Der Scheich und die schöne Wüstenprinzessin
Von Abby Green
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Über dieses E-Book
Um ihre jüngere Schwester vor einer arrangierten Heirat zu schützen, beschließt die eigenwillige Prinzessin Aaliyah, dem mächtigen Scheich Sharif Al Nazar selbst das Jawort zu geben. Ihr letztes Abenteuer in Freiheit? Eine Nacht mit einem betörenden Fremden. Doch vor dem Altar erlebt Liyah eine Überraschung: Ihr Bräutigam ist niemand anderes als ihr geheimnisvoller Liebhaber! Aber anstatt sie wie in jener heißen Wüstennacht in seine Arme zu ziehen, spürt sie bloß Eiseskälte: Sharif braucht sie als Spielfigur für seine infamen Rachepläne …
Abby Green
Abby Green spent her teens reading Mills & Boon romances. She then spent many years working in the Film and TV industry as an Assistant Director. One day while standing outside an actor's trailer in the rain, she thought: there has to be more than this. So she sent off a partial to Harlequin Mills & Boon. After many rewrites, they accepted her first book and an author was born. She lives in Dublin, Ireland and you can find out more here: www.abby-green.com
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Buchvorschau
Der Scheich und die schöne Wüstenprinzessin - Abby Green
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2021 by Abby Green
Originaltitel: „Bride Behind the Desert Veil"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2541 04/2022
Übersetzung: Christine Svenson
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751509633
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
„Die Braut darf jetzt ihren Schleier abnehmen."
Scheich Sharif Bin Noor Al Nazar wartete mit angehaltenem Atem, während zwei Brautjungfern seiner frisch angetrauten Ehefrau halfen, den kostbaren, reich verzierten orientalischen Schleier zu lösen. Er hatte keine Ahnung, wie sie aussah. Er hatte sie vor der Hochzeit nicht kennengelernt, und während der gesamten Hochzeitszeremonie waren ihre Gesichtszüge verhüllt gewesen. Nicht einmal ihre Augen waren zu erkennen.
Doch Sharif war es gleichgültig, wie seine Braut aussah. Er hatte eh nicht vor, eine dauerhafte Bindung mit ihr einzugehen. Er wollte nur so lange mit seiner Frau verheiratet bleiben, wie es die Umstände erforderten, und natürlich würden sie die Ehe nie richtig vollziehen.
Aber selbstverständlich wäre eine halbwegs hübsche Braut angenehmer.
Die feinen Ketten und Goldplättchen des Schleiers klimperten, als die Brautjungfern das Schmuckstück endlich entfernten.
Sharifs erster Gedanke war, dass er sich keine Sorgen machen musste, dass seine Frau unattraktiv war.
Sie war atemberaubend schön.
Dann sickerte die Erkenntnis durch.
Sie war keine Fremde – ganz im Gegenteil. Sie waren sich bereits auf sehr intime Weise begegnet.
Schock und Ärger mischten sich mit einer heftigen körperlichen Reaktion auf ihren Anblick. Empörung machte sich in ihm breit.
Du!
Sharif war sich nicht sicher, ob er das Wort nur gedacht oder laut hervorgestoßen hatte.
1. KAPITEL
Zwei Wochen zuvor
„Willst du damit sagen, dass du keine Ahnung hast, wie deine zukünftige Braut aussieht?"
Nikos Marchettis entsetzter Gesichtsausdruck war fast schon komisch. Sharif Marchetti und sein jüngerer Halbbruder unterhielten sich über Videoanruf.
Nikos rief aus seinem Herrenhaus in Irland an. Im Hintergrund beschäftigte sich seine Ehefrau Maggie, die gerade ihr zweites Kind erwartete, liebevoll mit ihrem kleinen Sohn Daniel.
