Flieh nicht vor deinen Gefühlen
Von Sandra Field
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Über dieses E-Book
Julie ist wieder zu Hause. Hier, am weiten Strand von Maine, trifft sie den gut aussehenden Travis. Es knistert sofort, und bei einer Sommerparty auf der malerischen Insel Manatuck küssen sie sich voller Leidenschaft. Doch schon am nächsten Tag fährt Julie vorsichtshalber zurück nach Portland. In ihrem Leben ist kein Platz für die Liebe! Aber früher als gedacht gibt es ein Wiedersehen mit Travis. Und diesmal kann sie nicht vor ihren Gefühlen fliehen...
Sandra Field
Sandra Field hätte sich nicht träumen lassen, dass sie mal eine erfolgreiche Romance-Autorin sein würde, als sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Nahrungsmittelforschung tätig war. Es begann damit, dass Sandra Fields Mann als Pfarrer zur Army ging und die beiden deshalb insgesamt drei Mal innerhalb von 18 Monaten umzogen. Endlich wurden sie sesshaft auf den Prince Edward Inseln, die Kinder gingen dort zur Schule. Und Sandra fühlte sich tagsüber nicht ausgelastet. Sie wollte etwas tun. Da Sandra Field schon immer gerne gelesen hatte, kaufte sie sich ein Duzend Liebesromane, las sie, analysierte sie und setzte sich daran, eine eigene Romance zu verfassen. Sie konnte noch nicht mal mit zehn Fingern schreiben, sondern tippte mit vier Fingern. Aber das Ergebnis war gut, und so wurde ihr allererstes Manuskript vom Harlequin Verlag gekauft! Sandra Field nannte sich damals noch nicht so, weil sie zurecht befürchtete, dass die Kirche nicht ganz damit einverstanden sein würde, dass sie als Frau eines Pfarrers Liebesromane schrieb. Andererseits war der Beruf ihres Mannes die reine Inspirationsquelle: Die vielen Reisen, besonders durch den Norden, taten ihr gut (warmes Klima ist nichts für Sandra Field) und genauso ihren Büchern. Die meisten ihrer Romane spielen in den romantischen Landschaften der nördlichen Gegenden. Besonders viel Zeit ihres Lebens hat Sandra Field am kanadischen Meer verbracht. Ihre Hobbys sind Kanu und Kajak fahren, Wandertouren machen, im Garten arbeiten, Musik hören und lesen. Das Wichtigste aber sind ihr Freunde und Familie. Mit ihrer Schwiegertochter kommt Sandra bestens aus, und sie hat; wie sollte es auch anders sein; die zwei klügsten, nettesten und schönsten Enkel der Welt.
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Buchvorschau
Flieh nicht vor deinen Gefühlen - Sandra Field
IMPRESSUM
Flieh nicht vor deinen Gefühlen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2003 by Sandra Field
Originaltitel: „The Millionaire’s Marriage Demand"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1628 - 2006 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Bettina Röhricht
Umschlagsmotive: shutterstock / Plateresca
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733779092
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de
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1. KAPITEL
Julie hatte den Ort ganz für sich.
Himmlisch, dachte sie glücklich. Die Felsen und die salzige Gischt der Küste, wo sie aufgewachsen war, hatten ihr im Ausland mehr gefehlt als alles andere.
Die Wellen schlugen plätschernd gegen den Anleger. Ohne Rücksicht auf ihr hübsches Sommerkleid streifte Julie die Sandalen ab, setzte sich auf das raue Holz und ließ die Beine baumeln. Als das eiskalte Wasser ihre Füße streifte, lachte sie erschrocken auf. Eigentlich hatte sie damit rechnen müssen. Schließlich befand sie sich in Maine, und es war erst Juni.
Sie planschte fröhlich mit den Füßen und beobachtete, wie das goldene Licht des frühen Abends sich in den schaumgekrönten Wellen spiegelte. Endlich war sie wieder zu Hause, wenn auch nur für kurze Zeit.
Der Anleger befand sich am Ende einer unbefestigten Straße. Julie hörte das leise Seufzen des Windes in den Kiefern und das Zwitschern der Spatzen im Unterholz. Lauter jedoch war die Brandung an der Küste von Manatuck Island, der am nächsten gelegenen Insel, zu hören.
