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Auf dem Weg ins Glück
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eBook272 Seiten3 Stunden

Auf dem Weg ins Glück

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Über dieses E-Book

Michael und Julia - Jeffrey und Grace. Zwei verschiedene Generationen auf der gleichen Suche nach dem vollkommenen Glück. Wird Michael für Julia seine Freiheit opfern? Ist Julia bereit, sich seinen Wünschen zu unterwerfen? Gelingt es Jeffrey endlich, Grace um Entschuldigung zu bitten? Wird ihm Grace verzeihen und mit ihm eine zweite Ehe wagen? Alle diese Fragen erhalten eine Antwort, und alle Wünsche werden sich erfüllen - wenn die Liebe stark genug ist!

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum12. Dez. 2016
ISBN9783733774356
Auf dem Weg ins Glück
Autor

Jasmine Cresswell

Geboren in England, pendelt Jasmine Cresswell nun zwischen ihrem Winterdomizilen in Sarasota, Florida, und ihrem Sommersitz in Evergreen, Colorado. Sie schreibt seit 1975 und hat seitdem mehr als fünfzig Romane mit einer Gesamtauflage von neun Millionen Exemplaren veröffentlicht.

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    Buchvorschau

    Auf dem Weg ins Glück - Jasmine Cresswell

    IMPRESSUM

    Auf dem Weg ins Glück erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 1997 by Jasmine Cresswell

    Originaltitel: „I Do, Again"

    erschienen bei: HQE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SPEZIAL

    Band 12 - 1997 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Übersetzung: Michael Große

    Umschlagsmotive: Stockbyte / ThinkstockPhotos

    Veröffentlicht im ePub Format in 12/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733774356

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Das Untergeschoß von DeWilde’s London lag ruhig da, der ständige Strom von Kunden war verschwunden, die Lichter waren gedämpft, die Glasvitrinen mit dem schimmernden Schmuck abgedeckt. Jeffrey DeWilde wanderte zwischen den verwaisten Displays umher, betrachtete die Neuerungen der letzten Wochen und fragte sich dabei, ob sie wirklich eine Verbesserung gegenüber vorher bedeuteten. Er bewunderte ein elegantes Arrangement mit spanischen Lederhandtaschen und italienischen Seidenschals, besah sich mit hochgezogener Augenbraue eine schwere silberne Haarbürste auf einem Bett aus purpurfarbenen Dessous, und blieb dann vor der auffälligen Registrierkasse stehen. War es wirklich eine so gute Idee gewesen, die Kasse von ihrem traditionellen Platz im gedrängt vollen vierten Stock an einen solch exponierten Platz hier bei den Fahrstühlen zu stellen? Jeffrey wusste es nicht, aber Gabe schien es für eine gute Idee zu halten, und während der letzten Monate hatte Jeffrey gelernt, sich auf die Einschätzungen seines Sohnes zu verlassen, was das Geschäft anging.

    Bis zu ihrer Trennung vor ungefähr einem Jahr hatten Jeffrey und seine Frau Grace diesen Gang am Freitagabend immer zusammen unternommen. Jeffrey hatte diese Stunde genossen, während der Grace an seiner Seite ihm die praktischen Vorteile einer Neuerung erklärte. Für sie beide war dieser gemächliche Rundgang durchs Geschäft immer die Einleitung des Wochenendes gewesen. Eine Möglichkeit für Grace und ihn, sich nach der betriebsamen Hektik der Woche langsam zu entspannen.

    Manchmal konnte er sogar etwas Nützliches beitragen, indem er irgendetwas, das Grace sagte, in Zusammenhang mit finanziellen Gegebenheiten des DeWilde-Konzerns brachte, der Filialen in Paris, New York und Monte Carlo unterhielt. Verkaufszahlen, Großhandelspreise, Zinsen und Gewinnmargen standen jederzeit glasklar in seinem Kopf zur Verfügung. Aber ohne Graces Fähigkeit, diese Zahlen ins konkrete Tagesgeschäft umzusetzen, hatte er nicht mehr viel zu bieten, was Entscheidungen über Einkäufe und Produktpräsentation betraf.

    Während der letzten fünfzehn Monate war dieser Freitagabend-Rundgang ein Akt des Widerstandes gewesen – er wollte sich selbst beweisen, dass sich in seinem Leben nicht alles zum Schlimmsten gewendet hatte, nur weil Grace ihn verlassen hatte und sie jetzt geschieden waren.

