Die Frau seines Lebens: Der Bergpfarrer 287 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Servus und grüß Gott. Herzlich Willkommen in St. Johann. Frau Junge, net wahr?« Ria Stubler lächelte die junge Frau freundlich an. »Ja«, antwortete Petra Junge, »ich hatte ein Zimmer reserviert.« Die Pensionswirtin nahm einen Schlüssel von dem Brett, an der Rezeption. »Nummer elf«, sagte sie. »Ein schönes ruhiges Zimmer, zum Garten hinaus.« Ria ging voran die Treppe hinauf. Sie schloss die Tür auf und ließ den Gast eintreten. »So, ich hoff', Sie fühlen sich bei mir wohl«, meinte sie und erklärte, zu welchen Zeiten es Frühstück gab, und dass der Zimmerschlüssel auch für die Haustür passe, wenn es abends mal später werden sollte. »Ach, das glaube ich nicht«, lachte die junge Frau. »Ich war nie ein Nachtmensch und brauche meinen Schlaf. In der übernächsten Woche trete ich meine neue Stelle an, da muss ich dann sowieso immer sehr früh raus.« Ria merkte auf.
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Die Frau seines Lebens - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 287 –
Die Frau seines Lebens
Bringt Aufregung auf den Wildgruberhof
Toni Waidacher
»Servus und grüß Gott. Herzlich Willkommen in St. Johann. Frau Junge, net wahr?«
Ria Stubler lächelte die junge Frau freundlich an.
»Ja«, antwortete Petra Junge, »ich hatte ein Zimmer reserviert.«
Die Pensionswirtin nahm einen Schlüssel von dem Brett, an der Rezeption.
»Nummer elf«, sagte sie. »Ein schönes ruhiges Zimmer, zum Garten hinaus.«
Ria ging voran die Treppe hinauf. Sie schloss die Tür auf und ließ den Gast eintreten.
»So, ich hoff’, Sie fühlen sich bei mir wohl«, meinte sie und erklärte, zu welchen Zeiten es Frühstück gab, und dass der Zimmerschlüssel auch für die Haustür passe, wenn es abends mal später werden sollte.
»Ach, das glaube ich nicht«, lachte die junge Frau. »Ich war nie ein Nachtmensch und brauche meinen Schlaf. In der übernächsten Woche trete ich meine neue Stelle an, da muss ich dann sowieso immer sehr früh raus.«
Ria merkte auf.
»Eine neue Stelle? Etwa hier bei uns? Wo denn, wenn ich fragen darf?«
Petra nickte.
»Ist ja kein Geheimnis«, sagte sie. »Ich bin die neue Leiterin eines Kindergartens in Garmisch Partenkirchen. Wie gesagt, ab der übernächsten Woche, dann ist auch meine kleine Wohnung dort frei. Allerdings bin ich jetzt schon hergekommen, weil ich vorher noch ein wenig ausspannen wollte, bevor ich mich in die Arbeit stürze.«
»Ach, in Garmisch, das ist ja schön«, sagte Ria begeistert. »Da kommen S’ ja vielleicht dann auch hin und wieder mal nach St. Johann. Besonders am Samstag, wenn im ›Löwen‹ Tanzabend ist.«
»Mal sehen«, schmunzelte Petra und öffnete ihre Reisetasche.
Die Pensionswirtin verabschiedete sich.
»Also, erst einmal einen schönen Aufenthalt, und wenn S’ irgendwelche Fragen haben, dann kommen S’ einfach zu mir.«
Sie ging hinaus, und die junge Erzieherin machte sich daran, ihre Sachen auszupacken und zu verstauen. Dann öffnete sie die Balkontür und trat nach draußen. Es war sonnig warm, ganz anders als daheim in Krefeld, wo sie am Morgen bei Regen und kühlen zwölf Grad losgefahren war.
Daheim … – hier war sie jetzt daheim, im Wachnertal, mitten im tiefsten Bayern, dachte Petra.
Hätte ihr einer gesagt, dass sie hier einmal leben und arbeiten würde, sie hätte den Betreffenden für verrückt erklärt. Berge kannte sie nur von Ansichtskarten und aus Zeitschriften, Petra liebte das flache Land und das Meer. Von zu Hause aus war es nur ein Katzensprung ins benachbarte Holland gewesen, und ruckzuck war man an der Nordsee.
Und trotzdem hatte sie das Angebot, in Garmisch Partenkirchen eine Kindertagesstätte zu leiten, angenommen. Über ein halbes Jahr war Petra Junge arbeitslos gewesen, und was man ihr dann als Gehalt angeboten hatte, davon hätte sie weder leben noch sterben können. Die Anzeige in einer großen Tageszeitung war ihr wie ein Wink des Schicksals vorgekommen, und sie hatte nicht lange gezögert und zugegriffen.