Dort würde Julie das Wochenende verbringen. Die Insel gehörte Charles Strathern. Sein Sohn Brent hatte sie zu Charles’ sechzigstem Geburtstag eingeladen.
Erst spät am Nachmittag hatte Julie von der Arbeit aufbrechen können. Als sie ihre Wohnung in Portland verlassen und den einsamen Küstenabschnitt erreicht hatte, war die Barkasse schon weg gewesen und musste ihretwegen jetzt noch einmal zurückkommen.
Sie hoffte, dass es auf Castlereigh, Charles Stratherns großem Anwesen, einen beheizten Swimmingpool gebe. Brent hatte ihr erzählt, dass sein Vater sehr reich sei – vermutlich als dezenten Hinweis darauf, wie wohlhabend er selbst war.
Brent war attraktiv, charmant und wollte sich amüsieren. Mit anderen Worten, früher oder später würde er einen Annäherungsversuch starten. Julie seufzte. Sie hatte die letzten Jahre in weit entfernten Ländern verbracht, die sich nicht gerade durch hohe Sicherheit oder einen komfortablen Lebensstil auszeichneten. Doch diese Abenteuerlust erstreckte sich nicht auf Sex. Inmitten von Brents Angehörigen würde sie bestimmt in Sicherheit sein.
Julie zuckte zusammen, als sie ein Auto hörte. Gesellschaft war das Letzte, wonach sie sich sehnte. Außerdem hatte Oliver, der Kapitän der kleinen Barkasse, ausdrücklich gesagt, außer ihr würde man an diesem Freitagabend niemanden erwarten.
Stirnrunzelnd betrachtete sie die Wipfel der in goldenes Sonnenlicht getauchten Kiefern und hoffte, der unbekannte Eindringling würde spätestens beim letzten Cottage anhalten, das eine Vierteilmeile vom Anleger entfernt lag.
Sie wollte in Ruhe gelassen werden.
Travis nahm den Fuß vom Gaspedal, als sein schnittiger schwarzer Porsche auf dem Schotter ins Rutschen geriet. Er fuhr zu schnell, weil er wegen eines Notfalls auf der Intensivstation viel später dran war als geplant. Für den Patienten war zwar alles sehr gut verlaufen, doch das Ganze hatte Travis’ Zeitplan erheblich durcheinander gebracht.
Auch aus einem anderen Grund beeilte er sich: Travis war aufgewühlt und hatte Angst. An diesem wunderschönen Abend hätte er auf der Penobscot Bay segeln oder mit der Krankenschwester in die Oper gehen können, die ihn stets viel sagend anlächelte. Stattdessen war er auf dem Weg zu dem einzigen Ort in der Welt, an dem man ihm die kalte Schulter zeigen würde.
Nur noch eine Viertelmeile bis zum Anleger. Travis beschloss, von dort aus Oliver anzurufen, damit dieser ihn abholen würde. Wenn er erst einmal auf der Insel wäre, konnte man ihn wohl kaum wieder wegschicken. Zumindest würde er nicht kampflos nachgeben, falls sie es doch versuchten.
Durch das offene Fenster drangen Harzgeruch und der Duft des Meeres. Travis atmete tief ein, und einen Moment lang war er wieder ein kleiner Junge, der die Abhänge und Felsen von Manatuck Island erkundete: glücklich, sicher und geborgen – ohne zu ahnen, was auf ihn zukam.
Hinter der letzten Straßenbiegung konnte er über die Bucht blicken, wo sanftgrüne Inseln sich vom tiefblauen Wasser abhoben und kleine weiße Schaumkronen auf den Wellen tanzten. Die Kehle zog sich ihm zusammen. In den vergangenen Jahren hatte er unter anderem deshalb so hart gearbeitet, weil er den Schmerz und die Sehnsucht hatte verdrängen wollen, die man gemeinhin als Heimweh bezeichnete.
Plötzlich sah Travis jemanden auf dem Anleger sitzen. Er kniff die Augen zusammen. War das vielleicht ein Teenager aus einem der nahe gelegenen Cottages? Gesellschaft konnte er jetzt nicht gebrauchen.
