Ihr Glück zerbrach am Neid der anderen: Dr. Norden Extra 161 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Roger schloß die dunkelgrün gestrichene Haustür hinter sich und seiner Frau Gabriele, dann nahm er ihr den schweren Wollmantel ab, der in der feuchten Nachtluft ganz klamm geworden war. »Was für ein schöner Abend! Mit Sandra und Bernd ist es immer interessant«, meinte Gabi unterdessen und stieg ein paar Stufen hinab, die vom Flur direkt in die Küche führten. »Kannst du dir vorstellen, daß es Menschen gibt, die keine Freunde haben?« fragte sie und schenkte zwei Gläser Wein ein. »Beim besten Willen nicht«, pflichtete ihr Roger bei und ging nach oben ins Wohnzimmer, das sich im ersten Stock befand. Als sich seine Frau zu ihm gesellte, machte er sich gerade am Kamin zu schaffen. Das Prasseln und Knistern schaffte eine wunderbar gemütliche Atmosphäre in dem eleganten Raum. Genüßlich kuschelte sich Gabriele an Roger, der inzwischen auf dem hellgelben Sofa Platz genommen hatte. Nachdem sie mit den langstieligen Weingläsern angestoßen hatten, blickten beide eine Weile sinnend in die Flammen. »Schade, daß wir keine Kinder haben können«, erklärte Gabi schließlich. »Aber es hat auch seine Vorteile.« »Eine spontane Abendeinladung wäre schier undenkbar. Außerdem haben wir doch jetzt unser Baby, das Juweliergeschäft«, tröstete Roger sie zärtlich. Er wußte, wie sehr sie unter der endgültigen Diagnose der Ärzte litt. Auch für ihn war der Gedanke nicht leicht, keine Nachkommen zu haben, doch er tat sein Bestes, um diesem wehmütigen Gedanken keine Macht zu verleihen.
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Buchvorschau
Ihr Glück zerbrach am Neid der anderen - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 161 –
Ihr Glück zerbrach am Neid der anderen
Patricia Vandenberg
Roger schloß die dunkelgrün gestrichene Haustür hinter sich und seiner Frau Gabriele, dann nahm er ihr den schweren Wollmantel ab, der in der feuchten Nachtluft ganz klamm geworden war.
»Was für ein schöner Abend! Mit Sandra und Bernd ist es immer interessant«, meinte Gabi unterdessen und stieg ein paar Stufen hinab, die vom Flur direkt in die Küche führten.
»Kannst du dir vorstellen, daß es Menschen gibt, die keine Freunde haben?« fragte sie und schenkte zwei Gläser Wein ein.
»Beim besten Willen nicht«, pflichtete ihr Roger bei und ging nach oben ins Wohnzimmer, das sich im ersten Stock befand. Als sich seine Frau zu ihm gesellte, machte er sich gerade am Kamin zu schaffen. Das Prasseln und Knistern schaffte eine wunderbar gemütliche Atmosphäre in dem eleganten Raum. Genüßlich kuschelte sich Gabriele an Roger, der inzwischen auf dem hellgelben Sofa Platz genommen hatte. Nachdem sie mit den langstieligen Weingläsern angestoßen hatten, blickten beide eine Weile sinnend in die Flammen.
»Schade, daß wir keine Kinder haben können«, erklärte Gabi schließlich. »Aber es hat auch seine Vorteile.«
»Eine spontane Abendeinladung wäre schier undenkbar. Außerdem haben wir doch jetzt unser Baby, das Juweliergeschäft«, tröstete Roger sie zärtlich. Er wußte, wie sehr sie unter der endgültigen Diagnose der Ärzte litt. Auch für ihn war der Gedanke nicht leicht, keine Nachkommen zu haben, doch er tat sein Bestes, um diesem wehmütigen Gedanken keine Macht zu verleihen.
»Du hast recht. Ich liebe meine Arbeit wirklich sehr.« Sie drückte sich noch enger an ihn und nahm einen tiefen Schluck von dem schweren Rotwein, der eine angenehme Wärme in ihr verbreitete. Roger streichelte sanft ihren Arm, als sie durch das Klingeln des Telefons jäh aus ihrer träumerischen Stimmung gerissen wurden.
