Sommer, Sonne, Leidenschaft: Dr. Norden Extra 125 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Völlig in sich versunken saß Uta Prohaska am Frühstückstisch. Wie so oft in letzter Zeit konnte sie sich nicht dazu aufraffen, ihr Tagwerk endlich zu beginnen. Erst als ihr Mann Ralf die Zeitung geräuschvoll zusammenfaltete, die Teetasse leerte und demonstrativ aufstand, erwachte sie aus ihrer Lethargie und schaute verwundert auf. »Ich muss los, Schatz«, erklärte Ralf und drückte Uta einen beiläufigen Kuss auf die Wange. »Warte nicht auf mich heute Abend, es kann spät werden.« »Schon gut.« »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Schon gut?« Wieder einmal ärgerte sich Ralf über die gelangweilte Stimme seiner Frau. »Manchmal könnte man meinen, du interessierst dich überhaupt nicht mehr für mich und meinen Alltag.« »Interessierst du dich denn für meinen?« gab Uta gelangweilt zurück und schaute geradewegs durch ihn hindurch. Ralf lachte ungläubig. »Allzu spannend kann dein Tag ja nicht werden, wenn du schon morgens so rumhängst. Geh doch mal zum Arzt, vielleicht kommst du ja in die Wechseljahre und brauchst Hormone. Schon allein wie du angezogen bist in dieser Jahreszeit.« Lässig warf er sich das Sakko über die Schulter, zum Aufbruch bereit. »Na und? Wenn mir kalt ist …«
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Buchvorschau
Sommer, Sonne, Leidenschaft - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 125 –
Sommer, Sonne, Leidenschaft
Heißer Kopf und kalte Füße
Patricia Vandenberg
Völlig in sich versunken saß Uta Prohaska am Frühstückstisch. Wie so oft in letzter Zeit konnte sie sich nicht dazu aufraffen, ihr Tagwerk endlich zu beginnen. Erst als ihr Mann Ralf die Zeitung geräuschvoll zusammenfaltete, die Teetasse leerte und demonstrativ aufstand, erwachte sie aus ihrer Lethargie und schaute verwundert auf.
»Ich muss los, Schatz«, erklärte Ralf und drückte Uta einen beiläufigen Kuss auf die Wange. »Warte nicht auf mich heute Abend, es kann spät werden.«
»Schon gut.«
»Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Schon gut?« Wieder einmal ärgerte sich Ralf über die gelangweilte Stimme seiner Frau. »Manchmal könnte man meinen, du interessierst dich überhaupt nicht mehr für mich und meinen Alltag.«
»Interessierst du dich denn für meinen?« gab Uta gelangweilt zurück und schaute geradewegs durch ihn hindurch.
Ralf lachte ungläubig.
»Allzu spannend kann dein Tag ja nicht werden, wenn du schon morgens so rumhängst. Geh doch mal zum Arzt, vielleicht kommst du ja in die Wechseljahre und brauchst Hormone. Schon allein wie du angezogen bist in dieser Jahreszeit.« Lässig warf er sich das Sakko über die Schulter, zum Aufbruch bereit.
»Na und? Wenn mir kalt ist …« Uta schlang fröstelnd die Arme um den Oberkörper und schickte ihm einen verächtlichen Blick. Widerstrebend musste sie dabei feststellen, dass er gut aussah, immer noch, auch wenn er langsam aber sicher auf die Fünfzig zuging. Graumelierte Schläfen, eine intellektuelle Brille auf der schmalen Nase und eine gute Figur, die vom regelmäßigen Training mit den Kollegen im Fitnessstudio herrührte. »Außerdem vielen Dank für das Kompliment.« Langsam kam Leben in Utas Gesicht. »Darf ich dich daran erinnern, dass ich noch keine vierzig bin?«
»Warum benimmst du dich dann wie eine Achtzigjährige?« konnte sich Ralf einen beißenden Kommentar nicht verkneifen. Sicher, er hatte noch nie viel Anteil am Leben seiner Frau genommen. Zu sehr füllte ihn sein Beruf als Wirtschaftsprüfer in einer großen Steuerkanzlei aus, zu sehr war er mit seiner Karriere, den Kollegen und zahlreichen Hobbys beschäftigt. Aber wenigstens war Uta in der wenigen gemeinsamen Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, immer fröhlich und ausgeglichen gewesen. Nie hatte sie sich darüber beschwert, wie selten er zu Hause war, sich immer liebevoll um Sohn, Haus und Garten gekümmert. Seit Moritz aus dem Gröbsten heraus war, hatte sie zudem ihr Hobby, die Schneiderei, zum Beruf gemacht, und nähte aus Walkstoff Taschen, Kissenhüllen und andere schöne Dinge für Erwachsene und Kinder, die ein örtliches Geschäft in Kommission verkaufte. Ralf sah diese Entwicklung positiv, diente sie doch seiner Unabhängigkeit. Aber nach und nach schien alle Dynamik aus Uta gewichen zu sein. Was war nur anders geworden? Und vor allen Dingen: Wann? Als er ihre betroffene Miene bemerkte, machte er einen halbherzigen Versöhnungsversuch.
