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70 verwundetes herz
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eBook155 Seiten1 Stunde

70 verwundetes herz

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Über dieses E-Book

In Calais besteigt Sheldon Harcourt ein Schiff, das ihn nach Dover bringen und vor der französischen Revolution retten soll. Während der Überfahrt lernt der attraktive Mann ein bezauberndes junges Mädchen kennen. Sie gibt vor, La Comtesse de la Tour‘ zu sein. In der Begleitung der Comtesse sind eine Kammerfrau und ein schwarzer Diener. Noch ahnt Sheldon nicht, daβ das Mädchen ihm bald das Leben retten wird....
SpracheDeutsch
HerausgeberM-Y Books
Erscheinungsdatum14. Feb. 2016
ISBN9781788670029
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    Buchvorschau

    70 verwundetes herz - Barbara Cartland

    1. ~ 1793

    Der Wind rüttelte an den Fensterläden und blies unter den Türen hindurch, so daß der Herr, der im Privatraum am Feuer saß, vor Kälte zitterte.

    Es war im Januar immer mit Stürmen im Kanal zu rechnen und die Überfahrt nach England würde in den nächsten vierundzwanzig Stunden unmöglich sein.

    Sheldon Harcourt wußte, daß er sich glücklich schätzen konnte, eine komfortable Unterkunft mit einem Privatzimmer im Hotel d’Angleterre in Calais bekommen zu haben.

    Monsieur Dessin, der Besitzer des Hotels, konnte über einen Mangel an Besuchern nicht klagen; die meisten von ihnen waren Engländer, die es eilig hatten, Frankreich zu verlassen und so schnell wie möglich in ihr eigenes Land zurückzukehren.

    Die Nachricht von der Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI. war wie ein Blitz bei den Engländern eingeschlagen.

    In London hatte man diese Nachricht zuerst ungläubig, dann jedoch mit Entsetzen und einem Sturm der Entrüstung aufgenommen.

    Unter den Touristen in Frankreich, die bereits zu glauben begannen, daß sich das Land langsam beruhigen würde, breitete sich die Angst vor Internierung aus.

    Selbst den einfältigsten Reisenden war klar, daß England Frankreich den Krieg erklären würde.

    Sheldon Harcourt hatte sich nur widerstrebend in das Unausweichliche gefügt und, wie er es ausdrückte, die „Flucht zurück über den Kanal" angetreten.

    Seine Freunde hatten ihn jedoch davon überzeugt, daß dies die einzige Alternative war.

    Das Massaker unter den Aristokraten, Bischöfen und Priestern im vergangenen August und die Greueltaten der „Septembriseurs" hatten aus Paris einen Ort des Entsetzens gemacht.

    Manchmal glaubte Sheldon Harcourt, daß er nie wieder die Schreie der Menschen würde vergessen können, die aus ihren Häusern gezerrt und in die Gefängnisse geworfen wurden, um dann dem Mob zum Opfer zu fallen.

    Jetzt saß er vor dem Feuer im Armsessel, unverkennbar ein Engländer, und war froh, dieses Land verlassen zu können, in dem er die letzten fünf Jahre verbracht hatte und das er auch schon als sein Zuhause betrachtet hatte.

    Es war schwer, sich vorzustellen, daß es einen Mann gab, der noch schöner war und eleganter gekleidet als er.

    Obwohl er gerade eine anstrengende dreitägige Reise auf schmutzigen und vernachlässigten Straßen hinter sich hatte, sah er doch aus, als würde er zu einem Empfang gehen.

    Er trug seine perfekt sitzende Kleidung mit der den Engländern eigenen lässigen Eleganz. Während er jetzt ins Feuer sah, waren seine blauen Augen sehr ernst, die jedoch meistens ein trotziges Zwinkern dem Leben gegenüber zeigten. Sein zynisches Lächeln ließ die Linien zwischen Mund und Nase schärfer werden.

    Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Monsieur Dessin mit einem Tablett eintrat, auf dem eine Flasche Wein und ein Glas standen.

    „Darf ich annehmen, daß Sie sich wohlfühlen, Mylord?" fragte er.

    Für ihn waren alle Engländer adlig, so wie alle Fremden für die Engländer von niederer Herkunft und meistenteils Dummköpfe waren.

    „Ich fühle mich sehr wohl, erwiderte Sheldon Harcourt. „Aber ich hoffe, daß das Dinner nicht allzu lange auf sich warten läßt.

    „Bestimmt nicht, Mylord. Meine Frau bereitet gerade einige spezielle Gerichte nach Ihrem Geschmack vor. Gleichzeitig erbitten wir jedoch ein wenig Geduld von Ihnen, da das Hotel überfüllt ist."