Sharif wusste nicht warum, aber irgendwie löste die heimelige Szene Unbehagen in ihm aus. Sie berührte einen Teil von ihm, den er lieber unbeachtet ließ. Das Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit war ihm fremd. Er hatte so etwas nie kennengelernt und misstraute dem Ganzen.
Er konzentrierte sich wieder auf die Frage seines Bruders. „Nein, ich weiß nicht, wie sie aussieht. Ich weiß gar nichts von ihr, aber das ist egal. Ich heirate sie aus diplomatischen Gründen. Unsere Heimatländer Al-Murja und Taraq haben eine Vereinbarung getroffen, die ich einhalten werde. Außerdem scheint es gut für das Geschäft zu sein, wenn man sesshaft wird", fügte er nonchalant hinzu.
Das war eine klare Untertreibung. Maks, ihr anderer Halbbruder, hatte sich mit seiner Frau erst kürzlich im engsten Kreis in London trauen lassen. Seitdem nun zwei der drei Brüder geheiratet und eine Familie gegründet hatten, waren die Aktienkurse der Marchetti Group geradezu durch die Decke gegangen.
Doch Sharif wusste, dass noch mehr möglich war. Er hatte das angeschlagene und marode Unternehmen von seinem Vater geerbt und es mit viel Herzblut und Geschick zusammen mit seinen beiden Halbbrüdern wiederaufgebaut. Nun war er kurz davor, dem Unternehmen zu nie dagewesenem Wert und neuer Stabilität zu verhelfen. Ihr Vater hatte die Marchetti Group mit dem Vermögen anderer aufgebaut – nämlich mit dem erschlichenen Erbe seiner drei Ehefrauen. Sharifs Mutter, Nikos’ Mutter und Maks’ Mutter.
Maggie beugte sich über die Schulter ihres Mannes. Sie hielt Daniel auf dem Arm, und sein engelsgleiches Gesichtchen erschien ebenfalls auf dem Bildschirm. „Al-Murja und Taraq? Eine arrangierte Ehe? Das klingt wirklich exotisch!", sagte sie.
Nikos nahm seiner Frau den gemeinsamen Sohn ab und drückte ihn zärtlich an seine breite Brust.
An seine Frau gewandt erwiderte Nikos trocken: „Für Sharif gelten andere Maßstäbe als für uns Normalsterblichen. Hier ist er ein Marchetti und einer der reichsten und einflussreichsten Männer der Welt, aber im Wüstenstaat Al-Murja, der Heimat seiner Mutter, ist Sharif ein königlicher Scheich. Er trägt dort sogar einen anderen Namen."
Maggies Augen weiteten sich vor Überraschung. „Oh, das wusste ich ja noch gar nicht. Wie heißt du denn dort?"
Es klopfte vernehmlich an die Tür von Sharifs Büro hoch über Manhattan.
Sharif war froh über die Unterbrechung. Nikos mit seinem Sohn auf dem Arm zu sehen hatte wieder dieses sonderbare Gefühl in ihm ausgelöst. Außerdem gab er nicht gerne etwas über sich preis. Seine Brüder und er waren nicht zusammen aufgewachsen und standen sich nicht besonders nahe. Erst nach der Übernahme der Marchetti Group hatte sich das geändert. In den vergangenen Monaten hatten sie sich besser kennengelernt, doch von einem richtigen familiären Verhältnis waren sie noch immer weit entfernt.
„Mein Fahrer ist da, sagte Sharif entschuldigend. „Ich melde mich, wenn ich zurück bin.
„Ich begreife einfach nicht, warum du dich auf diese Heirat einlässt", sagte Nikos kopfschüttelnd.
Sharif zwang sich zu einem unbekümmerten Lächeln. „Weißt du, ich bin neidisch auf dich und Maks. Ich möchte auch so glücklich sein wie ihr beide."
Nikos lachte schnaubend.
Sharif unterbrach die Verbindung. Das Gespräch hatte Gefühle in ihm geweckt, die er diesmal nicht mit seinem üblichen Zynismus unterdrücken konnte. Er würde sich erst frei fühlen, wenn er das Erbe seines Vaters vernichtet und die Marchetti Group Stück für Stück veräußert hatte.
