin und im Kommunikationsmanagement. Sie unterbrach ihre Karriere, um ihren Abschluss in Journalismus zu absolvieren, aber auch herauszufinden, ob Sie sich ihren Traum, einen Liebesroman zu schreiben erfüllen kann. Wenn Claire nicht gerade an einem neuen Liebesroman schreibt, dann schwimmt sie gerne in ihrem Swimmingpool oder liest ein gutes Buch. Heute lebt Sie mit ihrem Ehemann, ihren zwei Söhnen und zwei Hunden in Adelaide im Süden von Australien. Sie freut sich sehr über Mails von ihren Lesern. http://www.clairebaxter.com (Claire Baxters Internetseite)
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Frei für eine neue Liebe? - Claire Baxter
Claire Baxter
Frei für eine neue Liebe?
IMPRESSUM
BIANCA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2008 by Claire Baxter
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1691 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Andrea Greul
Fotos: Bokelberg.com
Veröffentlicht im ePub Format im 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86295-260-1
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Regan Jantz schnappte sich ein Champagnerglas vom Tablett des Kellners, der gerade vorüberging, und suchte sich eine ruhige Ecke im Saal. Von hier aus konnte sie ungestört die einheimischen Geschäftsleute und japanischen Gäste beobachten.
„Ziemlich anstrengend, oder?"
Erschrocken drehte sich Regan in die Richtung, aus der die dunkle, angenehme Stimme gekommen war. Deren sympathischer Besitzer blickte Regan lächelnd an. Sie war also nicht die Einzige, die sich hierher verzogen hatte, um sich aus dem Partygetümmel zu befreien.
Während sie souverän zurücklächelte, musterte sie den auffällig großen und schlanken Mann verstohlen. Seine Haltung strahlte Selbstbewusstsein aus, seine Gesichtszüge waren markant, und er trug einen feinen Anzug. „Wie bitte?"
Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr leise zu: „Sie wirken nicht gerade, als würden Sie sich amüsieren."
„Oh." Regan wich einen Schritt zurück. Er mochte ja vielleicht gut aussehen, eine angenehme Stimme und ein umwerfendes Lächeln haben. Trotzdem zog sie es vor, Distanz zu halten. Schließlich kannte sie ihn nicht.
„Ich habe mich leider etwas verspätet. Hoffentlich dauert das Ganze nicht zu lange, murmelte sie mit einem Blick auf ihre Uhr. Sie wollte unbedingt zu Hause sein, bevor ihre Söhne schliefen. „Obwohl ich natürlich fest davon überzeugt bin, dass dies ein sehr erfolgreicher Abend wird
, fügte sie schnell hinzu und versuchte, möglichst charmant zu klingen. Vielleicht gehörte der attraktive Fremde zu den Organisatoren dieser Veranstaltung, und sie wollte nicht unhöflich sein.
Er nippte an seinem Glas und beobachtete schweigend die Gäste im Saal. Dann fragte er sie: „Glauben Sie, dass die neue Touristenroute eine gute Idee ist?"
„Aber ja, natürlich!" Ihre Begeisterung war echt.
Anlässlich einer Tourismus-Konferenz hatte das Fremdenverkehrsamt von Port Lincoln zu dieser Cocktailparty eingeladen, um das neueste Projekt vorzustellen. Port Lincoln lag am Südende der südaustralischen Halbinsel Eyre Peninsula. Das gesamte Gebiet sollte in eine attraktive Freizeitlandschaft verwandelt werden, um mehr Touristen anzulocken. Vor allem japanische Urlauber sollten angesprochen werden.
„Ich finde, das ist wirklich eine großartige Idee", ergänzte sie aufrichtig.
Normalerweise hätte sie die kurze Unterhaltung an diesem Punkt beendet. Doch anders als die meisten hier schien er wirklich Interesse an einem Gespräch über die neuen Pläne zu haben. Also fuhr sie fort: „Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich in das Projekt einsteigen soll."
