Heimliche Küsse für die falsche Braut
Von Cathy Williams
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Wie kann seine Verlobte es wagen, ihn vorm Altar stehen zu lassen? Empört verlangt Milliardär Leandro, dass Brautmoden-Designerin Celia mit ihm nach der Flüchtigen sucht. Die Hochzeit muss stattfinden, er hat diese arrangierte Ehe lange geplant! Doch während Leandro mit der hübschen Celia durch Schottland reist, knistert es überraschend immer erregender zwischen ihnen. Gegen jede Vernunft verbringen sie verboten sinnliche Stunden zu zweit. Danach kehrt jeder von ihnen in sein altes Leben zurück! Aber Leandro hat die Rechnung ohne seine Gefühle gemacht …
Cathy Williams
Cathy Willams glaubt fest daran, dass man praktisch alles erreichen kann, wenn man nur lang und hart genug dafür arbeitet. Sie selbst ist das beste Beispiel: Bevor sie vor elf Jahren ihre erste Romance schrieb, wusste sie nur wenig über deren Inhalte und fast nichts über die verschiedenen Schreibtechniken. Aber sie hatte es sich nun mal fest vorgenommen, Autorin zu werden, und so lernte, las und schrieb sie, bis ihr erstes Manuskript angenommen wurde. Allen denjenigen, die ebenfalls von einer Karriere als Autorin träumen, kann sie deshalb nur nahe legen, den ersten Schritt zu machen und nicht zu schnell aufzugeben! Zusammen mit ihrem Ehemann und den drei Töchtern Charlotte, Olivia und Emma lebt sie im englischen Warwickshire. Viele ihrer Romances spielen ebenfalls in einer typisch englischen Umgebung, aber manche auch an dem Ort, wo Cathy Williams geboren wurde: der sonnigen Tropeninsel Trinidad. Ihr großer Freundeskreis sorgt dafür, dass ihr stets eine interessante Handlung einfällt. Das Wichtigstes für ihre Handlung ist jedoch ihre eigener Glaube daran, dass wir alle auf der Suche nach der großen, wahren Liebe sind.
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Buchvorschau
Heimliche Küsse für die falsche Braut - Cathy Williams
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Cathy Williams
Originaltitel: „Bound by a Nine-Month Confession"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2583 02/2023
Übersetzung: Anike Pahl
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751518321
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Wie bitte? Es dauerte einige Sekunden, ehe Celia begriff, was ihre Kundin da gesagt hatte. „Was meinst du damit, dass du nicht mehr heiraten willst?
Sie richtete sich aus der Hocke auf und ließ den Saum des Kleides, das sie gerade abgesteckt hatte, fallen.
Es war ein Hochzeitskleid. Nicht im traditionellen Weiß, denn für Julie Raymond wäre es bereits die zweite Ehe, sondern eine blasslila Kreation, wunderschön und mit Hunderten von winzigen Perlen besetzt, von denen jede einzelne mühsam von Hand aufgenäht worden war.
Drei Monate Hin und Her mit dem Entwurf, vier weitere Monate zeitaufwendiges Arbeiten mit Dutzenden von Anproben, bei denen immer etwas geändert werden musste. Allein die Beschaffung des richtigen Stoffs von einer Fabrik mit überzeugender Umweltverträglichkeitserklärung war ein Horror gewesen. Eine echte Achterbahnfahrt, immer von der Angst begleitet, dass das Werk nicht rechtzeitig zum großen Tag fertig wird, weil immer wieder Hindernisse auftauchten.
Und jetzt, nur eine Woche vor der Hochzeit …
Celia starrte ihre Kundin fassungslos und mit fragendem Blick an. Doch Julies Gesichtsausdruck reichte aus, um jeden Verdacht zu zerstreuen, dass sie sich verhört haben könnte. Die Hochzeit des Jahres war abgesagt worden!
Hätten die Alarmglocken nicht schon vor Monaten läuten müssen? Hätte sie den unbedachten Äußerungen, die sich in den letzten Wochen gehäuft hatten, mehr Aufmerksamkeit schenken müssen?
