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Kathinka soll wieder lachen: Kinderärztin Dr. Martens Classic 53 – Arztroman
Kathinka soll wieder lachen: Kinderärztin Dr. Martens Classic 53 – Arztroman
Kathinka soll wieder lachen: Kinderärztin Dr. Martens Classic 53 – Arztroman
eBook123 Seiten1 Stunde

Kathinka soll wieder lachen: Kinderärztin Dr. Martens Classic 53 – Arztroman

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Über dieses E-Book

Die Kinderärztin Dr. Martens ist eine großartige Ärztin aus Berufung, sie hat ein Herz für ihre kleinen Patienten, und mit ihrem besonderen psychologischen Feingefühl geht sie auf deren Sorgen und Wünsche ein. Die Kinderklinik, die sie leitet, hat sie zu einem ausgezeichneten Ansehen verholfen.

Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen liebenswerten Charme.
Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!

Es war Welf Sannmann, der zuerst von Scheidung sprach. An diesem Tag zumindest, denn ansonsten war es ja seine Frau Verena, die dieses Wort wie eine Waffe zu benutzen pflegte, wenn ihr die Argumente ausgingen. »Verdammt noch mal, dann lassen wir uns eben scheiden, wenn dir soviel daran liegt, Verena! Mir gehen diese ewigen Auseinandersetzungen um nichts und wieder nichts so auf die Nerven, daß ich langsam so ziemlich alles tun würde, um nur meine Ruhe zu haben.« »Wie bitte?« Sie musterte ihn verblüfft. »Ja, meinst du denn, mir gefiele diese vergiftete Atmosphäre im Haus, dein widerliches Mißtrauen mir gegenüber oder diese haßerfüllten Szenen, die sich in ihrer Gemeinheit eher steigern?« Wie er es sagte, kam für Verena überraschend und unerwartet, denn er gehörte zu jenen stillen, nachdenklichen Männern, denen es nicht gegeben ist, sich laut bemerkbar zu machen oder wortgewandt ihre Meinung zu sagen, wenn es sich nicht gerade um Banalitäten handelt. Welfs plötzlicher und ungewohnt heftiger Ausbruch sorgte daher für ein zweiminütiges Schweigen ihrerseits, was bei ihrer Redseligkeit eine kleine Ewigkeit bedeutete, und hatte zur Folge, daß sie sich, wenigstens vorübergehend, um einen weniger beleidigenden Tonfall bemühte. Sie starrte ihn entgeistert an. »Was hast du eben gesagt?« »Muß ich es wirklich wiederholen?« fragte er gereizt. »Ich bitte darum!« erwiderte sie kalt und mit der ausdruckslosen Miene, die sie immer aufsetzte, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte. Was jetzt der Fall war, denn nie zuvor hatte er es gewagt, in ihrer Gegenwart von Scheidung zu sprechen. Das sah sie als ihr Privileg an. Sie schwankte also zwischen Empörung und Fassungslosigkeit, weil er offensichtlich mit der Rolle, die sie ihm zugedacht hatte, nicht mehr einverstanden war. »Wie du willst.« Er schöpfte tief Luft und sagte, eher noch nachdrücklicher als zuvor: »Ich bin der Meinung, wir sollten uns scheiden lassen, Ve­rena.«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum10. Mai 2022
ISBN9783740993665
Kathinka soll wieder lachen: Kinderärztin Dr. Martens Classic 53 – Arztroman

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    Buchvorschau

    Kathinka soll wieder lachen - Britta Frey

    Kinderärztin Dr. Martens Classic

    – 53 –

    Kathinka soll wieder lachen

    Britta Frey

    Es war Welf Sannmann, der zuerst von Scheidung sprach. An diesem Tag zumindest, denn ansonsten war es ja seine Frau Verena, die dieses Wort wie eine Waffe zu benutzen pflegte, wenn ihr die Argumente ausgingen.

    »Verdammt noch mal, dann lassen wir uns eben scheiden, wenn dir soviel daran liegt, Verena! Mir gehen diese ewigen Auseinandersetzungen um nichts und wieder nichts so auf die Nerven, daß ich langsam so ziemlich alles tun würde, um nur meine Ruhe zu haben.«

    »Wie bitte?« Sie musterte ihn verblüfft.

    »Ja, meinst du denn, mir gefiele diese vergiftete Atmosphäre im Haus, dein widerliches Mißtrauen mir gegenüber oder diese haßerfüllten Szenen, die sich in ihrer Gemeinheit eher steigern?«

    Wie er es sagte, kam für Verena überraschend und unerwartet, denn er gehörte zu jenen stillen, nachdenklichen Männern, denen es nicht gegeben ist, sich laut bemerkbar zu machen oder wortgewandt ihre Meinung zu sagen, wenn es sich nicht gerade um Banalitäten handelt.

