Wem darf man noch glauben?: Der Bergpfarrer 457 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Pfarrer Trenker spürte den Blick Markus Bruckners, mit dem er hinter ihm herstarrte, geradezu körperlich, und musste fast grinsen, obwohl ihm nach dem Gespräch mit Angelika Neumann ganz und gar nicht danach zumute war. Er hatte bei ihr nichts erreicht. Pauls Schwester hatte nicht die Spur von Einsicht gezeigt. Dafür hatte er dem Bürgermeister wieder einmal einen Dämpfer verpasst. Der Hinweis, eine Bürgerinitiative gegen die Eröffnung der Bar, von der sich der Bergpfarrer sicher war, dass es sich um einen Erotikclub handelte, auf die Beine stellen zu wollen, würde dem guten Markus sicher wieder mehr als eine schlaflose Nacht bereiten. Erotikclub! Das Wort war noch nicht richtig zu Ende gedacht, als ihn eine Idee durchzuckte. Es gab einen alten Freund, der ihm vielleicht helfen konnte. ›Warum bist du nicht schon längst darauf gekommen? ‹, fragte er sich und beschleunigte seine Schritte. Im Pfarrhaus angekommen, begab er sich sofort in sein Arbeitszimmer, nahm den Telefonhörer, klickte eine eingespeicherte Nummer an. Dreimal erklang das Tuten, dann erklang eine volltönende Stimme: »Guten Tag, Hochwürden. Lange nichts von Ihnen gehört.« Der Angerufene hatte von seinem Display ablesen können, wer ihn anrief. Es handelte sich um Torben Mahlberg, der ihm schon den einen oder anderen Gefallen erwiesen hatte, wenn er nicht mehr weiter gewusst hatte. Torben Mahlberg war auch ein Vangaalen-Geschädigter. Er und Patrizia Vangaalen waren früher einmal Geschäftspartner gewesen. Dann hatte die Vangaalen ihm ihre kriminellen Machenschaften in die Schuhe geschoben. Aufgrund von Falschaussagen der skrupellosen Geschäftsfrau und vorgelegten gefälschten Beweisen war es ihr gelungen, Torben ins Gefängnis zu bringen. Er wurde zwar vorzeitig wegen guter Führung entlassen, galt aber als vorbestraft.
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Wem darf man noch glauben? - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 457–
Wem darf man noch glauben?
Ein Nachtclub in St. Johann?
Toni Waidacher
Pfarrer Trenker spürte den Blick Markus Bruckners, mit dem er hinter ihm herstarrte, geradezu körperlich, und musste fast grinsen, obwohl ihm nach dem Gespräch mit Angelika Neumann ganz und gar nicht danach zumute war.
Er hatte bei ihr nichts erreicht. Pauls Schwester hatte nicht die Spur von Einsicht gezeigt. Dafür hatte er dem Bürgermeister wieder einmal einen Dämpfer verpasst. Der Hinweis, eine Bürgerinitiative gegen die Eröffnung der Bar, von der sich der Bergpfarrer sicher war, dass es sich um einen Erotikclub handelte, auf die Beine stellen zu wollen, würde dem guten Markus sicher wieder mehr als eine schlaflose Nacht bereiten.
Erotikclub! Das Wort war noch nicht richtig zu Ende gedacht, als ihn eine Idee durchzuckte. Es gab einen alten Freund, der ihm vielleicht helfen konnte. ›Warum bist du nicht schon längst darauf gekommen?‹, fragte er sich und beschleunigte seine Schritte.
Im Pfarrhaus angekommen, begab er sich sofort in sein Arbeitszimmer, nahm den Telefonhörer, klickte eine eingespeicherte Nummer an.
Dreimal erklang das Tuten, dann erklang eine volltönende Stimme: »Guten Tag, Hochwürden. Lange nichts von Ihnen gehört.« Der Angerufene hatte von seinem Display ablesen können, wer ihn anrief.
