Sophienlust 294 – Familienroman: Am Ende siegt die Liebe
Von Susanne Svanberg
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"Wartet doch mal", schrie Vicky und sprang von ihrem Fahrrad. Aufgeregt schwenkte sie den rechten Arm durch die Luft. "Immer diese Mädchen", maulte Nick, der große dunkelhaarige Junge, der die kleine Kolonne anführte. "Ständig wollen sie Rast machen. Da kommt man doch überhaupt nicht voran. Was ist denn jetzt schon wieder? Wenn das so weitergeht, erreichen wir heute die Burg nicht mehr." Der hübsche Junge mit den ausdrucksvollen dunklen Augen wendete sein Rad, rollte langsam den Weg zurück. Fabian, Henrik, Irmela und Angelika, die hinter ihm fuhren, hielten ebenfalls an, drehten sich um. "Was gibt's?" fragte Nick, der sich verantwortungsbewußt stets um die Jüngeren kümmerte. Er selbst besuchte bereits die Oberstufe des Gymnasiums, war groß und schlank. "Schau mal, da ist etwas. Vielleicht ein Tier." Vicky Langenbach, das jüngste Mädchen der Gruppe, deutete aufgeregt zu einem Apfelbaum, der abseits der Straße stand. Die Äste des Baumes bogen sich unter der Last der Früchte, die allerdings noch nicht reif waren. "Warum schaust du denn nicht nach?" kritisierte Fabian Schöller, der nun ebenfalls näher kam.
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Rezensionen für Sophienlust 294 – Familienroman
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Buchvorschau
Sophienlust 294 – Familienroman - Susanne Svanberg
Leseprobe:
Jerry wünscht sich einen großen Bruder
LeseprobeDr. Lutz Brachmann blickte den blassen stillen Jungen, der neben ihm im Wagen saß, besorgt an. »Wir sind in Sophienlust, Christoph«, sagte er behutsam. »Es wird dir hier gefallen. Alle werden dich liebhaben, und du wirst sie auch liebgewinnen.« »Ich werde nie mehr jemanden liebhaben«, erwiderte der Junge trotzig. »Mir werden ja doch alle weggenommen, die ich liebhabe.« Aller Schmerz um ein unbegreifliches Geschick lag in diesen Worten, so dass Lutz Brachmann tröstend über den dichten Haarschopf strich. Doch Christoph Wendland zuckte zurück. »Nun steigt aber endlich aus«, sagte da eine frische Jungenstimme. »Wir warten schon lange.« »Das ist Dominik, Christoph. Ich habe dir von ihm erzählt«, äußerte Dr. Brachmann eindringlich. »Er wird dein Freund sein.« »Ich will keinen Freund«
Sophienlust
– 294 –
Am Ende siegt die Liebe
Und die kleine Jenny kann allen Kummer vergessen
Susanne Svanberg
»Wartet doch mal«, schrie Vicky und sprang von ihrem Fahrrad. Aufgeregt schwenkte sie den rechten Arm durch die Luft.
»Immer diese Mädchen«, maulte Nick, der große dunkelhaarige Junge, der die kleine Kolonne anführte. »Ständig wollen sie Rast machen. Da kommt man doch überhaupt nicht voran. Was ist denn jetzt schon wieder? Wenn das so weitergeht, erreichen wir heute die Burg nicht mehr.«
Der hübsche Junge mit den ausdrucksvollen dunklen Augen wendete sein Rad, rollte langsam den Weg zurück.
Fabian, Henrik, Irmela und Angelika, die hinter ihm fuhren, hielten ebenfalls an, drehten sich um.
»Was gibt’s?« fragte Nick, der sich verantwortungsbewußt stets um die Jüngeren kümmerte. Er selbst besuchte bereits die Oberstufe des Gymnasiums, war groß und schlank.
»Schau mal, da ist etwas. Vielleicht ein Tier.« Vicky Langenbach, das jüngste Mädchen der Gruppe, deutete aufgeregt zu einem Apfelbaum, der abseits der Straße stand. Die Äste des Baumes bogen sich unter der Last der Früchte, die allerdings noch nicht reif waren.
»Warum schaust du denn nicht nach?« kritisierte Fabian Schöller, der nun ebenfalls näher kam.