Doch es war kein Jugendlicher, sondern eine Frau. Ihr musste das blaue Auto gehören, das an der Straße parkte. Travis hielt direkt dahinter. Er stieg aus, schlug die Tür zu und ging hinunter zum Anleger.
Die Frau stand auf, als er sich näherte. Da die Sonne ihm im Rücken stand, wurde sie direkt von goldenem Licht angestrahlt. Er verlangsamte seine Schritte. Wie hatte er sie bloß für ein junges Mädchen halten können? Das geblümte Kleid mit dem langen Rock und dem Korsagenoberteil betonte ihre Brüste und lenkte den Blick auf ihre nackten Schultern und Arme. Das kurz geschnittene dunkle Haar der jungen Frau umrahmte glänzend ihr Gesicht und betonte den schlanken Hals und die geschwungenen Augenbrauen. Sie war unglaublich schön.
Auch sie wirkte alles andere als erfreut über die unerwartete Gesellschaft. Die kühle Art, wie sie ihn ansprach, ärgerte ihn.
„Haben Sie sich verirrt? Schnell ließ sie den Blick über ihn gleiten und nahm dabei sicher jeden Zentimeter seiner ein Meter achtzig wahr, von den ausgeblichenen Jeans bis zum Hemd mit dem offenen Kragen. Höflich fügte sie hinzu: „Wie Sie sehen, endet die Straße hier. Wollten Sie vielleicht nach Bartlett Cove? Die Abfahrt ist ungefähr eine halbe Meile entfernt von hier.
„Nein, ich habe mich nicht verirrt, entgegnete Travis ein wenig schroff. „Übrigens befinden Sie sich auf einem Privatgrundstück. Es gehört dem Besitzer von Manatuck Island.
„Genau da will ich hin."
„Tatsächlich? Die Feier findet aber erst morgen statt. Haben Sie sich mit dem Datum vertan?"
„Nein", antwortete sie kurz angebunden.
Ihre Blicke begegneten sich. Die Augen der jungen Frau waren tiefgrün. Die Farbe kann unmöglich echt sein, dachte Travis. Sie erinnerten ihn an Smaragde, wozu auch der unnachgiebige Blick passte. Normalerweise fand er lebenslustige Blondinen attraktiv. Warum fühlte er sich jetzt zu einer brünetten Frau hingezogen, die so kühl wirkte wie das Meer im Januar?
Das Sonnenlicht streifte ihre Wangen, und sofort hatte Travis das Bedürfnis, sanft darüber zu streichen. Er verstand sich selbst nicht.
„Sie fahren jetzt schon auf die Insel, weil Sie mit Brent verabredet sind, stimmt’s?"
Sie biss sich auf die Lippe, die auf ihn sehr sinnlich wirkte. „Wie sind Sie darauf gekommen?"
„Brent hatte schon immer eine Schwäche für Frauen mit atemberaubendem Körper und hübschem Gesicht."
„Warum habe ich trotz Ihrer Komplimente das Gefühl, beleidigt zu werden?"
Eine plötzliche Windböe erfasste ihren Rock, so dass ihre schlanken Beine zu sehen waren. Die attraktive Fremde zog den bunt geblümten Stoff wieder herunter.
„Ihre Augen – tragen Sie farbige Kontaktlinsen?" Travis’ Stimme war leicht heiser. Eigentlich wollte er nicht etwas so Persönliches fragen. Trotzdem machte es ihn wütend, dass sie einfach darüber hinwegging.
„Wollen Sie auch nach Manatuck Island?"
„Ja."
„Und mit wem sind Sie verabredet?"
„Ich gehöre zu niemandem. Das ist einer meiner Grundsätze."
„Dann haben wir etwas gemeinsam."
„Das bezweifle ich. Immerhin sind Sie mit Brent verabredet."
Julie errötete. „‚Verabredet‘ ist …" Sie unterbrach sich. Warum sollte sie sich gegenüber einem Fremden rechtfertigen?
Er lachte kurz. „Es freut mich, dass Sie nichts ableugnen. Brents Ruf eilt ihm voraus."
Sein bitterer Tonfall erschreckte Julie. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie angespannt er wirkte. Als könnte er jeden Moment die Beherrschung verlieren, dachte sie unbehaglich. Normalerweise bekam sie nicht schnell Angst. Dafür hatte es in ihrem Leben schon zu viele brenzlige Situationen gegeben, in denen sie auf sich selbst gestellt gewesen war. Außerdem war sie in Maine, nicht in Lima, Daressalam oder Kalkutta.
