Eine Familie in Gefahr: Der junge Norden 29 – Arztroman
Von Carolin Grahl
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Über dieses E-Book
Alexander kennt nur ein Ziel: Er will Arzt werden und in die riesigen Fußstapfen seines berühmten Onkels, des Chefarztes Dr. Daniel Norden, treten. Er will beweisen, welche Talente in ihm schlummern. Dr. Norden ist gern bereit, Alexanders Mentor zu sein, ihm zu helfen, ihn zu fördern.
Alexander Norden ist ein charismatischer, unglaublich attraktiver junger Mann. Die Frauenherzen erobert er, manchmal auch unfreiwillig, im Sturm. Seine spannende Studentenzeit wird jede Leserin, jeden Leser begeistern!
»Und? Was gibts? Wichtige Neuigkeiten aus Politik und Wirtschaft? Oder eher neue Skandale aus der Welt der Schönen und Reichen?« Sina betrat, ein Tablett mit zwei Saftgläsern und einem Teller voll Keksen in der Hand, den Gemeinschaftsraum der Wohnung in der Glockenbachstraße, in dem sich auch der Fernseher befand, und setzte sich neben Sonia aufs Sofa. Sonia starrte auf das TV-Gerät, auf dem gerade der Abspann der Tagesschau vorüberflimmerte. »Nichts Besonderes. Das übliche Gelaber. Aber das Wetter soll gut bleiben«, antwortete sie. »Wenn ihr also wirklich am Samstagabend in den Isarauen grillen wollt, habt ihr Glück. Es wird wohl, von lokalen Unwettern einmal abgesehen, ein lauer, lauschiger Sommerabend werden.« »Ihr?« Sina zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Heißt das, du willst nicht mitkommen? Und stattdessen wieder stundenlang über deinen Modezeichnungen brüten? Dein Fleiß in allen Ehren, Sonia. Und ich habe auch Verständnis für deine prekäre finanzielle Situation. Aber findest du nicht, dass du dir hin und wieder trotzdem ein bisschen Spaß gönnen solltest?« Sonia machte ein gequältes Gesicht.
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Buchvorschau
Eine Familie in Gefahr - Carolin Grahl
Der junge Norden
– 29 –
Eine Familie in Gefahr
Unveröffentlichter Roman
Carolin Grahl
»Und? Was gibts? Wichtige Neuigkeiten aus Politik und Wirtschaft? Oder eher neue Skandale aus der Welt der Schönen und Reichen?« Sina betrat, ein Tablett mit zwei Saftgläsern und einem Teller voll Keksen in der Hand, den Gemeinschaftsraum der Wohnung in der Glockenbachstraße, in dem sich auch der Fernseher befand, und setzte sich neben Sonia aufs Sofa.
Sonia starrte auf das TV-Gerät, auf dem gerade der Abspann der Tagesschau vorüberflimmerte. »Nichts Besonderes. Das übliche Gelaber. Aber das Wetter soll gut bleiben«, antwortete sie. »Wenn ihr also wirklich am Samstagabend in den Isarauen grillen wollt, habt ihr Glück. Es wird wohl, von lokalen Unwettern einmal abgesehen, ein lauer, lauschiger Sommerabend werden.«
»Ihr?« Sina zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Heißt das, du willst nicht mitkommen? Und stattdessen wieder stundenlang über deinen Modezeichnungen brüten? Dein Fleiß in allen Ehren, Sonia. Und ich habe auch Verständnis für deine prekäre finanzielle Situation. Aber findest du nicht, dass du dir hin und wieder trotzdem ein bisschen Spaß gönnen solltest?«
Sonia machte ein gequältes Gesicht. »Schon. Im Grunde gebe ich dir ja recht. Aber was soll ich denn unter lauter Medizinstudenten? Das passt einfach nicht zu mir.«
»Wir sind nicht lauter Medizinstudenten«, widersprach Sina. »Weil jeder von uns noch eine Menge Freunde und Bekannte mitbringt, von denen die meisten überhaupt nichts mit Medizin zu tun haben.« Sie machte eine kleine Pause. »Wie wäre es mit Silvio im Schlepptau?«
»Silvio«, wiederholte Sonia, während sie auf den Abschaltknopf der Fernbedienung drückte. »Was soll ich denn mit Silvio?«
»Das fragst du mich?«, grinste Sina, aber Sonia grinste wider Erwarten nicht zurück.