    Geschieden. Was Jeffrey betraf, so hatte dieses Wort immer noch einen unwirklichen Klang, wenn es auf Grace und ihn angewendet wurde. Er hatte die Scheidung von Grace gewollt. Vor fünf Monaten, als sie in Nevada wohnte, um die Auflagen für eine dortige Scheidung zu erfüllen, hatte er das Ende ihrer Ehe förmlich herbeigesehnt, damit die verbalen Verletzungen ein Ende hatten, die sie sich ständig zufügten.

    Seit April war er theoretisch gesehen ein freier Mann, und nun war es schon fast August. Fünfzehn wundervolle Wochen Freiheit von den Fesseln der Ehe. Jeffrey lachte rau. Ach ja, er erlebte nun all die Freuden der Freiheit von seiner kläglich gescheiterten Ehe. Er hoffte – er hoffte es wirklich –, dass in einem weiteren Jahr allein die Worte Scheidung und Junggeselle nicht mehr die Macht besitzen würden, ihn augenblicklich in tiefe Depression zu stürzen.

    „Ist alles in Ordnung, Sir?" Einer der uniformierten Sicherheitsbeamten trat aus dem Schatten in Jeffreys Blickfeld.

    „Ja, alles ist in bester Ordnung, vielen Dank." Wenn er nicht das beständige Bedürfnis beachtete, die nächste Wand mit den Fäusten bearbeiten zu wollen, war wirklich alles wunderbar. Jeffrey wandte sich ab, das kaum verhohlene Interesse des Wachmanns war ihm zuwider. Er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass seine privatesten Dinge Gegenstand des Klatsches seiner Angestellten waren.

    Da er dicht neben der achteckigen Vitrine stand, die die Tiara der Kaiserin Eugenie enthielt, fiel sein Blick auf die Krone aus blitzenden Diamanten und Perlen, die auf einem kunstvoll drapierten Bett aus scharlachrotem Samt lag. Die scheinbar zufälligen Falten des schweren Stoffes bildeten einen krassen Gegensatz zu der Strenge der Tiara, seine warme Farbe kontrastierte mit der eisigen Brillanz der Diamanten. Lianne Beecham, Jeffreys Schwiegertochter, hatte die Vitrine erst vor kurzem neu gestaltet, und ihr exotischer Touch trug eindeutig ihre talentierte Handschrift.

    Die Tiara war ein unschätzbar kostbares historisches Stück, ein Geschenk des französischen Kaisers Louis Napoleon, auch bekannt als Napoleon III., an seine geliebte Gattin Eugenie. Jedes Mal, wenn Jeffrey an dem Glaskasten vorbeikam und das Blitzen der Diamanten und den warmen Glanz der unbezahlbaren Perlen sah, regten sich widersprüchliche Gefühle in ihm. Die einzigartige Tiara, fast fünfzig Jahre spurlos verschwunden, war endlich wieder an ihren angestammten Platz zurückgekehrt, ungefähr zwei Wochen nachdem Grace England verlassen hatte und nach San Francisco geflogen war. Es ist schon eine Ironie des Schicksals, dachte er immer wieder dabei. Er hatte eins der verschwundenen Familienschmuckstücke wiederbekommen, aber zugleich seine Frau verloren. Ein verdammt hoher Preis!

    Er riss sich zusammen. Es hatte keinen Sinn, sich weiter auf dem ausgetretenen Pfad sinnlosen Bedauerns entlangzuquälen.

    „Sie wissen, dass ich heute Abend einen Kurier erwarte, der etwas Wichtiges anliefern wird?", fragte er den Wachmann, dessen Namensschild ihn als Bill Babb auswies.

    Bill nickte. „Ja, Sir, es ist alles entsprechend geregelt. Keith befindet sich am Eingang, und er klingelt durch, sobald der Kurier eintrifft. Ich bringe den Besucher dann nach oben in Ihr Büro, oder wo immer Sie ihn treffen wollen."

    „In mein Büro, bitte. Jeffrey warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich erwarte den Kurier vor sieben Uhr, was bedeutet, er wird irgendwann in den nächsten fünfzehn Minuten kommen. Sagen Sie bitte Keith, ich fahre jetzt hinauf ins sechste Stockwerk.

