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Ein fast ehrenwerter Gentleman
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eBook255 Seiten3 Stunden

Ein fast ehrenwerter Gentleman

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Über dieses E-Book

Gerettet - oder entehrt? Ein attraktiver Fremder beschützt die junge Gouvernante Fiona Chapman vor Straßenräubern. Doch bereits im nächsten Gasthaus macht der Retter Luke Wolfson ihr ein skandalöses Angebot: Sie soll seine Geliebte werden! Fionas Herz schlägt rasend schnell. Aus Angst - oder vor Verlangen?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum2. Mai 2020
ISBN9783733716875
Ein fast ehrenwerter Gentleman
Autor

Mary Brendan

Mary Brendan wurde in Norden Londons als drittes Kind von sechs Kindern geboren. Ihr Vater hatte eine Klempnerfirma, und ihre Mutter, die sie zum Lesen und lernen anregte, arbeitete als Schulsekretärin. Mary Brendan heiratete mit 19 Jahren und arbeitete in einer internationalen Ölfirma als Büroangestellte und später dann als Sekretärin in der Personalabteilung. Dort lernte sie auch im Zehn-Finger-System zu schreiben, was sich für ihre spätere Autorenkarriere von unschätzbarem Wert erwies. Als begeisterte Leserin historischer Liebesromane, versuchte sie sich erstmals an einem Regency-Roman, während ihr jüngster Sohn sein Nachmittagsschläfchen hielt. Bald nahm das Schreiben immer mehr Zeit in Anspruch, und Mary Brendan war überglücklich, als ihr erster Liebesroman 1986 in Amerika veröffentlicht wurde. Seit dem hat sie etliche weitere Romane herausgebracht. Heute lebt Mary Brendan mir ihrem Ehemann und ihren zwei Söhnen nördlich von London in Hertfordshire. Nebenher arbeitet die sie in der Bücherei und hilft ihrem Mann in seiner Firma. Sehr gerne entspannt Mary Brendan sich auch bei einer Einkaufstour in Trödelläden.

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    Buchvorschau

    Ein fast ehrenwerter Gentleman - Mary Brendan

    IMPRESSUM

    Ein fast ehrenwerter Gentleman erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2015 by Mary Brendan

    Originaltitel: „Tarnished, Tempted And Tamed"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON

    Band 37 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Eleni Nikolina

    Umschlagsmotive: LightField Studios / shutterstock

    Veröffentlicht im ePub Format in 05/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733716875

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Sie reisen also gern allein, Miss Chapman?"

    „Jawohl, Madam", antwortete die junge Dame mit mühsam unterdrückter Ungeduld. Man hatte ihr gerade vor fünf Minuten dieselbe Frage im gleichen entsetzten Ton gestellt. Und davor hatten sich zwei weitere Damen und ein Gentleman auf andere Weise, doch mit ähnlich schlecht verhohlener Neugier an sie gewandt. Jeder der Fragenden hatte allerdings lediglich Sorge um ihr Wohlergehen bekundet, und nicht etwa ein ungehöriges Interesse an ihren Angelegenheiten. Im beengten Raum der Postkutsche konnten Fiona Chapman die kritischen Blicke der Damen nicht entgehen, ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie hinter vorgehaltenen Händen über sie tuschelten. Nur der Farmer mittleren Alters war nach seiner anfänglichen Bemerkung nicht mehr auf das Fehlen einer Begleitperson zurückgekommen.

    Das triumphierende Horngetöse des Kutschers verkündete das Erreichen der nächsten Poststation. Miss Chapmans Reisegesellschaft rührte sich aufgeregt bei der Aussicht, sich endlich die Beine vertreten und eine Erfrischung zu sich nehmen zu können. Wenige Minuten danach sah Fiona ihnen unter dem Rand ihres Strohhutes dabei zu, wie sie aus der Kutsche kletterten. Der Farmer, der sich und seine Frau als die Jacksons vorgestellt und Fiona gegenübergesessen hatte, hielt ihr jetzt freundlich die Hand hin und half ihr, das Kopfsteinpflaster vor dem Wirtshaus der Poststation namens Fallow Buck zu betreten. Fiona schenkte dem Mann ein recht wehmütiges Lächeln, weil er sie mit seinem grau melierten Haar und dem rundlichen Leibesumfang, der die Knöpfe an seiner Weste fast zum Bersten brachte, an ihren verstorbenen Papa erinnerte. Allerdings war Anthony Chapman wohl älter gewesen als dieser Herr. Fionas Vater war vor wenigen Jahren im Alter von nur zweiundfünfzig Jahren an einem Herzanfall gestorben, und jenes traurige Ereignis war der Grund für Fionas jetzige Reise.

