Lukas scheut die Ehe: Toni der Hüttenwirt 415 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Toni steuerte seinen Geländewagen auf den großen Hof der Bergwacht in Kirchwalden. Er ging in das Gebäude. Die Tür zum Büro des Leiters der Bergwacht stand offen. Leonhard Gasser telefonierte gerade. Als er Toni sah, winkte er ihn zu sich und deutete einladend auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Es dauerte eine Weile, bis das Gespräch zu Ende war. Er legte auf und lächelte. »So, des hätten wir dann auch geregelt! Grüß Gott, Toni. Entschuldige, daß du hast warten müssen. Aber auch bei der Bergwacht gibt es Bürokratie. Oft ist des ein Krampf mit der übergeordneten Landesdienststelle. Aber was will man erwarten? Die Leut' dort sind meistens nimmer im aktiven Dienst. Die haben keine Ahnung, wie des ist in den modernen Zeiten mit all der Hightech in den Rettungseinheiten. Die Zeiten sind vorbei, in denen es genügt hatte, mit Hunden auszurücken, mit Seilen und einfachem Werkzeug. Und des ist auch gut so. So können wir besser helfen und viel mehr Leut' retten.« Leonhard, der Leo gerufen wurde, klappte den dicken Aktenordner zu und legte ihn zur Seite. Er lächelte Toni an.
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Buchvorschau
Lukas scheut die Ehe - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 415 –
Lukas scheut die Ehe
Friederike von Buchner
Toni steuerte seinen Geländewagen auf den großen Hof der Bergwacht in Kirchwalden. Er ging in das Gebäude. Die Tür zum Büro des Leiters der Bergwacht stand offen. Leonhard Gasser telefonierte gerade. Als er Toni sah, winkte er ihn zu sich und deutete einladend auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Es dauerte eine Weile, bis das Gespräch zu Ende war. Er legte auf und lächelte.
»So, des hätten wir dann auch geregelt! Grüß Gott, Toni. Entschuldige, daß du hast warten müssen. Aber auch bei der Bergwacht gibt es Bürokratie. Oft ist des ein Krampf mit der übergeordneten Landesdienststelle. Aber was will man erwarten? Die Leut’ dort sind meistens nimmer im aktiven Dienst. Die haben keine Ahnung, wie des ist in den modernen Zeiten mit all der Hightech in den Rettungseinheiten. Die Zeiten sind vorbei, in denen es genügt hatte, mit Hunden auszurücken, mit Seilen und einfachem Werkzeug. Und des ist auch gut so. So können wir besser helfen und viel mehr Leut’ retten.«
Leonhard, der Leo gerufen wurde, klappte den dicken Aktenordner zu und legte ihn zur Seite. Er lächelte Toni an. Die beiden begrüßten sich mit Handschlag.
»Schön, daß du reinschaust, Toni. Bist in Kirchwalden zum Einkaufen?«
»Ja, Anna und ich haben die Kinder in die Schule gebracht und sind dann hierher gefahren. Anna will Sachen für die Kinder einkaufen. Ich treffe mich gleich mit ihr. Deshalb kann ich auch net lange bleiben. Ich will dich nur was fragen.«
»Immer raus mit der Sprache! Magst einen Kaffee?«
Toni bejahte. Sie setzten sich an den Tisch in der Besprechungsecke. Dort stand ein Tablett mit einer Thermoskanne voll Kaffee, Becher, Zucker und Milch. Leo schenkte ein. Toni gab Zucker und Milch in seinen Becher und rührte langsam um. Leo beobachtete ihn.
»Ich kenne dich gut, Toni. Was hast du auf dem Herzen? Red’ schon!«
Toni trank einen Schluck Kaffee.
