Lass dieses Glück für immer sein
Von Cara Colter
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Über dieses E-Book
Ein Traum in Weiß: Bewundernd streicht Molly über das Brautkleid, das gespendet wurde - dann schlüpft sie kurzentschlossen hinein. Doch der Traum wird zum Albtraum. Denn der Reißverschluss klemmt - und Sekunden später steht sie ihrem neuen Boss Houston Whitford gegenüber …
Cara Colter
Cara Colter hat Journalismus studiert und lebt in Britisch Columbia, im Westen Kanadas. Sie und ihr Ehemann Rob teilen ihr ausgedehntes Grundstück mit elf Pferden. Sie haben drei erwachsene Kinder und einen Enkel. Cara Colter liest und gärtnert gern, aber am liebsten erkundet die begeisterte Reiterin auf ihrer gescheckten Stute Dakota die kilometerweiten Waldwege, die direkt an ihrem Haus vorbei- und in die freie Natur führen. Als Autorin von insgesamt 40 Büchern wurde Cara Colter mehrfach ausgezeichnet. 2006 erhielt sie von der Romantic Times einen Sonderpreis für ihre humorvollen Romane, 2007 kam sie erstmalig auf die Bestellerliste von Waldenbooks.
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Buchvorschau
Lass dieses Glück für immer sein - Cara Colter
IMPRESSUM
Lass dieses Glück für immer sein erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2010 by Cara Colter
Originaltitel: „Rescued in a Wedding Dress"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SAISON
Band 19 - 2014 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Peter Müller
Umschlagsmotive: Elena Batkova / GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733727413
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Missmutig blickte Molly Michaels auf den Inhalt des Kartons, den jemand auf ihren überfüllten Schreibtisch gestellt hatte. Es handelte sich um ein Hochzeitskleid.
Es kam häufig vor, dass übers Wochenende Kleiderspenden einfach vor die Tür gelegt wurden. Das Reinigungspersonal, das vor den übrigen Angestellten kam, deponierte die Sachen dann irgendwo im Büro. Die Kleiderspenden waren für Second Chances Charity Inc. sehr wichtig. Das gemeinnützige Unternehmen, für das Molly arbeitete, unterhielt in New York City drei Second-Hand-Boutiquen, aus deren Gewinnen etliche Wohltätigkeitsprojekte finanziert wurden.
Molly empfand es allerdings als bittere Ironie, dass nun ausgerechnet diese Spende auf ihrem Schreibtisch gelandet war. Ein Hochzeitskleid, sehr witzig!
„Nein, mit der Liebe habe ich nichts mehr am Hut, murmelte sie vor sich hin. „Das Thema ist für mich abgehakt. Aus Schaden wird man klug.
Sie hängte ihren Mantel an der Garderobe ihres winzigen Büros auf und ging wieder zum Schreibtisch. Noch einmal hob sie den Deckel der großen Schachtel an, erst nur ganz wenig, dann ein bisschen mehr. Das Hochzeitskleid sah wirklich edel aus. Vielleicht war es sogar eine Maßanfertigung – diese Braut hatte sich einen Traum verwirklicht!
Wie gut, dass die Liebe für mich passé ist, dachte Molly. Sonst hätte sie glatt in Versuchung kommen können, das Kleid anzuprobieren. Versonnen strich sie über den feinen Stoff.
Na ja, das Kleid ein wenig näher anzusehen, konnte ja nicht schaden. So wüsste sie jedenfalls, ob ihre seelischen Wunden schon verheilt waren. Immerhin war es jetzt ein gutes halbes Jahr her, dass ihre Verlobung mit Chuck geplatzt war. Da würde es sie wohl nicht aus der Bahn werfen, ein Hochzeitskleid unter die Lupe zu nehmen. Wahrscheinlich würde sie nichts dabei empfinden. Gar nichts. Außer vielleicht ein wenig Belustigung, weil es so kitschig war.
