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The Ballad Of Carter Roux: Dark Romance
The Ballad Of Carter Roux: Dark Romance
The Ballad Of Carter Roux: Dark Romance
eBook239 Seiten2 Stunden

The Ballad Of Carter Roux: Dark Romance

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Über dieses E-Book

Als aktives Mitglied der Mafia war mir schon immer klar, dass meine Lebenserwartung rein statistisch gesehen nicht besonders hoch ist. Um ehrlich zu sein, habe ich damit gerechnet, früh zu sterben. Allerdings war in meinem Plan nie vorgesehen, zusammen mit meinem Bruder meine gesamte Familie zu überleben.
Während ich nach Rache hungere, weil Wut eine der wenigen Emotionen ist, die ich tatsächlich fühlen kann, droht mein Bruder in seinem Schmerz unterzugehen. Der Verlust unserer Familie und seiner Braut ist einfach zu viel für ihn.
Ich kann unsere Familie nicht wieder lebendig machen. Aber ich kann ihm eine neue Braut besorgen …
Dark Mafia Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum18. Nov. 2021
ISBN9783963703683
The Ballad Of Carter Roux: Dark Romance

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    Buchvorschau

    The Ballad Of Carter Roux - Mia Kingsley

    KAPITEL 1

    MARCIANO

    Ich genoss die Aussicht über den Garten. Das Wetter war perfekt. Die Sonne war nicht zu heiß und ein laues Lüftchen sorgte für genau die richtige Erfrischung. Das ideale Wetter für eine Verlobungsfeier.

    Hinter mir hörte ich Gelächter und ich wusste, dass Carmelo vermutlich gerade einen unanständigen Witz gemacht hatte, der haarscharf an der Grenze zum schlechten Geschmack vorbeigegangen war. Da er ihn aber mit seinem charmanten Grinsen garniert hatte, konnte selbst die verklemmte Mutter der Braut ihrem zukünftigen Schwiegersohn nicht böse sein. Mein Zwillingsbruder war wesentlich besser für die soziale Repräsentation unserer Familie geeignet als ich.

    Irgendwo im Haus dröhnte die Stimme meines Vaters, als ein Platschen meine Aufmerksamkeit erregte. Ich trank einen Schluck Champagner, bevor er schal wurde, und beobachtete das Strampeln im Pool.

    Arianna hatte das Gleichgewicht verloren und war ins Wasser gefallen. Ich kannte mich nicht allzu gut mit Kindern aus, aber da sie mir kaum bis zur Hüfte reichte, nahm ich nicht an, dass sie schon schwimmen konnte. Die vielen Lagen ihres voluminösen Prinzessinnenkleides würden sie vermutlich auch behindern. Diese Menge Stoff dürfte ziemlich schwer werden, sobald sie sich mit Wasser vollsog.

    Ich rieb mir übers Kinn und überlegte, wie alt die Tochter meiner Cousine war. Drei oder vielleicht vier Jahre? Vielleicht war sie auch erst zwei. Ich hatte nicht die geringste Ahnung.

    Dann fiel mir die Regel meines Vaters ein, während ich zusah, wie Arianna immer wieder unterging. Würde es meine Mutter traurig machen, wenn das kleine Mädchen starb?

    Ja.

    Ich seufzte und stellte das Champagnerglas ab, bevor ich mein Jackett auszog. Im Gehen krempelte ich meinen Hemdsärmel hoch und überquerte mit großen Schritten den perfekt gestutzten Rasen. Ich sollte dem Gärtner wahrscheinlich ein Lob aussprechen. Mein Vater hatte mir immer wieder eingebläut, dass Lob wichtig war. Genau wie Lächeln im richtigen Moment.

    Ich war kein Idiot, aber meistens kümmerte es mich zu wenig, was andere dachten, um ständig alle Regeln meines Vaters zu befolgen. Es war anstrengend, permanent vortäuschen zu müssen, dass ich normal war.

