Auf einmal ist es Liebe
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Mit keinem Mann kann Melanie so herzlich lachen wie mit Caleb - und keiner kennt ihre Sorgen so gut wie er. Deshalb möchte sie ihn auch nie als besten Freund verlieren. Doch genau das könnte passieren, denn in ihre Gefühle mischen sich auf einmal Leidenschaft und Begehren …
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Buchvorschau
Auf einmal ist es Liebe - Janis Reams Hudson
IMPRESSUM
Auf einmal ist es Liebe erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2004 by Janis Reams Hudson
Originaltitel: „The Other Brother"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1549 - 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Patrick Hansen
Umschlagsmotive: Wavebreakmedia / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733719852
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Der Bogen des Geigers bewegte sich so schnell, dass er unter den bunten chinesischen Lampions, die zwischen dem Haus und der Scheune baumelten, kaum zu erkennen war. Füße stampften, Hände klatschten, und Paare drehten sich auf der provisorisch errichteten Tanzfläche aus Sperrholz. Der Winterweizen war ausgesät, was schon Grund genug für eine Party gewesen wäre. Aber die Leute hatten sich an diesem Abend im frühen Oktober nicht wegen des Weizens auf der Cherokee Rose Ranch versammelt.
Der älteste Enkel von Cherokee Rose Chisholm hatte geheiratet, und Farmer und Rancher, Banker und Cowboys aus Oklahoma und den umliegenden Bundesstaaten waren gekommen, um seine Frau Emily Nelson und ihre beiden jungen Töchter in der Familie willkommen zu heißen.
Es gab das Gerücht, dass sogar ein oder zwei Texaner den weiten Weg auf sich genommen hatten. Aber für die Bewohner von Oklahoma gab es keinen Ort namens Texas, für sie hieß das Land südlich des Red River einfach nur Baja Oklahoma.
Texanern gefiel der Name nicht, denn in ihren Augen war alles, was jenseits des Flusses lag, einfach nur Nordtexas. Die alljährliche Red-River-Rivalität, die der Rest des Landes als das Footballspiel zwischen der Oklahoma University und der University of Texas kannte, würde erst in zwei Wochen stattfinden. Bis dahin tranken die Rivalen friedlich ihr Bier zusammen.
Das Gebräu wurde von Caleb Chisholm gezapft, dem mittleren von Cherokee Roses drei Enkelsöhnen. Die meisten Leute hielten ihn für den ruhigen Chisholm. Sloan, der Älteste, war umgänglich, freundlich und hilfsbereit. Justin, der Jüngste, hatte sich in der High School den Spitznamen Wild Man erworben, denn er war ein Draufgänger, vor allem bei den Frauen.
Caleb dagegen war eher ein Einzelgänger – wenn er nicht gerade einen Streit zwischen seinen Brüdern schlichten musste. Er war ausgeglichen und verlässlich und galt als einer der begehrtesten Junggesellen in der Gegend. Nur selten lächelte der ernste und zurückhaltende Mann.
Aber genau das tat er jetzt, als die direkte Nachbarin der Chisholms sich im Takt der Countryband auf sein Bierfass zubewegte.
Hätte jemand die Brüder gefragt, was für eine Frau Melanie Pruitt ist, hätte er drei verschiedene Antworten bekommen: Sie ist ein süßes Kind, das nicht genau weiß, was es will. Sie trägt ihr – meistens gebrochenes – Herz auf der Zunge. Und sie ist ein echter Kumpel, der für jeden Streich zu haben ist.
Die Chisholm-Brüder kannten sie schon ihr ganzes Leben lang. Sie war die kleine Schwester, die sie nie gehabt hatten. Sie war in Sloan verliebt gewesen, hatte sich an Calebs Schulter ausgeweint und Justin geholfen, das Haus des Schuldirektors an Halloween mit faulen Eiern zu bewerfen.
„Hey, Caleb, sagte sie. „Tolle Party.
Ihr Lächeln war nicht so strahlend wie sonst.
Ihr Blick folgte Sloan und Emily, die gerade lachend einen schwungvollen Twostepp tanzten.
„Verdammt, Melanie, knurrte Caleb. „Ich dachte, du bist über ihn hinweg.
Blinzelnd sah sie ihn an. „Was meinst du? Über wen?"
„Sloan. Du hast ihn angestarrt, als hättest du deinen besten Freund verloren."
Ihre Augen wurden groß. „Ich habe nicht an Sloan gedacht."
„Woran dann?"
Melanie schüttelte den Kopf. „Es ist nichts."
„Komm schon, Melanie. Mir kannst du’s sagen."
„Okay, lass es mich anders formulieren. Es ist nichts, worüber ich reden möchte, aber mit Sloan hat es nichts zu tun."
Caleb zuckte mit den Schultern. „Sicher?"
„Wenn du so weitermachst, werde ich wütend. Über Sloan bin ich seit Jahren hinweg. Und selbst wenn ich es nicht wäre, sieh dir die beiden an. Sie zeigte auf das frisch gebackene Ehepaar. Der hochgewachsene, dunkelhaarige Mann und die kleine, blonde Frau schauten einander an, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt. „Ein Blinder mit Krückstock kann sehen, wie verliebt sie sind.
