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Das schwerwiegende Missverständnis: Sophienlust 361 – Familienroman
Das schwerwiegende Missverständnis: Sophienlust 361 – Familienroman
Das schwerwiegende Missverständnis: Sophienlust 361 – Familienroman
eBook122 Seiten1 Stunde

Das schwerwiegende Missverständnis: Sophienlust 361 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

»Mami.« Heiko preßte seine zu Fäusten geballten Hände an den Mund. Es würgte ihn in der Kehle. Er hätte am liebsten geschrien. »Sie muß wiederkommen«, sagte er schließlich mit tränenerstickter Stimme. Ulf Lenz, der Vater des siebenjährigen Jungen, wandte sich brüsk um. »Wie oft soll ich dir noch sagen, daß das nicht geht?« »Mami kann doch nicht ewig da unten bleiben.« Jetzt kamen doch die Tränen. »Heiko, deine Mutter ist tot.« Die Miene von Ulf Lenz war verschlossen und hart. »Wir haben uns doch schon darüber unterhalten. Du kannst dich doch noch an Omas Tod erinnern. Mami ist nur, genau wie sie, beim lieben Gott im Himmel.« »Aber Mami war doch noch nicht so alt wie die Omi.« Heiko fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Er verstand, was sein Vater sagte, aber er wollte nicht, daß es wahr war. Seine Mutter gehörte doch zu ihm. »Ich will zu Mami!«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum8. März 2022
ISBN9783740990961
Das schwerwiegende Missverständnis: Sophienlust 361 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Das schwerwiegende Missverständnis - Marisa Frank

    Sophienlust

    – 361 –

    Das schwerwiegende Missverständnis

    Vati, warum bist du nicht mehr lieb zu mir?

    Marisa Frank

    »Mami.« Heiko preßte seine zu Fäusten geballten Hände an den Mund. Es würgte ihn in der Kehle. Er hätte am liebsten geschrien. »Sie muß wiederkommen«, sagte er schließlich mit tränenerstickter Stimme.

    Ulf Lenz, der Vater des siebenjährigen Jungen, wandte sich brüsk um. »Wie oft soll ich dir noch sagen, daß das nicht geht?«

    »Mami kann doch nicht ewig da unten bleiben.« Jetzt kamen doch die Tränen.

    »Heiko, deine Mutter ist tot.« Die Miene von Ulf Lenz war verschlossen und hart. »Wir haben uns doch schon darüber unterhalten. Du kannst dich doch noch an Omas Tod erinnern. Mami ist nur, genau wie sie, beim lieben Gott im Himmel.«

    »Aber Mami war doch noch nicht so alt wie die Omi.« Heiko fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Er verstand, was sein Vater sagte, aber er wollte nicht, daß es wahr war. Seine Mutter gehörte doch zu ihm.

    »Ich will zu Mami!« Der Junge drängte sich an seinem Vater vorbei und lief bis zum Rand des Grabes, in das man eben den Sarg hinuntergelassen hatte.

    »Heiko!« Ulf Lenz machte einige Schritte, dann packte er seinen Sohn unsanft an der Schulter. »Habe ich dir nicht gesagt, daß du dich anständig benehmen sollst?«

    »Mami, meine Mami!« Nun schrie der Kleine. Es sah aus, als wollte er sich in das Grab stürzen.

    »Wirst du wohl aufhören!« Zornig schüttelte Ulf Lenz seinen Sohn.

    »Nicht doch.« Der Pfarrer war herangekommen. »Weine nur, mein Junge. Das erleichtert.«

    »Verzeihung, Herr Pfarrer. Heiko ist noch etwas klein. Er begreift noch nicht so recht, was geschehen ist.«

    Irritiert sah der Pfarrer den Vater des Jungen an. Ging dieser so sehr in seinem eigenen Schmerz auf, daß er für seinen Sohn kein Verständnis hatte?

    »Es ist nicht leicht, wenn man mit dem Tod konfrontiert wird, auch nicht für ein Kind.« Begütigend fuhr der Pfarrer dem Siebenjährigen durch das braune Haar. »Wir wollen jetzt gemeinsam für deine Mutter beten, und dann sprechen wir nochmals miteinander.«

    Heiko preßte die Lippen zusammen. Er sagte kein Wort.