Nein, für sie gab es seit jener Liebespleite nur noch die Arbeit. Sie steckte ihre ganze Energie in ihren Job als Projektleiterin bei Second Chances, wählte die Hilfsprojekte aus, die den Menschen in den Problemvierteln New Yorks helfen sollten, und betreute sie.
„Ich liebe meinen Job, sagte sie laut. „Anderen Menschen zu helfen macht mich glücklich und füllt mich voll aus.
Sie zog das schneeweiße Kleid vorsichtig aus der Schachtel. Wie zart sich der Stoff anfühlte. Ein dezenter Perlenbesatz schmückte den leichten und luftigen Stoff. Das Label eines bekannten Designers verriet, dass es ein Vermögen gekostet haben musste.
Gleichzeitig schien das Kleid sie daran zu erinnern, dass man sich auch mit viel Geld das Glück nicht kaufen konnte, dass romantische Träume platzen konnten. Warum sonst sollte man das eigene Hochzeitskleid, das wohl wichtigste Erinnerungsstück an den vermeintlich glücklichsten Tag im Leben, der Altkleidersammlung spenden? Das tat man doch wohl nur aus Enttäuschung. Aus bitterer Enttäuschung.
Also habe nicht nur ich Pech in der Liebe gehabt, dachte Molly. Das passierte offensichtlich auch anderen Frauen. So spielte das Leben eben manchmal …
Es war die Stimme der Vernunft, die aus diesen Gedanken sprach. Doch verärgert registrierte Molly, dass ihr beim Anblick des prächtigen Kleides trotzdem ganz warm ums Herz wurde. Dass sie automatisch an die ewige Liebe denken musste, an verwandte Seelen, an lange Gespräche im Mondschein, an gemeinsames Lachen. An das Ende der Einsamkeit.
Wütend wischte sie diese Gedanken beiseite. Was sollte die Rührseligkeit? Das Klügste wäre es jetzt, das Kleid ganz schnell wieder einzupacken und so bald wie möglich an eine der drei Second-Hand-Boutiquen weiterzuschicken.
Sicher, es wäre das Klügste gewesen, aber leider verhielt sie sich nicht immer klug. Leider hatte sie bereits festgestellt, dass das Hochzeitskleid genau ihre Größe hatte.
Möglicherweise wäre es ganz heilsam für sie, sich ihrem geplatzten Traum zu stellen, indem sie das Kleid anzog, überlegte Molly. Sie würde im Spiegel die Braut sehen, die sie nie sein würde. Ein Schock, der sie – eventuell – von ihren romantischen Vorstellungen kurieren würde.
Wie kam es überhaupt, dass ausgerechnet sie noch solchen altmodischen Vorstellungen nachhing? Gerade sie musste es doch besser wissen! Ständig hatten ihre Eltern sich gestritten, bis es schließlich zur Scheidung gekommen war. Ihre Mutter hatte danach wieder geheiratet – und nicht nur ein Mal. Aber vielleicht war es gerade diese Anhäufung von Enttäuschungen, die in ihr eine unstillbare Sehnsucht nach einer heilen Familie, nach der wahren Liebe geweckt hatte.
Ja, und diese Sehnsucht war sicher auch schuld daran, dass sie in ihrer Beziehung zu Chuck sämtliche Warnsignale übersehen hatte. Denn die hatte es in der Tat genug gegeben. Natürlich nicht gleich am Anfang, da hatte der Himmel noch voller Geigen gehangen. Aber kaum war der erste Liebesrausch verflogen, kamen die kleinen unerfreulichen Begebenheiten: Ausflüchte, Notlügen, Unzuverlässigkeit, nicht eingehaltene Versprechen.
