Begehren, süßer als jede Rache
Von Julia James
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Über dieses E-Book
Eigentlich will Milliardär Luke Xenakis sich bloß einen Drink genehmigen und dann seinen lang ersehnten Vergeltungsschlag alleine auskosten. Endlich konnte er Rache üben an dem Mann, der vor Jahren seine Familie zerstört hat! Doch ein Blick auf die schöne Fremde an der Bar genügt, und er spürt ein Verlangen wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er will diese Frau, unbedingt. Und die umwerfende Talia scheint seine Gefühle zu erwidern. Gemeinsam verbringen sie eine Nacht ohne Tabus oder unnötige Fragen. Erst am nächsten Morgen erfährt Luke, wer Talia wirklich ist …
Julia James
Julia James lebt in England. Als Teenager las sie die Bücher von Mills & Boon und kam zum ersten Mal in Berührung mit Georgette Heyer und Daphne du Maurier. Seitdem ist sie ihnen verfallen. Sie liebt die englische Countryside mit ihren Cottages und altehrwürdigen Schlössern aus den unterschiedlichsten historischen Perioden (jede mit ihrem eigenen Glanz und ihrer eigenen Faszination). Und ebenso wie die englische schätzt James ihre europäische Herkunft. Ihre Lieblingslandschaft ist die Mittelmeerregion – „die Wiege der europäischen Zivilisation“. Es macht ihr immer wieder Freude, dort antike Städte zu erkunden, archäologische Denkmäler zu besuchen und durch wunderschöne Landschaften zu wandern. Wenn sie gerade nicht schreibt, verbringt sie sehr viel Zeit mit ihrer Familie, stickt gerne oder wühlt in ihrem Garten. Sie bezeichnet sich selbst als „hoffnungslosen Koch“ und backt mit Vorliebe sehr klebrige Kuchen, die sie („unglücklicherweise“) auch noch gern isst. Über ihren Beruf als Liebesromanautorin sagt Julia James: „Romantische Romane zu schreiben, macht Spaß, ist genussvoll und bestätigt die wichtigste Wahrheit des Lebens, dass die Liebe es erst lebenswert macht. Sie macht uns Menschen aus und ist das größte Geschenk von allen!“
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Buchvorschau
Begehren, süßer als jede Rache - Julia James
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2019 by Julia James
Originaltitel: „Irresistible Bargain with the Greek"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2443 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Michaela Koch
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733714178
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
Die Morgendämmerung verbarg sich hinter dicken Vorhängen. In dem luxuriösen Hotelzimmer war es ganz dunkel, als Talia sich auf Füßen, die sie kaum vorwärts trugen, zur Tür schleppte. Jede Zelle ihres Körpers schrie in stillem Protest, doch Talia zwang sich zu tun, was sie tun musste.
Zu gehen.
Den Mann, von dem sie nichts als den Vornamen kannte, im Bett der Suite zurückzulassen. Luke, den hinreißenden Fremden, der noch tief unter den halb heruntergerutschten Seidenlaken schlief.
Talia warf einen letzten Blick auf den nackten, muskulösen Oberkörper, den sie in Ekstase gestreichelt hatte. Emotionen stachen auf sie ein wie ein Messer, das ihr Inneres ausweiden wollte. Weil sie sich dazu zwingen musste, den ersten Mann zu verlassen, der ihr jemals nah gewesen war. Der sie in ein Paradies gebracht hatte, von dem sie nie gedacht hätte, dass es existierte. Den Mann, der ihr in ein paar wunderbaren Stunden die Hoffnung auf etwas gegeben hatte, wovon sie kaum zu träumen wagte.
Zuflucht – glückselige, wunderschöne Zuflucht vor dem Leben, in dem sie gefangen war.
Vor dem Gefängnis, in das sie jetzt zurückkehrte.
Es blieb ihr keine Wahl.
Als sie den Türgriff so leise wie möglich drehte, vibrierte ihr Handy ein paar Mal in ihrer Handtasche. Es rief sie zurück in ihr Gefängnis – nach Hause.