    Kaum war der Pfarrer an seinen Platz zurückgegangen, zischte Ulf Lenz seinem Sohn zu: »Du hättest dich wenigstens bedanken können, wenn der Pfarrer schon so nett zu dir ist. Ich hoffe, du hältst nun in der nächsten Viertelstunde den Mund.«

    Mit großen Augen sah Heiko zu seinem Vater empor. Warum war sein Vati denn so böse zu ihm?

    Heiko senkte den Kopf. Seine Augen füllten sich schon wieder mit Tränen.

    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?« Die Stimme von Ulf Lenz klang scharf.

    Heiko konnte nicht antworten. Er nickte nur.

    Gleich darauf fuhr sein Vater ihn erneut an: »Willst du nicht deine Hände falten? Du kannst doch beten, oder?«

    Gehorsam bewegte Heiko die Lippen, aber er konnte nicht sprechen. Seine Kehle war wie zugeschnürt.

    »Es ist für deine Mutter. Etwas lauter«, befahl Ulf Lenz leise.

    »Ich… ich kann nicht. Bitte, Papi…« Heiko schniefte auf. »Mutti kann es ja auch nicht hören.«

    »Pst, nicht so laut. Du störst schon wieder. Wenn du nicht still sein kannst, dann verlasse den Friedhof.«

    Wortlos drehte sich Heiko um.

    »Wohin willst du?« Ulf Lenz umspannte so fest den Arm seines Sohnes, daß es Heiko weh tat, aber er verzog sein Gesicht nicht.

    »Ich gehe hinaus. Dann kann ich nicht mehr stören.« Heiko sagte es mit gesenktem Kopf. Im Grunde wartete er darauf, daß sein Vater ihn zurückholen würde, denn er sehnte sich nach einem lieben Wort, wäre gern in die Arme genommen worden, aber Ulf dachte gar nicht daran.

    »Gut, aber warte beim Tor.« Ulf sah seinen Jungen unfreundlich an, dann ließ er ihn los und wandte sich ab.

    Um Heikos Mundwinkel zuckte es. Er wollte etwas sagen, aber sein Vater beachtete ihn nicht mehr. Da drehte sich der Junge abrupt um und hetzte dem Ausgang zu.

    Der Friedhofswärter, der gerade in der Nähe des Eingangs beschäftigt war, hob den Kopf. »He, wohin willst du?«

    »Fort, weit fort!«

    »Allein wird das wohl nicht gut gehen.« Der Mann legte die Schaufel weg und kam heran.

    »Bist du nicht der kleine Lenz?« Mitleid schwang nun in seiner Stimme mit.

    »Ich heiße Heiko.«

    »Heiko, du kannst doch nicht weglaufen.« Der Mann legte seine Hand auf die Schulter des Jungen. »Der Herr Pfarrer spricht doch erst die Grabrede.«

    »Doch, ich kann.« Heiko schniefte auf. Ein trotziger Ausdruck trat in sein Gesicht. »Mein Papa hat es selbst gesagt.«

    »Was hat dein Papa gesagt?« Der Mann hob Heikos Kopf an.

    »Papa hat gesagt, ich kann gehen.«

    »Aber doch nicht weit fort.«

    »Das ist doch egal. Papa mag mich sowieso nicht mehr.«

    »Wie kannst du das nur sagen!« Der Friedhofswärter, ein älterer Mann, strich Heiko über das Haar. Ihm tat der kleine Junge, der seine Mutter so unvermittelt durch einen Verkehrsunfall verloren hatte, sehr leid.

    »Es stimmt aber«, beharrte Heiko. »Papa schimpft nur immer mit mir. Ich kann ihm gar nichts mehr recht machen.«

    »Dein Papa ist nur traurig«, versuchte der alte Mann zu erklären.

    Als Heiko verzweifelt den Kopf schüttelte, sagte der Friedhofswärter betont munter. »Komm mit mir, mein Junge. Wir wollen mal sehen, ob ich nicht etwas für dich habe.« Damit stapfte er zum Pförtnerhäuschen hinüber.