„Warum nicht? Was machen Sie beruflich?"
„Ich betreibe eine Thunfischfarm." Während sie einen Schluck Champagner nahm, betrachtete sie seine Augen. Sie waren freundlich und braun – nicht so dunkel wie die ihres italienischen Exmannes, die er ihren beiden Jungs vererbt hatte. Dieses Braun war warm und golden. Die Farbe erinnerte sie ein bisschen an den Honig, den ihr Sohn Cory so gerne zum Frühstück aß.
„Wissen Sie, die meisten Touristen finden es sicher neu und faszinierend, eine Seepferdchenfarm zu besuchen, erklärte sie. „Bei einem Ausflug zu einer Austernzuchtstation dürfen sie Austern knacken und schlürfen, was natürlich etwas Besonderes ist. Aber alles, was sie bei uns zu sehen bekommen, sind, na ja, ein paar Thunfische in Gefangenschaft. Nicht wirklich aufregend, oder?
„Ich schätze, Sie haben bestimmt eine spannende Geschäftsidee, mit der Sie viele Gäste anlocken."
Obwohl sie natürlich ihr Bestes geben würde, war sie sich da nicht so sicher. „Und Sie, was führt Sie hierher?", fragte sie ihn, um das Thema zu wechseln.
„Gute Freunde haben mich gebeten, sie hier zu vertreten. Die beiden bieten in Leo Bay Bootstouren zu den Robbenbänken an. Die Touristen können dort gemeinsam mit den Tieren schwimmen."
Regan nickte anerkennend. „Dann ist die Route doch genau das Richtige für Ihre Freunde. Hatten sie heute Abend keine Zeit?"
„Ich schulde ihnen noch einen Gefallen, antwortete er und senkte die Stimme. „Sie mögen Veranstaltungen wie diese nicht besonders.
„Sie selbst aber schon?"
Kurz verzog er das Gesicht. „Absolut nicht. Deswegen habe ich ja gehofft, eine Leidensgenossin zu treffen, als Sie hier rübergekommen sind."
„Auf die gesellschaftlichen Verpflichtungen des Jobs könnte ich tatsächlich gut verzichten, um ganz ehrlich zu sein. Aber manchmal geht es eben nicht anders."
Entschuldigend lächelte er sie an. „Was das betrifft, bin ich leider etwas aus der Übung."
„Was meinen Sie?"
„Small Talk halten. Mit Erwachsenen."
Regan betrachtete ihn interessiert. Die feinen Linien um die Augen und den Mund ließen sein Gesicht besonders ausdrucksstark wirken. Seinen Hang zur Nachdenklichkeit konnte sie an den ausgeprägten Falten auf der Stirn ablesen. Eigentlich ungerecht – was das anging, befanden sich Männer klar im Vorteil.
Das Braun seines Haares war heller als das ihres Exmannes Giacomo, und seine lässige Frisur bildete einen reizvollen Kontrast zu seiner förmlichen Garderobe. Regan kam zu dem Schluss, dass er mit Abstand der attraktivste Mann war, den sie seit Langem getroffen hatte. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie ihn wortlos anstarrte.
Verlegen blickte sie zur Seite. „Ähm, eigentlich bin ich heute Abend hier, um mein Japanisch zu verbessern. Deswegen wird es allmählich Zeit, dass ich mich wieder unter die Leute mische."
„Es hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen. Ich heiße übrigens Chase. Er streckte ihr seine Hand entgegen. „Chase Mattner.
Durch den ständigen Umgang mit Geschäftsleuten kannte Regan mittlerweile jeden erdenklichen Händedruck: den kräftig-zupackenden genauso wie den ängstlich-verschwitzten. Der von Chase Mattner fühlte sich allerdings irgendwie … anders an. Klarer und verbindlicher. Sie genoss das leichte Kribbeln, das die Berührung bei ihr auslöste.