„Onkel Caleb! Onkel Caleb, sieh mal!"
Der Ruf kam von Libby, Emilys sechs Jahre alter Tochter. Sie und ihre achtjährige Schwester Janie tanzten mit Justin, Calebs und Sloans jüngstem Bruder.
„Sieh mal, Onkel Caleb!", rief Janie.
Onkel. Caleb lächelte stolz. „Ihr seht gut aus, Ladies."
„Du bist gern Onkel, was?", fragte Melanie.
„Und wie, erwiderte er. „Die beiden sind Engel.
„Warum tanzt du nicht?"
„Ich muss Bier zapfen."
„Unsinn. Wir können uns selbst bedienen. Sie senkte die Stimme. „Achtung, Barrakuda auf zwölf Uhr. Mit glänzenden Augen. Du solltest mit mir tanzen. Sofort.
Caleb wollte sich umdrehen, aber sie packte seinen Arm und zog ihn zur Tanzfläche.
„Sieh nicht hin, zischte sie. „Es ist Alyshia Campbell.
Caleb nahm ihre rechte Hand, legte seine andere an ihre Taille und begann mit einem schnellen Twostepp.
Alyshia Campbell, alias Barrakuda, Hai, Piranha und ein halbes Dutzend anderer Namen, die nicht so nett waren. Alyshia kannte jeden davon und genoss ihren üblen Ruf.
Sie war mindestens zehn Jahre älter als Caleb und mit dem örtlichen Gebrauchtwagenhändler verheiratet, der ihre Affären duldete, weil sie die seinen ignorierte. Ganz offensichtlich hatte sie sich Caleb als nächste Eroberung ausgesucht.
„Danke, sagte er mit Nachdruck. „Ich bin dir einen Gefallen schuldig.
Lachend warf Melanie ihr schulterlanges Haar nach hinten. „Allerdings."
„Soll das heißen, mit mir zu tanzen ist ein Opfer?"
„Natürlich nicht. Du weißt, dass du einer der besten Tänzer in dieser Gegend bist. Aber ich habe dich gerettet, Kumpel."
„Leider nur kurz. Hier kommt sie."
Alyshia näherte sich ihnen mit einem raubtierhaften Lächeln auf dem chirurgisch verschönerten Gesicht.
„Darf ich abklatschen?", schnurrte sie.
„Verschwinde, Alyshia, sagte Melanie. „Der hier ist vergeben.
Ohne mit der Wimper zu zucken, legte sie die Hände um Calebs Nacken und küsste ihn auf den Mund.
Caleb zuckte zusammen, als hätte ihn ein Stromschlag getroffen. Ihm wurde heiß, und die Erregung raubte ihm fast den Atem.
Verblüfft riss er sich von Melanies Mund los.
„Oh."
Caleb schluckte. „Ja. Er schluckte wieder. „Das war …
Sie schluckte ebenfalls. „Ja."
„Kommt schon, ihr beiden. Alyshia grinste. „Nehmt euch ein Zimmer.
Caleb und Melanie achteten nicht auf sie.
„Was war das gerade?", fragte Melanie wie benommen.
„Ich … weiß es nicht. Eine Explosion, glaube ich."
Um sie herum wirbelten ihre Freunde über die Tanzfläche.
„Ja. Melanie wich Calebs Blick aus. „Ja, das würde es erklären.
Er betrachtete seine Füße. „Jedenfalls … danke, dass du mich vor Alyshia bewahrt hast."
„Hey. Melanie rang sich ein unbeschwertes Lächeln ab. „Wozu hat man Freunde? Oh, sieh mal, da ist Daddy. Bis später.
Sie eilte davon.
Was sollte eine Frau sonst tun, nachdem sie gerade das Undenkbare getan und ihren besten Freund geküsst hatte? Und zwar nicht nur geküsst, sondern GEKÜSST.
Es hatte ein Scherz sein sollen. Ein Trick, um Alyshia loszuwerden. Kein … Feuerwerk.
„Was ist los mit dir?, brummte ihr Vater. „Du siehst aus, als wärst du gerade vom Pferd gefallen.
Ja, so fühlte sie sich auch. „Nein, nein, brachte sie heraus. „Ich habe nur zu schnell getanzt.
Er klopfte ihr auf die Schulter. „Na, dann noch viel Spaß, mein Mädchen. Bis nachher."
„Daddy?"
Ralph Pruitt blieb stehen. „Ja?"
Melanie öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder und schüttelte den Kopf. „Schon gut. Ich finde dich, wenn ich nach Hause will."
Als er davonging, biss sie sich auf die Zunge. Keine Karten, keine Wetten, hätte sie fast gesagt.
Nicht, dass die Warnung etwas bewirkt hätte. Ihr Vater war spielsüchtig. Früher war er zu einer Selbsthilfegruppe in Oklahoma City gefahren, aber nachdem Melanies Mutter vor zwei Jahren ausgezogen war, hatte er einen Rückfall erlitten.