»Na schön«, seufzte Sina. »Themenwechsel. Wie vertreiben wir zwei uns den restlichen Abend?«
»Wir zwei?«, hakte Sonia nach. »Kommt nicht schon bald Alex nach Hause? Und was ist mit Alissa?«
»Alissa ist ausgeflogen und kommt erst in ein paar Tagen wieder. Sie schwänzt morgen und übermorgen die Uni, weil Bastians Oma sie dringend auf dem Gnadenhof braucht«, gab Sina zurück. »Sie ist schon heute Morgen nach Steinebach gefahren und hat, weil sie auch noch über das Wochenende bleibt, sogar Elvis in seinen Katzenkäfig gepackt und mitgenommen. Und was Alex betrifft … der hat leider wieder einmal Sanitätsdienst. Und zwar Spätschicht. Mit ihm ist also erst um Mitternacht zu rechnen.«
»Na, dann …« Sonia verstummte von einer Sekunde auf die andere und wandte sich mit gerunzelter Stirn zum weit geöffneten Fenster, durch das im Wechsel eine weinerlich keifende Frauenstimme und dann das zornige Belfern einer Männerstimme hereindrangen. »Hörst du das, Sina? Was … was soll das denn?«
»Unsere neuen Nachbarn zanken sich wieder einmal«, gab Sina zurück. »Sind dir die lautstarken Streitereien der beiden etwa noch gar nicht aufgefallen? Es nervt mich gewaltig.«
Sonia schüttelte den Kopf. »Nein. Ich merke das gar nicht. Wenn ich zeichne, habe ich neuerdings meistens Kopfhörer auf und dröhne mich mit ziemlich lauter Musik zu. Das … das inspiriert mich irgendwie. Zumindest bilde ich mir das ein.«
»Alex und ich haben das Gezänke schon des Öfteren gehört«, berichtete Sina. »Mir tut nur das Kind leid. Wenigstens der Kleinen zuliebe sollte sich das temperamentvolle Pärchen ein bisschen zügeln, finde ich. Es muss für das kleine Mädchen doch schrecklich sein, wenn seine Eltern sich ständig zoffen. Und dann auch noch mit einem derartigen Lärmpegel.«
»Arme Kleine«, stimmte Sonia zu. »Hoffentlich sind Papa und Mama nur im verflixten siebten Ehejahr, und es wird in absehbarer Zeit wieder ein bisschen besser.«
Sina stieß einen geringschätzigen Laut aus. »Von wegen Ehejahr«, gab sie zurück. »Die beiden sind nicht verheiratet. An der Wohnungstür habe ich jedenfalls zwei verschiedene Nachnamen gelesen: Staller und Frank.«
»Das muss nichts zu bedeuten haben«, hielt Sonia dagegen. »Auch Eheleute können heutzutage verschiedene Namen haben. Und selbst wenn die beiden wirklich nicht verheiratet sind – was stört dich daran? Erst einmal zusammenzuleben, um sich auszuprobieren, ist schließlich keine schlechte Sache. Du und Alex, ihr macht das doch auch.«
Sina zuckte nur stumm die Schultern. Sie nahm die Fernbedienung zur Hand und fing an, damit herumzuspielen. »Wir könnten uns einen Film anschauen«, schlug sie schließlich vor.
»Krimi?«, fragte Sonia.
Sina machte ein skeptisches Gesicht. »Eigentlich sehe ich … lieber Liebesfilme«, gestand sie.
Sonia verdrehte die Augen. »Echt jetzt? Du stehst allen Ernstes auf Rosamunde Pilcher? Und Inga Lindström? Und Katie Fforde?«
»Warum nicht? Was soll an diesen Filmen falsch sein? Ich mag es nun mal romantisch.«
»Verstehe. Aber du hast ja auch leicht reden. Du hast Alex, der dich, wenn er heimkommt, in seine Arme schließt. Ich dagegen … Nach einem Liebesfilm fühle ich mich selbst hier in der Wohngemeinschaft noch einsamer als ohnehin schon. Es kommt mir dann so vor, als wären alle Liebespaare der Welt zusammen, während ausgerechnet ich und Anthony meilenweit voneinander entfernt leben müssen.« Sonia seufzte, als läge alle Last der Welt auf ihren Schultern. »Wie auch immer – es ist nun mal wie es ist und lässt sich fürs Erste nicht ändern. Also steht mir der Sinn im Moment nicht nach Herzschmerz, sondern eher nach Spannung, nach einem richtigen Thriller.«
»Meinetwegen. Dann eben ein Krimi«, gab Sina nach, während Sonia bereits in der Programmzeitschrift blätterte.