Es handelte sich um Torben Mahlberg, der ihm schon den einen oder anderen Gefallen erwiesen hatte, wenn er nicht mehr weiter gewusst hatte.
Torben Mahlberg war auch ein Vangaalen-Geschädigter. Er und Patrizia Vangaalen waren früher einmal Geschäftspartner gewesen.
Dann hatte die Vangaalen ihm ihre kriminellen Machenschaften in die Schuhe geschoben. Aufgrund von Falschaussagen der skrupellosen Geschäftsfrau und vorgelegten gefälschten Beweisen war es ihr gelungen, Torben ins Gefängnis zu bringen. Er wurde zwar vorzeitig wegen guter Führung entlassen, galt aber als vorbestraft. Seine berufliche Existenz war so gut wie ruiniert.
Torben Mahlberg spürte Patricia Vangaalen tatsächlich in St. Johann auf, und wollte sich an ihr rächen. In dieser schwierigen Zeit hatten der Bergpfarrer und sein Bruder ihm dabei geholfen, der Gerechtigkeit wieder zum Sieg zu verhelfen. Er wurde rehabilitiert. Inzwischen war Torben mit seiner damaligen Sekretärin verheiratet, der er es zu verdanken hatte, dass er infolge der Intrigen der Holländerin nicht sein gesamtes Vermögen verloren hatte. Die beiden waren glückliche Eltern eines kleinen Jungen.
»Sei herzlich gegrüßt, Torben. Es stimmt. Es ist wirklich viel Wasser die Kachlach hinuntergelaufen. Aber du weißt es ja selber: Man ist von früh bis spät eingespannt. Ich hoff’, bei euch ist alles gut und ihr seid alle wohlauf.«
»Klar, Hochwürden. Dasselbe hoffe ich von Ihnen. Aber Sie rufen sicherlich nicht an, um mich zu fragen, wie es uns geht. Wo also drückt der Schuh? Hoffentlich nicht eine neue Hiobsbotschaft, Ihre alte Erzfeindin betreffend.«
»Nein, die Dame ist anderweitig beschäftigt, sozusagen unabkömmlich. Die niederländische Justiz hat schon bald nach ihrer Festnahme ihre Auslieferung an Deutschland verfügt, und nun sitzt sie in München in U-Haft, wo sie auf ihren Prozess wartet. Um die Vangaalen geht’s net, Torben. Du hast doch Geschäftsbeziehungen bis in alle Ecken und Winkel Deutschlands. Hast du auch welche nach Rastatt, Baden?«
Torben musste nicht lange nachdenken. »Habe ich«, antwortete er.
»Freut mich, das zu hören. Ich weiß net, ob du’s schon gehört hast: In St. Johann möcht’ ein Mann namens Bruno Hollweck eine Bar eröffnen, und zwar in dem ehemaligen Gollwitzer-Anwesen. Wir vermuten, dass Hollweck dort Striptease und Erotiktänze anbieten will. Der Mann soll in Rastatt bereits eine Bar betreiben. Könnest du mal deine Fühler ausfahren und feststellen, um welche Art von Betrieb es sich bei diesem Etablissement handelt?«
»Kein Problem, Hochwürden. Dies herauszufinden dürfte nicht allzu schwer sein. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ich was weiß.«
»Danke, Torben. Bestell der Susanne schöne Grüße von mir. Dem Kleinen geht’s hoffentlich gut?«
»Der wächst und gedeiht«, lachte Torben. »Wenn Sie mir vielleicht jetzt noch erzählen, Hochwürden, weshalb Sie es so sehr interessiert, was Hollweck in seinem Laden anbietet.«