    Am Rand des Pools blieb ich stehen. Ariannas Bewegungen waren längst schwach geworden. Das braune Haar trieb wie eine Wolke um ihren Kopf und ich fragte mich, ob es wirklich das schlimmste Schicksal war, wenn sie jetzt starb.

    Sie war kein Junge und würde nicht als aktives Mitglied der Familie aufwachsen. Sie war nicht mehr als ein Spielchip und würde irgendwann den Mann heiraten müssen, den ihr Vater für sie aussuchte. Genau wie Alessa jetzt meinen Bruder heiraten musste.

    Die zukünftige Mrs. Carmelo Cafaro hatte ja nicht die geringste Ahnung, wie hold das Glück ihr war, weil Carmelo der Ältere von uns beiden war und sie nicht mich heiraten musste.

    Mir fiel auf, dass Arianna sich nicht mehr regte. Ich ging in die Knie, packte ihren winzigen Oberarm und zog sie aus dem Wasser. Weil meine Mutter sonst traurig wäre. Mir persönlich gingen andere Menschen am Arsch vorbei.

    Arianna begann prompt, eine beachtliche Menge Wasser auszuhusten, und klammerte sich heulend, schluchzend und jammernd an mich. Ihr nasses Kleid ruinierte vermutlich mein Hemd und auch die Hose mit dem ganzen Chlor.

    Ich tätschelte ihren Rücken, da ich schon oft gesehen hatte, wie meine Mutter es bei den zahlreichen Kindern in unserer Familie machte. Bei jedem Husten kam neues Wasser mit, das sie praktisch auf meine Brust erbrach. Ich hätte sie ertrinken lassen sollen.

    »Arianna? Arianna? Oh mein Gott, mein Baby!«

    Meine Cousine Carina kam angerannt und weinte bereits riesige Tränen. Sie brauchte nur einen Blick, um zu schlussfolgern, was passiert war.

    »Marciano – du hast mein Baby gerettet! Das werde ich dir nie vergessen.«

    Ich war primär erleichtert, als sie mir das Kind abnahm, das sich heulend an seine Mutter klammerte. Mit Mühe widerstand ich dem Impuls, angewidert an mir herunterzusehen. Ich wusste, dass es die falsche Reaktion war, also zwang ich mir ein schwaches Lächeln auf die Lippen. »Ich habe sie ins Wasser fallen hören. Die arme Kleine.«

    Carina strahlte mich dankbar an. Sie hielt ihre Tochter an sich gepresst und beugte sich in meine Richtung. Pflichtbewusst ging ich ein Stück in die Knie, damit sie mir einen Kuss auf die Wange geben konnte.

    Carina war klein und zerbrechlich, es erschien mir absurd, dass sie überhaupt ein Kind aus sich gepresst haben sollte. Ich bevorzugte meine Frauen groß. Mein Blick fiel auf Arianna. Und solange es ging, bevorzugte ich sie auch ohne unnötigen Ballast wie Kinder.

    Ich war froh, dass mein Bruder die Arschkarte gezogen hatte und ich mir mit dem leidigen Thema Heiraten noch Zeit lassen konnte. Es würde schwer werden, die richtige Frau zu finden, weil ich keine Lust hatte, mich permanent zu verstellen.

    Ich sollte vermutlich jemanden ohne Rückgrat suchen. Eine Frau, die so gehorsam war, dass sie nicht einmal auf die Idee kam, irgendwem zu erzählen, wie selten ich lächelte und dass ich mich überhaupt nicht für die Gefühle anderer interessierte. Auch wenn beide Dinge auf viele Made Men in der Mafia zutrafen, hatte mein Vater mir bereits früh beigebracht, das Ausmaß zu verbergen, in dem es bei mir der Fall war.

    Ich fühlte so gut wie nichts. Extreme Regungen wie Zorn oder Wut verspürte ich recht gedämpft, allerdings konnte ich mit Lust und Erregung relativ viel anfangen. Und ich mochte das Gefühl nach hartem Sport, was dazu führte, dass ich ziemlich viel und gern trainierte, denn manchmal wollte ich fühlen.

