Dr. Laurins intriganter Kollege: Dr. Laurin 176 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Antonia Laurin telefonierte. »Das ist aber nett, Vater«, sagte sie gerade. »Natürlich kommen wir mal rüber. Leon wird sich auch freuen, Winterfeld wiederzusehen. Er weiß sicher Interessantes zu erzählen.»Was ist nett und wer ist Winterfeld?«, fragte ihre jüngste Tochter Kyra, als Antonia den Hörer aufgelegt hatte.»Die Großeltern haben Besuch aus Südamerika bekommen«, erwiderte Antonia geistesabwesend, denn ihre Gedanken wanderten ein Dutzend Jahre zurück. Seltsam, dass sie sich noch so deutlich an Dr. Rupert Winterfeld erinnern konnte. Rups hatte sie ihn genannt, weil er ein bisschen ruppig war, was ja zu seinem Namen passte. Professor Kayser war sein Doktorvater gewesen, und er hatte viel von ihm gehalten. Gar zu gern hätte ihn auch Leon Laurin an die Prof.-Kayser-Klinik verpflichtet, aber Dr. Winterfeld hatte es hinausgezogen in die Ferne.»Einen Farbigen?«, fragte Kyra in ihre Gedanken hinein.»Nein, Dr. Winterfeld ist ein Deutscher«, erwiderte Antonia lächelnd.»Schade, dass nicht mal ein Farbiger zu uns kommt«, meinte Kyra.
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Buchvorschau
Dr. Laurins intriganter Kollege - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 176 –
Dr. Laurins intriganter Kollege
Oder ist Dr. Jonas Opfer einer bösen Verschwörung?
Patricia Vandenberg
Antonia Laurin telefonierte. »Das ist aber nett, Vater«, sagte sie gerade. »Natürlich kommen wir mal rüber. Leon wird sich auch freuen, Winterfeld wiederzusehen. Er weiß sicher Interessantes zu erzählen.«
»Was ist nett und wer ist Winterfeld?«, fragte ihre jüngste Tochter Kyra, als Antonia den Hörer aufgelegt hatte.
»Die Großeltern haben Besuch aus Südamerika bekommen«, erwiderte Antonia geistesabwesend, denn ihre Gedanken wanderten ein Dutzend Jahre zurück. Seltsam, dass sie sich noch so deutlich an Dr. Rupert Winterfeld erinnern konnte. Rups hatte sie ihn genannt, weil er ein bisschen ruppig war, was ja zu seinem Namen passte. Professor Kayser war sein Doktorvater gewesen, und er hatte viel von ihm gehalten. Gar zu gern hätte ihn auch Leon Laurin an die Prof.-Kayser-Klinik verpflichtet, aber Dr. Winterfeld hatte es hinausgezogen in die Ferne.
»Einen Farbigen?«, fragte Kyra in ihre Gedanken hinein.
»Nein, Dr. Winterfeld ist ein Deutscher«, erwiderte Antonia lächelnd.
»Schade, dass nicht mal ein Farbiger zu uns kommt«, meinte Kyra. »Ich möchte gern mal sehen, ob sie wirklich weiße Handflächen haben.«
»Sie haben helle Handflächen, Schätzchen«, erklärte Antonia. Ob Winterfeld jetzt doch wieder in der Heimat bleiben will?, dachte sie dabei. Jedenfalls freute sie sich auf das Wiedersehen, und sie wusste, dass auch ihr Mann sich freuen würde.
Dr. Leon Laurin hatte zu diesem Zeitpunkt jedoch andere Sorgen. »Ist Jonas immer noch nicht gekommen?«, fragte er Moni Hillenberg leicht gereizt.
»Er hat sich noch nicht gemeldet, Chef«, erwiderte die Sekretärin beklommen.
»Dann soll er bleiben, wo der Pfeffer wächst«, knurrte Dr. Laurin. »Ich kann Unzuverlässigkeit nicht ausstehen.«
Die Rede war von dem Chirurgen Dr. Lutz Jonas, der zur Entlastung von Dr. Sternberg und dessen Assistenten Dr. Michael Hillenberg, mit dem Moni verheiratet war, an die Prof.-Kayser-Klinik engagiert worden war.