Als er kurze Zeit später in seiner Limousine saß und von einem Fahrer zum Flughafen gebracht wurde, regte sich sein schlechtes Gewissen. Was würden seine Brüder sagen, wenn sie wüssten, was er vorhatte? Doch er verdrängte diese Gedanken. Seine Brüder hatten ihrem Vater kein bisschen nähergestanden als er. Denn obwohl sich die drei in letzter Zeit nähergekommen waren, hatte Sharif noch nicht so viel Vertrauen zu ihnen, um sie in seine Pläne einzuweihen. Niemand wusste darüber Bescheid. Er wollte sie einweihen, wenn die Zeit reif war. Sie würden durch die Zerschlagung des Unternehmens unfassbar reich werden. Was könnten sie mehr wollen?
Eine Woche zuvor, Taraq
„Du willst statt Samara diesen Mann heiraten? Weshalb sollte ich darin einwilligen?", fragte der König mit hochgezogenen Augenbrauen.
Aaliyah Binte Rashad Mansour, kurz Liyah, bemühte sich, ruhig zu bleiben. Das fiel ihr schwer, denn sie war übernächtigt von der langen Reise. Nach dem verzweifelten Anruf ihrer jüngeren Halbschwester Samara war sie gestern sofort aufgebrochen und übereilt mitten in der Nacht von England zurück in ihre Wüstenheimat geflogen.
„Weil ich deine älteste Tochter bin. Samara ist erst 19."
Außerdem liebte Samara insgeheim den Sohn des königlichen Beraters.
Liyahs Vater schwieg.
Sie sprach schnell weiter, bevor er es sich anders überlegen konnte. „Dieser Mann hat Samara noch nie zuvor gesehen. Sie sind sich völlig fremd. Da spielt es doch keine Rolle, wen von uns beiden er heiratet." Ihre Schwester hatte ihr erzählt, dass dem Scheich seine zukünftige Braut vollkommen gleichgültig sei, solange sie aus der Familie des Königs stammte.
Ihr Vater schnaubte missmutig. Er war kein besonders großer Mann. Liyah war mit ihren eins achtundsiebzig sogar etwas größer als er. Er hatte ihre Größe immer missbilligt. Den Grund seiner Ablehnung erkannte Liyah lange Zeit nicht.
Liyahs Mutter war seine erste Ehefrau gewesen. Sie starb, als ihre Tochter noch ein Kleinkind gewesen war. Nur sehr vage erinnerte Liyah sich an ihre Mutter und die Schlaflieder, die sie abends an ihrem Bett gesungen hatte. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte ihr Vater schnell wieder geheiratet und Liyah einfach beiseitegeschoben. So war es ihr jedenfalls vorgekommen.
Deshalb hatte sie niemanden aus der Familie näher an sich herangelassen, außer ihre jüngere Schwester Samara, die ihr von klein auf überallhin gefolgt war und die sie vergötterte.
Liyah war ohne zu zögern nach Hause zurückgekehrt, um ihrer kleinen Schwester zu helfen. Sie wollte an Samaras Stelle diese mysteriöse Ehe eingehen.
Doch als sie jetzt vor ihrem Vater stand, um ihm den Vorschlag zu unterbreiten, machte sich leise Panik in ihr breit. „Wer ist dieser Mann überhaupt? Und warum will er eine Frau heiraten, die er noch nie gesehen hat? Ich dachte, die Zeiten arrangierter Ehen seien längst vorbei", fragte sie.
„Sei nicht so naiv, Aaliyah. Die besten Ehen sind die, bei denen beide Parteien einen Nutzen davon haben, zum Beispiel, um eine Allianz zu festigen. Eine Eheschließung ist das perfekte Mittel, um die langjährige Feindschaft zwischen zwei benachbarten Königreichen zu beenden."