»Ich trau mich nicht.« Vicky zog die schmalen Schultern hoch. Ihr langes braunes Haar war am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen.
»Hm. Wenn es ein Tier ist, lebt es nicht mehr«, meinte Pünktchen. Sie war hinter Vicky gefahren und stand nun neben der Jüngeren. Unsicher zog sie ihr Stupsnäschen mit den vielen Sommersprossen kraus.
Diese Sommersprossen waren es, die Angelina Dommin den Spitznamen »Pünktchen« eingebracht hatten. In Sophienlust nannte sie niemand anders. Doch daran störte sich das blonde Mädchen mit den klaren blauen Augen nicht. Für das Waisenkind Angelina war das Kinderheim Sophienlust genauso Heimat geworden wie für die vielen anderen Kinder, die dort lebten. Alle fühlten sich wie in einer großen Familie. In einer Familie, die in guten und schlechten Tagen fest zusammenhielt.
Nick, der mit vollem Damen Dominik von Wellentin-Schoenecker hieß, hatte das ehemalige Gut Sophienlust von seiner Urgroßmama geerbt. Seine Mutter hatte das Kinderheim eingerichtet und verwaltete den Besitz für ihn bis zu seiner Volljährigkeit. Schon sehr früh hatte Nick gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Trotzdem blieb er der kameradschaftliche, unbekümmerte Lausbub, den alle liebten.
Auch jetzt überlegte der Sechzehnjährige nicht lange. Er stellte sein Rad am Straßenrand ab und ging über die Wiese auf den Apfelbaum zu.
Vicky und Pünktchen folgten ihm in einigem Abstand. Sie wußten genau, daß sie sich in Nicks Gegenwart nicht zu fürchten brauchten. Nick wußte immer einen Ausweg, wußte immer Rat. Nicht nur deshalb schwärmte Pünktchen heimlich für ihn, sondern auch, weil er ein ausgesprochen hübscher Junge war, der seiner schönen Mama immer ähnlicher wurde.
Auf halbem Weg zögerte Nick. »Ein Hund«, murmelte er. »Aber er ist tot.«
»Schau doch nur, man hat ihn an den Baum gebunden«, stellte Vicky entsetzt fest.
»Er muß verhungert sein.« Pünktchen ging rasch weiter.
»So eine Gemeinheit«, schimpfte Nick und stürmte nun im Laufschritt vorwärts.
»In der Zeitung habe ich gelesen, daß manche Leute ihre Hunde oder Katzen aussetzen, wenn sie in Urlaub fahren«, erklärte Irmela, die ebenfalls herbeigekommen war. Irmela Grotte war in Sophienlust, weil ihre Mutter in Bombay lebte. Irmela wollte in Deutschland das Abitur machen und später Medizin studieren.
»Den Kerl müßte man erwischen und bestrafen«, erboste sich Fabian. Mit langen Schritten rannte er vor Henrik in Richtung Apfelbaum.
Pünktchen war inzwischen bei dem Tier, das ausgestreckt im Gras lag. »So ein schöner Hund«, jammerte sie. »Wer kann nur so herzlos sein, ihn einfach auszusetzen?«
»Vielleicht hat man geglaubt, es würde ihn jemand finden«, überlegte die kleine Vicky laut.
»Ach, wer mit dem Auto fährt, schaut sich doch nicht rechts und links die Wiesen an.« Voll Empörung schüttelte Henrik von Schoenecker den Kopf.
Die Kinder standen im Halbkreis um den bewegungslosen Hund herum. Er war nicht reinrassig, aber ein ausgesprochen schönes Tier. Er hatte etwa die Größe eines Spaniels, doch sein Fell war nicht glänzend, sondern wollig und dunkelbraun. Eine Besonderheit waren die vier weißen Pfoten. Fast sah es aus, als trage das Tier Schuhe.
»Der Hund kann noch nicht lange tot sein«, murmelte Nick und bückte sich. Vorsichtig berührte er das Fell des Tieres.
In diesem Augenblick schlug der Hund die Augen auf. Es waren große dunkle Augen. Augen, in denen alles Leid dieser Welt sich zu vereinen
schien.
»Er lebt«, flüsterte Vicky ergriffen. Spontan ging auch sie in die Hocke.