    Heiko zögerte. Erst als der Mann sich umdrehte und rief: »Na, auf was wartest du denn? Was hast du lieber, Bonbons oder Schokolade?« setzte er sich in Bewegung.

    »Ich mag gar keine Süßigkeiten«, sagte Heiko, als der Mann ihm die Tür zum Pförtnerhäuschen aufhielt. »Vielleicht haben Sie aber etwas zum Trinken?«

    »Aber klar, mein Junge. Mal sehen, was da ist.« Der Mann öffnete den Kühlschrank. »Milch, Cola, Limo«, begann er aufzuzählen.

    »Einen Schluck Limonade, bitte«, sagte Heiko höflich.

    »Sofort, bitte gleich«, versuchte der Mann zu scherzen. Er hätte den Jungen so gern aufgeheitert, doch Heikos Gesicht blieb verschlossen.

    »Danke.« Heiko nahm das Glas entgegen und leerte es. Dann fingerte er in seiner Hosentasche herum und holte ein Zweieurostück hervor. »Mein Taschengeld«, erklärte er. »Ich habe es mitgenommen. Vielleicht können Sie mir eine Büchse Limo verkaufen. Wenn ich fortlaufe, habe ich sicher bald wieder Durst.«

    Der Friedhofswärter erschrak. Er erkannte, der kleine Kerl meinte es wirklich ernst. Er überlegte hin und her, schließlich sagte er: »Das kannst du nicht tun. Da wäre dein Papa sehr traurig.«

    »Da irren Sie sich. Papa wäre froh. Jetzt, wo Mami tot ist, will er mich auch nicht mehr haben.«

    »So ein Unsinn«, sagte der Mann und schüttelte den Kopf. »Gerade jetzt braucht dein Papi dich.«

    »Das stimmt nicht. Er hat mich fortgeschickt. Ich soll beim Tor warten. Aber ich werde nicht warten. Auch ohne Limonade werde ich fortlaufen. Weit fort werde ich laufen, bis ans Ende der Welt.«

    »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Da würden dir bald die Füße weh tun.« Der Mann füllte Heikos Glas nochmals. Dabei überlegte er, wie er dem Jungen diese Idee ausreden konnte. Er verstand nur zu gut, daß dieser verzweifelt war.

    »Ich muß ja nicht alles laufen«, meinte Heiko mit todernstem Gesicht. »Auf der Straße fahren viele Autos. Eins wird mich schon mitnehmen. Es ist mir egal, wohin.«

    »Das glaube ich nicht. Alle Autofahrer wissen, daß so ein kleiner Junge wie du nicht allein fortfahren darf.«

    »Bei mir ist es ganz etwas anderes«, beharrte Heiko. »Meine Mami ist tot, und Papi hat keine Zeit. Um mich kann sich sowieso niemand kümmern. Glauben Sie mir, es ist besser, wenn ich einfach weggehe. Papi wird darüber nur froh sein.«

    Wie kam der Junge nur auf solche Gedanken? Der Friedhofswärter wunderte sich und sagte: »Heiko, ich glaube, darüber müssen wir uns noch unterhalten. Du bist noch zu klein, um solche Entscheidungen zu treffen. Wenn du nichts dagegen hast, dann begleite ich dich zum Tor.«

    Heiko überlegte. Er musterte den Mann und fand, er sah so aus, als ob man mit ihm reden könnte. Also erwiderte er: »Mitkommen kannst du ja… ich meine, können Sie«, verbesserte er sich sogleich, »aber viel Zeit habe ich nicht. Ich muß gleich weiter.«

    »Dann laß uns einmal zum Tor gehen«, schlug der Friedhofswärter vor. Er dachte an seine beiden Enkel, die beide älter waren als Heiko und in Hamburg lebten. Er war selten dazu gekommen, ernsthafte Gespräche mit ihnen zu führen. Er sah sie höchstens einmal im Jahr. Dieser Junge wartete jedoch auf ein Gespräch. Das spürte er instinktiv.

    »Weißt du, Heiko, wenn du fortgehst, dann mußt du unter fremden Leuten leben, und das ist sicher nicht lustig.«

    »Mit meinem Papi ist es

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