Das Messer bohrte sich tiefer. Es verhöhnte die Wunder der Nacht, die Talia gerade in den Armen dieses Mannes erlebt hatte. Den Moment, als sich ihre Blicke zum ersten Mal begegnet waren. Den Moment, in dem sie wusste, dass sie etwas tun würde, was sie in ihrem ganzen Leben noch nie getan hatte: sich ohne Zögern und Zweifel einem Mann voll und ganz hinzugeben. Ebenso wie den Moment, als sie und Luke von der Party verschwunden waren, weil sie nur noch Augen füreinander gehabt hatten. Und den Moment, in dem Talia von einem sinnlichen Verlangen verzehrt worden war, das sie nie für möglich gehalten hatte.
Die nächste Drehung des Messers war noch schmerzhafter. Es hatte eine Verbindung zwischen Luke und ihr gegeben, die sie zueinander hingezogen hatte wie ein Magnet. Eine Leichtigkeit im Gespräch, eine natürliche Kommunikation, eine Wärme und Nähe, die mehr als die Vereinigung ihrer Körper gewesen war …
Die letzte Drehung des Messers brachte Talia fast dazu, vor Schmerz aufzuschreien. Doch sie schlich nur leise zur Tür des Hotelzimmers hinaus, unfähig, ihre Augen von dem Mann zu lösen, den sie nie wiedersehen würde.
Den sie nie wieder sehen konnte.
Beim bloßen Gedanken daran wurde das Blut in ihren Adern zu Eis, in dem Talia zu erfrieren drohte. Niemals würde sie tun können, wovon sie im Zauber der letzten Nacht gesprochen hatten.
„Komm mit mir!, hatte Luke mit leuchtenden Augen gesagt. „Diese Nacht ist nur der Anfang von dem, was wir zusammen erleben können! Komm mit mir in die Karibik, dort gibt es Tausende von traumhaften Inseln zu erkunden! Wir werden sie alle besuchen! Und jede einzelne wird für uns sein! Komm mit mir …
Wie ein Echo hörte sie seine Stimme, ein warmer und tröstender Schutz gegen die Kälte in ihrem Körper
„Komm mit mir!"
Talia drückte sich die Finger ihrer linken Hand vor den Mund, um das Schluchzen zu ersticken, das tief aus ihrer Seele drang. Unmöglich! Es war unmöglich für sie, mit dem wunderschönen Mann zu gehen, der sie für ein paar Stunden zur glücklichsten Frau der Welt gemacht hatte.
Unmöglich, irgendetwas anderes zu tun, außer dem, was ihr jetzt bevorstand: ihn zu verlassen.
1. KAPITEL
Am Abend zuvor …
Luke Xenakis blickte auf das viktorianische Lagerhaus in den Londoner Docklands, das jetzt zu hochmodernen Loftwohnungen umgebaut war. Er war aus der Innenstadt hierhergekommen, direkt von dem Treffen mit seinem Makler, auf das er die letzten zehn Jahre gewartet hatte.
Heute, endlich – Thee mou! – hatte er getan, was getan werden musste.
Harte, bösartige Emotionen ergriffen Besitz von ihm. Endlich schloss sich die tödliche Schlinge um den Hals seines Feindes.
Ein Leben für ein Leben.
Seine Vorfahren hätten diese bittere Wahrheit ohne zu zögern wörtlich genommen. Luke presste die Lippen zusammen, als er das Gebäude betrat. In diesen zivilisierteren Tagen gab es andere Wege, um Vergeltung im Namen derjenigen zu üben, für die seine Hilfe zu spät kam. Heute Abend würde dem ärgsten Feind seiner Familie Gerechtigkeit widerfahren.
Innerhalb von vierundzwanzig Stunden würde der Mann vernichtet sein.
Finanziell ausgelöscht. Ruiniert.