„Aber es ist Jahre her, seit …"
Ihr Vater unterbrach sie. „Dieser Mann ehrt eine jahrzehntealte diplomatische Vereinbarung, indem er in unsere Familie einheiratet. Seine Mutter hätte damals deinen Onkel heiraten sollen, aber sie ist nach Europa abgehauen und hat stattdessen einen italienischen Playboy geheiratet. Sie hat ihm ihre ganze Mitgift geschenkt. Als die Ehe zerbrach, kehrte sie reumütig zurück in ihr Heimatland und brachte einen kleinen Sohn mit. Sie starb jedoch kurz darauf, und ihr Sohn wuchs bei seinem Vater auf."
Die Geschichte kam Liyah vage bekannt vor, sie hatte irgendwann schon einmal davon gehört. Ihr Vater blieb stehen und musterte sie prüfend. Seine Augen funkelten. Sie waren viel dunkler als Liyahs grüne Augen.
„Seine Mutter war genauso rebellisch wie du, Liyah."
Sie straffte empört die Schultern. „Es ist nicht rebellisch, wenn man …"
Ihr Vater fiel ihr ins Wort. „Ich glaube, das wird sehr gut funktionieren. Scheich Sharif Bin Noor Al Nazar leitet einen riesigen Luxuskonzern in der westlichen Welt. Eine rebellische Frau ist das Letzte, was er braucht. Es wird dir guttun, ein wenig Respekt und Selbstkontrolle zu lernen."
Liyah hatte das dringende Bedürfnis, sich zu verteidigen, doch sie unterdrückte den Impuls und fragte stattdessen: „Heißt das, dass ich Samaras Platz einnehmen darf?"
Ihr Vater musterte sie. Aber weder Wärme noch eine andere positive Regung lag in seinem Blick. Nur die kühle Distanz, die Liyah seit vielen Jahren gewohnt war.
Schließlich antwortete er: „Ja, du wirst Scheich Sharif Bin Noor Al Nazar heiraten. Das gibt dir die Möglichkeit, dein Ansehen in dieser Familie wiederherzustellen." Liyah verspürte Erleichterung, gleichzeitig war sie schockiert darüber, wie schnell sie ihre Zukunft besiegelt hatte. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr – schließlich stand Samaras Glück auf dem Spiel, und Liyah würde alles dafür tun, dass es ihrer Schwester gut ging.
Ihr Vater drehte sich weg und signalisierte damit unmissverständlich, dass die Unterhaltung für ihn beendet war. Es verletzte Liyah, wie leichtfertig er ihr Schicksal in die Hände eines völlig fremden Mannes legte, nur um sich dann schnellstmöglich wichtigeren Themen zuzuwenden.
„Warum bin ich dir so gleichgültig, Vater?", platzte es aus ihr heraus.
Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah Liyah eine Gefühlsregung in seinem Blick.
Schmerz.
„Deine Mutter war die einzige Frau, die ich je geliebt habe. Ihr Tod brach mir das Herz. Wenn ich dich sehe, erinnert mich das jedes Mal an meine verstorbene Frau und alles, was ich verloren habe."
Vortag
Sharif bemerkte einen Falken am Himmel. Ein prachtvolles, ausgewachsenes Weibchen. Das glatte Federkleid reflektierte die goldene Abendsonne auf dem majestätischen Vogel, der gemächlich große Kreise am Himmel zog. Doch Sharif wusste, dass diese Ruhe täuschte. Sobald der Falke eine Beute erspähte, würde er innerhalb von Sekundenbruchteilen nach unten stürzen und das Beutetier töten.
Sharif wollte gerade sein Fernglas holen, als er Hufgetrappel hörte. Ein einzelnes Pferd näherte sich in vollem Galopp der kleinen Oase. Schnell zog er sich in den Schatten der Bäume zurück, die um einen natürlichen See mit