»Schau mal, da«, sagte Sonia wenige Sekunden später und wies auf ein Foto, das ein Lagerfeuer und im Hintergrund eine Landschaft im Zwielicht zeigte. »Mittsommermord. Das klingt irgendwie vielversprechend, finde ich. Zumal Skandinavien-Krimis sowieso mit Abstand die besten sind. Das merkt man sogar noch in der Verfilmung. Hör mal die Beschreibung des Films, Sina – echt spannend …« Sonia fuhr mit dem Zeigefinger die Zeilen des Textes nach und las vor: »Auf einer Insel in den Schären feiert eine Gruppe junger Leute ausgelassen das Mittsommerfest. Als ein Pärchen sich von den anderen absondert, um sich an einem versteckten Platz zu lieben, machen die beiden einen grausigen Fund: Sie entdecken die Leiche einer blonden jungen Frau, die ebenfalls Gast der Party war. In ihren nackten Körper sind mit einem Messer seltsame Runen eingeritzt und …«
Sina hielt sich die Ohren zu, aber das neuerliche Gepolter aus der Nachbarwohnung entging ihr trotzdem nicht.
Auch Sonia zuckte angesichts des dumpfen Krachens und des Klirrens von splitterndem Glas erschrocken zusammen, legte die Programmzeitschrift beiseite und schaute Sina fragend an. »Zertrümmern die beiden im Zorn ihren Hausrat? Oder werfen sie mit Gegenständen aufeinander und bringen sich am Ende noch gegenseitig um?«
»Keine Ahnung. Aber so laut wie heute waren sie noch nie«, gab Sina zurück.
»Sollen wir … bei den beiden klingeln und nach dem Rechten sehen?«, schlug Sonia vor.
Sina kaute unsicher auf ihrer Unterlippe herum. »Ich weiß nicht. Vielleicht empfinden sie uns dann als übergriffig. Andererseits …«
»Wir können ja so tun, als hätten wir nur das Gepolter und das Klirren gehört. Als wollten wir unsere Hilfe anbieten, falls irgendetwas schief gelaufen ist. Beim Einrichten der Wohnung oder so. Immerhin sind die beiden und ihre kleine Tochter noch nicht allzu lange hier eingezogen, hast du gesagt.« Sonia richtete ihre Blicke fragend auf Sina, stand aber bereits auf und machte ein paar Schritte in Richtung Wohnungstür.
Sina erhob sich ebenfalls, wenn auch ein wenig zögerlicher.
Erst ein neuerliches Poltern überzeugte sie endgültig davon, Sonia zu folgen.
Wenig später standen die beiden Halbschwestern im Treppenhaus – und stellten verärgert fest, dass sie das Licht nicht anknipsen konnten.
»Euer Hausherr ist der größte Knicker aller Zeiten«, maulte Sonia. »Er wechselt die kaputten Glühbirnen nicht aus, damit er Strom sparen kann. Und dabei hat er euch erst vor Kurzem wieder die Miete erhöht.« Mit einem Laut des Unmuts zog sie ihr Handy aus der Gesäßtasche ihrer Jeans und benutzte es als Taschenlampe.
Auf leisen Sohlen, als täten sie etwas Verbotenes, schlichen Sina und Sonia im Schein ihrer Handy-Taschenlampe den obersten Absatz der ausgetretenen Holztreppe hinunter. Sie hatten die letzten Stufen noch nicht erreicht, als die Tür der Wohnung von Klaus Frank und Selma Staller aufgerissen wurde.
Sonia schob instinktiv das hell leuchtende Handy in die Gesäßtasche ihrer Jeans zurück, während Klaus Frank mit stampfenden Schritten auf den Flur hinaustrat.
»Mir reicht es. Und zwar dicke. Du kannst dir gar nicht vorstellen, Selma, wie satt ich das alles habe. Der ganze Alltagskram und dein