Es war ja nicht so, dass Julie ihr nicht einiges über ihre Vergangenheit und die lieblose Ehe, die sie vier Jahre lang ertragen hatte, anvertraut hätte. Sie hatte einen Grafen geheiratet, nur um festzustellen, dass mit dem Titel auch die Erwartung verbunden war, dass er seine frauenverachtenden Junggesellengewohnheiten fortsetzen durfte – unbehelligt von der eintönigen Monotonie des Ehelebens. Die anschließende Scheidung sei langwierig und anstrengend gewesen, hatte Julie verbittert zugegeben.
Ja, Celia hatte Einblicke in das Leben ihrer Kundin erhalten, und allmählich hatte sich dabei eine Freundschaft entwickelt. Eine Nähe, die manchmal zwischen zwei Menschen entstand, deren Leben trotzdem auf völlig unterschiedlichen Gleisen verlief. Die nicht die gleiche soziale Plattform teilten.
Für Julie war diese Freundschaft ein willkommener sicherer Ort, denn die mit Celia geteilten Geheimnisse liefen nie Gefahr, an gemeinsame Freunde weitergegeben zu werden.
„Ich kann das nicht durchziehen."
Celia lehnte sich zurück und wartete, bis Julie von dem Hocker heruntergestiegen war, den sie zum Abstecken des Kleides benutzt hatten. Dann führte sie ihre Freundin die Treppe hinauf in die winzige Küche, weit weg von den Haupträumen des Ladens, dem geschäftigen Treiben ihrer beiden Assistentinnen und den übrigen Kunden.
Julie Raymond war eine absolut atemberaubend schöne, hochgewachsene Blondine. Ein Traum von einem Model, das auch in einer Mülltüte spektakulär ausgesehen hätte. Celia bewunderte sie insgeheim, angefangen von ihrem gepflegten glatten Bob bis hin zu den tadellos manikürten Nägeln.
Die Schleppe des langärmeligen Hochzeitskleids, das sich eng an den gertenschlanken Körper schmiegte, schleifte, halb aufgesteckt, über den Boden und sammelte dabei Staub auf.
„Du bist nur ein bisschen nervös, beruhigte Celia sie und ging somit nahtlos in den Kummerkastentanten-Modus über. „Die Hochzeit ist doch schon in ein paar Tagen. Dann wird sich zwar dein ganzes Leben ändern, aber … Julie, du darfst nicht zulassen, dass deine Vergangenheit eine wunderbare Zukunft ruiniert. Ich weiß, du hattest eine ziemlich enttäuschende erste Ehe, aber das ist jetzt Jahre her. Leandro wird ganz bestimmt ein wunderbarer Ehemann sein!
„Vielleicht. Julie lachte kurz und ließ die Tasse Tee, die ihr gereicht worden war, auf ihrem Schoß ruhen. „Aber bestimmt nicht für mich.
Was sollte Celia dazu sagen? Wie konnte sie ein Loblied auf jemanden singen, den sie nie persönlich getroffen hatte?
Kein einziges Mal hatte der zukünftige Ehemann seine Verlobte abgeholt, um sie nach einer der vielen spätabendlichen Anproben zu einem romantischen Essen auszuführen. Auch Julie hatte nie viel von ihm gesprochen, sondern nur vage angedeutet, dass sie ihn schon seit Ewigkeiten kannte. Und Celia hatte sie nicht bedrängen wollen, freundschaftliche Gefühle hin oder her. Schließlich wurde sie in erster Linie dafür bezahlt, dass sie einen Job erledigte, und zwar einen sehr wichtigen.
Es war ein großer Auftrag für eine extravagante Hochzeit, bei der ihr Kleid der Star der Show sein würde. Eine echte Chance für jeden, der in der wettbewerbsorientierten Welt des Modedesigns die Karriereleiter erklimmen wollte.
„Du würdest es nicht verstehen", erklärte Julie sanft, und Celia runzelte die Stirn – vor allem wegen der kleinen Teeflecken auf dem kostbaren Stoff des Kleides.
