Kleine Schritte ins große Glück
Von Laura Iding
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Über dieses E-Book
Er hat den Ball gefangen! Joshs Kinderaugen strahlen – und Physiotherapeutin Molly wächst ihr kleiner Patient sofort ans Herz. Auch sein charmanter Vater lässt sie nicht kalt, ganz im Gegenteil. Doch sie muss die Schmetterlinge im Bauch ignorieren – denn Chirurg Dan Morris ist ihr Chef im Angel's.
Laura Iding
Laura Iding hat zwei aufregende Leben: Tagsüber arbeitet sie als Krankenschwester und nachts ist sie Autorin. Schon als Teenager fing sie an zu schreiben - und hat bis heute nicht damit aufgehört. Ihr absolutes Lieblingsgenre ist, wie könnte es anders sein, der Arztroman.
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Buchvorschau
Kleine Schritte ins große Glück - Laura Iding
IMPRESSUM
Kleine Schritte ins große Glück erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2013 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „NYC Angels: Unmasking Dr. Serious"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 63 - 2014 by HARLEQUIN ENTERPRISES GmbH, Hamburg
Übersetzung: Michaela Rabe
Umschlagsmotive: GettyImages_oneinchpunch
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2021
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751512435
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Neiiiiin!, heulte Josh auf und klammerte sich an seine Tagesmutter. „Gemma soll mich hinbringen!
Schuldgefühle brannten in seinem Magen, und Dan Morris presste die Lippen zusammen. Es war nicht das erste Mal, dass Josh die freundliche Frau mittleren Alters, die ihn seit sechs Monaten betreute, seinem Vater vorzog.
Jahrelange Übung half Dan, seine wahren Gefühle zu verbergen, und mit sanfter Stimme und beschwichtigenden Worten gelang es ihm, Josh schließlich vom Sofa zu heben.
„Es ist alles gut, mein Junge. Ich hatte dir doch erzählt, dass ich die nächsten Wochen bei dir zu Hause bleibe. Wir gehen zusammen zur Krankengymnastik. Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin die ganze Zeit bei dir."
Josh sah nicht wirklich überzeugt aus, aber er wehrte sich nicht mehr und lehnte sich an die Brust seines Vaters. Schicksalsergeben, wie es Dan schien. Auch die Tränen versiegten, nur ab und zu schniefte der Kleine noch – was Dan nicht weniger zu Herzen ging.
Er setzte ihn in den Kindersitz, schnallte ihn an und glitt hinter das Steuer seines schwarzen BMWs. In Gedanken suchte er nach einem Weg, das Eis zwischen ihnen zu brechen. Josh sollte wissen, dass er geliebt wurde, dass er seinem Vater wichtig war. Aber wie? Worte allein schienen nicht zu helfen.
„Tut die Therapie weh, Daddy?"
Eine unschuldige Frage, aber in Dan löste sie hilflose Wut und erneut Schuldgefühle aus. Wie oft hatte Josh ihm im Krankenhaus ähnliche Fragen gestellt? Und wie oft war er gezwungen gewesen, sie mit Ja zu beantworten … Er räusperte sich und blickte in den Rückspiegel. „Nein, Josh, es tut nicht weh. Die Physiotherapeutin wird Übungen mit deinen Beinen machen. Keine Spritzen, keine Nadeln, das verspreche ich."
Sichtlich beruhigt lehnte sich Josh zurück.
Vorsichtig lenkte Dan seinen Wagen durch die vollen Straßen von Manhattan zur Physiotherapie-Praxis. Sie lag, genau wie seine kinderkardiologische Praxis, hinter den Backsteinmauern des Angel Mendez Children’s Hospital, von allen nur liebevoll Angel’s genannt. Dan hoffte sehr, dass Physiotherapeutin Molly Shriver hielt, was ihr Ruf versprach.
Er wollte die Beste für seinen Sohn. Er gestattete sich nicht einmal den Gedanken, dass Josh vielleicht nie wieder laufen würde. Wenn diese Molly Shriver auch nur halb so gut war, wie ihm jeder versichert hatte, dann dürfte sie die Einzige sein, die ihnen zum Erfolg verhelfen konnte.
Sie waren zehn Minuten zu früh dran, aber Dan hasste es, zu spät zu kommen. Kaum hatten sie im Wartezimmer Platz genommen, öffnete sich die Tür zum Sprechzimmer. Eine junge Frau mit leuchtend grünen Augen und rotgoldenen, zu einem frechen Pferdeschwanz gebundenen Haaren erschien.
„Guten Morgen", begrüßte sie sie und lächelte Josh strahlend an. Dan war aufgestanden, aber sein Sohn saß noch dort, wo er ihn abgesetzt hatte, in Shorts und T-Shirt. Leichte, bequeme Kleidung hatte man Dan bei der Anmeldung gesagt.
