Der italienische Verführer
Von Helen Bianchin
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Nie wieder Liebe! Das hat Maggie sich nach einer Enttäuschung geschworen. Doch ihr Vorsatz gerät ins Wanken, als sie in Italien Alessandro del Marco kennenlernt. Der geborene Verführer, der weiß, was er will - nämlich sie …
Helen Bianchin
Helen Bianchin wurde in Neuseeland geboren und wuchs dort als Einzelkind auf. Sie hatte eine äußerst lebhafte Fantasie und liebte schon damals Bücher über alles. Als Teenager begann sie zu schreiben, doch sie vernachlässigte ihr Hobby, als sie als Sekretärin in einer kleinen Kanzlei arbeitete. Als sie 21 war, setzten sie und eine Freundin von Auckland nach Melbourne, Australien über, wo sie jobben und sich das Land anschauen wollten. Wenn Helen Bianchin auf eine Romanze an Bord gehofft hatte, wurde sie enttäuscht: Sie musste wegen Seekrankheit vier Tage in ihrer Kabine bleiben! Fünfzehn Monate blieben sie in Melbourne, um dort zu arbeiten, dann kauften sie sich ein Auto und durchquerten Australien drei Monate lang von Nord nach Süd und von Ost nach West. In Cairns blieben sie schließlich längere Zeit, um sich Geld für ihre Reise nach Sydney zu verdienen. Dort passierte es: Helen traf ihren zukünftigen Ehemann Danilo Bianchin. Danilo war kürzlich aus Treviso, Italien, eingewandert und versuchte sich als Tabakfarmer. Sein Englisch war schrecklich, und sie sprach kein Wort Italienisch. Sechs Monate später heirateten sie, und Helen fand sich in einer ihr völlig fremden Welt wieder: Sie musste für neun Tabakfarmer kochen, Tabak bündeln und täglich 200 Hühner, etliche Enten und einige Puten versorgen! Helen Bianchins Italienischkenntnisse verbesserten sich rapide, und im Nachhinein betrachtet, gab es in ihrem neuen Leben oft schreiendkomische Momente. Aber oft war es auch schwer: Sie musste auf einem Holz befeuerten Herd kochen, heißes Wasser gab es erst, wenn sie es sich zubereitet hatte, die Dusche und Toilette waren primitiv, und während der Fußballsaison musste sie für zwei Fußballteams die Uniformen waschen. Dazu kamen Überflutungen, Hagelstürme, die die Ernte gefährdeten, harte Arbeit und die Totgeburt ihres ersten Kindes. Dann wurde zu ihrer großen Freude ihre Tochter Lucia geboren. Drei Jahre später kehrte die Familie nach Neuseeland zurück, wo sie die nächsten sechzehn Jahre wohnte. In diesen Jahren erblickten die Söhne Angelo und Peter das Licht der Welt, und irgendwann kam Helen Bianchin der Gedanke, über ihre Erlebnisse auf der Farm ein Buch zu schreiben: eine Romance mit einem Helden, der aus Italien stammte. Allerdings war der Held in ihrem ersten Roman reich, und ihm gehörte die Farm – schriftstellerische Freiheit! Es dauerte ein Jahr, bis sie auf der alten Reiseschreibmaschine am Esszimmertisch ein halbwegs passables Manuskript fertig ...
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Buchvorschau
Der italienische Verführer - Helen Bianchin
IMPRESSUM
Der italienische Verführer erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2011 by Helen Bianchin
Originaltitel: „Alessandro’s Prize"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 340
Übersetzung: Elke Schuller-Wannagat
Umschlagsmotive: GettyImages / Jeremy Maude, kunst-mp
Veröffentlicht im ePub Format in 08/2021
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751519908
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Alessandro parkte seinen Sportwagen neben der eindrucksvollen Villa am Comer See, die seinem väterlichen Freund und Gönner Giuseppe dalla Silvestri gehört hatte. Seit dessen Tod lebte seine Witwe Sophia – vom Personal abgesehen – allein hier und widmete sich hingebungsvoll karitativen Aufgaben. Ganz besonders lag ihr dabei das Wohlergehen von Kindern am Herzen. Sie und Giuseppe hatten keine gehabt.
Dankbar dachte Alessandro an Giuseppe, der ihn vor Jahren in den Straßen Mailands sozusagen aufgelesen hatte. Seine leibliche Mutter hatte ihn lieblosen Pflegeltern überlassen, die sich um ihn kaum kümmerten. Das Jugendamt hatte es auch nicht getan. So hatte er lernen müssen, selbst für sich zu sorgen. Glücklicherweise war er gewitzt und flink genug gewesen, um sich in dem nicht ganz ungefährlichen Milieu zu behaupten.
Zu Giuseppe hatte er nur allmählich und widerstrebend Vertrauen gefasst. Der erkannte sein Talent für alles, was mit Computern zusammenhing und lenkte es in legale Bahnen. Er sorgte für seine Ausbildung, und nach dem Studienabschluss stellte er ihn in seiner Firma ein.
