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DER TEUFLISCHE KREIS: Der Krimi-Klassiker!
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eBook232 Seiten3 Stunden

DER TEUFLISCHE KREIS: Der Krimi-Klassiker!

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Über dieses E-Book

Albert und Clive können alles kaufen, was für Geld zu haben ist – nur eines nicht: die Freiheit. Die Freiheit von zwei Ehefrauen. Aber als erfolgreiche Geschäftsleute wissen sie, dass Schwierigkeiten dazu da sind, überwunden zu werden.

Und sie überwinden sie.

Sie sind umsichtige Planer und haben dafür gesorgt, dass kein Verdacht auf sie fällt. Der Weg ist frei. Sie gehen ihn, ohne zurückzuschauen – aber sie ahnen nicht, welchem entsetzlichen Abgrund sie entgegengehen...

Evelyn (Domenica) Berckman (*18. Oktober 1900; †18 September 1978) war eine US-amerikanische Autorin von Kriminal- und Schauer-Romanen.

Der Roman Der teuflische Kreis erschien erstmals im Jahr 1966; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1968.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum22. März 2020
ISBN9783748732624
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    Buchvorschau

    DER TEUFLISCHE KREIS - Evelyn Berckman

    Das Buch

    Albert und Clive können alles kaufen, was für Geld zu haben ist – nur eines nicht: die Freiheit. Die Freiheit von zwei Ehefrauen. Aber als erfolgreiche Geschäftsleute wissen sie, dass Schwierigkeiten dazu da sind, überwunden zu werden.

    Und sie überwinden sie.

    Sie sind umsichtige Planer und haben dafür gesorgt, dass kein Verdacht auf sie fällt. Der Weg ist frei. Sie gehen ihn, ohne zurück zu schauen – aber sie ahnen nicht, welchem entsetzlichen Abgrund sie entgegengehen...

    Evelyn (Domenica) Berckman (*18. Oktober 1900; †18 September 1978) war eine US-amerikanische Autorin von Kriminal- und Schauer-Romanen.

    Der Roman Der teuflische Kreis erschien erstmals im Jahr 1966; eine deutsche Erstveröffentlichung folgte 1968.

    Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur in seiner Reihe APEX CRIME.

    DER TEUFLISCHE KREIS

    Erstes Kapitel

    Großer Gott, dachte Mr. Albert Fawsher bei dem Gerede seiner Frau, und es gibt immer noch Menschen, die den Mut haben, zu heiraten.

    Dann verschloss er seine Ohren vor dem weiteren Geschwätz seiner Frau - eine Technik, die er sich im Laufe der Jahre angeeignet und zu einer gewissen Perfektion gebracht hatte. Dennoch schützte sie ihn nicht gegen den Klang, den Veras Stimme jetzt angenommen hatte. Sie war laut und penetrant und zitterte verdächtig. Als sich Veras Augen nun auch noch mit Tränen füllten, wusste Mr. Fawsher, dass sie kurz vor einem hysterischen Ausbruch stand. Situationen dieser Art waren Mr. Fawsher im höchsten Maße zuwider. Wenn sie nur dem Mittelstand angehört hätten oder arme Leute gewesen wären, die allein frühstückten, dann hätte er seine Frau mit einer Ohrfeige zum Schweigen bringen können. Da sie jedoch sehr reiche Leute waren, die ihr Frühstück in Gegenwart eines tadellos gekleideten Butlers und zweier nicht minder adretter Dienstmädchen einnahmen, musste er sich beherrschen. Bei dieser Anstrengung lief sein ohnehin schon rötliches Gesicht mit den schmalen harten Augen, der klobigen Nase, den wulstigen Lippen und den groben Poren dunkelrot an. Während er dasaß und versuchte, seinen Zorn zu unterdrücken, erkannte er, dass es Vera zwar nicht zu einem Tränenausbruch kommen lassen würde, dass aber auf der anderen Seite die Dienstboten ihre feuchten Augen nicht übersehen konnten. Er ließ eine gewisse Zeit, die er für angemessen hielt, verstreichen und sagte dann: »Vielen Dank, Parkin, wir brauchen Sie im Augenblick nicht mehr.« Obwohl ihm dieser Satz leicht über die Lippen gekommen war, glaubte er, dass seine Stimme steif geklungen hatte. Er wandte sich an die Mädchen: »Vielen Dank, Rose und Agnes.«

    »Du hast mir überhaupt nicht zugehört«, fauchte ihn seine Frau an, sobald die drei das Zimmer verlassen hatten. Wie immer hatte sie nicht so lange gewartet, bis die Dienstboten außer Hörweite waren. Sie mussten hinter der geschlossenen Tür jedes Wort verstehen können.