    „Ja, Sir. Ich werde es sofort erledigen. Gute Nacht, Sir."

    „Gute Nacht."

    Zurück in seinem Büro, begann Jeffrey den Stapel Papiere durchzusehen, die auf ihn warteten, aber schon nach kurzer Zeit gab er es auf. Er konnte sich nicht konzentrieren. Er ging hinüber zu der Bar, die sich hinter der Mahagonivertäfelung der Wand befand, und goss sich einen Whisky ein. Einen Moment lang ließ er den weichen Scotch auf der Zunge rollen, ehe er ihn hinunterschluckte. Das Glas behielt er in den Händen, widerstand aber der Versuchung, weiterzutrinken. Nachdem Grace ihn verlassen hatte, hatte er eine ganze Menge getrunken, es jedoch bald wieder in den Griff bekommen. Aber er wusste, oft genug noch versuchte er seine Einsamkeit durch Alkohol erträglicher zu gestalten. Langsam, schmerzhaft, war es ihm klargeworden, dass es besser war, zu seinen Gefühlen zu stehen, auch wenn es unangenehme Gefühle waren. Wenn man sie zu sehr unterdrückte, dann bestand die Gefahr, dass sie irgendwann explodierten. In seinem Fall war seine Ehe explodiert.

    Die Folgen spürte er noch immer. Er merkte es daran, dass er kaum Freude über die Rückkehr der berühmten DeWilde-Juwelen empfand. Im letzten Jahr hatte er sich fast wie besessen darauf konzentriert, das Geheimnis um die verschwundenen Stücke und das Schicksal seines Onkels Dirk zu lüften, die beide zur selben Zeit verschwunden waren. Mit Hilfe von Nick Santos, eines Privatdetektivs, waren alle Geheimnisse gelöst und die Juwelen wiedergefunden worden. Santos hatte dabei zwei bislang unbekannte Zweige der Familie DeWilde in Australien und Neuseeland entdeckt, eine jahrzehntelange Feindschaft mit der Familie de Villeneuve war endlich beigelegt worden, und die Gründe für Dirks Verschwinden waren nun bekannt. Heute Abend, als Krönung, würden die letzten der verschwundenen Juwelen hierher zurückgebracht. Ein Grund für eine große Feier – nur, dass Jeffrey sich kaum mehr erinnerte, warum es fast lebenswichtig für ihn gewesen war.

    Das Telefon klingelte, eine willkommene Unterbrechung seiner düsteren Gedanken. Er nahm den Hörer ab. „Ja?"

    „Mr. DeWilde, hier ist Keith Jones vom Eingang."

    „Ja?"

    „Der Kurier aus San Francisco ist da."

    „Gut. Schicken Sie ihn bitte sofort hinauf zu mir."

    „Ich … ja, Sir. Bill wird … den Kurier hinaufbegleiten."

    Jeffrey war das leichte Zögern in der Stimme des Wachmanns nicht entgangen. „Keith, gibt es ein Problem?"

    „Ich … nein. Kein Problem, Sir. Die Papiere des … Kuriers sind alle in Ordnung. Unterzeichnet von Nick Santos, wie Sie sagten. Der Mann gab ein seltsames Geräusch von sich, als würde er ein Husten unterdrücken. „Bill und der Kurier sind bereits auf dem Weg nach oben, Sir. Es wird nicht mehr als ein paar Minuten dauern, bis sie im sechsten Stock sind. Ich bin sicher, Sie werden alles in Ordnung finden, Sir.

    „Ausgezeichnet. Danke." Jeffrey legte auf, stellte sein ungeleertes Glas auf den Schreibtisch und durchquerte sein Büro, um die Tür zu öffnen. Das seltsame Zögern in der Stimme des Wachmanns ließ ihn dabei nicht los.

    Verdammt, irgendetwas stimmt doch nicht, dachte er. Der Wachmann hatte zwar ganz normale Dinge gesagt, aber sein Ton hatte verraten, dass es ein Problem gab.

    Nick Santos hätte diese wichtige Lieferung selbst vornehmen sollen, dachte Jeffrey verärgert. Er hatte ein ungutes Gefühl dabei gehabt, als ihn der Privatdetektiv informierte, dass er die Juwelen nicht persönlich abliefern würde. Und nun roch er förmlich, mit dem Kurier stimmte etwas nicht.