»Vielleicht hat er eine Panne, wenn nicht gar etwas Schlimmeres passiert ist«, bemerkte Moni einlenkend. »Er hat ja eine weite Anreise.«
»Wenn man eine Stellung antreten will, soll man sich rechtzeitig auf die Beine machen«, sagte Dr. Laurin unwillig. »Und schlechte Nachrichten ereilen uns schneller als gute, das wissen wir, Moni. Ich gehe jetzt jedenfalls nach Hause.«
Dort angekommen, munterte ihn die Nachricht von Rupert Winterfelds Besuch auf. Antonia hatte es ihrem Mann natürlich gleich angesehen, dass er sich geärgert hatte.
»Jonas ist nicht erschienen«, erklärte der Klinikchef missgestimmt.
Ihre Augenbrauen hoben sich leicht. »Ich habe mir gleich gedacht, dass er nicht zuverlässig ist. Ich mag solche Schönlinge nicht.«
»Er hatte glänzende Zeugnisse. Na ja, es könnte ja wirklich etwas passiert sein. Warten wir mal bis morgen.«
»Und nachher gehen wir rüber zu Paps und Teresa.«
»Nur zu gern. Ich bin sehr gespannt, was Winterfeld aus seinen Entwicklungsländern berichten kann. Ein Einzelgänger ist er wohl immer noch?«
»Das werden wir erfahren«, sagte Antonia. »Aber was Jonas betrifft, wäre ich gar nicht gram, wenn er es sich zu guter Letzt noch anders überlegt hätte.«
Und einen kleinen Triumph konnte sie sich dann auch gönnen, denn zum ersten Mal hatte ihr Mann eine Entscheidung ohne ihre Zustimmung getroffen.
*
Noch jemand wartete vergeblich auf Dr. Lutz Jonas. In einer kleinen Pension stand Gabriele Gulden am Fenster und blickte mit verschleierten Augen in den sinkenden Abend hinaus. Nun flammten schon die Lichter auf, und Lutz war immer noch nicht da. Es war auch keine Nachricht von ihm eingetroffen.
»Gegen vier Uhr bin ich bestimmt bei dir«, hatte er gesagt. »Ruh dich aus, damit wir nett ausgehen können. Wir haben ja Grund zum Feiern.«
Gabriele fühlte sich entsetzlich einsam in dieser großen Stadt. Dabei hatte sie sich doch so sehr gefreut, in München leben zu können, endlich herauszukommen aus der Enge der Kleinstadt, in der immer noch von dem entsetzlichen Unglück gesprochen wurde, das ihr die Eltern und beide Geschwister genommen hatte. Vor zwei Jahren war ein Flugzeug auf ihr hübsches Haus gestürzt, und nur sie war mit dem Leben davongekommen, weil sie zu dieser Zeit Gymnastikunterricht in der Schule gegeben hatte. Sie war zusammengebrochen, aber der junge Arzt Dr. Jonas hatte ihr neuen Lebensmut eingeflößt.
Doch dann war Lutz an eine Klinik nach Norddeutschland gegangen. Sie hatten sich lange nicht gesehen, bis er vor ein paar Wochen plötzlich vor ihr stand und ihr sagte, dass er eine Stellung an der Prof.-Kayser-Klinik bekommen würde.
»Und dann kommst du nach München, und wir ziehen zusammen.« Ja, so hatte er es gesagt, aber sie dachte erst jetzt über diese Bemerkung nach, denn von Heirat hatte er nicht gesprochen.
Nun zweifelte sie plötzlich, dass er überhaupt kommen würde.
Aber er konnte sie doch nicht sitzen lassen. Sie hatte ihm schließlich zwanzigtausend Euro gegeben, damit er die Anzahlung für eine Eigentumswohnung leisten konnte. Begeistert würde sie davon sein, hatte er gesagt. Ja, sie hatte es für selbstverständlich gehalten, dass sie heiraten würden.