Nachdem Alessandro die Tricks und Kniffe des Geschäfts gelernt hatte, gründete er, mit Giuseppes finanzieller Unterstützung, seine eigene Firma ‚Del Marco Industries‘. Die erwies sich als Goldgrube und erlaubte ihm ein äußerst luxuriöses Leben.
Er besaß eine Villa in den Bergen am Comer See, ein Apartment in Mailand sowie diverse Immobilien in verschiedenen Metropolen der Welt. Außerdem gehörten ihm ein Privatjet und eine kleine Flotte teurer Autos. Ja, er hatte es wahrlich zu einem beachtlichen Reichtum gebracht.
Ein angenehmer Nebeneffekt davon war, dass sich die schönsten Frauen buchstäblich um ihn rissen. Trotzdem hatte es noch keine geschafft, ihn länger als ein paar Wochen emotional zu binden.
War er gleichgültig geworden? Vielleicht. Nicht, dass ihn Frauen wirklich langweilten, aber er war es doch ein bisschen leid, wie sehr sie sich um ihn bemühten. Sie spielten ihm etwas vor, von dem sie glaubten, es würde ihm gefallen. Sie waren schöne und charmante Begleiterinnen, vorzeigbar, intelligent, perfekt anzusehen … und doch nur Schauspielerinnen auf der Bühne des Lebens.
Seine Jugendjahre hatten ihn hart und misstrauisch gemacht. Wenn sein Gegenüber die Hand aus der Tasche zog, hatte er sich immer fragen müssen, ob darin ein Messer oder einige Münzen für ihn bereitgehalten wurden.
Er hatte stets um alles kämpfen müssen. Verlieren kam dabei nicht infrage.
Giuseppe hatte er es zu verdanken, dass er nun ein erfolgreicher Geschäftsmann war. Sophia hatte ihm gesellschaftlichen Schliff verpasst. Sie hatte ihn geduldig und liebevoll angeleitet, und sie war ihm ein echtes Vorbild gewesen.
Diesen beiden großartigen Menschen, die ihn unter ihre Fittiche genommen hatten, verdankte er außerdem sein gesundes Selbstbewusstsein. Er wusste jetzt, dass er anderen völlig ebenbürtig war. Wie Giuseppe ihm geraten hatte, vergaß er nicht, woher er stammte und maß daran ab, wie weit er es im Leben gebracht hatte.
Ich schulde den beiden unendlich viel, auch wenn sie es immer abgestritten haben, dachte Alessandro dankbar. Giuseppe hatte ihm den Vater ersetzt, und Sophia … Für sie würde er alles tun, worum sie ihn bat.
Zu einem Abendessen zu erscheinen, um ihre Nichte aus Australien willkommen zu heißen, war da wirklich nur eine Kleinigkeit! Vor allem, da er Maggie Parisi von einem früheren Besuch her kannte, als sie Giuseppe und Sophia mit ihren Eltern zusammen besucht hatte.
Sie war ein eher ernsthaftes junges Mädchen mit schokoladenbraunen Augen und dunklen Haaren gewesen, die sie meistens zu einem dicken Zopf geflochten hatte. Ihr Lächeln und ihre Natürlichkeit waren bezaubernd gewesen, und es hatte sie noch liebenswerter gemacht, dass sie sich ihrer Vorzüge nicht bewusst zu sein schien.
Inzwischen hatte sie sich natürlich verändert, wie er von den Fotos her wusste, die Sophia ihm gelegentlich gezeigt hatte. Maggie hatte viel Schweres durchgemacht. Als ihre Eltern einige Jahre zuvor bei einem Unfall ums Leben gekommen waren, hatte sie deren gut gehendes Restaurant übernehmen müssen … und es erfolgreich weitergeführt. Dann hatte sie sich verlobt, allerdings war die Hochzeit kurz vor dem Trauungstermin plötzlich abgesagt worden.
Voller Mitgefühl hatte Sophia ihre Nichte eingeladen, sie in Italien zu besuchen, so lange sie wolle. Maggie hatte dankend angenommen.
Nun war sie also hier, und das sollte mit einer kleinen Party gefeiert werden.
Alessandro stieg aus und atmete tief die klare Abendluft ein. Er mochte den späten Februar, wenn sich in die Frische des Winters eine Ahnung des kommenden Frühlings mischte.
Da es leider nach Regen aussah, beeilte er sich, zur Tür zu gelangen, einem prachtvollen Stück aus reich geschnitzter Eiche.
Kaum hatte er geklingelt, schwangen die Flügel auf. Dahinter stand Carlo, Sophias treuer Gehilfe. Das hieß, er war zugleich Butler, Sekretär, Chauffeur und überhaupt Mann für alles. Auch er verdankte ihr so viel, dass er bereit war, alles für sie zu tun. Niemand hätte ihr auch nur ein Haar krümmen dürfen, ohne es mit ihm zu tun zu bekommen.
„Guten Abend, Alessandro, grüßte er. „Schön, dich zu sehen.