Luke atmete tief durch, als er die widerhallende Eisentreppe zum obersten Stockwerk des Hauses hinauflief, wo für geladene Gäste die Einweihungsparty des noblen Gebäudes stattfand. Hämmernde Musik tönte aus den neu renovierten Räumen, so laut, dass alle anderen Gedanken aus Lukes Kopf vertrieben wurden.
Es war genau das, was er jetzt wollte.
Inmitten einer fröhlichen Menschenmenge den Beginn seines neuen Lebens feiern …
Talia hielt in der Eingangshalle des neu renovierten Hauses inne und zögerte. Sollte sie sich wirklich unter die Partygäste mischen? Sie schob ihre Zweifel beiseite.
Ich brauche das hier.
Heute Abend, zumindest für ein paar Stunden, würde sie sich verlieren. Den Druck ihres Lebens vergessen, der von Tag zu Tag zunahm.
Sie seufzte innerlich. Die Nerven ihrer armen Mutter waren so dünn wie nie zuvor, und die Unbeherrschtheit ihres Vaters hatte sich in den letzten Monaten ebenfalls verschlimmert. Warum? Talia hatte keine Ahnung, und sie wollte es auch nicht wissen. Sie brauchte all ihre Energie, um ihre nervöse Mutter zu beruhigen und ihren tyrannischen Vater zu besänftigen, sodass er seinen Ärger nicht jedes Mal an ihrer Mum auslassen würde.
Es war ermüdend und Energie raubend, aber ich habe keine andere Wahl, dachte Talia bitter, als sie über die Türschwelle in das riesige Loft trat. Sie war verpflichtet das zu tun, was ihr Vater von ihr wollte. Sonst müsste ihre Mutter allein den Preis für seine Übellaunigkeit und seinen Unmut zahlen.
Also muss ich weiter Natasha Grantham sein, die Mustertochter des erfolgreichen Immobilienmagnaten Gerald Grantham, Vorstandsvorsitzender von Grantham Land. Es ist meine Pflicht, Teil des Theaterstücks zu sein, das er der Welt vorspielt. Ich bin ebenso ein Accessoire wie seine elegante und perfekt zurechtgemachte Frau, seine riesige Villa am Flussufer der Themse und die Ferienvilla in Marbella. Wie die Luxusappartements auf der ganzen Welt, die Flotte von teuren Autos, der Jacht und dem Privatjet. Damit andere ihn um seinen Erfolg beneiden können, um seinen Reichtum und seine Leistung.
Sein Erfolg und sein Image waren für ihren Vater das Wichtigste. Nicht seine Frau oder seine Tochter.
Am traurigsten daran ist, dachte Talia düster, dass ihre Mutter darauf beharrte, der Fiktion dieser perfekten Idylle zu glauben. Sie fand endlose Ausreden für die schlechte Laune ihres Mannes – den Druck bei der Arbeit oder die Anforderungen seines Unternehmens. Und sie war sicher, dass er alles im Leben für seine Familie tat. Aber Talia wusste, dass ihrem Vater nur eine Person und eine Sache wichtig war: er selbst.
Sie und ihre Mutter waren Requisiten, um Gerald Grantham gut aussehen zu lassen. Von seiner Ehefrau Maxine erwartete er, eine strahlende Gastgeberin von eleganten Partys zu sein. Von seiner Tochter Natalia verlangte er pflichtbewusste Arbeit – als Innenarchitektin, die die Renovierung seiner Immobilienkäufe in seinem Namen überwachte. Die verfügbar war für die endlosen gesellschaftlichen Verpflichtungen, deren Besuch er ihr auferlegte, wenn er selbst Besseres zu tun hatte. Im Gegenzug durfte sie mietfrei in einer seiner Londoner Wohnungen leben, mit einer finanziellen Aufwandsentschädigung, um die Kosten für ihre Garderobe zu decken.