Die junge Frau hockte sich neben Josh, sodass sie mit ihm auf Augenhöhe war. „Du musst Josh Morris sein. Aber du siehst älter aus als sieben. Bist du sicher, dass du nicht schon acht oder neun bist?"
Kichernd schüttelte Josh den Kopf. „Ich bin wirklich sieben. In drei Wochen habe ich Geburtstag."
„Oh, toll! Ich liebe Geburtstage! Dann haben wir ja etwas zu feiern!, rief sie aus, und Josh lachte wieder. „Ich bin Molly, und ich freue mich sehr, dass du heute hier bist.
Dan schob die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans und beobachtete, wie sie mühelos Kontakt zu seinem Sohn knüpfte. Von Kindern schien sie schon einmal eine Menge zu verstehen.
Auf jeden Fall mehr als er selbst.
„Wir werden heute viel Spaß haben, Josh, versprach Molly und hielt ihm eine Hand hin. „Bist du bereit für ein paar Spiele mit mir?
Die Tränen schienen endgültig versiegt, als Josh eifrig nickte. Dan fürchtete, sie könnte vergessen haben, dass sein Sohn nicht laufen konnte, und beugte sich rasch vor, um Josh hochzuheben. „Wir sind bereit", meinte er grimmig.
Ihr Lächeln kühlte ein bisschen ab. „Haben Sie Joshs Rollstuhl im Wagen gelassen?", fragte sie mit verhaltener Freundlichkeit.
Allein bei der Vorstellung, seinen Sohn im Rollstuhl zu sehen, brach ihm der kalte Schweiß aus. Dan konnte zwölf Stunden im OP stehen und seelenruhig feine Koronararterien und Venen nähen, um beschädigte kleine Herzen zu reparieren. Aber in den dunklen Stunden, die er nach dem verhängnisvollen Autounfall am Bett seines Sohnes verbracht hatte, war er ein anderer gewesen. Innerlich zitternd, voller Angst und Selbstvorwürfe.
„Nein, antwortete er knapp. „Josh braucht keinen. Er hat mich. Und jetzt hat er Sie, damit Sie ihm beibringen, wieder laufen zu lernen.
Sie presste kurz die Lippen zusammen, und im ersten Moment glaubte er, sie würde es auf eine Diskussion anlegen. Stattdessen ging sie voran ins Sprechzimmer und von dort in einen größeren Raum, der mit allen möglichen Therapiegeräten ausgestattet war. Und einem Haufen Spielzeug: bunte Bälle in allen Größen und Farben, Taue zum Seilspringen, Jonglierbälle und Hula-Hoop-Reifen.
Molly Shriver deutete auf einen gepolsterten Tisch. „Josh sitzt da. Sie können gern links von ihm Platz nehmen."
Behutsam setzte er seinen Sohn auf dem Tisch ab, etwas verblüfft, dass er in der Nähe bleiben sollte. Dan war davon ausgegangen, dass er sich im Hintergrund halten und nur zusehen würde. „Ich kann mich dort drüben hinsetzen", sagte er und zeigte auf den harten Plastikstuhl in einer Ecke.
„Besser nicht, erwiderte Molly munter. „Wir brauchen Sie, damit Sie uns helfen. Stimmt’s, Josh?
„Stimmt!", wiederholte der begeistert, obwohl er sicher nicht die geringste Ahnung hatte, worum es ging.
Einerseits widerstrebte es Dan zutiefst, Befehle von einer zierlichen Frau entgegenzunehmen, die ihm gerade bis zum Kinn reichte. Andererseits hatte er sich geschworen, alles Menschenmögliche für seinen Sohn zu tun. Und zu spät war ihm klar geworden, dass sie ihm die Übungen wahrscheinlich deshalb beibringen wollte, damit er Josh zu Hause unterstützen konnte.
„Okay, ich bin so weit." Er zog sich einen Rollhocker heran und setzte sich neben Josh.
„Hervorragend. Molly schnappte sich einen roten Plastikball, holte sich ebenfalls einen Rollhocker und setzte sich an Joshs rechte Seite. „Wir spielen Fangen, okay, Josh?
Der nickte erwartungsvoll.
„Sieh genau hin. Du wirfst den Ball hoch in die Luft … so wie ich … Sie zeigte ihm, was sie meinte, und hielt die Arme gestreckt über dem Kopf, um den Ball aufzufangen. „Und dann fängst du ihn wieder auf. Alles klar?
Als Josh nickte, warf sie ihm den Ball in hohem Bogen zu, sodass Josh die Arme hoch ausstrecken musste, um ihn zu erwischen.
„Großartig!, lobte sie aufmunternd. „Und jetzt wirf ihn deinem Dad zu.