Da sie ungefähr gleich alt waren, nämlich Ende Dreißig, sich seit Jahren kannten und bis zu einem gewissen Grad dieselben Erfahrungen gemacht hatten, waren sie Freunde, oder zumindest gute Bekannte. Sie schüttelten sich herzlich die Hände.
„Hallo, Carlo! Wie geht es Sophia?"
„Gut. Sie ist glücklich über Maggies Besuch. Die Gäste sind im Salon. Du findest ja allein hin, oder?"
„Dumme Frage!", erwiderte Alessandro gut gelaunt.
Immerhin hatte er das prachtvolle Haus – das diskret und geschmackvoll Zeugnis von Giuseppes Reichtum ablegte – einige Jahre lang sein Zuhause nennen dürfen. Hier hatte er gelernt, das Beste aus sich und seinen Fähigkeiten zu machen und, dank Giuseppe und Sophia, den Grundstein für seinen Erfolg gelegt.
Nun ging er durch die großzügige Eingangshalle mit dem Marmorboden und dem kostbaren alten Kronleuchter, an deren Ende eine Doppeltreppe in elegantem Bogen in den ersten Stock führte.
„Alessandro! Da bist du ja." Sophia kam ihm lächelnd entgegen.
Er legte ihr die Hände auf die Schultern und küsste sie auf die Wangen. „Geht es dir gut?", erkundigte er sich liebevoll.
„Natürlich! Wie lieb von dir, heute Abend zum Essen zu kommen."
„Du hast doch nicht etwa geglaubt, ich würde die Einladung ausschlagen, oder?"
„Nein, nein, beruhigte sie ihn und hakte ihn unter. „Und nun komm. Die anderen sind schon da.
Es waren sechs Gäste, die er alle kannte. Alessandro begrüßte sie, dann führte Sophia ihn zu einer zierlichen jungen Frau mit dunklem Haar, schokoladenbraunen Augen und golden schimmernder Haut.
Sie war nicht klassisch schön, aber sehr attraktiv. Vor allem besaß sie eine ganz eigene Ausstrahlung, die sie noch anziehender machte. Man merkte ihr sofort an, dass sie Charakterstärke besaß, und das war etwas, was er zutiefst bewunderte.
„Guten Abend, Maggie", begrüßte er sie und küsste auch sie auf beide Wangen.
Einen Augenblick lang verspannte sie sich spürbar. Dann fing sie sich wieder.
„Guten Abend, Alessandro", erwiderte sie und lächelte höflich.
Wie kühl und beherrscht sie ist, dachte er. Unwillkürlich fragte er sich, was er tun musste, um sie leidenschaftlich zu erleben … Nein, das waren dumme Gedanken! Maggie war Sophias Nichte und somit fast auch seine Verwandte.
Trotzdem brachte sie etwas in ihm zum Klingen, und er hätte gern herausgefunden, woran das lag. Es faszinierte ihn, dass er sie auf den ersten Blick hin erotisch anziehend fand und versucht war, ihre vollen Lippen zu küssen. Das ging ihm nur noch selten so, wenn er eine Frau traf. Nur gehörte diese hier praktisch zu seiner Familie …
„Gefällt es dir hier bei Sophia?", erkundigte Alessandro sich.
Nicht nur, um zu plaudern. Es interessierte ihn wirklich. Und er wollte sie länger neben sich haben, denn ihr Parfüm reizte seine Sinne. Es war ein zugleich holzig würziger und subtil blumiger Duft, schwer zu beschreiben … und schwer zu vergessen. Aber zum Glück nicht schwer im eigentlichen Sinn.
Am liebsten hätte er sich näher zu ihr geneigt, um herauszufinden, ob sie es nur auf den Hals und die Handgelenke getupft oder es als Lotion auf dem ganzen Körper verteilt hatte.
„Meine Tante ist wirklich sehr großzügig", antwortete Maggie unverbindlich.
„Ja, dafür ist sie bekannt. Dein Besuch wird ihr viel Freude machen", versicherte er ihr.
Sie lächelte leicht, und in ihrer Wange erschien ein Grübchen. „Bitte, fühl dich nicht zu höflicher Konversation mit mir verpflichtet."
„Du glaubst, ich wäre bloß höflich, Maggie?"
„Etwa nicht?" Das klang herausfordernd.
„Nein!"
„Warum bloß kann ich dir das nur schwer glauben?", überlegte sie laut.
Er zog spöttisch die Brauen hoch. „Vielleicht, weil es dir an genügend Selbstbewusstsein fehlt?"
Das könnte momentan stimmen, dachte Maggie und ermahnte sich, nicht in Selbstmitleid zu versinken.
Erst vor drei Tagen war sie in Mailand gelandet, der Heimatstadt ihrer Eltern, um sich von ihrer jüngsten persönlichen Katastrophe zu erholen. Die Eltern durch einen Autounfall zu verlieren war ein schrecklicher Schock gewesen. Drei Jahre waren seither vergangen. Mit der Zeit hatte sie gelernt, mit dem Verlust zu leben. Die Arbeit hatte