»Wer mag das sein um diese Uhrzeit?« Er blickte auf seine Armbanduhr. Die Zeiger standen auf halb elf.
»Reichlich spät. Soll ich rangehen?« fragte Gabi träge.
»Ich mach’ das schon.« Mit einem Seufzer erhob er sich, stellte das Weinglas auf dem zierlichen Glastisch vor dem Sofa ab und ging hinunter ins Arbeitszimmer, das sich wie Küche, Eßzimmer und Gästebad im Erdgeschoß des schmalen Stadthauses befand. Gedämpft konnte Gabriele die tiefe, wohlklingende Stimme ihres Mannes durch die angelehnte Tür hören. Sie verstand nicht, was gesprochen wurde, doch sein Tonfall verhieß nichts Gutes. Augenblicklich fiel die Trägheit von ihr ab, und ihr Körper straffte sich in gespannter Erwartung. Was mochte geschehen sein?
Das Telefonat dauerte länger als erwartet, doch endlich kehrte Roger zurück. Seine Schritte klangen schleppend, als er die Stufen heraufkam und sein Gesicht erschien in der spärlichen Beleuchtung gespenstisch blaß.
»Um Gottes Willen, was ist geschehen?« Gabi sprang auf.
»Erinnerst du dich an meine Großcousine Florence?« Rogers Stimme war matt, als hätte ihn eine tiefe Müdigkeit erfaßt. Er strich sich über die Augen.
»Florence, der Name sagt mir was«, erklärte Gabriela nachdenklich und fuhr sich mit der Hand durch die langen Haare.
»Wir trafen sie das letzte Mal vor ein paar Jahren auf der Hochzeit von Jean, meinem besten Freund.«
»Jetzt erinnere ich mich, du hast sie mir ja vorgestellt. Eine unglaublich attraktive Frau. Ist sie nicht verheiratet und hat eine Tochter?« Vor ihrem geistigen Auge tauchte das Bild einer großen schlanken Frau mit langem schwarzem Haar und vor Lebensfreude sprühenden Augen auf.
»Sie war verheiratet, und sie hatte eine Tochter.« Roger seufzte tief, als Gabi ihn fragend ansah und auf weitere Erklärungen wartete. »Sie ist nämlich tot, auch ihr Ehemann. Heute morgen bei einer Gasexplosion in ihrem Haus ist es passiert. Ihre Tochter Denise kam mit schweren Verletzungen in die Klinik. Sie ist mit einem Schlag Vollwaise geworden.«
»Um Gottes Willen!« Ehrlich bestürzt legte Gabi die Hände vor den Mund. Sie selbst hatte ihren Vater früh verloren und konnte nachfühlen, was so ein Unglück in einem jungen Menschen auslösen mußte. »Wie alt ist sie denn?«
»Siebzehn, das sagt zumindest der Anwalt der Familie, der mich gerade informiert hat.«
»Und wie kommt der darauf, ausgerechnet uns anzurufen?« wunderte sich Gabriele trotz allen Mitgefühls.
»Da keine anderen Verwandten da sind, hat Florence unsere Adresse angegeben für den Fall, daß ihnen etwas zustoßen sollte.«
»Hast du davon gewußt? Ihr hattet doch kaum Kontakt.«
»Vielleicht hat sie mich irgendwann einmal gefragt, ich kann es nicht mehr beschwören. Fest steht, daß ich nach Zürich fahren muß, um mich um Denise zu kümmern. Sie ist jetzt ganz allein. Das verstehst du doch?« Roger warf seiner Frau einen hilflosen Blick zu, und ihr Herz zog sich vor Mitgefühl schmerzhaft zusammen.
»Aber natürlich verstehe ich das.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Ist es nicht merkwürdig, daß ich eben noch von einem eigenen Kind gesprochen habe und schon bekommen wir unverhofften Familienzuwachs?« Sie versuchte ein Lächeln.