    „Achten Sie nicht auf meine Frau, Miss. Mr. Jackson tätschelte Fionas Hand, bevor er sie losließ. „Sie macht sich stets Sorgen, und nicht immer um sich selbst. Wir haben zwei Mädchen, verstehen Sie, und wissen also ein wenig, welchen Unsinn junge Damen manchmal anstellen können. Er sog erschrocken die Luft ein. „Womit ich nicht sagen will, dass Sie irgendwelchen Unsinn anstellen wollen, liebe Miss Chapman, fügte er hastig hinzu. „Oh nein … ich wollte nicht sagen … und möchte auch nicht indiskret werden …

    „Ist schon gut." Fiona lächelte freundlich. Natürlich glaubte er, dass sie etwas im Schilde führte – genauso wie die Damen der kleinen Reisegesellschaft. Und sie hatten auch ganz recht, misstrauisch zu sein. Wohlerzogene junge Damen reisten in der Regel nicht allein in einem öffentlichen Verkehrsmittel wie der Postkutsche.

    „Unsere beiden Mädchen sind inzwischen schon verheiratet, jede mit einem sehr guten Mann." Er schenkte Fiona ein ermunterndes Lächeln, vielleicht in der Hoffnung zu hören, auch für sie könne ein solch erstrebenswertes Schicksal erwartet werden, bevor es zu spät war.

    Fiona machte sich keine Illusionen. Sie war nicht mehr in der Blüte ihrer Jugend und musste somit damit rechnen, dass sie eine alte Jungfer werden würde. Ebenso wenig konnte sie Anspruch auf besondere Schönheit erheben, und so erkannte jeder sofort, was sie war: eine unverheiratete Dame von Mitte Zwanzig mit einem eher angenehmen als hübschen Gesicht und Haar von einem enttäuschend matten Blond. Ihre Sprache zeugte von guter Bildung, und sie war adrett gekleidet, was darauf hinwies, dass sie weder arm noch reich war, sondern irgendetwas dazwischen.

    Mr. Jackson reichte ihr den Arm, um ihr seine Begleitung in das Wirtshaus anzubieten. Während sie sich unterhalten hatten, waren seine Frau und die Schwestern Beresford bereits vorausgegangen und hatten das Gebäude betreten. „Mrs. Jackson befürchtet, es könnte Ihnen etwas zustoßen, wissen Sie. Und ich muss Ihnen gestehen, ich teile die Befürchtung meiner lieben Frau."

    „Ich bin sicher, ich werde in einem Stück in Dartmouth ankommen", entgegnete Fiona zuversichtlicher, als ihr wirklich zumute war. Sie hatte London guter Dinge verlassen, obwohl ihre Mutter sie angefleht hatte, nicht so unüberlegt zu handeln. Doch je weiter gen Westen die Reise sie führte, desto mehr begann sie an der Weisheit ihres Entschlusses zu zweifeln, eine einträgliche Anstellung in einer so unvertrauten, abgeschiedenen Gegend anzunehmen.

    Sie hatte in Büchern über Devon und Cornwall gelesen und die Bilder vom wild tosenden Meer betrachtet, das gegen eine schroffe Küste peitschte. Die Bewohner jenes rauen Landstrichs trugen schlichte, derbe Kleidung und harte Holzschuhe an den Füßen. All das gehörte zu einer ganz anderen Welt als die kultivierte, elegante Hauptstadt, in der sie aufgezogen worden war. Andererseits hatte Fiona auch nie viel mit jener Eleganz zu tun gehabt, da sie es meist vorgezogen hatte, zu lesen oder zu malen, statt mit ihrer Mutter und Schwester an den Veranstaltungen der guten Gesellschaft teilzunehmen. Sie war bereit gewesen für einen Neuanfang – selbst bevor ihr dieser Wechsel durch Papas Ableben und die Ankunft von Cecil Ratcliff aufgezwungen worden war.

    „Sie sind eine Unschuld, meine Liebe, und wissen nicht, wie es auf dem Lande zugeht, versichere ich Ihnen, riss Peter Jackson sie aus ihren Gedanken. „Es gibt sehr ungehobelte Burschen in diesen Gegenden hier, die eine Dame berauben würden … oder Schlimmeres …, meinte er grummelnd. „Passen Sie also jeden Augenblick auf sich auf. Bevor wir uns trennen, geben wir Ihnen noch unsere Adresse mit, falls Sie Hilfe brauchen sollten. Falls Ihre Angelegenheiten nicht so verlaufen, wie Sie erhoffen, könnten Sie Freunde gebrauchen."

    Fiona war klar, dass er gern mehr über ihre Angelegenheiten erfahren würde, hatte aber nicht die Absicht, näher darauf einzugehen. Man hatte sie dazu erzogen, ihre Zunge zu hüten, um niemandem Anlass zum Klatsch zu geben. Dass ihr Ziel das Haus eines Witwers war, würde gewiss für Gerede sorgen. Sie hatte auch wirklich lange darüber nachgedacht, bevor sie die Stellung der Gouvernante für zwei mutterlose Kinder in Herbert Lodge angenommen hatte.

    „Vielen Dank für Ihren fürsorglichen Rat, Sir. Ich werde daran denken", versprach sie und hielt ihren Hut fest, als eine plötzliche heftige Brise ihn ihr vom Kopf zu wehen drohte.

    Mr. Jackson hatte sich und seine Frau vorgestellt, als sie in Dawlish gemeinsam in die Postkutsche gestiegen waren. Sie befanden sich auf der Heimreise nach der Hochzeit einer Nichte. Miss Beresford und ihre Schwester Ruth waren ebenfalls in Dawlish zu ihnen gestoßen, würden aber als Erste ihr Ziel erreichen. Fiona und die Jacksons wollten ihre Reise durch Devon fortsetzen.

    Als sie das Gasthaus betraten, entdeckten Fiona und Mr. Jackson die drei Damen vor dem prasselnden Kaminfeuer, wo sie es sich bereits in weichen Sesseln bequem gemacht hatten, während der Wirt sich um sie kümmerte.

    „Kommen Sie, setzen Sie sich dicht ans Feuer, Miss Chapman", rief Mrs. Jackson und winkte ihr zu.

    „Der Kaffee hier ist sehr gut, oder darf ich Ihnen einen heißen Grog empfehlen, der Sie bestimmt aufwärmen wird? Peter Jackson schob ihr aufmerksam einen Sessel zurecht. „Wir kommen hier recht oft vorbei – nicht wahr, Betty? – und finden die Küche ganz annehmbar. Das letzte Mal hatte ich eine Rindfleischpastete, die wirklich vorzüglich war.

    Mrs. Jackson nickte eifrig. „Ich würde den Rum probieren, Miss Chapman, riet sie Fiona. „Ich werde mir auch ein Schlückchen genehmigen. So wie der Wind jetzt durch den Kamin heult, wird der Nachmittag gewiss noch recht kühl werden.

    Die jüngere Miss Beresford rutschte auf ihrem Sessel nach vorn und flüsterte Fiona zu: „Verzeihen Sie, aber sind Sie heimlich davongelaufen, um mit Ihrem Liebsten durchzubrennen?"

    „Nein! In der Tat, nein! Fiona lachte, halb amüsiert, halb verärgert, und sah sich um, falls irgendjemand es gehört hatte. Nur ein Schankmädchen war hinter ihnen gerade dabei, leere Gläser von den Tischen zu räumen. Und es schien eher damit beschäftigt zu sein, aus dem Fenster zu starren und mit dem Stalljungen im Hof zu flirten. „Sehe ich etwa wie eine verliebte Ausreißerin aus?, antwortete Fiona leise.

    „Ich dachte nur, wie aufregend es doch wäre, wenn Sie es wären. Was für ein Abenteuer!" Ruth Beresford kicherte auf eine Weise, die nicht zu einer Frau passen wollte, die mindestens dreißig Jahre alt sein musste.

    „Die Tochter des Duke of Thornley heiratet bald, warf Mrs. Jackson ein. „Es heißt, Seine Gnaden sei sehr großzügig. Zweifellos wird er die Arbeiter auf seinem Gut zur Feier zu einem prächtigen Festmahl einladen.

    „Wollen wir also hoffen, dass er ihnen Fasan servieren wird, meinte Mr. Jackson trocken. „Auf seinem Anwesen wimmelt es nur so von diesen Viechern. Sie sind eine wahre Plage, krächzen ständig ohrenbetäubend und treiben sich auf den Wegen herum, fügte er hinzu, als er Fionas fragenden Blick bemerkte.

    „Eine adlige Hochzeit!" Ruth Beresford seufzte und zwinkerte Fiona zu, als würden sie ein Geheimnis teilen.

    „Ich sehe mal, ob unser Wirt heute eine Pastete anbieten kann, wechselte Mr. Jackson das Thema. „Möchtest du etwas essen?, fragte er seine Frau, während er schon auf den Schanktisch zuging.

    „Oh ja, sehr gern", antwortete sie.

    „Ich hätte Appetit auf ein Rindfleisch-Sandwich, falls der Wirt uns so etwas machen kann, wandte Ruth sich an ihre ältere Schwester. „Kann ich meine Münzen haben? Valerie Beresford zog einen kleinen Beutel aus einer Tasche.

    Auch Fiona hatte ein wenig Hunger. Sie legte sich ihr Retikül auf den Schoß und öffnete die Schnüre, um an ihr Geld zu kommen. Bei dem Gedanken an ein Rindfleisch-Sandwich mit Meerrettich lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie bestellte gemeinsam mit ihren Reisegefährten und folgte Mrs. Jacksons Rat, sich mit einem schönen Glas Rum-Grog die Kälte vom Leib zu halten. Wie sie sich jetzt so gemütlich mit den übrigen Reisenden vor dem Kaminfeuer entspannte, ließen ihre Bedenken über ihr neues Leben allmählich nach. Alles würde gut werden, wenn sie nur ihren Mut nicht sinken ließ.

    „Was zum Teufel tust du hier?" Die barsche Frage des Gentlemans deutete eigentlich auf einen unmittelbar bevorstehenden Wutausbruch hin, doch er fläzte dennoch weiterhin lässig in seinem Sessel. Nur dass sein attraktives Gesicht sich kaum merklich verfinsterte, zeigte seinen Ärger.

    Becky Peake wusste allerdings genau, dass er sehr zornig auf sie war. Er hatte sie nicht angeschrien, obwohl sie es gewiss verdient hätte. Aber seine Stimme war kalt, ebenso wie seine bemerkenswerten dunklen Augen.

    „Sei nicht böse auf mich, Luke, flehte sie ihn an. Der Wirt des Gasthauses hatte sie zu diesem Hinterzimmer geführt, und jetzt trat Becky leichtfüßig über die Schwelle und zog die Tür hinter sich ins Schloss. „Ich will nicht allein in der Stadt bleiben, wenn du so weit fort bist. Sie kam auf ihn zu und ließ dabei herausfordernd die Hüften schwingen.

    Aber er erhob sich abrupt, einen leisen Fluch ausstoßend, und ging von ihr fort.

    Praktisch wie immer, warf Becky einen Blick auf den Teller voll appetitlicher Happen. „Ich sterbe vor Hunger … darf ich mich bedienen, wenn du schon fertig bist?"

    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Nur zu."

    Schnell entledigte Becky sich ihres Huts, sodass ihre dunklen Locken ihr auf die Schultern fielen. Sie löste den Knoten am Hals ihres Umhangs und machte sich daran, sich an den kalten Fleischstücken, dem frisch duftenden Brot und dem Käse gütlich zu tun. Als ihr plötzlich bewusst wurde, dass ihr Liebhaber sie nachdenklich betrachtete, wischte sie sich mit der schneeweißen Serviette über die vollen Lippen. „Was ist? Sie lächelte kokett und ließ ihre hübschen Grübchen sehen. „Vergibst du mir? Du wirkst, als würdest du es tun …

    „Nun, das kommt darauf an", meinte er mit einem kaum merklichen Lächeln.

    „Du verzeihst mir immer meine kleinen Sünden, wenn ich dir ganz besondere Gefälligkeiten erweise", sagte sie selbstbewusst, stand auf, ging tänzelnd auf ihn zu und legte ihm die Arme um den Nacken.

    „Deine Dreistigkeit ist keine kleine Sünde, und ich werde sie nicht vergessen, meine Süße. Aber da du schon einmal da bist, gibt es vielleicht einen Weg, wie du es wiedergutmachen könntest."

    Becky legte den Umhang ganz ab. Darunter trug sie ein hauchdünnes zitronengelbes Kleid, das sich eng an ihre üppigen Rundungen schmiegte. „Ich tu alles, was du verlangst", gurrte sie anzüglich und schlang wieder die Arme um ihn.

    „Gut, knurrte er und befreite sich aus ihrer Umarmung. „Ich habe einen Vorschlag für dich …

    2. KAPITEL

    Ich bin nicht gegen Ihren Plan, Euer Gnaden. Ich bin lediglich der Meinung, dass es verfrüht wäre, ihn in die Tat umzusetzen."

    „Und warum, wenn ich fragen darf?" Alfred Morland, der Duke of Thornley, war Widerspruch nicht gewohnt, ganz besonders nicht von Personen weit geringeren Ranges. Allerdings handelte es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Mann. Major Wolfson war Veteran der Napoleonischen Kriege und besaß eine ganze Liste von Empfehlungen, die von seinem militärischen Können und seiner unbestrittenen Tapferkeit zeugten. Der Duke of Wellington, ein gemeinsamer Bekannter, hatte die Dienste des Majors empfohlen, als Thornley ihm von seiner misslichen Lage erzählt hatte. Da Seine Gnaden dringend die Hilfe eines Mannes von Wolfsons Qualitäten brauchte, unterdrückte er seine Wut, so gut er konnte, heftete den Blick aber finster auf die hochgewachsene Gestalt des Mannes, der vor ihm stand. Widerwillig musste er zugeben, dass Wolfson sehr stattlich war, und glaubte unbesehen Wellingtons prahlerischen Worten, dass kein vernünftiger Mensch es je wagen würde, seinen ehemaligen Adjutanten zu verärgern. Doch nachdem er so viel Zeit und Überlegung in diesen Plan investiert hatte, wollte der Duke of Thornley so bald wie möglich Taten sehen.

    Seit Napoleon endgültig besiegt worden war, ließ Major Wolfson sich und seine Talente anderweitig engagieren. Nicht, dass er das Geld benötigte. Wie Wellington angedeutet hatte, besaß er ein von seinem Großvater geerbtes Vermögen, um das ihn selbst Krösus beneidet hätte. Offenbar gefiel Luke Wolfson das Soldatenleben, und ihm schien der Sinn nicht nach einer ruhigen Existenz als Landadliger in Essex zu stehen. Ein abenteuerlustiger Mann also, wie er ihn für seine Mission brauchte, aber Thornley sah deutlich, dass Wolfson alles andere als beeindruckt zu sein schien von seinem Plan, einen hiesigen Schurken zur Strecke zu bringen.

    Luke nahm einen herzhaften Schluck von dem Branntwein, den der Duke ihm eingeschenkt hatte, als er noch in leutseliger Stimmung gewesen war, und stellte das Glas dann auf den Kaminsims. „Wenn das Leben einer jungen Frau in Gefahr geraten könnte, sind gründliche Überprüfungen doch wohl zwingend erforderlich, bevor es zu spät ist."

    „Ich habe Sie in der Hoffnung kommen lassen, Sir, dass Sie mit jedweder Gefahr fertigwerden. Falls Ihnen die Aufgabe zu mühsam erscheint oder Sie sich ihr nicht gewachsen fühlen, müssen Sie es nur sagen, und ich rufe einen anderen Söldner."

    „Auch in dem Fall wird Ihr Plan warten müssen, bis Sie jemanden finden, der bereit ist, den Auftrag anzunehmen und die Collins-Bande zu unterwandern." Luke verzog den Mund zu einem kaum merklichen Lächeln, während der Duke, eindeutig verärgert, über diesen Einwand nachgrübelte.

    „Die Frau wird großzügig für ihren Einsatz bezahlt – genau wie Sie", erinnerte er Luke säuerlich.

    „In der Tat, und ich habe Miss Peake versprochen, dass sie nächste Woche wieder in London sein wird, um ihren Lohn ausgeben zu können. Es wäre mir sehr unlieb, stattdessen ihre Beerdigung veranlassen zu müssen."

    „Nun, dann geben Sie ihr eben einen Bonus, wenn sie einwilligt, die Sache zügig anzugehen. Thornley bedachte den Major mit einem mürrischen Blick. „Zweifellos rechnen Sie mit einem ähnlichen Lohn, obwohl Sie für sich bereits eine fürstliche Bezahlung ausgehandelt haben.

    Luke zuckte ungerührt die Achseln. „Wenn Sie einen Anreiz bieten, um die Sache zu beschleunigen, habe ich natürlich nichts dagegen. Aber das Risiko bleibt das Gleiche, und ich rate Ihnen dringend, gründlich nachzudenken, bevor Sie etwas unternehmen. Sollte Collins Verdacht schöpfen, hätten Sie nichts gewonnen und würden die Bande womöglich dazu bringen, sich an Ihnen und Ihrer Tochter zu rächen. Ihr Wohlergehen ist Ihnen doch wohl wichtig, oder?"

    „Selbstverständlich! Wolfsons letzte Bemerkung hatte einen wunden Punkt getroffen. Der Duke of Thornley vergötterte seine Tochter. Er wusste, wie sehr sie sich in Devon langweilte, weil er sie nicht oft aus dem Haus gehen ließ, nicht einmal in Begleitung ihrer Zofe. Schuld daran war die Bande von Gewalttätern, die die Gegend unsicher machte. „Falls der Schurke Verdacht schöpfen sollte, dann lediglich, weil Wellington mir zu viel versprochen hat, was Ihre Fähigkeiten angeht. Ich bezahle Sie dafür, dass Collins nichts ahnt. Seine Gnaden stellte sein Glas mit einem heftigen Ruck auf den Schreibtisch und erhob sich. „Sie vergessen sich, Sir, wenn Sie es wagen, mich zu schulmeistern!"

    „Ich glaubte, Sie würden meinen Rat willkommen heißen, sagte Luke ruhig. „Tatsächlich hatte ich den Eindruck, Sie hätten mich aus ebendiesem Grund hierher beordert. Ihre Blicke trafen sich, aber Luke konnte sehen, dass der Duke nicht bereit war, seinen Fehler einzugestehen. „Vor ungefähr sechs Monaten kidnappte Jeremiah Collins einen jungen Mann und ließ ihn dann zu seiner Familie zurückkehren, nachdem man ihm ein beträchtliches Lösegeld gezahlt hatte. Luke sah, wie dem Duke heftige Röte in die Wangen stieg. „Sie wussten davon. Und haben sich wohl auch davon inspirieren lassen, wie ich annehme.

    „Natürlich weiß ich davon, brauste Seine Gnaden auf, offenbar gereizt, dass man ihm vorwarf, seine Idee ausgerechnet von der Person gestohlen zu haben, die er aufgeknüpft sehen wollte. „Mein Freund Squire Smalley ist Friedensrichter in Devizes. Die Angelegenheit ist vertuscht worden, um die Leute nicht in Angst und Schrecken zu versetzen. Aber offensichtlich ja nicht gut genug, wenn Sie davon Kenntnis haben.

    Luke lächelte. „Wie Sie, Euer Gnaden, habe auch ich Freunde mit Einfluss", sagte er leise.

    „In dieser Gegend – und in London übrigens auch – bin ich derjenige mit dem größten Einfluss." Die arroganten Worte taten dem Duke schon leid, kaum dass er sie ausgesprochen hatte,

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