    Da es sich um Millionenwerte handelte, wollte Jeffrey kein Risiko eingehen. Es konnte durchaus sein, dass Keith mit einer Pistole am Kopf gezwungen worden war, den Spezialfahrstuhl zum sechsten Stockwerk freizuschalten. Der einzige Weg, es herauszufinden, würde sein, selbst hinunterzufahren und dort nachzusehen. Aber da er weder bewaffnet noch trainiert war, konnte es zu einer Tragödie führen, wenn er versuchte, den Helden zu spielen. Oder zu einer demütigenden Farce.

    Er brauchte professionelle Hilfe.

    Er ging zurück zum Schreibtisch und aktivierte den stummen Alarm, der direkt mit dem Büro der Sicherheitsfirma verbunden war, die über die heutige Lieferung natürlich informiert war. Bewaffnete Männer würden innerhalb kurzer Zeit hier sein, um nach dem Grund für den Alarm zu sehen, und das gab ihm ein beruhigendes Gefühl. Es mochte ja sein, dass er übertrieben vorsichtig handelte, aber sonst konnte es bereits zu spät sein, wenn sich seine Ahnung bewahrheiten würde.

    Jeffrey hörte, wie sich die Fahrstuhltüren öffneten, und ein Adrenalinstoß durchzuckte ihn. Der dicke Teppichboden verschluckte die Schritte, und weder der Kurier noch der Wachmann sagten ein Wort. Ein schlechtes Zeichen. Bill Babb war ihm ziemlich redselig vorgekommen.

    Die Bürotür stand leicht angelehnt, aber Bill klopfte dennoch, wobei er zugleich den Kopf hereinsteckte. „Ihr … Kurier aus San Francisco ist hier, Mr. DeWilde."

    Der Mann befand sich offensichtlich in Schwierigkeiten. Jeffrey packte die Schreibtischkanten. „Schicken Sie ihn herein, Bill."

    „Ja, Sir." Bill seufzte sichtlich erleichtert, trat zur Seite und öffnete die Tür.

    Jeffrey runzelte die Stirn, als niemand erschien. Er war das Spiel leid. „Kommen Sie herein!, rief er. „Ich weiß zwar nicht, was Sie vorhaben, aber unsere Sicherheitsvorkehrungen sind … Seine Stimme verlor sich, als eine Frau eintrat. Er merkte, dass ihm der Mund offenstand, und schloss ihn hastig.

    „Hallo, Jeffrey."

    Er musste zweimal schlucken, ehe er antworten konnte. „Grace, sagte er benommen. „Grace, was machst du denn hier?

    „Nick hat mir gestattet, als Kurier die DeWilde-Juwelen zurückzubringen, sagte sie. Sie legte einen schmalen Aluminiumkoffer auf den Schreibtisch vor ihn hin, und sie stand jetzt so dicht vor ihm, dass ihm ihr zartes Parfüm in die Nase stieg. Sie deutete auf den Koffer. „Ich habe alle vier Stücke hier. Überzeuge dich davon, dass es die noch fehlenden sind.

    „Du hast dein Haar abgeschnitten." Er hatte nicht so etwas Irrelevantes sagen wollen, etwas so Persönliches, aber er war wie hypnotisiert von ihrem veränderten Äußeren. Erst vor wenigen Wochen hatte er sie zuletzt gesehen, bei der Hochzeit seiner Tochter Kate in San Francisco, aber heute Abend wirkte sie wie ein völlig anderer Mensch auf ihn. Solange er sie kannte, hatte sie ihr langes Haar im Nacken zu einem Knoten geschlungen getragen, und nun war es kurz, und eine dicke blonde Strähne fiel ihr über Stirn und Wange. Dieses Zeichen eines neuen Lebensabschnittes verunsicherte ihn, gab ihm das Gefühl, sich immer noch in den alten Bahnen zu bewegen.

    „Kate war der Meinung, ich sollte etwas für mein Aussehen tun. Sie lächelte schwach. „Wenn Kate so etwas auffällt, heißt das, eine neue Frisur ist mindestens seit zehn Jahren überfällig. Sie strich sich die Strähne hinters Ohr zurück und spielte einen Moment lang mit ihren Saphirohrringen. „Gefällt es dir?"