Warum nur kamen ihr jetzt so viele Zweifel? Weil Lutz genau der Typ war, der den Frauen gefiel? Hatte er sich etwa in eine andere verliebt?
Nein, das wollte sie nicht glauben. Solche Gedanken musste sie verdrängen. Vielleicht saß er noch bei Dr. Laurin. Er konnte da schließlich nicht einfach aufstehen und sagen, dass seine zukünftige Frau warte.
Seine zukünftige Frau? Hatte er nicht doch nur eine gesucht, die ihm den Haushalt führte, die selbst einiges Geld besaß und noch erwarten konnte?
Was wollte sie ihm jetzt alles unterstellen, nur weil sie ungeduldig wurde? Sicher war dieser Föhn daran schuld, der die Menschen närrisch machte, wie die Pensionswirtin vorhin auch so gereizt bemerkt hatte.
Das ist alles Unsinn, dachte sie nun. Ich rufe einfach in der Prof.-Kayser-Klinik an und frage, ob Lutz noch dort sei. Wenn er sich so verspätet hat, wird er bestimmt zuerst zur Klinik gefahren sein, denn seinen Vertrag musste er ja noch unterschreiben.
Moni war noch im Büro. Sie musste mal wieder Rechnungen schreiben, aber das tat sie ohne zu murren, denn ihr Mann hatte auch noch Dienst, und sie hätte ohnehin auf ihn gewartet.
Schüchtern fragte Gabriele, ob Dr. Jonas noch in der Klinik sei.
»Er ist gar nicht gekommen, bisher jedenfalls nicht«, erwiderte Moni.
»Mein Gott, es wird ihm doch nichts passiert sein?«, entfuhr es Gabriele. »Ich bin seine zukünftige Frau. Ich warte in der Pension.«
»Wenn er kommen sollte, geben Sie doch bitte Bescheid. Der Chefarzt möchte auch wissen, woran er ist«, erklärte Moni.
»Ja, ich werde es ihm sagen«, erwiderte Gabriele. Und dann begann wieder das Warten.
Ich mache mich noch ganz verrückt, dachte sie. Warum rufe ich nicht einfach seine frühere Nummer an und frage, wann er weggefahren ist?
Das tat sie schließlich auch. Eine kühle Männerstimme meldete sich, aber es war nicht Peters Stimme.
»Dr. Jonas? Der ist schon seit drei Tagen weg«, wurde ihr erklärt. Gleich darauf legte der Teilnehmer auf.
Schon drei Tage, dachte Gabriele, und keine Nachricht! Ihr Kopf schmerzte. Zum ersten Mal seit langer Zeit, seit jenen Tagen, da sie den Tod ihrer Familie nicht begreifen konnte, griff sie wieder zu Schlaftabletten, aber sie wirkten schnell, da sie nicht daran gewöhnt war.
*
Im Haus Professor Kaysers herrschte dagegen eine gelockerte, ja, fröhliche Stimmung. Man feierte Wiedersehen mit Rupert Winterfeld und konnte feststellen, dass aus dem ruppigen, eigensinnigen jungen Arzt ein ganzer Mann geworden war. Dass er wilde Zeiten überstanden hatte, war seinem Gesicht aufgeprägt worden, das mehrere tiefe Narben aufwies. Die hatte er damit erklärt, dass er mehrmals in unangenehme Konfrontation mit Eingeborenen geraten war, die in einem Arzt einen Abgesandten des Teufels sahen.
»Es war manchmal chaotisch«, erzählte er, »aber ich habe viel gelernt und dann auch wirklich helfen können. Man sammelt Lorbeeren, aber dann wird man plötzlich doch vom Heimweh gepackt. Ich bin schließlich achtunddreißig.«
»Und immer noch Junggeselle«, warf Leon Laurin ein.
»Frauen halten es drüben kaum aus, es sei denn, sie sind weit davon entfernt, begehrenswert zu sein«, erwiderte Rupert offen.
»Und die Schönen des Landes?«, fragte Teresa Kayser verschmitzt.
»Da riskiert man zu leicht ein Messer zwischen den Rippen