Dunkle Schatten traten in Talias Augen. Die Welt sah sie als verwöhnte Prinzessin und Liebling ihres Vaters, aber die Realität hätte nicht weiter davon entfernt sein können. Talia war eine Schachfigur in dem rücksichtslosen Machtspiel, bei dem ihr Vater so gut war, weil er jeden seiner Züge mit eiserner Faust dirigierte.
Sich irgendwann aus diesem Spiel zu befreien war ihr größter Wunsch. Und bis dieser Tag kam, würde sie für kostbare Momente wie diesen Abend leben. Auf einen Impuls hin hatte sie die beiläufig ausgesprochene Einladung einer Architektenkollegin akzeptiert. Es entsprach ganz und gar nicht ihrem üblichen Verhalten. Normalerweise blieb sie in den seltenen Nächten, die sie frei hatte zu Hause oder ging gelegentlich in ein Konzert oder ins Theater, entweder allein oder mit einer Freundin.
Niemals mit einem Mann.
Sie hatte nie einen festen Freund gehabt. Nur ein einziges Mal hatte sie sich vor ein paar Jahren in eine heimliche Affäre gestürzt, aber ihr Vater hatte unerbittlich seinen Einfluss in der Geschäftswelt genutzt, um die Karriere des jungen Mannes zu ruinieren. Schließlich hatte er Talia erklärt, dass er jeden Menschen ruinieren würde, der ihr zu nahe käme. Und sie hatte ihre Lektion gelernt: Solange sie und ihre Mutter unter Gerald Granthams Obhut standen, waren sie sein Eigentum.
Heute, mit sechsundzwanzig, war ihr schmerzhaft bewusst, dass sie bis zum Tag ihrer Flucht aus dem goldenen Käfig keinerlei Freundschaft oder Beziehung ihrer Wahl beginnen konnte.
Überall um sie herum knüpften Partygäste neue Kontakte, tanzten, flirteten und verabredeten sich. Unruhe erfüllte Talia.
Wie lange kann ich mein Leben noch so aushalten wie es ist?
Niemals hatte der goldene Käfig, in dem sie lebte, unerträglicher gewirkt als in diesen Tagen. Noch nie hatte sie sich so gefangen und erstickt gefühlt. Noch nie hatte sie sich so verzweifelt gewünscht, fliehen zu können.
Doch heute Abend würde sie für kurze Zeit entkommen. Sie würde sich unter die feiernden Menschen mischen und die ganze Nacht lang tanzen. Ihre Mutter war allein in der Londoner Villa und an diesem Abend nicht in Gefahr, den Zorn des Vaters spüren zu müssen. Denn Gerald Grantham war im Ausland – wahrscheinlich mit einer seiner Geliebten.
Je länger er weg war, desto besser!
Talia atmete tief durch und ging an ein paar Gästen vorbei, um sich in dem riesigen Raum umzusehen. Das gläserne Dach vermittelte den Eindruck, sich unter freiem Himmel zu befinden und die Sterne über London berühren zu können. Ein ungewohntes und beinahe beängstigendes Gefühl für jemanden, der daran gewöhnt war, eingesperrt zu sein.
Hinter den Eisen- und Stahlträgern im Zentrum des Loftes erkannte Talia eine eigens für die Party aufgebaute Bar und beschloss, sich mit einem kleinen Willkommensdrink zu ermutigen.
Als sie sich auf den Weg dorthin machte, konnte sie die neugierigen Blicke der Anwesenden auf sich spüren. Ein alltägliches Gefühl, denn ihr ganzes Leben lang hatte man ihr beigebracht, ihr kastanienbraunes Haar und die braunen Augen so zu betonen, dass sie Bewunderung auf sich zog, wo immer sie hinkam. Noch bewahrten ihre sehr schlanke Figur und makellose Haut sie davor, dieselben Schönheitsbehandlungen und Diäten nutzen zu müssen, wie ihre Mutter. Doch wie lange würde es dauern, bis ihr Vater auch Talias Aussehen kritisierte? Etwas anderes als Perfektion ließ er nicht zu. Und das beeindruckende Aussehen seiner