    Aber ich konnte nicht nachvollziehen, wie das Gesicht meiner Mutter aufleuchtete, wenn sie einen Blumenstrauß oder eine Torte sah. Oder andere Menschen. Besonders Kinder schienen es ihr angetan zu haben.

    Immer mehr Leute drängten in den Garten. Carina und Arianna wurden getröstet, mir wurde auf die Schulter geklopft. Ich ließ es über mich ergehen und gab Plattitüden über Familie und Verantwortung von mir.

    Auch mein Vater klopfte mir auf den Rücken und ich sah die Erleichterung in seinem Blick, während meine Mutter Carina und Arianna ins Haus führte, damit das Kind aus dem nassen Kleid kam.

    Inzwischen nervte mein Vater mich mit seiner permanenten Fürsorge. Als Kind war ich dankbar für die Hinweise und Ratschläge gewesen. Er hatte schon früh gemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte. Inzwischen war ich allerdings über dreißig und hatte meine makellose Fassade perfektioniert. Es gab keinen Grund für ihn, mich ständig zu beäugen, als würde ich sonst ein Massaker in der nächsten Sekunde veranstalten.

    Zumal meine Emotionslosigkeit ihn nicht störte, wenn wir arbeiteten. Ganz im Gegenteil. Genau wie ich kaum Freude oder inneren Frieden verspürte, kannte ich keine Angst oder Mitleid – das war praktisch, wenn wir an Informationen kommen mussten.

    Mir war es egal, wenn meine Opfer bettelten und flehten. Um ehrlich zu sein, hatte ich Jahre gebraucht, um zu verstehen, warum sie mir überhaupt immer erzählten, dass sie Frauen, Kinder oder kranke Mütter hatten.

    »Du bist mein Held«, flötete eine Stimme neben mir.

    Giovanna war Anfang zwanzig und alles, was ich verabscheute – von der zu hell verstellten Stimme bis zu der Tatsache, dass sie mit den Wimpern klimperte, als hätte sie neurologische Probleme. Ihre Figur war nicht schlecht, aber ich war nicht dumm genug, meine zukünftige Frau bloß aufgrund ihrer Titten auszuwählen. Ich hatte vollkommen andere Voraussetzungen.

    Allerdings wusste ich, dass Giovanna auf einen Ring an ihrem Finger spekulierte. Sie sollte bereits seit zwei Jahren verheiratet sein, aber ihr Verlobter war in einem Hinterhalt erschossen worden – weniger als eine Woche vor der Hochzeit. Nun war sie offensichtlich auf der Jagd nach Ersatz.

    Sie starrte meine Brust etwas zu interessiert an und mir wurde klar, dass mein weißes Hemd aufgrund der Nässe transparent an meiner Haut klebte.

    Giovanna kicherte leise und biss sich auf die Unterlippe. »Du … Vielleicht sollte ich dir in ein neues Hemd helfen.«

    Ich war kein Idiot und würde mir eher selbst die Hand abhacken, als allein mit Giovanna in einer kompromittierenden Position gefunden zu werden. »Das ist nett, aber ich denke, ich werde kurz nach Hause fahren und mich umziehen.«

    Ihr Lächeln bröckelte angesichts der Zurückweisung, aber sie fing sich schnell wieder. Mit einer schwungvollen Geste warf sie ihr langes Haar zurück und drückte dabei wie zufällig die Titten weiter raus. Es waren zugegebenermaßen tolle Titten und ihr größter Vorzug, da sie ein eher durchschnittliches Gesicht hatte. »Hauptsache, du kommst wieder.«

    »Natürlich.« Die Lüge glitt mir glatt von den Lippen. »Wenn du mich entschuldigen würdest.«

    Ich drehte mich um und steuerte auf die Terrasse zu. Durch die geöffnete Tür sah ich Carmelo und Alessa. Mein Bruder hatte seine unschuldige Braut in eine Ecke gedrängt und seine Hand war auf ihrem Oberschenkel. Glücklicherweise wirkte Alessa nicht, als würde es sie stören. Ihre Augen funkelten und sie lächelte Carmelo an.