    Während Mr. Fawsher ihr dieses Vergehen zum tausendsten Mal ankreidete, lehnte er sich zurück und wartete schweigend auf ihren Ausbruch. Er wusste genau, was jetzt kommen würde. Szenen dieser Art waren ihm auf grässliche Weise vertraut. Sie würde bitten, Vorwürfe machen, Beschuldigungen ausstoßen - kurzum, sie würde den üblichen Unsinn von sich geben, den sie für Argumente hielt. Dabei würde ihre Stimme zunächst zittern und beben und dann so schrill werden, dass es ihm schon jetzt davor graute.

    »Du hörst mir nie mehr zu«, beschuldigte sie ihn. »Ich merke doch, dass du dich taub stellst, wenn ich irgendetwas sage. Es ist, als sei ich in einem leeren Raum und redete mit mir selbst. Ich komme mir ganz einsam vor. Niemand kümmert sich um mich. Das ist schrecklich für mich, Bert, schrecklich...«

    »Nenne mich nicht Bert!«, schrie er. »Habe ich dich nicht immer wieder gebeten, das zu unterlassen? Und trotzdem...«

    »Es tut mir leid, sehr leid«, versicherte sie hastig, fast automatisch. Obwohl ihre Stimme bei diesen Worten gezittert hatte, war Vera nicht allzu sehr zerknirscht, denn sie kam sofort wieder auf ihr Thema zu sprechen.

    »Ich bin allein«, fuhr sie unbeirrt in ihrer Anklage fort. »Ich bin so allein, als lebte ich auf einer - auf einer einsamen Insel. Das ist bitter! Einsamkeit. Nichts als Einsamkeit. Und das Tag für Tag!«

    Während er ungerührt dasaß, als hörte er sich ein schon oft gespieltes Band an, betrachtete er sie. Sie war klein und hatte gut zwanzig Kilo Übergewicht. Da sie von jeher ein molliger Typ gewesen war, hätte sie sich dieses Gewicht selbst in ihren besten Jahren nicht leisten können. Aber jetzt...! Und sie hatte überhaupt keinen Geschmack. Sie war ein Typ, an dem die Modeschöpfer und die Friseure verzweifeln konnten. Jedes Modellkleid wirkte an ihr wie ein Sack, und jede Frisur sah entweder lächerlich oder aufgedonnert aus.

    »Es ist genauso, als ob ich Witwe wäre«, fuhr sie in ihrem Monolog fort. »Als hätte ich nie einen Mann gehabt, oder Kinder oder irgendetwas...«

    »Vera«, unterbrach er sie. Es war sinnlos. Er wusste es. Er wusste es von vielen tausend ähnlichen Unterhaltungen her. Dennoch zwang er sich zu einem erneuten Versuch. »Hör mir um Gottes willen zu, Vera.« Selbst der Name widerte ihn an. Dass er diesen Namen einmal anziehend gefunden hatte, konnte er sich genauso wenig vorstellen wie die Tatsache, dass er seine Frau vor vielen, vielen Jahren einmal begehrenswert gefunden hatte. »Es tut mir wirklich leid, dass du unglücklich bist. Du glaubst doch sicher nicht, dass mir diese Situation gefällt, oder? Aber ich kann nichts daran ändern. Ich schwöre, dass ich nichts daran ändern kann. Wir haben uns auseinandergelebt, Vera. Keinen von uns trifft die Schuld. Das ist Tausenden vor uns passiert, und das wird immer wieder geschehen. Es ist die alte Geschichte. Wir haben uns im Laufe der Jahre verändert. Wir sind zwei verschiedene Menschen geworden. Merkst du das nicht selbst, Vera? Spürst du nicht auch jeden Tag, dass uns nichts mehr verbindet?«