„Natürlich würde ich das, versicherte sie. „Du hast einfach kalte Füße bekommen. Das passiert häufig. In der einen Minute freust du dich auf eine glänzende Zukunft, und in der nächsten hast du Angst, dass du all die Freiheiten aufgibst, die das Singledasein mit sich bringt. So geht es vielen …
„Und hast du das auch schon erlebt, Celia? Hin- und hergerissen zu sein zwischen einer strahlenden, aufregenden Zukunft und den Verlockungen des Singledaseins?"
Celia errötete und spürte für einige Sekunden, wie ihr der Atem stockte. War sie jemals an diesem Punkt gewesen? An der Schwelle zu einer Ehe mit all ihren Möglichkeiten, Träumen und Hoffnungen?
Ja. Damals war sie gerade neunzehn gewesen und verlobt mit einem Jungen, der buchstäblich nur ein paar Türen weiter gewohnt und den sie schon ewig gekannt hatte. Er war ihr bester Freund gewesen, ihr Vertrauter und dann – als sie beide sechzehn Jahre alt gewesen waren – ihr fester Freund. In dem kleinen Dorf auf dem Land, in dem sie beide aufgewachsen waren, waren sie einfach eine Verbindung eingegangen, die beide Elternpaare von ihnen erwartet hatten.
Inzwischen wusste Celia, wie klug es von Martin gewesen war, die ganze Sache abzublasen, dennoch hatte es extrem wehgetan. Damals hatte sie tapfer gelächelt, den Kopf oben gehalten und buchstäblich die Zähne zusammengebissen. Sie hatte ihren Eltern versichert, dass es eine gemeinsame Entscheidung gewesen sei, dass sie beide sowieso viel zu jung wären, dass sie überstürzt gehandelt hätten und so weiter. Und war es nicht ein Segen, dass sie rechtzeitig zur Vernunft gekommen waren?
Aber sie konnte sich immer noch an die Enge in ihrer Brust und die Traurigkeit darüber erinnern, dass das Hochzeitskleid, das sie seinerzeit mit viel Liebe genäht hatte, niemals zum Einsatz kommen würde. Es war das erste Stück gewesen, das sie angefertigt hatte, nachdem sie gerade erst ihren Nähkurs bestanden hatte. Was für eine Freude war es gewesen, ihre neu erworbenen Fähigkeiten auszuprobieren!
Das Kleid lag heute noch, fein säuberlich gefaltet, in einer Tüte im Schrank. Eine ständige Erinnerung daran, dass sie ihr Herz erst mit klarem Verstand verschenken würde, wenn es so weit war. Was man für Liebe hielt, stellte sich nur allzu oft als Irrtum oder Missverständnis heraus. Als eine Fehlinterpretation anderer Gefühle. Und wenn man darauf hereinfiel, endete man eben mit einem unbenutzten Hochzeitskleid, das im Schrank einstaubte.
Für Celia hatten der Nervenkitzel der Verlobung und die Hochzeitsvorbereitungen die stumpfe Realität überdeckt, nämlich dass sie und Martin im Grunde nie ernsthaft ineinander verliebt gewesen waren. Er hatte in Rekordzeit eine andere Partnerin gefunden, eine sportliche Frau, die all die Aktivitäten im Freien liebte, die Celia vorher nur stoisch ertragen hatte. Die andere war seine Seelenverwandte, und Celia war später sogar zu seiner Hochzeit eingeladen worden, was sie allerdings höflich abgelehnt hatte.
Martin hatte sich weiterentwickelt, aber sie haderte mit ihrem Schicksal. Es spielte keine Rolle, wie sehr sie sich einredete, dass sie als Single besser dran war als in einer Ehe – die höchstwahrscheinlich in Verbitterung geendet hätte. Irgendwann wäre die Realität in ihre jugendliche, unrealistische Seifenblase eingedrungen, und sie wären keine Freunde geblieben, so viel war sicher!
Und was, wenn zu dem Zeitpunkt ein Kind involviert gewesen wäre? Eine Horrorvorstellung!
Doch diese Erfahrung hatte Celia ihre unbekümmerte Sicht auf Romantik und Liebe genommen. Sie war jetzt vorsichtig, zurückhaltend, und Julies beiläufige Frage brachte das alles wieder an die Oberfläche.