Bevor Dan sich’s versah, tat Josh, was sie von ihm verlangte. Aber der Ball beschrieb einen schiefen Bogen, und Dan musste schnell reagieren, um ihn aufzufangen. Beinahe hätte er Molly einen düsteren Blick zugeworfen, weil ihm das vergnügte Aufblitzen in ihren Augen nicht entgangen war. Doch wie immer ließ er sich seine Gefühle nicht anmerken.
„Gut gemacht, Josh. Und jetzt Sie, Mr Morris. Werfen Sie den Ball Ihrem Sohn zu."
Er war drauf und dran, sie zu korrigieren: Dr. Morris, pädiatrischer Herz-Lungen-Chirurg. Aber hier ging es nicht um sein Ego, sondern um Josh. Und streng genommen praktizierte er zurzeit gar nicht.
„Dan, sagte er deshalb, während er den Ball wie verlangt zurückwarf. „Nennen Sie mich Dan.
Sie antwortete nicht, so als wäre es ihr völlig egal, wie er hieß. Ihre Aufmerksamkeit galt Josh. Dan ärgerte sich, dass ihre Gleichgültigkeit ihm einen Stich versetzte.
„Jetzt wirf den Ball zu mir, Josh, bat sie. „So hoch du kannst.
Diesmal zielte sein Sohn schon besser, aber noch immer glitt der Ball seitlich weg. Molly ließ sie das Spiel wiederholen, immer wieder. Dan konnte sich einen ungeduldigen Blick zur Uhr nicht verkneifen. Okay, natürlich war es wichtig, dass sie ein gutes Verhältnis zu seinem Sohn aufbaute, aber zahlte die Krankenversicherung wirklich für diese Spielchen? Was half es Joshs Beinen, wenn er einen Ball in die Luft warf? Wann fing sie endlich mit den Übungen an?
„Sehr gut, Josh, sagte Molly und lächelte fröhlich. Sie liebte ihre Arbeit, das war nur allzu deutlich. „So, und jetzt arbeiten wir mit einem Footbag.
Sie legte den roten Ball auf ein Regal und kam mit einem weichen, mit Granulat gefüllten Ball, ähnlich wie ein Jonglierball, zurück. „Hast du schon mal mit einem Footbag gespielt, Josh?"
„Nein." Ernst beobachtete er Molly, wie sie den bunten Ball hochwarf, ihn an ihrem Ellbogen abprallen ließ, um ihm wieder Schwung zu geben, und ihn schließlich auffing. Danach wiederholte sie die gleichen Bewegungen mit dem anderen Ellbogen und mit einem Knie.
Dan lag es auf der Zunge, sie daran zu erinnern, dass sein Sohn weder laufen noch lange genug stehen konnte, um dieses alberne Spiel zu spielen. Aber da setzte sich Molly auf ihren Rollhocker, den Footbag in der Hand.
„Es ist kein leichtes Spiel, deshalb musst du dich gut konzentrieren, erklärte sie. „Meinst du, du schaffst das?
Josh sah sie groß an, nickte aber.
„Vielleicht sollten wir deinen Dad auch mitspielen lassen." Ein übermütiges Lächeln leuchtete in ihren grünen Augen auf. Ohne Vorwarnung warf sie den Ball in die Luft, ließ ihn geschickt von ihrem Ellbogen abprallen und beförderte ihn mit dem Knie gezielt in Dans Richtung. Das Ding bekam Schwung, und er musste sich anstrengen, es abzufangen, bevor es ihn an der Stirn traf.
Ärgerlich warf er ihr den Footbag in den Schoß. „Vielleicht sollten Sie mit dem Spielen aufhören und endlich mit Ihrer Arbeit anfangen!", brach es aus ihm heraus.
Er bereute die scharfen Worte sofort, als er sah, wie Josh zusammenzuckte und ihn ansah wie ein geprügelter Hund.
Der Ausdruck in den braunen Augen seines Sohnes schnitt ihm wie ein Skalpell ins Herz.
Molly hatte große Mühe, ihr entspanntes Lächeln beizubehalten. Es drängte sie, Josh in die Arme zu nehmen und seinen Unhold von Vater vor die Tür zu setzen.
„Ich glaube, dein Dad ist heute mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden, Josh, murmelte sie, nahm den Footbag und drehte sich so, dass sie Josh direkt gegenübersaß. Verschwörerisch senkte sie die Stimme. „Oder er weiß gar nicht, wie man spielt
, flüsterte sie, als würden sie ein Geheimnis teilen. „Du und ich, wir müssen ihm helfen, es zu lernen, okay?"
Josh biss sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf, nicht ohne vorher einen besorgten Blick in Richtung seines Vaters zu wagen. „Okay", antwortete er zögernd, als wüsste er