    „Zu ihrem Vorteil!" bemerkte Sheldon Harcourt.

    Monsieur Dessin zuckte bedeutungsvoll die Schultern.

    „Der Speisesaal ist voll von Reisenden, die unaufhörlich schwätzen, sich dauernd beklagen und wenig trinken."

    „Außerdem sind sie ausgesprochen laut", fügte Sheldon Harcourt hinzu.

    Durch die Tür konnte er die lauten Stimmen, das Gelächter und das ständige Rufen hören: „Garçon! Garçon!"

    Monsieur Dessin füllte das Glas mit Wein und reichte es auf dem Tablett Sheldon Harcourt.

    Dieser nahm einen kleinen Schluck, ließ ihn über die Zunge gleiten und nickte dann mit dem Kopf.

    „Ausgezeichnet!"

    „Er ist vom Besten, Mylord, ich würde nicht wagen, Ihnen etwas anderes anzubieten."

    „Sie sind sehr klug", bemerkte Sheldon Harcourt.

    Eine leise Warnung klang in seiner Stimme mit.

    Monsieur Dessin zögerte.

    „Mylord, ich möchte sie um eine Gefälligkeit bitten."

    Es entstand eine Pause und Sheldon Harcourt zog die Brauen in die Höhe.

    „Eine Gefälligkeit?" wiederholte er.

    „Der Speisesaal ist voll und sowieso kein angemessener Ort für eine Dame von Rang, wie Sie wohl sicher verstehen werden."

    Er warf dem Engländer einen besorgten Blick zu, bevor er fortfuhr: „Würden Sie, Mylord, die Güte haben und eine Dame von hohem Rang einladen, mit Ihnen zu dinieren? Ich habe keine andere Möglichkeit, sie unterzubringen, absolut keine Möglichkeit."

    „Ich habe diesen Raum für meinen privaten Gebrauch gemietet", antwortete Sheldon Harcourt.

     „Ich weiß, Mylord, aber diese Dame ist jung und schön, und sie würde eine Menge Unannehmlichkeiten erleiden müssen, wenn sie gezwungen wäre, das Abendessen im überfüllten Speisesaal einzunehmen. Und ihr Schlafzimmer, Mylord, ist kalt, wenn Sie verstehen!"

    Sheldon Harcourt warf Monsieur Dessin einen scharfen Blick zu, bevor er sagte: „Jung und schön? Sind Sie sicher?"

    „Mais certainement, Mylord! Ich schwöre, Sie werden nicht enttäuscht sein. Madame ist schön - sehr schön!"

    Als wolle er seine Worte unterstreichen, küßte Monsieur Dessin seine Fingerspitzen und machte eine altbekannte Geste, die mehr als alle Worte sagte.

    „Nun gut, sagte Sheldon Harcourt resignierend. „Sagen Sie der schönen Dame, daß es mir eine Ehre sein wird, mit ihr zusammen zu speisen. Sollte sich jedoch herausstellen, daß sie eine häßliche, pockennarbige alte Schalte ist, werde ich Sie erwürgen, Sie alter Schurke. Das verspreche ich Ihnen!

    „Mylord können mir vertrauen, versicherte Monsieur Dessin und fügte dann mit einer Verbeugung hinzu: „Sie sind sehr großzügig.

    Mit einem breiten Lächeln verließ er den Raum und ließ Sheldon Harcourt in der Überzeugung zurück, seinen Willen von Anfang an durchgesetzt zu haben.

    „Verdammt! dachte der Engländer bedauernd. „Und ich wollte einen ruhigen Abend alleine verbringen.  

    Seit er Paris verlassen hatte, war er mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen, konnte jedoch zu keiner Entscheidung gelangen, was seine Zukunft anbetraf. Nun sagte er sich, daß die Einsamkeit heute abend vielleicht wirklich nicht das Beste gewesen wäre, ihm aus seiner Depression zu helfen.

    Einige Minuten später wurde die Tür geöffnet. Er drehte sich erwartungsvoll um. Zu seiner Überraschung erschien jedoch keine Dame, sondern ein kleiner schwarzer Junge, der ein Seidenkissen trug, das beinahe größer war als er selbst.

    Er war mit einem Brokatmantel gekleidet, der ihm bis zu den Fußgelenken reichte und auf seiner Brust mit goldenen Knöpfen geschlossen wurde.

    Auf dem Kopf trug er einen Turban aus pfauenblauer Seide. Eine Diamantenbrosche hielt eine Reiherfeder an der Vorderseite des Turbans.