„Wir reden nicht über mich, Julie. Sie lächelte steif, bemüht, die Aufmerksamkeit von sich wegzulenken. „Versuch also nicht, das Thema zu wechseln!
Plötzlich fiel ihr auf, dass Julie ihren Verlobungsring abgelegt hatte. Wann war das passiert, und warum hatte sie es nicht früher bemerkt? Celia verspürte einen Anflug von Verärgerung und verdrängte ihn schnell.
Ja, Julies erste Ehe war eine Katastrophe gewesen. Aber sie hatte einen anderen Mann gefunden, den sie anscheinend so sehr liebte, dass sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte. Und jetzt war sie hier und schlug mit ein paar lässigen Sätzen die ganze Hochzeit in den Wind. Keine einzige reumütige Träne in Sicht!
„Ich habe mit vielen zukünftigen Bräuten zusammengearbeitet, Julie, und jede einzelne von ihnen war im Vorfeld nervös."
„Eigentlich war ich bisher ziemlich entspannt dem Ganzen gegenüber …"
„Was sagt denn Leandro dazu? Celia wollte endlich wissen, aus welchem Grund diese Hochzeit in letzter Minute abgesagt werden sollte. „Er muss untröstlich sein.
Natürlich hatte auch Celia ein Motiv, die Trauung durchzuziehen. Es war ihr wichtig, dass ihr atemberaubendes Hochzeitskleid die erhoffte Berichterstattung erhielt. Dadurch könnte sie in ihrer Branche in eine höhere Liga aufsteigen.
Aber nicht nur das: Celia und ihr Bruder stammten aus einer höchst traditionellen Familie. Ihre Eltern hatten jung geheiratet und waren noch Jahrzehnte später schwer verliebt. Wenn sie jetzt an den Kummer und das Unglück dachte, das sich zu Julies und Leandros Füßen auftat, empfand Celia einen Anflug von Traurigkeit für sie beide.
Wie konnte es sein, dass Julie sich der Tragweite ihrer krassen Entscheidung so wenig bewusst war? Erkannte sie denn nicht, was sie da leichtfertig aufgab? Wusste sie nicht, wie viel Glück sie hatte, mit einem Mann zusammen zu sein, der sie liebte? Dass wahre Liebe ein ganz besonderes Geschenk war? Das warf man nicht fort, nur weil man glaubte, um die nächste Ecke etwas Besseres zu finden! Wusste sie nicht, dass es durchaus Frauen gab, deren unbenutzte Hochzeitskleider halb vergessen im Kleiderschrank lagen? Melancholische Zeugnisse von Träumen, die sich nie erfüllt hatten?
„Wenn du Leandro kennen würdest …, begann Julie nachdenklich. „Keine Ahnung, ob er so etwas wie Liebeskummer empfinden würde.
„Ich bin ihm nie begegnet", warf Celia ein.
„Er ist ein viel beschäftigter Mann."
Celia runzelte die Stirn. Sie war versucht, weiter nachzufragen, war sich aber bewusst, dass Julies Entscheidung sie eigentlich nichts anging – auch wenn sie enttäuscht darüber war.
Sie war keine Therapeutin, und es war nicht ihre Aufgabe, jemandem etwas auszureden. Aber was für eine Schande und Verschwendung!
Ironischerweise hatte Celia sich ja auf Brautkleider spezialisiert, obwohl ihr eigenes niemals zum Einsatz gekommen war. Die Liebe zum Detail, die kleinen persönlichen Wünsche einiger zukünftiger Bräute, perlenbestickte Miederoberteile, zarte Spitze …
Kein einziges Mal war sie auf eine ihrer Kundinnen neidisch gewesen, auf ihr Leben voller Hoffnung und Glück an der Seite eines Seelenverwandten, während sie selbst … Aber wer wusste schon, wann Celias eigener großer Tag kommen würde?
Doch während sie Julie zuhörte, die ihr freundlich versicherte, wie sehr ihr das Kleid gefiel – die an dem teuren Stoff zupfte, den sie kurz zuvor mit ihrer Teetasse befleckt hatte –, konnte Celia nicht anders, als einen Anflug von Selbstmitleid zu verspüren.