Vielleicht befürchtete das halb verhungerte Tier, daß man ihm weh tun wolle. Es wollte wohl fliehen und stemmte sich mit letzter Kraft auf die Vorderfüße. Aber es sackte sofort wieder kraftlos zusammen. Dabei ließ es ein wehklagendes Jaulen hören.
»Er lebt noch!« jauchzte Henrik jetzt und klatschte vor Freude in die Hände. »Nehmen wir ihn mit, Nick?«
Der große Junge strich dem Vierbeiner beruhigend über den Kopf. »Müssen wir wohl. Schließlich können wir ihn nicht hier verenden lassen.«
»Dann fahren wir einfach an einem anderen Tag zur Burg«, schlug Vicky spontan vor.
»Ja. Denn der Hund hier kann nicht warten, bis wir zurück sind. Es ist ohnehin fraglich, ob für ihn nicht schon jede Hilfe zu spät kommt.« Bedauernd sah Nick auf die leidende Kreatur.
»Wir bringen ihn ins Tierheim zu Hans-Joachim«, meinte Pünktchen, während auch sie mitleidig auf den erbärmlich abgemagerten Hund sah.
Dr. Hans-Joachim von Lehn, der junge Tierarzt, war mit Nicks ältester Stiefschwester Andrea verheiratet. Das Paar, das selbst einen kleinen Jungen hatte, unterhielt zu den Kindern von Sophienlust ein gutes, freundschaftliches Verhältnis.
»Ja, aber wie machen wir das?« Fragend schaute Fabian die Kameraden der Reihe nach an.
»Das ist doch ganz einfach«, behauptete Pünktchen, die sehr praktisch veranlagt war. »Wir haben doch eine Decke dabei fürs Picknick. Wir binden sie einfach an zwei Stöcke, und schon haben wir eine Tragbahre.«
»Und wenn der Hund sich das nicht gefallen läßt? Wenn er herunterspringt?« Henrik schaute reichlich besorgt drein.
»Kann er doch gar nicht. Er ist viel zu schwach.« Irmela sah sich bereits nach passenden Stöcken um.
»Nick und Fabian tragen den Hund, und wir schieben die Räder zurück«, schlug Angelika vor.
So wurde es gemacht. Es war ein trauriger Zug, der bald von der Landstraße abzweigte und über einen Feldweg zum Tierheim Waldi und Co. zog. So rasch wie möglich strebte man vorwärts. Trotzdem befürchteten alle, den Wettlauf mit dem Tod zu verlieren.
Am traurigsten war Vicky, die das ausgesetzte Tier entdeckt hatte. Sie schob ihr Fahrrad neben Nick und Fabian und schaute immer wieder ängstlich auf den halb verhungerten Vierbeiner.
»Glaubst du, wir schaffen es, Nick?« wisperte sie.
»Ich hoffe es.« Nick nahm auch die Kinder ernst, die wesentlich jünger waren als er selbst. Diese Eigenschaft machte ihn zum Freund aller Kleinen.
»Und glaubst du, daß Hans-Joachim ihm helfen kann?«
»Wenn es jemand kann, dann er«, meinte Nick zuversichtlich.Doch als er wenig später das bedenkliche Gesicht seines Schwagers sah, schwand auch seine Hoffnung.
Dr. Hans-Joachim von Lehn untersuchte das Tier mit feinfühligen, geübten Händen. Ein Verbrechen ist es, dachte er dabei, wenn man die Treue eines Hundes so belohnt. »Eine Hündin, völlig entkräftet«, sagte er laut. »Außerdem trägt sie.«
»Was… was heißt das?« piepste Vicky, die nicht von der Seite des jungen Tierarztes wich.
»Daß sie Kinder bekommen hätte, wenn…« Hans-Joachim von Lehn seufzte. Er und seine junge Frau waren außerordentlich tierlieb. Auch ihrem kleinen Söhnchen schärften sie immer wieder ein, Achtung vor jeder Kreatur zu haben. Daß jemand so herzlos handeln konnte, begriff der Tierarzt nicht.
»Stirbt sie?« fragte Vicky voll Angst. Sie verfolgte mit bangen Blicken jede Bewegung des Tierarztes.
»Ich weiß es nicht«, gab Hans-Joachim von Lehn offen zu. Er spreizte die Augenschlitze der Hündin etwas, um ihre Reflexe zu prüfen. »Ich tue natürlich, was ich kann.