Wie albern. Jetzt dachte sie allen Ernstes über die Qualität von Handschlägen nach und fragte sich, ob dieser gut aussehende Mann vergeben war! Nicht, dass es sie überhaupt interessierte.
„Regan Jantz", entgegnete sie.
„Vielleicht laufen wir uns später noch einmal über den Weg."
Der Glanz in seinen Augen verriet ihr, dass er vermutlich nichts dagegen einzuwenden hätte.
Freundlich nickte sie ihm zu und ging. Auf dem Weg zurück ins Geschehen grübelte sie über seine Bemerkung nach, kein besonderes Talent für Gespräche mit Erwachsenen zu haben. Was hatte er bloß damit gemeint? Natürlich, er hatte wahrscheinlich Kinder. Na und? Wieso zerbrach sie sich eigentlich den Kopf darüber? Als sie in der Menge eine Hotelbesitzerin aus der Gegend erkannte, schob sie diese Gedanken schnell beiseite und steuerte zielstrebig auf sie zu.
Chase sah sich nach einem Kellner um, nachdem er Regan eine Weile dabei beobachtet hatte, wie sie sich gewandt von einem Grüppchen zum nächsten bewegte. Früher einmal hätte er alles dafür gegeben, einer Schönheit wie Regan Jantz zu begegnen – mit braunem Haar und blauen Augen, noch dazu gertenschlank und offenbar sehr geistreich.
Doch das war lange vorbei. Seit der Hochzeit mit Larissa hatten ihn andere Frauen nicht mehr interessiert. Und nach allem, was er seither durchgemacht hatte – Larissas Tod, die Verantwortung als alleinerziehender Vater –, hatte er mit dem Kapitel abgeschlossen.
Obwohl er zugeben musste, dass Regan ihm gefiel. Kaum hatte er sein leeres Glas gegen ein neues getauscht, schaute er sich suchend im Saal um. Tatsächlich entdeckte er Regan in einer Sitzecke, vertieft in eine Unterhaltung. Ihre Ausstrahlung und ihre Schönheit wirkten so natürlich. Wahrscheinlich gehörte sie zu den Frauen, die mit den Jahren immer attraktiver wurden.
Als sie sich ihrem Gesprächspartner zuneigte, verdeckte das dichte, dunkle Haar ihr Gesicht. Aber das Bild ihrer hohen Wangenknochen und ihrer intelligenten, leuchtend blauen Augen hatte sich bereits tief in Chase eingeprägt. Ein so klares Blau hatte er nie zuvor gesehen.
Bestimmt gab es einige Frauen, die Kontaktlinsen benutzten, um diese Wirkung zu erzielen. Selbst nach den wenigen Sätzen, die sie gewechselt hatten, wusste er jedoch, dass an Regan alles echt war. Der goldbraune Ton ihres Haares, ihre dichten, langen Wimpern, sogar das zarte Rosé ihrer Lippen. Vom ersten Moment an hatte sie ihn durch ihre ungekünstelte und offene Art eingenommen …
Schluss damit. Er hatte sie nicht anziehend gefunden. Sie hatte lediglich für einen Augenblick seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, mehr nicht. Und auch nur deshalb, weil er sie eventuell anziehend gefunden hätte – wenn alles anders gewesen wäre. In einem anderen Leben.
Außerdem hatte sie ihn an seine gute Freundin Joan erinnert, die ihm viel bedeutete. Dabei fiel ihm ein, dass Joan und ihr Mann Mike der eigentliche Grund dafür waren, dass er heute Abend hier stand. In einem Anzug.
Leise seufzte er und schob die freie Hand in die Hosentasche. Es war hoffnungslos: Er war nicht nur unfähig, Small Talk zu halten. Darüber hinaus war er es nicht mehr gewöhnt, einen Anzug zu tragen.