    Es geschah das Wunder, dass sie daraufhin schwieg. Sie blickte ihn auch nicht an, sondern starrte mit ihren rotumrandeten Augen stumpfsinnig vor sich hin. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, ob ihr Schweigen Gutes oder Böses zu bedeuten hatte. Konnte es sein, dass er mit seiner Logik schließlich doch Erfolg hatte? Er fühlte sich so ermutigt, dass er - wenn auch mit äußerster Vorsicht - einen Schritt weiterging.

    »Es ist nicht deine Schuld«, fuhr er bedächtig fort. »Gott weiß, dass die ganze Geschichte nichts mit Schuld zu tun hat. Du warst« - mir hätte er fast gesagt; doch er korrigierte sich in Gedanken und wählte eine vielsagendere Formulierung. »...dem Mann, der ich einmal war, eine gute Frau. Es konnte keine bessere Frau geben. Ich wünschte, ich wäre derselbe Mann geblieben. Dann gäbe es keine Schwierigkeiten und alles wäre viel einfacher, Vera. Aber ich bin nicht mehr derselbe Mann. Ich habe mich geändert. Kein Mensch kann etwas dafür, wenn er sich ändert. Das ist eine Entwicklung, die man selbst nicht kontrollieren kann. Du kannst mir nicht dafür die Schuld geben – genauso wenig, wie ich dir die Schuld geben kann.«

    Er machte eine kurze Pause und sah sie an. Als sie immer noch schwieg, war er sicher, dass seine Worte Eindruck auf sie gemacht hatten. Mein Gott! Sollte er es endlich geschafft haben? Aber warum eigentlich nicht? Wenn man lange genug gegen eine Mauer anrennt, dann gibt schließlich ein Stein nach, und wenn man lange genug auf die dümmste aller Frauen einredet, dann muss auch das kleinste Spatzenhirn anfangen zu denken. Er jubelte innerlich bei dieser Erkenntnis, doch er hütete sich wohlweislich, sich diesen plötzlichen Triumph anmerken zu lassen.

    Dennoch nahm seine Stimme, die zuerst bittend und dann sachlich geklungen hatte, einen zuversichtlichen Ton an.

    »So, wie die Dinge nun einmal zwischen uns liegen, Vera«, fuhr er fort, »hilft uns auch kein Reden weiter. Worte würden nichts ändern. Wäre es da nicht - zivilisierter« - er war insgeheim stolz, dass ihm dieses Wort eingefallen war -, »wenn du in eine Scheidung einwilligen würdest? Ich denke an eine stille, unauffällige Scheidung... so etwas lässt sich arrangieren. Kein Trubel, kein Wirbel, kein Aufsehen. Wir gehen auseinander und bleiben gute Freunde. Ich möchte gern, dass wir gute Freunde bleiben. Und was die finanzielle Seite angeht - das kann man alles schwarz auf weiß noch vor der Gerichtsverhandlung festlegen. Du sollst vorher wissen, woran du bist. Ich verspreche dir feierlich, dass du dir alles leisten kannst, was du haben willst. Ein Haus, ein Auto, Dienstboten - dein Leben soll nach der Scheidung genau weitergehen wie bisher. Nichts wird sich ändern...«

    »Nein!«, stieß sie heftig und völlig unerwartet hervor. Ihre Trägheit - oder das, was er für Trägheit gehalten hatte - war mit einem Schlag verschwunden. »Niemals! Niemals! Niemals!«

    Während ihn die Hoffnungslosigkeit übermannte, fuhr sie aufgebracht fort: »Ich will keine Autos und keine Dienstboten! Oder ein Haus!« Sie lachte schrill und verächtlich. »Ein Haus, in dem ich allein sitzen kann! Das würde dir so passen, nicht wahr? Oh, nein, das will ich nicht. Ich will nur - ich will nur - du bist schließlich mein Mann!« Ihre Stimme war eine einzige Anklage. »Ich bin deine Frau. Du hast mich geheiratet. Du hast dich vielleicht geändert - ich nicht. Ich bin die gleiche geblieben. Du hast mich geliebt, und ich habe dich geliebt. Oh, B - ich meine Albert, hast du denn vergessen, wie sehr wir uns geliebt haben, wie glücklich wir einmal waren...«