    Welfs plötzlicher und ungewohnt heftiger Ausbruch sorgte daher für ein zweiminütiges Schweigen ihrerseits, was bei ihrer Redseligkeit eine kleine Ewigkeit bedeutete, und hatte zur Folge, daß sie sich, wenigstens vorübergehend, um einen weniger beleidigenden Tonfall bemühte.

    Sie starrte ihn entgeistert an. »Was hast du eben gesagt?«

    »Muß ich es wirklich wiederholen?« fragte er gereizt.

    »Ich bitte darum!« erwiderte sie kalt und mit der ausdruckslosen Miene, die sie immer aufsetzte, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlte.

    Was jetzt der Fall war, denn nie zuvor hatte er es gewagt, in ihrer Gegenwart von Scheidung zu sprechen. Das sah sie als ihr Privileg an. Sie schwankte also zwischen Empörung und Fassungslosigkeit, weil er offensichtlich mit der Rolle, die sie ihm zugedacht hatte, nicht mehr einverstanden war.

    »Wie du willst.« Er schöpfte tief Luft und sagte, eher noch nachdrücklicher als zuvor: »Ich bin der Meinung, wir sollten uns scheiden lassen, Ve­rena.«

    Sie schnappte förmlich nach Luft und fauchte ihn empört an: »Das ist ja wohl die Höhe, Welf Sannmann!«

    Er blieb gelassen, sah starren Blicks durch die Windschutzscheibe, die gesprenkelt mit Regentropfen war. Seit sie Hamburg, ihre Heimatstadt, am späten Vormittag verlassen hatten, regnete es eigentlich in ununterbrochener Folge. Derzeit war der Dauerregen einem feinen Nieselregen gewichen, doch der Tag wollte einfach nicht heller werden.

    Welf Sannmann stellte die Scheibenwischer an, die monoton über die Windschutzscheibe quietschten.

    »Grau in grau, wohin man sieht«, spottete Verena. »Ein vielversprechender Ferienanfang. Na, wenn der erste Tag schon so ist, darf man auf den Rest gespannt sein.«

    Welf fuhr sich, eine fahrige Geste, über das dunkle Haar. Er dachte nicht daran, auf ihre spöttische Bemerkung einzugehen, denn wie er sie kannte, würde sie ihn früher oder später für das Regenwetter verantwortlich machen.

    Traditionsgemäß war er an allem schuld, was nicht nach ihrer Vorstellung lief. Klappte dagegen etwas, war es ihr zu verdanken. Und Verena wurde nicht müde, ihn darauf hinzuweisen.

    »Du willst dich von mir scheiden lassen?« In Verenas Stimme war ein Meer von Geringschätzung, von Verachtung und wütender, seit langem aufgespeicherter Eifersucht. »Also hast du doch was mit dieser dämlichen Schröder-Wertheim, ich wußte es ja.«

    Gar nichts weißt du, sagte er zu sich, nicht minder verbittert, vor allem enttäuscht, denn seine Ehe, von der er sich so viel erhofft hatte, eine Welt voll Glück und Zufriedenheit, eine Insel der Harmonie und Kameradschaftlichkeit, hatte sich als Pleite herausgestellt.

    Ein Flop auf der ganzen Linie war sie, und zwar nicht erst seit gestern, dies die traurige Wahrheit.

    Und wessen Schuld war es, daß alles schiefgelaufen war? Von Anfang an übrigens, denn er konnte sich, wenn er zurückblickte an keinen einzigen Tag mit Verena ohne Streit erinnern.

    Zuerst hatte er ihre Neigung zu Zwistigkeiten nicht ernst genommen, hatte sie eher drollig gefunden, wenn sie sich über alles Mögliche und Unmögliche aufregen konnte.

    Später, vor allem als Kathinka auf der Welt war, der eigentliche Anlaß der Ehe, hatte er begriffen, daß Verena diese täglichen kleine Duelle brauchte wie andere Leute Licht und Luft. Sie mußte sich ständig beweisen, war geradezu süchtig danach, ihn herauszufordern, unter Druck zu setzen, um sich anschließend tränenreich bei ihm zu entschuldigen, fast demütig um Verzeihung zu bitten.

    In letzter Zeit jedoch begnügte sie sich mit den Kontroversen, auf eine Versöhnung schien sie keinen Wert mehr zu legen, um Verzeihung bat sie ihn schon lange nicht mehr.

    Verena schien es seiner Meinung nach einzig darum zu gehen, ihn zu demütigen, für irgend etwas zu bestrafen.

    »Du willst dich also von mir scheiden lassen«, stellte sie mit kalter Stimme fest. »Das würde ich mir an deiner Stelle noch mal gut überlegen, Welf Sannmann. Denn ohne mich dürftest du ziemlich aufgeschmissen sein. Auf alle Fälle ist mit dem komfortablen Leben Schluß, solltest du dich tatsächlich von mir trennen. Oder glaubst du im Ernst, Daddy würde dich weiterhin unterstützen?«

    »Dein Vater hat mich noch nie unterstützt«, stellte er richtig. Mit grimmiger Miene, denn er ahnte, aus welcher Munition die nächste Salve bestehen würde.