Alles hatte sie ihm verziehen, immer und immer wieder. Es waren doch nur Kleinigkeiten, hatte sie sich eingeredet, über die ein liebendes Herz hinwegsehen musste. Allerdings häuften sie sich nach einer gewissen Zeit. Mal verletzte Chuck sie mit einer unbedachten Äußerung, mal verhielt er sich launisch, dann wieder zeigte er ein erschreckendes Desinteresse an Dingen, die ihr etwas bedeuteten. Der Verlobungsring, den er ihr schließlich präsentierte, fiel enttäuschend klein und billig aus, und wenn sie auf das Thema Heirat zu sprechen kam, wich er ständig aus.
Mit anderen Worten: Molly war zu sehr in ihren Träumen gefangen gewesen, sie hatte sich etwas vorgemacht. So sehr, dass sie sich von Chuck viel zu viel hatte bieten lassen. Ja, sie hatte sich geradezu demütigen lassen!
Jetzt hielt sie dieses Hochzeitskleid in den Händen und hatte damit die Gelegenheit, sich selbst zu beweisen, dass ein solches Stück Stoff keine Macht mehr über sie besaß. Jetzt nicht und niemals wieder. Sie war keine Träumerin mehr, hatte ihre Naivität abgelegt, war nicht mehr bemitleidenswert rührselig und überromantisch.
Damit war es vorbei, ein für alle Mal. Molly Michaels war eine neue Frau geworden. Sie konnte dieses Kleid anziehen und den Werten, die es repräsentierte, frech ins Gesicht lachen. Lächelnde Babys, Ferien am Meer, mit Kindern Sandburgen bauen, sich abends am Lagerfeuer an den Traummann kuscheln …
„Traummann ist das richtige Wort, murmelte sie vor sich hin. „Denn den gibt es wirklich nur in Träumen. Nicht in der Wirklichkeit.
Beim Anziehen musste Molly feststellen, dass sie doch nicht so gut in das Kleid passte, wie sie gedacht hatte. Eigentlich hätte sie den Versuch aufgeben sollen. Doch nun wollte sie es erst recht. Genau so, wie es in ihrer gescheiterten Beziehung gewesen war.
Je schwieriger es mit Chuck geworden war, desto krampfhafter hatte sie versucht, die Beziehung wieder in Ordnung zu bringen.
Aber heute war sie nicht mehr verzweifelt liebessüchtig, und das würde sie sich beweisen, indem sie dieses Kleid anzog und nichts dabei empfand. Es war wie eine Mutprobe …
Doch irgendwie hatte sie sich in den Unmengen weißen Stoffs verfangen. Als ihr Kopf endlich aus der richtigen Öffnung herausschaute, verhedderte sie sich mit ihrem Haar im perlenbesetzten Kragenstück. Nachdem sie sich aus dieser Misslichkeit befreit hatte, gab es noch eine weitere Hürde zu bewältigen. Der Reißverschluss befand sich am Rücken, und um das Hochzeitskleid zu schließen, hätte es eigentlich helfender Hände bedurft.
Doch Molly war schon so weit gekommen, dass sie das Gefühl hatte, jetzt nicht aufgeben zu dürfen. Mit der Geschicklichkeit eines Schlangenmenschen streckte sie ihre Arme nach hinten und zerrte an dem Reißverschluss herum, bis er geschlossen war. Fast hätte sie sich dabei den Arm verrenkt.
Jetzt war sie bereit. Bereit, sich ihrem Spiegelbild zu stellen und dem romantischen Dummchen ein für alle Mal Lebewohl zu sagen. Sie wandte sich um und blickte in den Spiegel, der an der Innenseite ihrer Bürotür angebracht war.
Und dann geschah es. War sie eben noch bereit gewesen, ihr Spiegelbild kühl, ja geradezu zynisch zu betrachten, war es damit urplötzlich vorbei. Alles um sie herum schien zu verschwimmen, der überfüllte Schreibtisch, die Regale mit den Aktenordnern … Die Straßengeräusche der erwachenden Stadt nahm sie kaum noch wahr.