»Ich werde die Berghütte am Wochenende zumachen, weil…«
»Steckst in Schwierigkeiten? Ich dachte, sie läuft gut.«
»Schmarrn! Anna und ich haben am Sonntag was vor. Es geht um die Kinder. Wir wollen den Alois dabei haben. Er gehört doch auch zur Familie.«
»Was habt ihr denn vor? Haben Anna und du Hochzeitstag?«
»Naa! Wir haben ja die Zusage bekommen, daß wir Sebastian und Franziska adoptieren können. Es ist jetzt amtlich!«
»Mei, Toni, da freue ich mich! Glückwunsch zur Vaterschaft! Zur Elternschaft! Dann seid ihr Mutter und Vater, aber in euren Herzen seid ihr des ja schon lange.«
»Genau, Leo! Vom allersten Augenblick an haben wir die beiden Bichler Kinder in unser Herz geschlossen, als wir sie oben beim Paradiesgarten gefunden hatten. Ich werde den Augenblick nie vergessen. Diese traurigen großen Augen, die Verzweiflung, die Unsicherheit und vor allem die Heimatlosigkeit!«
»Des war damals auch eine schlimme Sache, als sie zusehen mußten, wie ihre Eltern am unteren Hang des Höllentors von dem Bergrutsch begraben wurden.«
»Ja, ich denke, nur wer so etwas selbst erlebt hat, kann sich des wirklich vorstellen. Für erwachsene Leut’ ist es schon schwer, so ein Erlebnis zu verarbeiten. Noch schlimmer muß es für Kinder sein.«
»Des stimmt, Toni! Es ist schon erstaunlich, wie die beiden des verarbeitet haben. Des ist auch euer Verdienst.«
Toni trank wieder einen Schluck Kaffee. Er setzte behutsam den Kaffeebecher ab.
»Wir haben uns Müh’ gegeben, versuchten den beiden eine neue Heimat zu geben. Doch wie es in den Herzen der beiden aussieht, des weiß niemand. Außerdem kann niemand auf der Welt die leiblichen Eltern ersetzen, denke ich.«
»Leibliche Eltern bleiben leibliche Eltern! Aber gute Eltern ist niemand automatisch. Manchmal frage ich mich, warum Eltern Kinder in die Welt setzen und dann net alles für sie tun. Aber diese Frage kann nur der Herrgott beantworten, Toni.«
»Des stimmt! Jedenfalls sind die beiden für uns ein Geschenk des Himmels. So haben wir sie angenommen. Die beiden freuen sich darauf, ›echte Baumbergers‹ zu werden, wie sie sagen.«
Toni schmunzelte.
»Sie wollen jetzt zukünftig zweimal im Jahr Geburtstag feiern, an dem Tag, an dem wir sie adoptiert haben und an ihrem richtigen Geburtstag. Die Lehrerin von der Franzi sagte im Unterricht, daß Sonntagskinder besondere Kinder seien. Des hatte zur Folge, daß die beiden an einem Sonntag adoptiert werden wollen, daß die Anna und ich an einem Sonntag die Papiere unterschreiben.«
»Ja, geht des denn? Die Ämter in Kirchwalden haben doch am Wochenende nicht offen.«
»Stimmt! Aber mit Hilfe vom Fellbacher und vom Zandler, der noch den Bischof dafür gewinnen konnte, gibt es eine Ausnahme.«
»Was du net sagst? Mei, des wird die beiden freuen.«
»Des tut es! Die sind so quirlig, seit sie es wissen.«
»Und wie geht des vonstatten? Ihr wollt dann am Sonntag aufs Amt fahren, denke ich mir mal so. Ah, jetzt verstehe ich. Deshalb soll die Berghütte zu sein, wie?«
»Genau! Pfarrer Zandler und Bürgermeister Fellbacher haben etwas ausgeheckt. So genau wissen wir des net. Wir sollen nur am Sonntag um neun Uhr auf der Oberländer Alm sein.«