    »Ach du lieber Gott!« In seiner Stimme lag solch abgrundtiefer Widerwillen, dass es ihr die Sprache verschlug. Er reagierte wie alle Männer, die sich etwas über eine vergangene Liebe anhören müssen. »Was hat denn das für einen Sinn, Vera? Zum Teufel, was soll das jetzt für einen Sinn haben?«

    Sie starrte ihn an. Obwohl sie schwieg, hatte er plötzlich das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen. Ihre Tränen waren versiegt. Stattdessen war ein harter Zug in ihr Gesicht getreten.

    »Es ist diese Frau!«, kreischte sie unvermittelt und sprang auf. »Diese Frau, deine - deine Miss King!«

    Er stierte sie mit offenem Mund an. Noch nie hatte sie gewagt, so weit zu gehen. Und sie war so entsetzt über ihre Unbesonnenheit, dass sie ihn ebenfalls mit offenem Mund anstarrte.

    »Ja«, sagte er schließlich. Seine Stimme war ruhig, eiskalt und tausend Meilen von ihr entfernt. »Miss Talbot-King ist meine Sekretärin, Vera. Versuch doch nachzuweisen, dass sie etwas anderes ist! Hetze ihr Privatdetektive auf den Hals. Von mir aus eine ganze Armee. Doch lass dir gesagt sein, dass du dein Geld nur zum Fenster hinauswerfen würdest.«

    Er ließ eine lange Pause verstreichen, ehe er fortfuhr: »Und noch etwas. Nimm ihren Namen nicht wieder in den Mund.« Seine Stimme klang gleichgültig, doch sein Blick war hart. »Erwähne mir gegenüber nie wieder ihren Namen. Hast du mich verstanden?«

    Als er die Tür aufstieß und Vera wimmernd zurückließ, dachte er, dass die Dienstboten, falls sie in Hörweite gewesen waren - und sie waren seltsamerweise immer in Hörweite -, bestimmt auf ihre Kosten gekommen sein mussten. Auf dem Weg zu seinem Arbeitszimmer - das sein absolutes Privatreich war - steigerte sich sein Hass so sehr, dass er an nichts anderes mehr denken konnte. Nachdem er den Raum betreten und die Tür hinter sich geschlossen hatte, blieb er stocksteif stehen. Sein Atem ging schwer und unregelmäßig. Seine Hände fuhren immer wieder unbewusst glättend über seine Haare.

    Es dauerte eine Weile, bis er sich so weit beruhigt hatte, dass er den Telefonhörer in die Hand nehmen konnte, um die erste Verabredung für den Morgen - die nicht im Büro stattfinden sollte - zu treffen. Während er auf die Verbindung wartete, tauchte vor seinem geistigen Auge ein Bild auf. Er sah die herrlichen blonden Haare, das reine, klassisch schöne Gesicht und die prächtige Figur seiner Sekretärin, Miss Cecily Talbot-King, vor sich.

      Zweites Kapitel

    Mr. Fawsher stieg in den Bentley und ließ sich auf den Sitz fallen. Für Cityfahrten benutzte er nur sehr selten den Rolls-Royce oder den Daimler. Young, der Chauffeur, erkannte den unterdrückten Zorn seines Chefs und beschloss, in jeder Hinsicht besonders vorsichtig zu sein. Young war nicht gerade vernarrt in Mr. Fawsher, aber er war sich darüber im Klaren, dass der Posten günstig und sein Chef nicht schlechter als andere Geschäftsleute war. Deshalb startete er den Wagen heute noch sanfter als sonst.

