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Miss Emma und der Abenteurer
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eBook244 Seiten3 Stunden

Miss Emma und der Abenteurer

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Über dieses E-Book

Sie ist stark, unterwirft sich keinem Mann: Eine Frau ganz nach dem Geschmack von Renford Dryden! Schon bei ihrem ersten Treffen sprühen die Funken der Leidenschaft … doch Emma verbirgt etwas vor ihm. Er muss ihr Geheimnis lüften – sonst gibt es keine Zukunft für sie ...

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum19. Mai 2021
ISBN9783751506793
Miss Emma und der Abenteurer
Autor

Bronwyn Scott

Bronwyn Scott ist der Künstlername von Nikki Poppen. Sie lebt an der Pazifikküste im Nordwesten der USA, wo sie Kommunikationstrainerin an einem kleinen College ist. Sie spielt gern Klavier und verbringt viel Zeit mit ihren drei Kindern. Kochen und waschen gehören absolut nicht zu ihren Leidenschaften, darum überlässt sie den Haushalt am liebsten ihrem Ehemann, der früh morgens und spät abends am College unterrichtet, sodass er tagsüber als Hausmann glänzen kann. Nikkis ganzes Leben steht im Zeichen des Schreibens. Schon in der vierten Klasse nahm sie an Nachwuchsautoren-Konferenzen der Schule teil und ist immer noch sehr stolz auf ihren ersten Roman, den sie in der sechsten Klasse fertigstellte – ein mittelalterliches Abenteuer, das ihre Mutter auf einer elektrischen Schreibmaschine für sie abtippte. Mittlerweile besucht sie RWA-Konferenzen und besitzt natürlich ihren eigenen Computer. Sie ist sehr an Geschichte interessiert, recherchiert gern, immer auf der Suche nach Stoff für neue Geschichten. Es macht ihr viel Spaß, sich mit anderen Autoren und LeserInnen über ihre Lieblingsbücher und den Prozess des Schreibens auszutauschen.

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    Buchvorschau

    Miss Emma und der Abenteurer - Eleni Nikolina

    IMPRESSUM

    Miss Emma und der Abenteurer erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © 2015 by Nikki Poppen

    Originaltitel: „Playing The Rake’s Game"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON, Band 40 (8) 2016

    Übersetzung: Eleni Nikolina

    Umschlagsmotive: GettyImages_Dmytro Buianskyi

    Veröffentlicht im ePub Format in 05/2021

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751506793

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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    1. KAPITEL

    Bridgetown, Barbados – Anfang Mai 1835

    Ren Dryden war zu dem Schluss gekommen, dass man zwei Dinge über die Natur eines Mannes sagen konnte: Ein weiser Mann versuchte nicht, vor seinen Sorgen davonzulaufen, und nur ein närrischer Mann floh vor den Chancen, die das Schicksal ihm schenkte. Ren zählte sich lieber zu der ersten Gruppe, und aus diesem Grund hatte er zwei Wochen auf einem Paketschiff verbracht, hatte dem wilden Atlantik getrotzt und alles zurückgelassen, was ihm vertraut war. Allerdings musste er zugeben, dass er sich in gewisser Weise auf die unbekannte Herausforderung freute, die ihn erwartete, sobald er das Ziel seiner Reise erreicht haben würde. Endlich würde er etwas tun können.

    Ren stieg aus dem Beiboot, das ihn an Land gerudert hatte, warf dem Bootsmann eine Münze zu und stand gleich darauf auf dem Dock von Bridgetown. Sofort fühlte er sich wie zu Hause im geschäftigen Gewimmel, das ihn umgab. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals vor freudiger Erregung. Die Karibik! Land des Rums und der Abenteuer.