Der Mann hatte sich mit der natürlichen Eleganz des Tigers auf sie zubewegt, den sie in den westbengalischen Mangrovenwäldern gesehen hatte. Reiß dich zusammen, ermahnte Julie sich. Schließlich war sie gut in Selbstverteidigung. Ihr Gegenüber sah aus, als würden die meisten Frauen sofort auf ihn fliegen. Aber davon ließ sie sich nicht beeindrucken. Bemüht höflich reichte sie ihm die Hand. „Ich heiße Julie Renshaw."
Widerstrebend nahm Travis ihre Hand und ließ sie so schnell wie möglich wieder los. „Travis Strathern."
Sie runzelte die Stirn. „Sind Sie ein Cousin von Brent?"
„Nein."
Julie errötete, denn seine kurz angebundene Art grenzte an Unhöflichkeit. „Lassen Sie mich ganz offen mit Ihnen reden, erwiderte sie. „Ich war sehr zufrieden, allein zu sein. Und Sie sehnen sich offensichtlich auch nicht gerade nach Gesellschaft. Trotzdem werden wir gemeinsam zur Insel fahren müssen. Könnten wir uns nicht einfach über das Wetter unterhalten? Sie müssen zugeben, dass es wunderschön ist.
Unvorsichtigerweise erwiderte Travis: „Wenn Sie den Sonnenuntergang schon schön finden, dann sollten Sie sich einmal ansehen, wie die Sonne aufgeht und Nebelschleier über dem Wasser liegen …"
Julies Neugier war geweckt. „Sie waren also schon einmal hier. Aber wenn Sie ein Strathern sind, wundert es mich, dass Oliver sagte, außer mir würden heute keine weiteren Gäste ankommen."
Natürlich ahnte niemand etwas, denn Travis hatte nichts von seinem Besuch erzählt. „Sicher ein Missverständnis."
Er ist ein schlechter Lügner, dachte Julie. Aber warum hat er das überhaupt nötig? Schließlich war sie für ihn eine Fremde. Sie beschloss, mehr über ihn herauszufinden. „Waren Sie schon oft auf Manatuck Island?"
„Seit Jahren nicht mehr, erwiderte Travis lakonisch. „Wie haben Sie und Brent sich kennen gelernt?
„Über gemeinsame Freunde. Wir sind erst ein paar Mal miteinander ausgegangen. Aber ich wollte schon immer auf eine dieser Inseln. Deshalb habe ich die Einladung übers Wochenende gleich angenommen."
„Dann sind Sie also nicht Brents Geliebte?"
Travis’ Worte hingen eine Weile in der Luft, bevor Julie fragte: „Das wollten Sie eigentlich gar nicht fragen, stimmt’s?"
Für seinen Geschmack war sie eindeutig zu scharfsinnig. „Genau. Eigentlich wollte ich wissen, ob Ihre Augen wirklich so grün sind."
Seine waren leuchtend blau und gaben nichts darüber preis, was sich unter der Oberfläche befand – wie das Meer. „Warum interessiert Sie das?"
„Nennen wir es doch schlicht Neugier."
„Ich glaube kaum, dass irgendetwas an Ihnen ‚schlicht‘ ist, stellte sie kühl fest. „Wenn Sie nicht Brents Cousin sind, wer sind Sie dann?
Er kniff die Augen zusammen. „Sein älterer Bruder."
„Brent hat mir gegenüber nie einen Bruder erwähnt."
„Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Welche Farbe haben Ihre Augen wirklich?"
Nachdenklich blickte Julie ihn an. Sie wusste, dass ihre Augen besonders hübsch waren. Ihren hellen Teint dagegen empfand sie geradezu als Fluch, da sie sich oft in Ländern mit intensiver Sonnenstrahlung aufhielt. Und ihr Körper hatte sie schon oft in heikle Situationen gebracht, so dass sie ihn nicht mehr als Vorteil betrachtete. Das Haar hatte sie sich schon vor Jahren kurz schneiden lassen, denn in Afrika und Indien war es meist sehr heiß. Außerdem machte langes,