Sie schaute zu den Bergen hinüber, die zum Greifen nahe waren. ›Himmelsspitz‹ und ›Wintermaid‹ hieß der Zwillingsgipfel. Selbstverständlich hatte Petra sich vor ihrer Übersiedelung ins Wachnertal genauestens über ihre zukünftige Heimat informiert und kannte zumindest die wichtigsten Orte und Sehenswürdigkeiten mit Namen.
Alles andere würde sie nach und nach entdecken.
Petra ging in das kleine Bad und fuhr sich mit der Bürste durch die halblangen dunklen Haare. Sie war jetzt sechsundzwanzig Jahre alt, hatte eine schlanke Figur, wo doch alles am rechten Platz saß. Ihr hübsches Gesicht wurde von einem rehbraunen Augenpaar dominiert und den vollen roten Lippen.
Als sie auf der Suche nach der Pension Stubler durch das Dorf gefahren war, waren ihr die vielen Urlauber aufgefallen, die durch die Straßen spazierten. Sie waren an ihrer legeren Kleidung und den umgehängten Fotoapparaten und Videokameras unschwer zu erkennen gewesen.
Nun fielen ihr mehrere Gruppen auf, Tagestouristen offenbar, denen von Fremdenführern die Sehenswürdigkeiten des Ortes gezeigt wurden. Petra hatte einen Prospekt in der Hand, der, zusammen mit anderen, auf ihrem Zimmer ausgelegen hatte. Anhand dieses Informationsblattes orientierte sie sich nun auf ihrem Spaziergang durch das Dorf.
Was sie sah, gefiel ihr auf den ersten Blick. St. Johann war einer dieser kleinen Orte, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Es gab kaum Neubauten, sah man von dem kleinen Einkaufszentrum ab, dafür hübsche Häuser, alt aber gepflegt, mit herrlichen Lüftlmalereien und wunderschön angelegten Vorgärten.
Die junge Frau setzte sich auf eine Bank vor dem Rathaus und schaute auf einen Brunnen, wenige Schritte vor ihr. Er war üppig mit blühenden Blumenkästen behangen, und aus der Mitte sprudelte ein Wasserstrahl in die Höhe. Irgendwie verursachte der Anblick ein Durstgefühl bei Petra. Es war auch schon Stunden her, dass sie zuletzt getrunken hatte, bei einem Tankstopp auf der Autobahn, kurz hinter Würzburg.
Sie erinnerte sich, auf ihrem Spaziergang am Hotel vorbeigekommen zu sein und dort das Hinweisschild auf einen Biergarten gesehen zu haben. Inzwischen war es auch schon später Nachmittag, und sie konnte dort nicht nur etwas trinken, sondern auch gleich zu Abend essen – das Mittagessen hatte nur aus ein paar belegten Scheiben Brot bestanden, die sie als Reiseproviant dabei gehabt hatte.
›Jeden Samstag Tanzabend!‹, verkündete ein Schild vor dem Hotel ›Zum Löwen‹. Petra schmunzelte, als sie es sah.
Tanzen gehen – lieber Himmel, achtzehn muss sie damals gewesen sein, als sie dass letzte Mal in eine Diskothek gegangen war.
Damals hatte sie Jens kennengelernt und sich unsterblich in ihn verliebt. Tatsächlich waren sie fast drei Jahre ein Paar gewesen, bis sie feststellten, dass sie sich wohl doch zu früh gebunden hatten. Wer genau den Anfang gemacht hatte, konnte Petra heut kaum mehr sagen, jedenfalls trennten sich ihre Wege, und sie hörten seither nichts mehr voneinander.
Petra Junge hatte dann auch keine Zeit mehr. Sie hatte ihre Ausbildung zur Erzieherin beendet und besuchte mehrere Seminare, um sich weiterzubilden, die Arbeit ließ ihr kaum noch Platz für irgendwelche Freizeitaktivitäten, und so kam es, dass die junge Frau sich mehr und mehr von allem zurückzog, was ihr früher Spaß gemacht hatte. Nur selten noch sah sie ein paar enge Freundinnen, und sie erinnerte sich nur an ein einziges Mal, wo sie alleine in den Urlaub gefahren war.
Es war ein grauer verregneter Sommer gewesen, den sie an der Nordsee verbracht hatte. In den folgenden Jahren war sie dann gar nicht mehr in Urlaub gefahren.
Petra betrat den Biergarten und blieb erstaunt stehen. Es schien, als hätten sich sämtliche Touristen und Urlauber hier versammelt. