High Heels und Herzklopfen
Von Carrie Alexander
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Über dieses E-Book
Tragen Engel schwarzes Leder? fragt David sich nach einem leichten Motorradunfall: Eine Frau in einem atemberaubenden Lederoutfit kniet neben ihm! Doch David ist nicht im Himmel – zum Glück. Denn so kann er seine Retterin gleich zu einem heißen Rendezvous einladen …
Carrie Alexander
Von Anfang an stand fest, dass Carrie Alexander einen kreativen Beruf ausüben würde. Bereits als Kind hatte sie eine überaus lebhafte Fantasie, dachte sich Geschichten aus und malte viel. Schließlich wurde sie Bibliothekarin. Sie versuchte sich in ihrer Freizeit an Horrorgeschichten und malte in Öl. Damals entdeckte sie ihre erste Romance. Sie las sie mit Begeisterung und dachte: „Hey, das kann ich auch!“ Seit dieser Entdeckung verfasst sie Liebesromane, die ihr verschiedene Auszeichnungen eingebracht haben. Ihre schönste Belohnung sind jedoch nicht Preise, sondern die Kontakte mit den Leserinnen, die sie durch ihre Bücher geknüpft hat. Carrie Alexander lebt im Norden von Michigan, wo sie sich in den harten Wintern mit lesen die Zeit vertreibt. Wenn sie nicht liest oder schreibt – was selten vorkommt - arbeitet sie an ihrem eigenen Haus, hilft Freunden bei der Inneneinrichtung, schaut im Fernsehen Footballspiele oder schippt, wenn nötig, Schnee.
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Buchvorschau
High Heels und Herzklopfen - Carrie Alexander
IMPRESSUM
High Heels und Herzklopfen erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2007 by Carrie Antilla
Originaltitel: „My Front Page Scandal"
erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY HOT & SEXY
Band 7 - 2008 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Mona Rot
Umschlagsmotive: anusorn nakdee, feedough / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2022.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751520393
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Ein kräftiger Ruck, und die eng sitzende Designerjeans des Bikers ließ sich herunterziehen.
Brooke Winfield warf einen Blick auf die nichtssagende Beule zwischen seinen Beinen, die sie daran erinnerte, wie sie und ihre Schwestern mit Puppen gespielt hatten. Joey war immer die Erste gewesen, die Ken aus der Kleidung schälte. Dann ließ sie ihn den Barbiepuppen unanständige Angebote machen. Katie dagegen veranstaltete Discopartys für ihre Puppen. Und Brooke spielte fast überhaupt nicht. Sie war mehr damit beschäftigt gewesen, Puppenkleider zu entwerfen und Barbie und Ken in ihrem Traumhaus liebevoll ausgearbeitete Szenen aufführen zu lassen.
„Jetzt bin ich dreißig Jahre alt und ziehe immer noch Puppen an", beschwerte sie sich bei der entblößten männlichen Schaufensterpuppe, während sie die Jeans zusammenlegte. Mit seiner jungenhaften Brust und der Adlernase sah er zu modisch für einen Biker aus. Das Lederstirnband und die Tattoos, die sie ihm auf die schlanken Unterarme gemalt hatte, waren nur äußerer Schein.
Brookes Blick streifte den Spiegel an der Schaufensterrückwand. Es war immer der äußere Schein, den Menschen zuerst wahrnahmen.
Ihr Aussehen war zu neunzig Prozent konservativ und zu zehn Prozent kreativ. Brooke wusste, dass es Zeit wurde, die Zahlen zu vertauschen. Sie hatte kürzlich beschlossen, dass sie es endgültig leid war, den Regeln und Erwartungen der Familie Winfield gerecht zu werden. Sie wollte nicht so enden wie ihre Mutter, die bis zu ihrem Tod die Wahrheit über ihr Vorleben geheim gehalten hatte, um sich den konservativen Werten ihrer angeheirateten Familie anzupassen.
Seufzend fuhr Brooke fort, die Schaufensterdekoration abzubauen. Die hatte wenigstens für Aufsehen gesorgt, obwohl sie nur die Illusion von Rebellentum vorgaukelte. Mit Jeans für dreihundert Dollar konnte niemand sein Leben verändern, schon gar nicht die trendbewussten Bostoner, die sich nichts dabei dachten, die Kreditkarte für ein modisches Kleidungsstück zu zücken, das sie vielleicht nur einmal tragen würden.
Sie schraubte die Puppe auseinander und hob den Torso und die Gliedmaßen auf den Rollwagen, dann kletterte sie wieder ins Fenster zurück. O. M. Worthington war ein historisches, höchst exklusives Kaufhaus in der Newbury Street, in dem sich seit der Ankunft der Mayflower nichts Nennenswertes verändert hatte. Alyce Simmons, die Chefin der Modeabteilung, hatte Brooke engagiert, um den langweiligen Laden den modernen Zeiten anzupassen. Über ihre erste Zusammenarbeit, ein Gaultier-Schaufenster mit viel Leder, hatten sowohl das Personal als auch die Kundschaft den Kopf geschüttelt. Der einzige Grund, warum sie damit durchgekommen waren, bestand darin, dass Old Man Worthington höchstpersönlich den Entwurf genehmigt hatte. Selbst als Achtzigjähriger sah er ein, dass der Laden eine jüngere Kundschaft ansprechen musste, um ein weiteres Jahrhundert bestehen zu können.
Als Nächstes zog Brooke eine weibliche Schaufensterpuppe aus. Sie begann mit der Perücke, einem schwarzen Bob.
Sie hätte nicht übel Lust gehabt, sich die Perücke über ihre langweiligen braunen Haare zu ziehen, die nach einem Zwölfstundentag immer noch zu einem ordentlichen Knoten frisiert waren.
Abgesehen vom Wachmann war sie allein im Kaufhaus. Vor dem Fenster zur Straße hingen hohe Vorhänge. Hier im Schaufenster konnte niemand sie sehen. Sie konnte tun, was sie wollte, ohne dass jemand es mitbekam.
Normalerweise erledigte sie ihre Arbeit so effizient wie möglich. Erst wenn jede Aufgabe auf ihrer Liste abgehakt war, würde sie nach Hause gehen und einen gemütlichen Abend genießen mit heißer Schokolade, Daunenhausschuhen und einer Folge Grey’s Anatomy. Und wenn sie dann immer noch nicht müde war, könnte sie ihre Aquarellfarben herausholen und an einer hübschen Landschaft oder einem Blumenstillleben arbeiten.
Wie langweilig!
„Also, warum nicht?" Sie berührte ihre Haare. Tu wenigstens einmal in deinem Leben etwas Unerwartetes.
Die letzten Monate waren schwierig gewesen. Ihre Mutter war nach langer Krankheit gestorben. Ihre Schwester Katie hatte sich in den Mann verliebt, mit dem Brooke davor zusammen gewesen war. Brooke war gerade dreißig geworden und fand, dass ihr Leben weder herausfordernd noch aufregend oder gar prickelnd war.
So war sie zu der Entscheidung gelangt, sich etwas zu gönnen, neue Erfahrungen zu machen und sich vielleicht mit Männern zu treffen, die nicht aussahen, als wären sie den Seiten von Young Bostonian entsprungen. Aber alles, was sie bis jetzt getan hatte, war ein Aquarium mit tropischen Fischen zu kaufen und sich etwas widerwillig bereit zu erklären, Mitglied bei Martinis & Bikinis zu werden, einem leicht skandalös angehauchten Frauenklub.
Katie war den Martinis zuerst beigetreten, nachdem alle drei Winfield-Schwestern per Post Einladungen erhalten hatten. Sie war begeistert gewesen von der Idee der Martinis & Bikinis, Frauen zu ermutigen, aus sich herauszugehen. Indem sie Herausforderungen annahmen, wie beispielsweise seinem sexistischen Chef die Meinung zu sagen oder oben ohne in einem Cabrio zu fahren. Nach ihrem stürmischen Erfolg mit dem Klub hatte Katie ihre Schwestern dazu ermuntert, ebenfalls in sich die wilde Frau zu entdecken und von der Leine zu lassen. Sie behauptete, dass diese Erfahrung genau die kathartische Befreiung war, die sie brauchten.
Doch Brookes innere wilde Frau schlummerte noch. „Die Zeit ist um, Schwester. Heute Abend wirst du das Versprechen einlösen, das du den Martinis gegeben hast."
Entschlossen setzte sich Brooke die Perücke auf, zerrte sie zurecht und beugte sich vor, um sich in dem Spiegel zu begutachten, den sie zerschmettert hatte, um aus den Scherben ein Stadtmosaik für die Auslage zu gestalten. Ihr Spiegelbild kam ihr fremd vor, aber die Veränderung war nicht radikal genug. Sie trug immer noch ihre Berufskleidung, bestehend aus Kaschmirtop, maßgeschneiderter Hose und flachen Lederpumps.
Brookes Blick schweifte zu der kahlköpfigen weiblichen Schaufensterpuppe, eingefroren in einer unartigen Pose mit herausgestrecktem Hinterteil, die Hände an der Ziegelsteinwand aus Styropor abgestützt, auf die Graffitis gesprüht waren. Das Minikleid enthüllte mehr, als es verbarg; das Mieder genauso. Schmale Lederbänder kreuzten sich über dem schlanken Bauch und den flachen, harten Brüsten.
Ein absolut ungehöriger Aufzug.
Brooke dachte nach. Wagte sie es? Nun, sie wollte es ja nicht kaufen, nur anprobieren. In null Komma nichts hatte sie die Schaufensterpuppe entkleidet. Aber dann ließ die Vorstellung, erwischt zu werden, sie innehalten.
Sei kein Feigling. Gut, sie kickte die Pumps von den Füßen, zog langsam den Reißverschluss ihrer Hose herunter und tröstete sich damit, dass niemand zusah – außer der Schaufensterpuppe.
Das Mantra der Martinis spornte sie an. Ich kann es tun. Ich kann mich trauen.
Katie hatte ihr Leben in nur einem Monat umgekrempelt. Brooke wollte denselben Sprung wagen.
„Ich versuche es", murmelte sie. Zugegeben, sich heimlich zu verkleiden, war vergleichsweise harmlos. Aber es war ein Anfang, besonders für sie. Seit dem Tod ihrer Mutter vor drei Monaten hatte sie sich in das Vorstadthaus der Familie zurückgezogen. Brooke hatte Zeit gebraucht, um sich an den Verlust zu gewöhnen, an die Einsamkeit … und an die atemberaubende Enthüllung, dass ihre Mutter ein Baby zur Adoption freigegeben hatte, bevor Brooke und ihren Schwestern zur Welt gekommen waren.
Die Entdeckung, dass Lindsay Beckham ihre Halbschwester war, hatte Brooke wie ein Blitz getroffen. Sie kämpfte immer noch mit den Nachwirkungen, einschließlich der Frage, was das für ihr Selbstverständnis als älteste Winfield-Schwester bedeutete. Sie war immer die Verantwortungsbewusste gewesen, die ihr Bestes gegeben hatte, um dem Beispiel ihrer Mutter zu folgen und den hohen Erwartungen der Familie gerecht zu werden.
Entschlossen schob sie nun all diese Gedanken beiseite und zog ihren Pullover aus. Vor Aufregung bekam sie eine Gänsehaut, als sie das Minikleid über den Kopf streifte. Dabei rutschte ihr die Perücke über die Augen. Brooke schob sie zurück, zerrte das Kleid über die Hüften und spähte dann in den zerbrochenen Spiegel.
Oje! Wie lächerlich sie aussah. Das Gaultier-Kleid war weder dafür gedacht, zu Socken getragen zu werden, noch zu einem Büstenhalter und einem Slip, der aus mehr als einem unbedeutenden Streifen Stoff bestand. Um die volle Wirkung zu erzielen, müsste sie alles ausziehen.
Alles!
Ein kurzer Blick durch den Vorhang auf die Newbury Street beruhigte sie. Die vornehmen Geschäfte und schicken Galerien waren geschlossen. Brooke war allein und in Sicherheit. Ohne Slip und Socken, dafür in Stöckelschuhen, kehrte sie zum Mosaikspiegel zurück. Viel besser. Sie glättete die Lederriemen. Das Kleid hatte ihre Größe, war aber so eng geschnitten, dass es ihre Brüste zusammendrückte. Und ihre Beine schienen eine Meile lang zu sein.
Zufrieden mit ihrem Abbild, formte sie einen Kussmund. „Ja, Baby. Du bist Sex auf High Heels."
Pah. Entnervt riss Brooke die Perücke wieder vom Kopf. Absurd. Sie hatte keinen Sex mehr gehabt, seit sie wieder nach Hause gezogen war. Und wenn sie sich selbst gegenüber aufrichtig war, fürchtete sie sich vor dem Tag, an dem sie an der Reihe war, eine Martini-Herausforderung anzunehmen.
Plötzlich wurde sie jäh aus den Gedanken gerissen, als ein Motor aufheulte und Reifen quietschten. Neugierig schaute sie durch die Öffnung zwischen den Vorhängen, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie ein rot-schwarzes Motorrad mit überhöhter Geschwindigkeit eine scharfe Wende auf der Newbury Street hinlegte. Glücklicherweise war die Straße fast leer.
Das Motorrad schoss mit schlingerndem Hinterreifen am Schaufenster vorbei. Der Fahrer versuchte gegenzulenken. Doch zu spät. Das Motorrad rutschte über die Fahrbahn und knallte gegen einen Laternenpfahl. Wie ein nasser Sack Zement schlug der Fahrer auf den Gehsteig auf. Sein Helm flog davon, sprang hart ein paar Mal auf und rollte weiter, bis er im Rinnstein zum Liegen kam.
Für ein paar Sekunden war Brooke zu betäubt, um zu reagieren. Ebenso der Fahrer. Dann hob er eine Hand, winkte Hilfe suchend und ließ sie wieder auf den Boden sinken.
Brooke hatte sich Gott sei Dank schnell gefangen. Sie wirbelte herum, sprang von der Schaufensterauslage und vergaß dabei, dass sie Stöckelschuhe trug, bis sie sich beim Auftreten so heftig die Knöchel stauchte, dass sie in die Knie ging.
„Gus! Sie kam schwankend auf die Beine und winkte in die Sicherheitskameras, während sie zum Ausgang sprintete. Falls der Nachtportier seine Runde machte, könnte er ihr Rufen hören. „Gus! Ich brauche Hilfe. Es gab einen Unfall.
Gleich darauf knallte sie gegen die verschlossene Tür aus einbruchssicherem Glas. Brooke hatte hierzu keinen Schlüssel, da sie ständig den Diensteingang an der Rückseite benutzte.
Der altertümliche Aufzug ratterte zum Erdgeschoss. Gus musste auf dem Weg sein. Brooke rüttelte an den Klinken und versuchte, die Straße hinunterzusehen. Ein Taxi fuhr vorbei und verlangsamte, als es sich der Unfallstelle näherte. Gott sei Dank. Hilfe war gekommen.
Endlich hielt auch der Aufzug, Gus stieß das Gitter beiseite. „Bitte machen Sie schnell, drängte Brooke, als der ältere Mann über den glänzenden Terrazzoboden eilte. „Es gab einen Motorradunfall. Schließen Sie die Türen für mich auf, dann rufen Sie einen Krankenwagen.
„Ja, Miss Winfield." Warum bloß warf Gus ihr so einen seltsamen Blick zu, als er seine Schlüssel durchsah?
Hilfe, das Kleid. Schnell verschränkte sie die Arme und steckte die Hände in die Achselhöhlen.