    Während der Bentley über die Straßen rollte, hätte Mr. Fawsher eigentlich an die Unterredung, die er vor sich hatte, denken müssen, denn bei einem Geschäftspartner wie Braddock konnte man sich nicht lange mit der Vorrede aufhalten. Doch stattdessen stellte er sich immer wieder in allen Einzelheiten die Szene vor, die sich im Frühstückszimmer abgespielt hatte. Und je länger er darüber nachdachte, desto hoffnungsloser und verzweifelter wurde sein Gesichtsausdruck. Er schien auf dem Sitz völlig in sich zusammenzusacken.

    Jeder Mensch hat in einem Winkel seines Herzens geheime Sehnsüchte und Wünsche. Albert Fawsher bildete da keine Ausnahme. Trotz oder gerade wegen seines plumpen Körpers und derben Gesichts bedeuteten ihm Herkunft und Abstammung alles. Er beneidete die Menschen, die in gute Kreise hineingeboren waren und die durch ihr Auftreten deutlich zeigten, dass sie diese Tatsache als selbstverständlich betrachteten.

    Mr. Fawsher liebte jedoch nicht nur aristokratische Kreise - deren Glanz und Pracht er in seiner Phantasie wahrscheinlich überbewertete -, sondern auch Titel. Einige Leute sagen immer, die Zeit, in der diese Dinge zählten, sei vorbei. Aber nichts war vorbei. Vielleicht war es in vierzig bis fünfzig Jahren soweit. Er wusste genau, dass Titel heutzutage noch wichtig waren. Er brauchte nur an das Avery-Mädchen, die Tochter eines Freundes, zu denken, das auf jene Schule in Sussex geschickt worden war. Schon das Kind war darüber unglücklich, dass sie von adligen Sprösslingen umgeben war, während sie nur eine schlichte Miss war. Zugegeben, diese Dinge hatten nicht mehr die gleiche Bedeutung wie noch vor einem halben Jahrhundert. Dennoch gab es viele Kreise, die auf Adel und Titel großen Wert legten. Und Mr. Fawsher war versessen darauf, in diese Kreise zu kommen.

    Er war sicher, dass das nicht völlig unmöglich war. Man musste nur langsam und vorsichtig zu Werke gehen und durfte nicht versuchen, Türen einzurennen. Wenn man Geduld und einen einigermaßen guten Geschmack hatte, dann konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die verschlossenen Pforten öffneten. Zuerst einen Spalt und dann immer weiter... Doch der Schlüssel zu diesen bewachten Festungen war eine Frau. Diese Frau sollte nicht nur ausgeglichen, gescheit und in Gesellschaft anziehend sein, sie sollte auch mit der Malerei und der Musik vertraut sein, um sich angeregt über eine Privatausstellung der Royal Academy oder die Abende im Covent Garden unterhalten zu können. Sie müsste etwas von Pferderennen verstehen und vielleicht dem Royal Yacht Club in Cowes angehören. Doch, was das wichtigste war, sie müsste sich so natürlich und selbstsicher benehmen, als hätte sie von Geburt an diesen Kreisen angehört... Wieder tauchte vor seinem geistigen Auge das Bild der blonden, strahlendschönen Cecily Talbot-King auf. Doch zu diesem Paradies - womit er sowohl die ersehnte Lebensweise als auch das Mädchen meinte - hatte er keinen Zutritt. Kein Engel mit einem Flammenschwert verwehrte ihm den Einlass, sondern eine kleine, untersetzte, schlampige Frau, eine Frau, die sich bei den unbedeutendsten gesellschaftlichen Anlässen in ein Nervenbündel verwandelte und nicht fähig war, auch nur ein paar verbindliche Sätze hervorzubringen. Wenn er dann sah, wie sie hilflos dastand und irgendetwas stammelte, dann fühlte er sich persönlich gedemütigt. Er selbst hatte heimlich Unterrichtsstunden genommen, um eine gute Aussprache und gute Umgangsformen zu erlernen. Um weiterzukommen, musste er in der Lage sein, in einem größeren Kreis frei und ungehemmt sprechen zu können. Er hatte mit zäher Ausdauer und eiserner Entschlossenheit so lange an sich gearbeitet, bis kaum noch etwas an die Art, in der er in früheren Jahren geredet hatte, erinnerte. Seine Redeweise war jetzt kurz und bündig und gemischt

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