    Er starrte wie hypnotisiert auf ihre Finger, die sanft ihr Ohrläppchen massierten. Vorher war ihm noch nie bewusst gewesen, dass Ohrläppchen an einem weiblichen Körper etwas so Erotisches sein konnten. „Es sieht … nett aus. Er räusperte sich und versuchte es nochmals. „Es steht dir. Sehr schmeichelhaft und modern.

    Ihre Stimme war heiserer, tiefer als sonst. „Ich freue mich, dass du es magst."

    Was soll ich darauf antworten? dachte Jeffrey. Er schaute zur Seite und ballte hilflos die Fäuste. In Konferenzen hatte er spielend ein Auditorium von hundert Menschen im Griff, wehrte locker feindselige Fragen ab, machte geistreiche Zwischenbemerkungen und brachte Hitzköpfe mit ruhiger Sachlichkeit und guten Argumenten zum Einlenken. Aber bei den Menschen, die ihm wirklich etwas bedeuteten, drückte er sich ungeschickt aus, und wenn es um Gefühle ging, brachte er nur Allgemeinplätze heraus …

    Dies war das erste Mal, dass Grace wieder hier im Büro stand, seit sie ihn verlassen hatte. Es war auch an einem Freitag gewesen. Ein Freitag Anfang Mai, vor über einem Jahr. Es irritierte ihn, sie hier in dieser vertrauten Umgebung zu sehen – im Aussehen so deutlich verändert. Wie seltsam, dass er in diesem Augenblick, nach einer jahrzehntelangen Ehe und mehr als einem Jahr Trennung, nicht Wehmut oder Bedauern verspürte – nicht einmal Ärger. Verlangen war es, was er empfand, ein so direktes und wildes Verlangen, wie er es zuletzt gefühlt hatte, als sie Mitte Zwanzig gewesen waren. Ein primitives Verlangen, seine Exfrau auf die Couch zu werfen und sie leidenschaftlich zu lieben.

    Wie immer, wenn Jeffrey die richtigen Worte fehlten, flüchtete er sich in praktische und unverbindliche Äußerungen.

    „Nick hätte dich nicht mit solchen Millionenwerten den Atlantik überqueren lassen sollen, sagte er. „Das ist kein Job für … Er hatte „eine Frau, sagen wollen, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig abfangen. Megan, Kate und Lianne hatten mit gemeinsamen Anstrengungen immerhin erreicht, dass er seine Vorurteile zumindest nicht mehr aussprach. „Das ist ein Job für jemanden, der eine entsprechende fachliche Ausbildung hat, fuhr er fort. „Ich hoffe, du hattest am Zoll keine Probleme?"

    „Nein, es gab keine. Nick kümmerte sich um alle erforderlichen Papiere, schleuste mich durch den Zoll und fuhr mich heute Abend hierher. Aber ich wollte die Freude haben, dir die wiedergefundenen DeWilde-Juwelen persönlich zu überbringen."

    Er wunderte sich, warum es ihr so wichtig war, wagte aber nicht zu fragen. Seit dem schicksalsträchtigen Tag vor neunzehn Monaten, als Grace bekannte, dass sie ihn geheiratet hatte, ohne ihn zu lieben, war Jeffrey bewusst, wie gefährlich es war, persönliche Fragen zu stellen, außer man wusste hundertprozentig die Antwort darauf. Dennoch hob es seine Stimmung, dass es Grace wichtig war zu wissen, wie er dachte. Das ganze letzte Jahr über hatte sie ständig darauf beharrt, Raum für sich zu haben, was bedeutete, so weit wie möglich von ihrem Exmann entfernt zu sein.

    Jeffrey schaffte es, mit falscher Herzlichkeit zu lächeln. „Also, jetzt sollte ich wohl besser den Koffer öffnen und einen Blick auf die Juwelen werfen … um mich zu überzeugen, dass sie die Reise gut überstanden haben."

    Grace hob ihre Hand, und nun sah er, dass der Koffer mit einer schmalen Stahlkette und einer Handschelle an ihrem Gelenk befestigt war. Die Handschelle war mit Samt ummantelt und sah aus wie eins der Spielzeuge aus einem Sexshop in San Francisco. Diese Assoziation minderte sein schwelendes Verlangen nicht gerade.