    Begeistert sah er sich um, nahm die bunten Farben der Menschen auf, der Früchte, des Himmels und des Meeres, die Düfte von Zitrusfrüchten und Schweiß, die Hitze auf seiner Haut. Es war ein wahres Fest der Sinne, und Ren genoss es in tiefen Zügen. Sein Leben begann heute, so, wie er es sich ausgesucht hatte, nicht wie es ihm durch die Willkür früherer Generationen von Drydens vorgezeichnet worden war.

    Sehr viele Leute in London würden gewiss sagen, dass er vor seinen Problemen davonrannte. Die Liste dieser Leute war sehr lang und bestand vor allem aus Mitgliedern seiner Familie, die glaubte, die „vollkommene Lösung" für das kleine Problem ihrer Schulden in einer kurzsichtigen, blässlichen Erbin aus York gefunden zu haben. Mit deren Geld man dann die Gläubiger, die ihm durch die grauen Straßen Londons hinterherjagten und sogar so weit gingen, ihm vor seinen exklusiven Klubs aufzulauern, hätte bezahlen können.

    Sehr viele seiner Bekannten hätten sich dem Unvermeidlichen gebeugt und die Erbin geheiratet, die Schulden bezahlt und ihr Leben damit zugebracht, neue Schulden anzuhäufen, sodass ihre eigenen Söhne eine Generation später dieselben Opfer bringen müssten. Ren hatte sich allerdings schon vor Jahren geschworen, dass er nicht zum Sklaven seiner Vergangenheit werden würde, sobald er einmal volljährig war.

    Besonders beängstigend kam es ihm vor, dass jene Bekannten sich nicht nur gebeugt hätten, sondern es sogar vorgezogen hätten, die Hoffnung aufzugeben, statt sich von allem loszureißen. Immerhin war das Vertraute auf eine gewisse Weise tröstlich, Ren bemitleidete allerdings jeden, der daran um jeden Preis festhielt. Er selbst war nie so ein Mann gewesen.

    Oberflächlich betrachtet, mochte er ihnen ja in Aussehen und Benehmen ähneln, sie besuchten dieselben Klubs und gingen denselben Aktivitäten nach, aber innerlich war Ren immer anders gewesen. Stets hatte er sich insgeheim aufgelehnt gegen alles und jeden, der seine Hoffnungen zu zerstören versuchte, und seiner Freiheit durch die strikten Regeln der Gesellschaft Fesseln anlegen wollte.

    Doch jetzt hatten seine Hoffnungen sich erfüllt. Er war weit weg von London und frei, wenn es ihn auch viel gekostet hatte. Allerdings erkaufte man sich die Freiheit immer teuer. Sollte er bei diesem Wagnis versagen, würde seine Familie es genauso büßen müssen – seine Mutter, die nach dem Tod seines Vaters noch immer von Gram erfüllt war, seine beiden Schwestern, von denen die eine auf ihre Einführung in die Gesellschaft wartete und die andere darauf, sich zu vermählen, und der dreizehnjährige Teddy, der als nächster Earl nichts als mit Schulden belastete Ländereien erben würde, sollte Ren nicht zurückkehren.

    Ren umfasste entschlossen den Griff des Mantelsacks, den er nicht auf dem Boot hatte lassen wollen, so, wie die übrigen seiner Gepäckstücke, die später an Land gebracht werden würden. Seine Zukunft befand sich in diesem Mantelsack – das Empfehlungsschreiben und eine Kopie von Cousin Merrimores Testament, das ihm den Anspruch auf einundfünfzig Prozent einer Zuckerrohrplantage vermachte, die Mehrheit eines einträglichen Geschäfts.

    Sicher gab es auch andere Teilhaber, doch ihm gehörte die Mehrheit, er würde die Führung übernehmen. Er würde es schaffen. So unziemlich es auch war für einen Mann von seiner Geburt, hatte Ren sich mit den Grundlagen des Handels vertraut gemacht. In London hatte er gelegentlich an der Börse in diverse Schiffsfrachten investiert, aufmerksam Diskussionen im Oberhaus gelauscht und lebhaftes Interesse an politischen Zirkeln gezeigt.