Ungläubig betrachtete sie sich im Spiegel. Fest hatte sie damit gerechnet, sich neutral zu sehen, ohne jede Spur von Romantik. Nur sie, Molly Michaels, ein bisschen zu groß, ein bisschen zu dünn, rothaarig und blass, in einem Kleid. In einem Brautkleid zwar, aber was sollte das schon ändern?
Doch es änderte alles. Es war eine Prinzessin, die ihr aus dem Spiegel entgegenblickte. Ihr rotes Haar, durch das Überziehen des Kleides statisch aufgeladen, wirkte jetzt besonders üppig und feurig. Ihre Haut war gegen das Weiß der Hochzeitsrobe nicht etwa zu blass, sondern schimmerte in einem feinen Porzellanteint. Und ihre Augen leuchteten grün wie eine irische Wiese zur Frühlingszeit.
Hatte das Kleid in zusammengefaltetem Zustand eher einen unschuldig-jungfräulichen Eindruck gemacht, wirkte es angezogen ganz anders. Der Ausschnitt war gewagt, der straffe Sitz betonte jede Kurve. Molly fand, dass sie richtig verführerisch aussah!
Sie wusste, es wäre das Klügste, das Kleid schnell wieder auszuziehen, doch sie konnte die Augen nicht von ihrem Spiegelbild lassen. Sie probierte einige Posen aus und gefiel sich immer besser. Ich hätte wirklich eine schöne Braut abgegeben, dachte sie bedauernd.
Ja, in ihrem Leben war wirklich nicht alles rund gelaufen. Etliche ihrer Hoffnungen und Träume hatten sich nicht erfüllt. Aufseufzend wollte sie das Kleid ausziehen und versuchte mit verdrehten Armen, den Reißverschluss auf dem Rücken wieder aufzuziehen. Es gelang ihr nur ein kleines Stück, dann hakte er.
Was jetzt? Irgendwie begann Molly das Kleid zu hassen, weil es ihr bewusst gemacht hatte, dass sie im Herzen doch noch eine unheilbar romantische Seele war. Dennoch brachte sie es nicht über sich, es einfach zu beschädigen, um sich aus der Falle zu befreien.
Verzweifelt versuchte sie, es sich bei geschlossenem Reißverschluss über den Kopf zu ziehen, aber sie scheiterte kläglich. Als sie das Manöver rückgängig machte, hatte sie nur erreicht, dass sich ihr Haar wieder im Perlenaufsatz verheddert hatte.
Fast kam es ihr vor, als klammerte sich das Kleid an sie. Um sie zu ermutigen, ihre Hoffnungen und Träume nicht aufzugeben.
Plötzlich klingelte ihr Telefon. Am Klingelzeichen erkannte sie, dass die Anruferin Vivian Saint Pierre war, die alle nur Miss Viv nannten, die allseits geschätzte und geliebte Gründerin von Second Chances. Miss Viv und Molly waren morgens immer die Ersten im Büro.
Statt ans Telefon zu gehen, verließ Molly ihr Büro und machte sich über den Flur auf den Weg zum Zimmer ihrer Chefin. Miss Viv würde sie retten.
Vor mir selbst, fügte Molly ironisch im Geiste hinzu.
Miss Viv würde ihre Notlage sofort verstehen, würde genau wissen, warum sie das Kleid unbedingt hatte anprobieren müssen. Und dann würde sie etwas Weises und Tröstendes sagen, während sie ihr aus dem Kleid half.
Miss Viv hatte Mollys Verlobten Chuck Howard von Anfang an nicht gemocht. Molly konnte sich noch genau an jenen Tag vor einem halben Jahr erinnern, als sie zum ersten Mal nach der Trennung wieder zur Arbeit erschienen war. Miss Viv hatte sofort bemerkt, dass sie ihren Verlobungsring nicht mehr trug, und nur trocken angemerkt: „Wie gut, dass Sie diesen Nichtsnutz los sind."
Dabei hatte Miss Viv noch keine Ahnung, dass Chuck auch noch Mollys Bankkonto