Es mochte zynisch klingen, aber würde ihr Vater häufiger gewinnen, würde sie sich vielleicht nicht so viele Sorgen machen. Er verspielte immer mehr Geld, und die Ranch begann darunter zu leiden.
Daran hatte sie gedacht, als Caleb sie fragte, ob sie immer noch an Sloan hänge.
Und jetzt kam zu den Sorgen wegen ihrer Eltern auch noch der Kuss hinzu. Sie sollte darüber lachen, aber er ging ihr nicht aus dem Kopf.
Um drei Uhr morgens dachte Melanie noch immer an den verdammten Kuss. Immer wieder lief er vor ihrem geistigen Auge ab und ließ sie nicht schlafen. Als die Sonne endlich aufging, sah ihr zerwühltes Bett aus wie ein Katastrophengebiet. Sie selbst sah allerdings nicht besser aus, wie ihr ein Blick in den Spiegel verriet.
Auch die Dusche und mehr Make-up als sonst konnten nicht verbergen, dass sie eine unruhige Nacht hinter sich hatte. Ihr Vater zog zwar die Augenbrauen hoch, sagte jedoch nichts, während sie zusammen zur Kirche fuhren. Seit Melanie denken konnte, ging die Familie am Sonntagmorgen in den Gottesdienst. Nur die Geburt eines Kalbs oder Fohlens hielt ihren Vater davon ab. Noch immer war es ungewohnt, zu zweit im Pick-up zu sitzen. Melanie fand, dass ihre Mutter zu ihnen gehörte. Sie gehörte nach Oklahoma, nicht ins sonnige Arizona, wo sie das Leben genoss und ihre Rechnungen nach Hause schickte, damit die Ranch sie bezahlte. Immer höher werdende Rechnungen.
Die immensen Geldausgaben ihrer Eltern bereiteten Melanie Kopfschmerzen. Sie versuchte, sich auf die Predigt zu konzentrieren, und wartete danach, bis die Chisholms fast aus der Kirche waren. Schließlich verlor ihr Vater die Geduld und zog sie aus der Sitzreihe.
„Was ist heute los mit dir?", knurrte er.
„Warum die Eile?", fragte sie.
„Vielleicht bin ich hungrig."
Das war der zweite Teil ihres sonntäglichen Rituals – das Mittagessen in Lucille’s Café an der Main Street. Ihr Vater nahm immer das Hähnchensteak, weil Melanie sich strikt weigerte, die Legehühner der Ranch zu schlachten.
Sie atmete auf, als sie und ihr Vater ins Freie traten und die Chisholms gerade vom Parkplatz fuhren.
Neben ihr murmelte Ralph Pruitt einen Fluch.
„Was ist heute los mit dir?", wiederholte sie seine Frage.
„Hab ich doch gesagt, erwiderte er mürrisch. „Ich bin hungrig.
„Na, dann füttern wir dich jetzt."
Da viele Leute nach dem Gottesdienst essen gingen, war es nicht leicht, einen freien Tisch zu finden. Zum Glück entdeckte Melanie einen in sicherer Entfernung von der Mitte des Restaurants, wo die Chisholms drei Tische zusammengeschoben hatten. Leider mussten sie und ihr Vater an ihnen vorbei.
Es war albern, Caleb aus dem Weg zu gehen, schließlich sahen sie sich jeden Sonntag und auch ein oder zwei Mal unter der Woche. Sie brauchte nur zu lächeln und zu winken. Ganz einfach. Kein Problem.
Sie schaffte es, doch ihr Vater legte eine Hand auf ihren Arm. „Warte."
Er blieb am Tisch der Chisholms stehen und begrüßte sie.
„Rose, sagte er zur Matriarchin des Clans. „Du weißt, wie man eine Party gibt.
„Danke, Ralph. Cherokee Rose Chisholm lächelte. „Es passiert nicht jeden Tag, dass einer meiner Enkel heiratet.
Ihr Vater warf Melanie einen finsteren Blick zu. „Manche von uns warten noch immer darauf, dass die Kinder heiraten und uns Enkelkinder schenken."
Ohne Caleb anzusehen, beugte Melanie sich zu Justin. „Hast du heute Abend schon etwas vor? Mein Daddy will, dass ich heirate und Kinder bekomme."
Justin machte erst ein nachdenkliches Gesicht, dann lächelte er. „Heute Abend habe ich ein Date, aber morgen Abend feiert Billy Ray Geburtstag, und ich soll dich um sieben Uhr abholen. Heiraten können wir nicht, weil wir keine Lizenz haben, aber wir könnten gleich nach der Party mit dem Kinderkriegen anfangen."
Die Erwachsenen am Tisch lachten. Emily, Justins neue Schwägerin, runzelte die Stirn. „Justin, schäm dich."
Melanie kniff ihm in die Nase. „Nur in deinen Träumen, Junge."
Justin