    Folglich war er nicht nach Barbados gekommen, ohne einiges über dieses Juwel unter den britischen Kolonien zu wissen. Er war entschlossen, seinen Prinzipien treu zu bleiben. Die Gewinne, die er zu erringen hoffte, würden ehrlich erwirtschaftet sein. Auf keinen Fall wollte er seine Familie mit dem grausam erzwungenen Schweiß anderer Menschen unterstützen. Selbst ein verzweifelter Mann wie er vergaß seine Ehre nicht.

    „Ahoi, Dryden, bist du es?" Ein hochgewachsener, sonnengebräunter Mann mit hellem Haar bahnte sich einen Weg durch die Menge und ließ Ren verblüfft aufblicken. Ren hätte den Mann vielleicht nicht wiedererkannt, aber die Stimme seines besten Freundes war unverkennbar. Die gute Gesellschaft Londons wäre entsetzt gewesen, könnte sie den ehemaligen Liebling aller Damen jetzt sehen. Die Karibik hatte sein dunkelblondes Haar ausgebleicht und die blasse Haut gebräunt.

    „Kitt Sherard! Ren lächelte breit. „Ich war nicht sicher, ob du kommen würdest. Er hatte ihm in einem Brief von seiner Ankunft geschrieben, aber es war keine Zeit gewesen, auf eine Antwort zu warten.

    „Natürlich. Ich würde dich doch niemals allein am Kai stehen lassen. Kitt umarmte ihn kräftig. „Wie lange ist es her, Ren? Fünf Jahre?

    „Fünf lange Jahre. Sieh dich bloß an, Kitt. Barbados scheint dir gutzutun", rief Ren. Die völlige Veränderung seines Freundes war verblüffend. Kitt hatte schon immer den Hang zur Zügellosigkeit besessen, aber jetzt schien diese Wildheit völlig Besitz von ihm ergriffen zu haben. Nicht nur war sein Haar von der Sonne gebleicht, sondern auch lang. Sein Aufzug glich dem all jener Menschen in ihrer eher lockeren, offenbar sehr bequemen Kleidung, von denen es hier auf dem Dock nur so wimmelte, als der traditionelleren, bestehend aus Ausgehrock und Hose, die Ren trug. Aber Kitts Augen waren unverändert klug und lebhaft und von einem klaren Meeresblau. Oh ja, es war sein guter, alter Freund Kitt, und es war wundervoll, sein freundliches Gesicht zu sehen.

    „Das tut es wirklich." Kitt lachte, als eine hübsche Obstverkäuferin mit verführerischem Hüftschwung auf sie zukam.

    „Frisches Obst, meine Lieben, das beste auf dieser Insel. Ist dieser gut aussehende Bursche Ihr Freund, Mr. Kitt?" Sie hielt Ren lockend eine feste runde Orange unter die Nase. Ihre Methode war erfolgreich. Nach zwei Wochen ohne etwas, das auch nur im Entferntesten hätte frisch genannt werden können, stellte die Orange eine große Versuchung dar. Die Frau hätte genauso gut Eva mit dem Apfel sein können, und wenn Eva auch nur halb so verführerisch ausgesehen hatte wie diese Inselschönheit, konnte Ren vollkommen verstehen, warum Adam den Apfel genommen hatte.

    „Er ist den weiten Weg aus London hierhergereist, Liddie. Sei nett zu ihm." Kitt gab ihr zwei Münzen, ergriff die Orange und drückte sie Ren in die Hand.

    „Sind all Ihre Freunde so attraktiv?" Liddie flirtete unverhohlen mit Ren und beugte sich leicht vor, damit er in dem tiefen Ausschnitt ihrer weiten Bluse einen Blick auf feste, runde Früchte einer viel sinnlicheren Natur werfen konnte. Sie lächelte ihn ermutigend an.