    Der schwarze Diener ging auf das Feuer zu, verbeugte sich unterwürfig vor Sheldon Harcourt und legte dann das Seidenkissen in den Sessel, der gegenüber dem Kamin stand.

    Dann verbeugte er sich noch einmal und verließ das Zimmer, ohne ein Wort gesprochen zu haben.

    Sheldon Harcourt beobachtete ihn amüsiert.

    Er wußte sehr wohl, daß es Mode unter den aristokratischen Damen Frankreichs war, einen schwarzen Diener in Diensten zu haben.

    Ihre Aufgabe war es, die Handschuhe, den Fächer oder die Handtasche der Damen zu tragen! Sie mußten Nachrichten überbringen und hatten Tag und Nacht zur Verfügung zu stehen.

    Oft genug hatte Sheldon Harcourt es erlebt, wie kleine schwarze Jungen, die kaum älter als Babys waren, vor Erschöpfung einschliefen, um sogleich von einem Schlag mit dem Fächer oder dem Stoß eines spitzen Schuhs wieder geweckt zu werden.

    Dieser Junge jedoch war älter, als seine Größe es vermuten ließ, fiel Sheldon Harcourt auf. Als die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war, kam Sheldon Harcourt der Gedanke, daß er wohl eher ein Zwerg war.

    Er nahm einen Schluck von seinem Wein, als sich die Tür erneut öffnete. Diesmal erschien eine ältere Frau, das Gesicht von Falten zerfurcht. Über dem Arm trug sie eine Hermelindecke. Sie hielt die Tür hinter sich auf, ohne in das Zimmer zu treten.

    Einen Augenblick später erschien dann ihre Herrin.

    Sheldon Harcourt war sich bewußt, welch dramatischen Auftritt diese Dame sich hatte verschaffen lassen und es hätte ihn nicht erstaunt, jetzt auch noch eine Fanfare zu hören.

    Langsam erhob er sich, während er feststellte, daß die Dame durchaus den Beschreibungen von Monsieur Dessin gerecht wurde.

    Sie war eine liebliche Erscheinung. Das schwarze Haar war zurückgekämmt und auf der Stirn trug sie das Zeichen der Witwe. Ihre großen Augen waren von dichten dunklen Wimpern umrahmt, und die Zartheit ihrer weißen Haut wurde durch ihre schwarze Kleidung hervorgehoben.

    Offensichtlich war sie in Trauer, jedoch trug sie ihre Trauerkleidung mit der den Franzosen eigenen Eleganz und Verführung, die keinerlei Traurigkeit aufkommen ließen.

    Sie trug rauschende schwarze Seide mit kleinen weißen Tupfen und ein Dekolleté, das gerade noch anständig war.

    Langsam und mit einer gewissen Zurückhaltung wandte diese liebliche Erscheinung sich Sheldon Harcourt zu und knickste vor ihm mit majestätischer Grazie.

    Höflich verbeugte er sich vor ihr.

    „Monsieur, der Besitzer dieses Hotels hat mir mitgeteilt, daß Sie die Großzügigkeit besaßen, mich in Ihre privaten Räume zum Dinner einzuladen. Ich bin Ihnen in der Tat sehr dankbar."

    Sie sprach ein ausgezeichnetes Englisch, das lediglich einen leichten faszinierenden Akzent hatte. Der Blick, den sie ihm zuwarf war ebenso einladend wie das Lächeln ihrer wohlgeformten Lippen.

    „Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen zu Diensten zu sein, Madame, oder sollte ich Mademoiselle sagen?"

    „Je suis la Comtesse de la Tour", erwiderte sie, um sogleich einen kleinen Schrei auszustoßen.

     Dann wandte sie sich ärgerlich an das Dienstmädchen, das noch immer in der geöffneten Tür stand.

    „Fermez la porte, Franchine! rief sie aus. „Wenn du die Tür nicht schließt, wird man mich hören können und ich werde ebenso enden wie mein armer Mann - auf der Guillotine! Warum kannst du dich nicht besser um mich kümmern?

    „Pardonnez-moi, Madame!"

    „Gib mir meine Decke, dann kannst du gehen. Und vergiß nicht: erwähne mit keinem Wort in diesem Hotel, wer ich bin."

    „C’est entendu, Madame."

    Die Magd brachte die Hermelindecke und legte sie auf den Sessel. Dann knickste sie vor ihrer Herrin und dann vor Sheldon Harcourt und verließ langsam den Raum.

    „Diener sind so entsetzlich dumm, sie verstehen überhaupt nichts", sagte die Comtesse mit einer ungeduldigen Geste.

    Sheldon Harcourt bemerkte, daß sie einen Brillantring und einen Perlenring über ihrem goldenen Ehering trug.

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