Andererseits: Warum sollte er das auch tun? Wenn er eines Tages tatsächlich wieder aus beruflichen Gründen ein solches Ding anziehen musste, wäre es längst aus der Mode. Die Vorstellung, ins Geschäftsleben zurückzukehren, solange Phoebe noch klein war, behagte ihm nicht. Schließlich war seine Tochter erst vier Jahre alt. Sie brauchte ihn, und es würde noch einige Zeit dauern, bis das nicht mehr der Fall war.
Es gelang Chase schließlich, seine Augen von Regan abzuwenden. Weil er aber keine Lust auf die üblichen Unterhaltungen mit den anderen Gästen hatte, drehte er sich zum Fenster und sah hinaus. Von dieser Stelle aus hatte man einen großartigen Blick auf das Ufer von Port Lincoln: Von der Spitze des Port Lincoln National Parks aus eröffnete sich das malerische Panorama der Boston Bay mit ihrem spektakulären tiefblauen Wasser. Der Ort war dreimal so groß wie Sydney. Hier kam man jedoch ohne den städtischen Trubel aus, den die fünzehntausend Einwohner sicherlich auch nicht vermissten.
Von allen Städten Australiens besaß Port Lincoln die höchste Millionärsdichte. Viele der hier ansässigen Thunfischzüchter hatten im Laufe der Zeit ein Vermögen verdient: Sie hatten ihre Ware nach Japan gekauft, weil die Nachfrage nach Sushi und Sashimi dort am größten war. Er fragte sich, ob Regan vielleicht dazugehörte.
Zwar sah sie nicht wie eine typische Millionärin aus. Aber gerade er wusste, dass der erste Eindruck oft täuschte. Seine Eltern waren das beste Beispiel dafür. Von den meisten Menschen wurden sie für Rucksacktouristen gehalten. Kein Wunder: Es war ihnen schon immer zuwider gewesen, ihr Geld zur Schau zu stellen.
Genauso zuwider schien ihnen die Verantwortung für ihren Sohn gewesen zu sein. Chase hätte jede Unterstützung von ihnen haben können – solange es sich dabei um finanzielle Hilfe handelte und er sie ansonsten in Ruhe ließ. Doch ihr Geld hatte er nicht gebraucht, denn davon hatte er immer selbst genug gehabt. Wirklich gebraucht hätte er Trost und elterliches Mitgefühl, als er nach Larissas Tod plötzlich mit Phoebe allein dagestanden hatte. Damals hatten es die beiden allerdings vorgezogen, quer durch Afrika zu reisen. Seitdem hatte er sie nicht mehr gesehen.
Er verscheuchte die schmerzhaften Erinnerungen, die wieder in ihm hochstiegen. Lieber wollte er sich ein Beispiel an Regan nehmen und sich an diesem Abend auf das Wesentliche konzentrieren. Er leerte sein Glas und ging zu den Gästen zurück. Schließlich wollte er Joan und Mike nicht enttäuschen und sie angemessen vertreten.
Als Regan kurz von ihrer Unterhaltung aufblickte, erkannte sie Chase. Er war ebenfalls in ein Gespräch vertieft und stand nicht weit von ihr entfernt. Hatte es ihn unabsichtlich in ihre Nähe verschlagen, oder hatte er dem Zufall nachgeholfen? Wenige Minuten später begannen die offiziellen Ansprachen, und alle Köpfe wandten sich in Richtung Bühne. Überrascht bemerkte sie Chase unmittelbar neben sich. Als Reaktion auf seine Anwesenheit schickten ihre Nervenenden spontan ein Kribbeln durch den ganzen Körper, das Regan am liebsten ignoriert hätte.
„Ich glaube, ich habe heute Abend mit jeder Person in diesem Raum gesprochen, flüsterte er ihr zu. „Und Sie? Haben Sie auch noch ein bisschen geübt?
Sie drehte sich zu ihm und sah