    Kitt gab vor, beleidigt zu sein, und presste dramatisch die Hand auf die Brust. „Attraktiver als ich, Liddie?"

    Sie lachte perlend. „Sie sind einfach zu viel für ein armes Mädchen wie mich, Mr. Kitt. Wollen Sie mich nicht vorstellen?"

    „Liddie, das hier ist Ren Dryden, Albert Merrimores Cousin. Er wird die Sugarland-Plantage übernehmen."

    Ren hatte den Eindruck, dass Liddie leicht zurückwich. Ihre nächsten Worte bestätigten, dass er sich nicht geirrt hatte. „Die Plantage bedeutet Unheil. Sie bedachte Kitt mit einem warnenden Blick. „Erzählen Sie ihm besser von den Geistern und der Hexe, Mr. Kitt. Hastig betastete sie ihren Hals und zog sich eine Kette, an der ein Stück Koralle hing, über den Kopf, um sie Ren zu reichen. „Sie werden Schutz brauchen. Dies wird die bösen Geister fernhalten."

    Verblüfft betrachtete Ren die Kette in seinen Händen. Die Vorstellung, es könnte Ärger auf seiner Plantage geben, war mehr als nur ein wenig beunruhigend. Dass dabei sogar Geister und eine Hexe eine Rolle spielen könnten, machte die Sache nicht besser. Fragend sah er seinen Freund an, der nur die Achseln zuckte.

    „Mein Freund und ich sind gute Anglikaner, Liddie. Wir glauben nicht an böse Geister", meinte er gelassen.

    Gute Anglikaner? Ren hätte fast laut aufgelacht. Er zweifelte sehr an Kitts Religiosität, und gut war er sehr wahrscheinlich nur darin, anderen Leuten Scherereien zu bereiten.

    Ren steckte die Kette in seine Hemdtasche, während Kitt wieder mit Liddie schäkerte. „Trotzdem bin ich ein wenig eifersüchtig, Liddie. Was ist mit mir? Bekomme ich keine Kette? Für alle Fälle, meine ich."

    Ein hübsches Lächeln umspielte Liddies Lippen. „Mr. Kitt, ich kann die armen Geister nur bemitleiden, die es wagen würden, sich mit Ihnen anzulegen, ob Sie nun ein guter Anglikaner sind oder nicht." Und damit wandte sie sich ab, keck die Hüften schwingend.

    „Sie mag dich. Kitt versetzte Ren einen spielerischen Stoß in die Seite. „Soll ich etwas für euch arrangieren?

    „Nein. Solche Abenteuer müssen warten, bis ich mich auf der Plantage zurechtgefunden habe. Ren lachte. „Du bist immer noch der alte Kitt Sherard. Wo du gehst und stehst, fallen die Frauen dir zu Füßen.

    Kitt wurde plötzlich ernst. „Nun, nicht ganz der Alte, hoffe ich. Ich kam nicht hierher, um zu sein, was ich in London war, ebenso wenig wie du, nehme ich an."

    Ren nickte bestätigend. Für sie beide war Barbados ein Ort, an dem sie ein neues Leben beginnen wollten. Ohne jede Vorwarnung hatte Kitt London vor fünf Jahren verlassen. Eines Abends war er auf Rens Türschwelle erschienen und hatte bei seinem Freund Zuflucht gesucht, ohne ihm allerdings erklären zu können, was vor sich ging. Schon am folgenden Tag hatte er sich heimlich aus der Stadt davongemacht und einfach alles hinter sich gelassen, sogar seinen Namen. Ren war der Letzte, der ihn gesehen hatte. Danach hatte Kitt alle Bande zu seinem früheren Leben gekappt und nur hin und wieder einen Brief an Ren und Benedict DeBreed, den Dritten im Bunde, gesandt.