»Tut mir leid, ich wollte nicht ausfallend werden. Aber vielleicht solltest du meinen Rat befolgen und mal zu Dr. Norden gehen.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Jetzt muss ich aber wirklich los. Pünktlich um neun Uhr beginnt das erste Meeting. Ciao, Schatz.« Er warf noch einen Kuss durch die Luft, dann war er verschwunden. Ungerührt starrte Uta ihm nach, hob langsam ihre Tasse und trank einen Schluck. Igitt, dachte sie und stellte die Tasse angewidert zurück auf den Tisch, eiskalt und bitter. In einem Zustand völliger Erschöpfung blieb sie sitzen und starrte vor sich hin. Vielleicht hatte Ralf in seiner unverblümten Art recht. Vielleicht war sie tatsächlich in den Wechseljahren, ohne es zu ahnen. Möglich war es schon, sie hatte von solchen Fällen gelesen.
Als die nahe Turmuhr neunmal schlug, raffte sie sich endlich auf und begann, den Tisch abzuräumen. Mit kalten, klammen Fingern griff sie nach Tellern und Tassen und wollte sie ordentlich auf dem Tablett zusammenstellen, als ihr das Geschirr einfach aus der Hand rutschte und klirrend auf dem Tisch zerbarst.
»So ein Mist!« schimpfte Uta ungehalten und besah sich das Malheur, während sie die kalten Finger rieb. »Das kommt davon, weil ich den ganzen Tag friere. Ich hab’ ja schon gar kein richtiges Gefühl mehr in den Händen.« Mit einem Blick auf den strahlend blauen Himmel vor dem Fenster zog sie die Strickjacke enger um sich und machte sich daran, die Scherben aufzuräumen, ehe sie sich seufzend an die Nähmaschine setzte, um einige Auftragsarbeiten fertigzubringen. Ein arbeitsreicher Vormittag lag vor ihr und obwohl ihr ihre Arbeit Spaß machte, fühlte sie sich leer und ausgebrannt.
*
»Mir will einfach nichts mehr einfallen.«
Ärgerlich warf Victor Reiter seinen Bleistift auf den Zeichentisch. Der Radiergummi flog in hohem Bogen hinterher.
»Dabei bist es doch immer du, der die besten Ideen hat.« Sven betrachtete seinen Kollegen mit einem wissenden Grinsen auf dem Gesicht und ahmte gekonnt die Stimme des Chefs nach. »Nehmen Sie sich mal ein Beispiel an Reiter. Der hat Ideen, die wirklich Erfolg haben.«
Victor verzog die Miene.
»Nur kein Neid. Schließlich hat jeder mal ein kreatives Hoch.«
»Dann bin ja vielleicht ich jetzt dran.«
»Gut möglich. Ich fühle mich total leer und ausgebrannt. Vielleicht sollte ich nachgeben und mit Gwenda ein paar Tage Urlaub machen. Sie hat schon gejammert, dass sie die Einzige ist, die in den Ferien nicht verreisen darf. Dabei hab’ ich eigentlich weder Zeit noch Geld.«
»Was ist mit deiner Ex? Schließlich ist es auch ihre Tochter«, erkundigte sich Sven, der die angespannte Situation im Hause Reiter nur zu gut kannte. Obwohl sie sich schon vor beinahe einem Jahr von ihrem Mann getrennt hatte, machte Valerie Reiter ihrem Mann immer noch das Leben zur Hölle.
»Ach, Valerie!« Victor machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die hat doch nur Interesse daran, uns das Leben so schwer wie möglich zu machen.«
»Dabei war sie es doch, die die Trennung wollte.«
»Weibliche Psyche, wer versteht die schon?« Victor lachte gequält. »Wahrscheinlich hat sie herausgefunden, dass die Sache mit der Selbstverwirklichung wohl doch nicht so ihr Ding ist. Wie auch immer. Auf Valerie kann ich in Sachen Urlaub jedenfalls nicht zählen.«
Sven sagte eine Weile gar nichts mehr und kritzelte gedankenverloren auf seiner Schreibtischunterlage herum.
»Ich könnte dir einen Vorschlag machen. Meine Schwester Uta und ich haben ein Haus auf Ibiza. Es steht meistens leer. Wenn du Lust hast und die Kohle für den Flug zusammenkratzen kannst, könntest du dort ein, zwei Wochen umsonst Ferien machen. Na, was meinst du?«
Sven richtete seine strahlend blauen Augen auf den Kollegen und lachte über das fassungslose Gesicht, das sich ihm darbot.
»Du hast was? Ein Haus auf Ibiza? Warum erfahre ich erst jetzt davon?«
»Wie gesagt, es steht meistens leer. Meine Großeltern wohnten dort. Nach ihrem Tod wollte Utas Mann die Bruchbude, wie er es nennt, verkaufen, aber ich war strikt dagegen. Uta war es egal, und so steht es halt da und wartet auf Besucher.«
»Warum bist du nie dort?« erkundigte sich Victor, neugierig geworden. Ibiza kannte er aus seiner Jugend. Wasser, Sonne, Leidenschaft waren die Schlagworte, die ihm dabei einfielen. Schöne Frauen und ein ausgedehntes Nachtleben waren ihm in lebhafter Erinnerung geblieben. Aber war das das Richtige für eine lebenshungrige Sechzehnjährige?
»Weiß ich auch nicht so genau. Es liegt etwas außerhalb, nicht direkt am Meer und ist auch sonst nicht sonderlich komfortabel. Aber für einen Kurzurlaub durchaus zu empfehlen.«
Das klang schon besser. Zumindest um Gwenda musste Vincent sich in diesem Fall keine Sorgen machen. Und ein bisschen Ruhe würde ihm guttun nach dem ganzen Stress mit seiner Frau. Inzwischen war er froh, wenn er Frauen nur von hinten sah.
»Klingt doch eigentlich ganz vielversprechend«, murmelte er vor sich hin. »Und deine Schwester hätte