»Kein Mensch will in St. Johann einen Erotikclub oder noch schlimmeres haben, Torben. Darum werden wir eine Bürgerinitiative ins Leben rufen. Um erfolgreich zu sein, benötigen wir Informationen, damit wir entsprechend argumentieren können. Der Bruckner träumt von einem florierenden Nachtleben und wittert nämlich schon wieder zusätzliche Einnahmen für die Gemeindekasse, er unterstützt das Projekt. Das heißt, die Gemeinde ist bereit, die erforderlichen Lizenzen zu erteilen. Also müssen sich die Bürger von St. Johann dagegen wehren. Wenn wir allerdings nix Handfestes vorzuweisen haben, werden wir scheitern.«
»Es ist immer dasselbe mit dem Bruckner«, seufzte Torben Mahlberg. »Sie haben doch den heißen Draht nach oben, Hochwürden. Können Sie nicht dafür sorgen, dass ihn der Heilige Geist mal ein wenig erleuchtet?«
Sebastian lachte. »Wenn das so einfach wär’, Torben. Leider ist es das net. Und so muss ich mich halt wahrscheinlich bis zu meiner Pensionierung und darüber hinaus mit dem Markus herumschlagen. Ich glaub’ fast, mir würd’ was fehlen, wär’s net so.«
Auch Torben lachte. »Ja, so etwas kann zur Gewohnheit werden. Ich kümmere mich um die Sache, Hochwürden. Und sobald ich was herausgefunden habe, rufe ich Sie an.«
»Schön, dass es Menschen gibt, auf die man sich verlassen kann. Pfüat di, Torben. Und wie gesagt: Bestell der Susanne schöne Grüße.«
»Bis dann, Hochwürden. Den Gruß werde ich gern ausrichten!«
Sie beendeten das Gespräch und Sebastian setzte sich an den Computer, um ihn hochzufahren, als es an der Haustür läutete. Da er wusste, dass Frau Tappert öffnen würde, blieb er sitzen. Er vernahm Stimmen, Frauenstimmen, und gleich darauf streckte Sophie Tappert den Kopf zur Tür herein.
»Es ist die Frau Neumann, Hochwürden, die Sie gern sprechen möcht’. Darf ich sie hereinlassen?«
Mit allem hatte Sebastian gerechnet, aber dass Angelika Neumann so schnell – ja, dass sie überhaupt bei ihm vorsprach, das verblüffte ihn. »Natürlich, Frau Tappert. Bitten S’ sie herein.«
Gleich darauf betrat Angelika das Büro. Sie lächelte, aber dieses Mal war es kein strahlendes Lächeln, sondern sie lächelte scheu und verlegen. »Entschuldigen Sie bitte die Störung, Herr Pfarrer …«
»Kein Problem.« Sebastian hatte sich erhoben. »Haben S’ was auf dem Herzen, Frau Neumann? Es ist gerade mal eine halbe Stunde her, dass wir miteinander gesprochen haben. Haben Sie’s sich vielleicht anders überlegt und wollen S’ ihr Gewissen erleichtern?«
»Ja, Herr Pfarrer. Was wir getan haben, war ausgesprochen gemein von uns. Das ist mir nach dem Gespräch mit Ihnen klar geworden. Nachdem unser Gespräch vorhin beendet war, hat mich oben im Flur vor meinem Zimmer Anne erwartet. Ich habe ihr erklärt, dass ich diese Spielchen nicht mehr mitmache.«
»Bitte, Frau Neumann, setzen S’ sich«, sagte der Bergpfarrer und wies auf einen der Stühle neben seinem Schreibtisch. »Möchten S’ vielleicht was trinken, eine Tasse Kaffee eventuell oder Tee? Ich kann Ihnen aber auch frisch gepressten Saft anbieten.«
»Nein, danke.« Angelika ließ sich nieder und auch Sebastian nahm wieder Platz. Erwartungsvoll musterte er die schöne Frau.
Sie senkte den Blick wie jemand, der sich seiner Schuld bewusst ist, und sagte: »Anne hat mir eine Szene gemacht, Hochwürden, sie hat mir sogar gedroht, dass ich ein blaues Wunder erleben würde, wenn ich etwas ausplaudern würde.«
Sebastian kniff die Augen ein wenig zusammen. »Bitte, reden S’ weiter,