    Ren wusste nicht, was Kitt seit damals getan hatte, lenkte das Gespräch aber trotz seiner Neugier zunächst in eine andere Richtung. Außerdem war es leichter für ihn, nicht über die Konsequenzen seiner eigenen Entscheidung nachzudenken. Noch nicht. Zuerst würde er einen Schritt nach dem anderen machen. Und der nächste Schritt war, zu seiner Plantage zu gelangen. „Hast du einen Wagen besorgen können?"

    „Er steht gleich dort drüben. Ich glaube, sie haben gerade dein Gepäck an Land gebracht." Kitt wies auf das Beiboot, das zum zweiten Mal den Kai ansteuerte. Rens Fragen würden warten müssen, während sie seine Sachen aufluden, doch seine Unruhe wuchs. Was hatte Cousin Merrimore getan, das man so über seine Plantage sprach? Was stimmte nicht auf Sugarland? Mit einem gewissen Unbehagen hatte er gerechnet. Schließlich waren seit dem Tod seines Cousins bereits vier Monate vergangen, und man hatte ihm nicht das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Aber die übrigen Teilhaber mussten doch über genügend Sachverstand verfügen, um in dieser kurzen Zeit keine gravierenden Fehler gemacht zu haben.

    Im Grunde ging er davon aus, dass er selbst kaum etwas würde tun müssen. Die meisten Besitzer einer Plantage waren abwesend und überließen die Führung der Ländereien einem Aufseher, während sie selbst in England lebten. Dennoch hatte sich keiner mit ihm in Verbindung gesetzt. Und so war Ren zu dem Schluss gekommen, dass die anderen Teilhaber doch vor Ort geblieben waren. In jedem Fall musste es aber einen Aufseher geben, der sich um die Arbeit auf der Plantage kümmerte, ob sein Cousin oder einer der anderen Teilhaber nun anwesend waren oder nicht. Ren wurde allmählich immer heißer, und er warf Kitt einen neidischen Blick zu.

    „Zieh die verdammte Jacke aus, Ren. Wir sind hier nicht mehr in England. Kitt lachte amüsiert. „Sogar die Hitze ist hier anders, aber du wirst dich daran gewöhnen. Wenn du bist wie ich, wird es dir sogar bald gefallen.

    Ren lächelte und schlüpfte erleichtert aus seiner Jacke. „Ich liebe die Hitze, und in London habe ich noch nie einen so blauen Himmel gesehen wie hier. Hier ist es wie im Paradies." Kaum aus dem Boot gestiegen, begann er schon den Zauber dieses Orts zu ahnen. Alles war anders – der Himmel, das Klima, die Früchte und die Menschen.

    Das Gerede über Geister und Hexen machte ihm nicht viel aus, abgesehen von der Tatsache, dass es irgendetwas mit seinem Besitz zu tun hatte. Er hatte alles riskiert, um hierherzukommen, und sogar sein Erbe in den Händen seines Verwalters und seiner Anwälte gelassen. Natürlich konnte er ihnen vertrauen, und sollte er sich in diesem Punkt doch irren, war noch sein enger Freund Benedict DeBreed da, um seine Interessen zu wahren. Um seine Familie in London musste er sich also hoffentlich keine Sorgen machen, wenn man hier aber versuchte, ihn zu betrügen – daran wollte er nicht einmal denken. Er würde schon einen Weg finden, um alles in Ordnung zu bringen.

    Ren kletterte auf den Wagen und quetschte sich neben Kitt. „Ich muss dir danken, dass du gekommen bist."

    „Es ist mir eine Freude, wenn ich auch sicher bin, dass sich auch von der Plantage jemand gern bereitgefunden hätte. Kitt spornte das Pferd mit einem Schnalzen an und blickte Ren fragend an, als der nicht antwortete. „Sie wissen doch, dass du kommst, oder? Es war leicht, die ausbleibende Antwort zu interpretieren. „Zum Teufel, sie wissen es also nicht."