    Ich hatte viele Jahre gebraucht, um seinen natürlichen Charme imitieren zu können. Er galt immer noch als der Nettere und Charmantere von uns beiden, aber ich war lediglich der professionelle und geschäftsorientierte Bruder – was eine entschieden bessere Einschätzung war als »Psycho«.

    Ich wollte mich vorbeugen und mein Jackett aufheben, als ich Agosto Brambilla mit verschränkten Armen am anderen Ende der Terrasse bemerkte. Ich begegnete seinem Blick und die Abscheu darin verriet mir, dass er mich offenbar die ganze Zeit beobachtet hatte. Vielsagend blickte er auf mein Jackett, dann auf den Pool.

    Mir war selbst klar, dass ich es besser angelassen hätte, um die Dringlichkeit der Rettungsaktion zu verdeutlichen, aber es hatte schlicht keinen Grund gegeben, den gesamten Anzug zu ruinieren.

    Agosto war der ältere Bruder der Braut und würde seinen Mund halten. Für ihn war es wichtig, in unsere Familie einzuheiraten. Abgesehen davon war es fraglich, ob ihm jemand glauben würde. Letztlich hatte ich das Mädchen aus dem Wasser gezogen und ich bekleidete außerdem einen höheren Rang. Nebensächlichkeiten, aber für Leute wie ihn spielten sie in der Regel eine große Rolle.

    »Agosto«, sagte ich im Vorbeigehen und schenkte ihm das Lächeln, das ich sonst nur rausholte, wenn ich eine Frau so schnell wie möglich nackt bekommen wollte.

    »Marciano.« Die Abscheu in seiner Stimme war unter dem pseudohöflichen Tonfall kaum zu verfehlen.

    Mit einem letzten Nicken ging ich an ihm vorbei. Auch wenn ich nicht viel fühlte, hasste ich Familienfeiern aus tiefstem Herzen.

    KAPITEL 2

    CARTER

    Nach der Mittagspause quetschte ich mich mit zwanzig anderen Zombies in den Aufzug, um eine weitere Fahrt in verlegenem Schweigen hinter mich zu bringen. Irgendjemand räusperte sich dreimal extrem laut hintereinander und der Mann vor mir hatte ein penetrantes Aftershave aufgelegt, das mich wahrscheinlich den Rest des Tages begleiten würde.

    Die Fahrt dauerte exakt eine Minute und siebenundzwanzig Sekunden, weil der Lift in jedem Stockwerk hielt. Direkt nach der ersten Etage ging ein kollektives Raunen durch die Kabine, weil keiner von uns verstand, warum man sich für nur eine Etage in einen überfüllten Aufzug quetschte – und selbstverständlich bis hinten durchging, statt einfach als Letzter einzusteigen.

    Wie immer leerte sich die Kabine schlagartig im sechsten Stock, wo sich die große Anwaltskanzlei befand, sodass ich allein mit Michael aus dem mittleren Management meiner Firma zurückblieb.

    »Carter.« Er nickte mir mit einem gezwungenen Lächeln zu.

    »Michael.« Ich rang mir ebenfalls ein Nicken ab und starrte dann die Wand an, bis wir endlich in der neunten Etage hielten.

    Mir war klar gewesen, dass die Arbeit für einen großen Versicherungsdienstleister nicht spannend sein würde, aber wie eintönig und trist mein Alltag war, hätte ich mir in meinen kühnsten Albträumen nicht ausgemalt.

    Wenn ich es mir nicht zur Aufgabe gemacht hätte, jeden Wochentag eine andere Kaffeespezialität vom Menü des Coffeeshops im Erdgeschoss zu bestellen, bevor ich an meinen Schreibtisch zurückkehrte, würde alles zu einem endlos langen Tag verschwimmen. Ich schaute nach unten auf meinen Chocolate-Cappuccino mit Haselnusssirup und brauchte trotzdem einen Moment, um mich daran zu erinnern, dass er meine Wahl für donnerstags war.