    Sie lachte auf. Ein Lachen, das dem Keckern eines Eichelhähers ähnelte. »Ach nein? Und wer hat uns die Villa, in der auch du recht behaglich lebst, gekauft? Von deinem Taschengeld, das du als Lehrer beziehst, hätten wir uns gerade mal eine Mansardenwohnung in Barmbek leisten können. Mir und meinem Daddy verdankst du es, mein Lieber, daß du in Blankenese wohnst. Wo es dir doch recht gut gefällt, oder etwa nicht?«

    »Du wolltest das Haus in Blankenese haben, nicht ich, Verena. Ich brauche diese protzigen Statussymbole alle nicht.«

    Wieder lachte sie auf, jetzt eher noch abfälliger. »Du bist ja noch scheinheiliger, als ich annahm, Welf Sannmann. Auf einmal kehrst du den sparsamen Schulmeister heraus! Doch unsere Kreuzfahrten hast du genossen, wie ich mich erinnere. Und du hast dich auch nicht besonders gegen Daddys Geschenke gewehrt.« Sie klopfte auf das Armaturenbrett des Wagens. »Luxusklasse, mein Lieber. Du glaubst doch nicht, du könntest dir so etwas von den paar jämmerlichen Piepen leisten, die du heimbringst. So viel gebe ich im Monat für Friseur und Kosmetika aus.«

    Der Anblick des kostbaren, saphirgeschmückten Rings, den sie zur Hochzeit von ihrem Vater erhalten hatte, mochte als weiterer Zündstoff wirken, denn im Vergleich wirkte der Ring mit dem herzförmig geschliffenen Rubin, den er selbst ihr geschenkt hatte, fast schäbig, direkt billig.

    »Wenn ich Daddy erzähle, wie du dich mir gegenüber aufgeführt hast, wird er vermutlich ganz schön ungehalten sein. Mit Daddys Verständnis kannst du bestimmt nicht rechnen, mein Lieber«, teilte sie ihm höhnisch mit. »Denn obwohl Daddy und Mami damals gegen unsere Heirat waren, so wäre ihnen eine Scheidung heute sehr unangenehm.«

    Die Fahrbahn stand infolge des schweren Regenschauers unter Wasser. Der Wagen begann zu schlingern, wurde von ihm jedoch wieder eingefangen. Sein Herz klopfte hämmernd, wie immer, wenn er unter Druck stand. Sein Gesicht war kreidebleich, wie erloschen.

    »Mußt du so schnell fahren?« giftete Verena ihn an. »Willst du uns alle umbringen? Das könnte dir so passen, du Schwachkopf. Also am liebsten würde ich die Reise auf der Stelle abbrechen, denn nach dieser reizenden Attacke deinerseits ist mir jede Lust auf eine gemeinsame Ferienreise vergangen. Ich wage gar nicht daran zu denken, was Daddy dazu sagen würde. Du kannst von Glück sagen, wenn ich meinen Mund halte. Was natürlich von dir abhängt…«

    *

    Als er den Kopf vorsichtig nach rechts wandte, um sie anzusehen, fing er ihren aufgebrachten Blick auf und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie überhaupt bei Verstand sei.

    Eine unerhörte, ketzerische Überlegung.

    Verena Sannmann, die jüngste Tochter des bekannten, erfolgreichen Unternehmers Walter Torbeck, sollte nicht bei Verstand sein?

    Jeder, dem er versucht hätte, das weiszumachen, hätte ihn ausgelacht und sich an die Stirn getippt.

    Die Lieblingstochter Walter und Maxie Torbecks war selbstverständlich bei Verstand, irrte sich nie, hatte selbstverständlich immer und unter allen Umständen recht, selbst wenn sie behauptete, der Mond sei grün und das Meer feuerrot.

    Welf versuchte, nicht zuzuhören. Verenas tolle Unterstellungen entbehrten jeder Grundlage, waren aus der Luft gegriffen wie ihre sonstigen Verdächtigungen. Du liebe Zeit, wenn er wirklich mit allen Frauen die ihm von Verena angedichteten Beziehungen unterhalten hätte, wäre er in den letzten neun Jahren ihrer Ehe kaum zur Ruhe gekommen, geschweige denn in die Schule zum Unterrichten.

    »Du bist ekelhaft, Welf«, warf sie ihm vor, »du willst dich nach all den Jahren von mir scheiden lassen, weil dir eine andere besser gefällt. Ganz schön hinterhältig von dir!«

    Er schwieg. Verenas Vorwürfe waren nicht nur peinlich, sondern beklemmend, kaum Anlaß zum Spott. Es waren die Auswüchse einer fehlgeleiteten Phantasie, das verbale Aufbegehren eines

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