    „Nicht ganz, meinte Ren bedächtig. „Ich weiß ja nicht einmal genau, wer ‚sie‘ sind. Ich nahm an, lediglich Cousin Merrimore wohne auf der Plantage. Bis ihm der Gedanke gekommen war, es könnte auch anders sein, war es zu spät gewesen, einen Brief zu schicken.

    Kitt seufzte unbehaglich, und Ren schwante Böses. „Heraus damit, Kitt. Sag mir, was auf Sugarland schiefläuft. Gibt es tatsächlich Geister und Hexen dort?" Unbewusst tastete er nach der Kette mit dem Korallenstück in seiner Hemdtasche. Sie hatten Bridgetown hinter sich gelassen, die einzige Stadt auf dieser Insel, und ein seltsames Gefühl der Verlorenheit erfasste ihn. Zum ersten Mal in seinem Leben würde er ohne all die Annehmlichkeiten zurechtkommen müssen, an die er gewöhnt war. Jetzt würde sich herausstellen, ob seine Kraft und sein Wissen ausreichten, ihn zum Erfolg zu führen.

    Kitt schüttelte den Kopf. „Es geht wirklich nicht mit rechten Dingen zu auf der Plantage, wenn ich auch nichts Genaueres weiß. Die meiste Zeit bin ich unterwegs."

    Ren glaubte ihm kein Wort. Kitt gehörte zu den Menschen, die jeden kannten und alles wussten. „Du brauchst die Dinge nicht zu beschönigen, sagte er entschieden. „Ich will wissen, womit ich es zu tun habe. Hatte er sich zu viele oder gar falsche Hoffnungen gemacht? In jedem Fall war ihm keine andere Wahl geblieben. Andernfalls hätte er die Erbin heiraten müssen.

    Kitt räusperte sich. „Es ist wegen des Lehrlingsprogramms, das hier in der Gemeinde sehr umstritten ist."

    Ren nickte. „Ich habe davon gehört." Vor einigen Jahren war in den britischen Kolonien in der Karibik die Sklaverei abgeschafft worden. Stattdessen sollten die früheren Sklaven bezahlt werden, wenn sie bereit waren, sich bei demselben Arbeitgeber zu verdingen, für den sie früher umsonst gearbeitet hatten, um in einer Art Lehrlingsstatus ihr Geld zu verdienen. In Wirklichkeit unterschied sich die Situation nicht allzu sehr von der Sklaverei.

    „Es wird in letzter Zeit immer schwieriger, Arbeiter zu finden, fuhr Kitt fort. „Die Plantagenbesitzer haben das Gefühl, die Arbeitskräfte kosten zu viel Geld, also lassen sie ihre Arbeiter bis zur völligen Erschöpfung schuften, sogar bis zum Tode. Wie du dir vorstellen kannst, will niemand unter solchen Umständen arbeiten. Der Tod ist keine besonders gute Empfehlung.

    Na, wunderbar. Seine Felder verrotteten also, und es ließen sich keine Arbeiter auftreiben. Doch Kitts nächste Worte ließen ihn erst recht aufhorchen. „Nur auf Sugarland nicht, und das ist es, was die Nachbarn besonders wütend macht."

    Ren überlegte kurz, wurde aber nicht klug aus Kitts Bemerkung. „Das musst du mir erklären, fürchte ich."

    „Die Plantagenbesitzer weigern sich, das Lehrlingsprogramm vernünftig durchzuführen. Sugarland bildet die Ausnahme. Alle wollen dort arbeiten, wo ihnen ein gerechter Lohn und menschenwürdige Bedingungen sicher sind. Also wird nur auf Sugarland Gewinn gemacht." Das waren gute Nachrichten. Ren atmete insgeheim auf, aber nur einen Moment. Kitt war noch nicht fertig.

    „Vor einigen Monaten, etwa zu der Zeit, als dein Cousin starb, brachte jemand das Gerücht in Umlauf, dass Geister die Arbeiter nach Sugarland lockten und dass die Frau, die die Plantage leitet, etwas

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