»Es freut mich, daß du es so
siehst. Aber vielleicht will Denise ja gar nicht zu uns kommen. Immerhin ist sie in der Schweiz zu Haus«, gab Roger zu bedenken.
»Das wird sich schon alles finden. Zuerst einmal mußt du dich um sie kümmern.« Liebevoll strich sie ihm durch die kurz geschnittenen Haare, worauf er sie umschlang und das Gesicht in die Kuhle an ihrem Hals legte.
»Ich wüßte nicht, was ich ohne dich tun sollte«, flüsterte er. »Du darfst mich nie verlassen, sonst bin ich verloren.«
Statt einer Antwort schmiegte sie sich eng an ihn und spendete ihm den Trost, den er brauchte.
Verzückt stand Felicitas Norden ein paar Tage später zusammen mit ihrem Mann vor den Auslagen eines Juweliergeschäfts.
»Schau mal, Daniel, dieser Ring ist wunderschön. Und dieses Collier erst, ein Traum aus Platin und Saphieren.« Daniel hatte mehr Augen für die Begeisterung seiner Frau denn für den Schmuck, der sie hervorrief. Dennoch sah er ihr zuliebe auf die Stücke ihres Begehrens. Dummerweise fiel sein Blick zuerst auf die Preisschilder.
»Puh, ich fürchte, das Collier bleibt ein Traum. Für diesen Preis bekommt man ja einen Kleinwagen!« stöhnte er.
»Ich hab’ ja nicht gesagt, daß ich es haben will. Aber es ist sehr schön«, räumte Fee schnell ein.
»Macht es dir viel aus, daß ich dir solche Kostbarkeiten nicht bieten kann?«
Felicitas beeilte sich, ihn zu beruhigen.
»So gut solltest du mich inzwischen doch kennen, daß ich auf Äußerlichkeiten keinen gesteigerten Wert lege. Aber anschauen darf ich sie mir doch.«
»Vielleicht sollte es dabei nicht bleiben«, erklärte Daniel auf einmal verschmitzt lächelnd. »Was hältst du davon, wenn du diesen kleinen Ring da mal anprobierst?« Er deutete auf ein außergewöhnlich gearbeitetes Schmuckstück, das den Eindruck eines Amuletts erweckte und von einem besonders schönen Saphir in Goldfassung geziert war.
»Daniel, ich bitte dich, das können wir uns nicht leisten«, entfuhr es Fee.
»Ich hab’ ja auch nicht von kaufen gesprochen, nur von anprobieren.«
»Also gut, aber dann gehen wir gleich wieder.« Angezogen von dem Gedanken, wenigstens einmal ein derart kostbares Schmuckstück zu tragen, folgte sie ihrem Mann in das Geschäft, wo sie gleich von einer außergewöhnlich hübschen Frau begrüßt wurden.
»Frau Thalmayr, war für eine Überraschung!« rief Daniel aus, als er die dunkelhaarige Frau hinter dem Tresen erkannte, die ihn freundlich anlächelte.
»Herr Dr. Norden, schön, daß Sie mal bei uns hereinschauen. Das ist sicherlich Ihre Frau.« Sie reichte beiden die Hand.
»Ich wußte gar nicht, daß Sie ein Geschäft haben«, sagte Daniel und sah sich bewundernd um.
»Es ist ja auch erst ein paar Monate her, daß wir den Laden gemietet haben. Und solange man nicht weiß, ob sich der große Erfolg einstellt, hält man sich mit Propaganda im Bekanntenkreis ja lieber erst mal zurück«, erklärte sie zurückhaltend.
»Verstecken müssen Sie Ihr Geschäft aber wirklich nicht.« Fee ließ den Blick durch den nicht sehr großen, aber reizvollen Verkaufsraum schweifen.
»Haben Sie einen besonderen Wunsch, oder möchten Sie sich nur umsehen?« erkundigte sich Gabriela nun zuvorkommend. Normalerweise saß sie in dem kleinen Atelier, das sich an den Laden anschloß und entwarf dort ihre kleinen Kunstwerke, doch da sich Roger auf dem Weg nach Zürich befand, hatte sie das Atelier