    Ich stellte den Becher auf meinen Schreibtisch, zog meinen Mantel aus und hängte ihn auf den Kleiderbügel, den ich dafür eigens an den Raumteiler gehängt hatte, der meinen Schreibtisch auf der rechten Seite von Seans Arbeitsplatz abtrennte, und platzierte meine Handtasche links neben dem Schreibtisch auf dem Boden.

    Als ich mich gerade gesetzt hatte, rollte Marnie mit ihrem Stuhl nach hinten und schielte in meine Nische. »Und?«

    Ich seufzte. »Noch nicht. Ich fange heute Abend an. Versprochen.«

    Sie tippte unzufrieden mit dem Kugelschreiber an ihre Unterlippe. »Mach einfach eine Pause mit Suits und zieh dir die Staffel rein. Du verpasst was. Hast du das TikTok gesehen, das ich dir geschickt habe?«

    »Welches?«, fragte ich und zog mein Handy aus der Handtasche. Ich öffnete die App und fand siebenundzwanzig neue Benachrichtigungen.

    Marnie rollte mit den Augen, doch mein Telefon begann zu klingeln, was mich vorerst erlöste. Ich setzte mir das Headset auf und Marnie rollte zurück an ihren Schreibtisch.

    Während mir die Kundin detailliert erzählte, wieso ihr neuer Tarif nicht alles abdeckte, was sie gern abgedeckt haben wollte, warf Marnie mir ein zusammengeknülltes Post-it an den Kopf.

    Ich sagte »ja« und »natürlich« und »selbstverständlich«, während ich nur mit einem halben Ohr zuhörte und den Zettel auseinanderfaltete.

    »Folge drei, Minute vierzehn. Das musst du dir reinziehen!!!«, hatte Marnie geschrieben.

    »Heute Abend«, notierte ich darunter und unterstrich die Botschaft zweimal. Drei Ausrufezeichen zu benutzen, wie Marnie es gemacht hatte, schien mir doch zu übertrieben.

    Ich erläuterte der Lady am Telefon gerade die Kondition unseres Premiumtarifs, als der nächste Zettel in meinem Haar landete.

    »Du wirst mir danken!!!«

    Ich schaute auf und sah das Gesicht meiner Kollegin, weil sie über der Trennwand hing und mich angrinste. Mit den Händen deutete sie eine Entfernung von ungefähr dreißig Zentimetern an und nickte mit großen Augen.

    Ich winkte ab und konzentrierte mich wieder auf das Gespräch. Schon allein damit Marnie Ruhe gab, würde ich mir heute Abend die neue Show ansehen. Meine Social-Media-Streams waren voll mit schwärmenden Frauen, die gar nicht genug von den … äh … Vorzügen des Hauptdarstellers bekommen konnten.

    Nachdem ich der Kundin erfolgreich unseren teuersten Tarif angedreht hatte, öffnete ich die Dating-App, obwohl ich bereits ahnte, dass mich dort gähnende Leere erwartete. Meine letzte Verabredung lag Wochen zurück. Ich hatte den Kerl vorgewarnt, dass ich groß war, und dazugeschrieben, dass ich über einen Meter achtzig maß, was er mir offensichtlich nicht geglaubt hatte. Seine Laune war in der Sekunde eingebrochen, als er mich gesehen hatte. Dabei war er sogar ein paar Zentimeter größer gewesen als ich.

    Ich starrte mein leeres Postfach an. Keine Nachricht meines letzten Dates, kein einziges neues Match.

    Glücklicherweise bekam ich in diesem Moment eine Nachricht von Danielle, die mich ablenkte. Sie hatte Fotos von zwei verschiedenen Blumensträußen geschickt. »Hell oder dunkel? Sind für die Tischdekorationen.«

    »Welche Farbe haben die Stühle noch mal?«, schrieb ich zurück.

    »Weiß, genau wie die Tischdecken. Deshalb tendiere ich auch zu den dunkleren Gestecken.«

    »Dunkel. Sieht super

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