    „Hier ist der Schlüssel zu der Handschelle, sagte Grace, griff in den Ausschnitt ihres marineblauen Leinenkostüms und holte eine zierliche Goldkette hervor. Sie zog sich die Kette über den Kopf und reichte Jeffrey den kleinen Schlüssel, der daran hing. „Hiermit kannst du die Handschelle und das Vorhängeschloss öffnen. Nick sagte mir, du wüsstest bereits die Nummern des Kombinationsschlosses.

    „Ja, das stimmt. Jeffrey nahm den Schlüssel, der noch immer die Wärme ihrer Brüste abstrahlte. „Könntest du … deine Hand ausstrecken? Damit ich die Handschelle aufschließen kann?

    „Sicher." Sie hielt ihm die Hand entgegen, die Innenfläche nach oben gedreht, und er schloss auf. Das Armband fiel auf den Schreibtisch, und das laute Aufschlagen auf dem Holz hallte in der angespannten Ruhe des Büros wider.

    Jeffrey fuhr sich mit den Fingern zwischen Hals und Kragen, zerrte an seiner Krawatte, weil ihm plötzlich der Atem knapp wurde. Grace massierte sich die Innenseite des Handgelenks, und er wandte sich abrupt ab, gab die Zahlenkombination ein, die den Koffer öffnen würde. Aber zwischen seinen Fingern und seinem Gehirn mussten irgendwelche Fehlverbindungen bestehen, denn er benötigte vier Versuche, ehe endlich die Schlösser aufsprangen. Vorsichtig öffnete er nun den Kofferdeckel, und einen Augenblick lang vergaß er Graces Nähe, als er die vier exquisiten Schmuckstücke in den Spezialfächern liegen sah.

    Grace beugte sich vor. „Gott sei Dank scheinen sie sich während der Reise nicht bewegt zu haben, sagte sie. „Einige der Fassungen sind so empfindlich, dass ich Angst hatte, sie könnten beschädigt werden.

    „Nein, sie waren sehr gut geschützt. Wer auch immer den Transport vorbereitet hat, hat gute Arbeit geleistet."

    „Nick und ich haben es zusammen getan."

    Jeffrey nahm ein Paar Ohrringe heraus und hielt sie gegen das Licht. Sie waren besetzt mit unschätzbar kostbaren burmesischen Rubinen und Diamanten und fast zu schwer für zierliche Frauenohren. Die Brosche bestand aus einer Mischung von Rubinen, Diamanten und Smaragden auf einem ungewöhnlichen Untergrund aus schlichtem schwarzen Onyx. Noch atemberaubender war das Dancing Waters – Kollier, eine Kaskade von Diamanten, mit Saphiren versetzt, das aussah wie das klare blaue Wasser eines rauschenden Bergbachs. Und dann gab es noch die Tiara, die einst die Zarin Katharina die Große von Russland geschmückt hatte – ein exquisiter Kranz von Diamanten, Rubinen und Smaragden.

    Jeffrey nahm das schimmernde Halsband und drehte es langsam, sodass die Diamanten das Licht in ihrem Facettenschliff einfingen und in allen Farben des Regenbogens funkelnd wiedergaben.

    „Ist es nicht wunderschön!", rief Grace spontan.

    Aus einem Impuls heraus legte Jeffrey es ihr um ihren schlanken Hals. „Juwelen sehen immer besser aus, wenn sie getragen werden", sagte er.

    Sie lachte sanft und atemlos, als sie sich herabbeugte, um sich in dem schmalen Spiegel hinter der Bar zu betrachten. „Das stimmt, aber blaues Leinen wird diesem Kollier nicht gerecht. Solche spektakulären Schmuckstücke brauchen zumindest schimmernden Satin und kostbare Spitze."

    „Nein, sagte Jeffrey rau. „Sie brauchen einzig nur die nackten Schultern einer schönen Frau, wie du es bist.

    Ihre Blicke verfingen sich für einen Moment. „Manchmal machst du die erstaunlichsten Komplimente, Jeffrey."

    Er lächelte trocken. „Nein, das war es nicht. Ich habe nur die Wahrheit ausgesprochen …"

    „Vielleicht sollten wir deine Theorie testen, sage sie und griff nach der Reihe winziger Knöpfe an ihrer Kostümjacke. „Ich sagte, Satin und Spitze, du sagst nackte Haut. Lass uns sehen, wer recht behält.

    Sie würde ihre Jacke ausziehen. Jeffrey

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