»Toni, ich habe da eine Idee. Für die Wochenenddienste wechseln sich die Kollegen ab. Ich und einige Männer haben frei. Ich frage sie, ob sie bereit sind, Dienst auf der Berghütte zu machen. Wir könnten euch alle vertreten.«
»Mei, des habe ich fast gehofft!«
»Ich bin mir sicher, die meisten sind sofort dabei. Sie kennen Franziska und Sebastian und waren damals tagelange an der Suchaktion nach ihnen beteiligt. Sie freuen sich bestimmt mit den Kindern. Des bekomme ich hin! Da mußt dir keine Sorgen machen, Toni.«
»Bist ein echter Freund!«
»Aber ich erwarte eine Gegenleistung!«
»Da kannst sicher sein! Ich werde euch was spenden.«
»Darum geht es net! Alle Männer von der Bergwacht könnten Paten der beiden werden.«
»Des ist eine gute Idee! Einverstanden!«
Gemeinsam überlegten sie die Einzelheiten. Toni wollte die Berghütte am Samstagmorgen schließen. Das war nun unnötig. Die Freunde von der Bergwacht unter Führung von Leonhard Gasser würden am Samstagnachmittag auf die Berghütte kommen und den Betrieb übernehmen. Dann könnten sich Anna und die Kinder auf den großen Tag gut vorbereiten.
»Bist ein wahrer Freund! Und wenn wir wiederkommen, gibt’s einen zünftigen Hüttenabend.«
»Des mit der Feier auf der Berghütte am Sonntag, des tust bitte mir und den Kameraden überlassen. Die Feier richten die Paten aus. Wir werden uns was einfallen lassen. Aber ich verrate nichts!«
Leo blinzelte Toni zu.
»Dann frage ich auch nichts! Ich sage nur ein herzliches Vergelt’s Gott!«
Toni trank seinen Kaffee aus. Er stand auf. Die Freunde schüttelten sich die Hand.
»Pfüat di, Leo!«
»Pfüat di, Toni! Und keinen Ton zu den Kindern. Die Feier soll eine Überraschung sein.«
»Das verspreche ich gerne! Bringst den Rex mit? Wo ist er überhaupt? Sonst liegt dein Hund doch unter deinem Schreibtisch.«
Leonhard schmunzelte.
»Der Rex hat frei. Er wandelt heute auf Liebespfoten. Die Hündin von einem Kollegen ist heiß, und da hat er eine ganz besondere Aufgabe.«
»Mei, des wird ihm gefallen. Wie kommt des? Du hast deinen Rex doch noch als Deckrüde zugelassen?«
Leo lächelte.
»Die Schäferhündin vom Kollegen hat bisher alle anderen Rüden verbissen. Sie hat keinen herangelassen. Es waren auch fremde Rüden vom Züchter. Den Rex kennt sie, und die beiden sind auch gut Freund. Sie toben und spielen zusammen.«
»Ja, warum sollen die Tiere kein Gefühl haben?«
»Genau!«
»Wie steht es eigentlich mit deinen Gefühlen, Leo? Hat sich die Sache mit dem Madl gut entwickelt?«
»Naa! Wir mochten uns zwar. Aber sie will einen Burschen, der am Wochenende und an den Feiertagen daheim ist, einen, der pünktlich Feierabend macht.«
»Also des gleiche Problem wie immer!«
»Du sagst es, Toni. Dann hat es auch net sollen sein. Aber ich gebe die Hoffnung net auf, daß mir doch noch das richtige Madl begegnet. Es muß eben jemand sein, der Verständnis für meinen Beruf hat.«
»Des wird schon, Leo! Besser keine als die Falsche.«
»Du sagst es, Toni!«
Leonhard Gasser brachte Toni zu seinem Auto.
Im Büro telefonierte Leonhard zuerst mit Bürgermeister Fritz Fellbacher und danach mit Pfarrer Heiner Zandler. Sie waren von der Idee der Patenschaft begeistert.
»Kinder brauchen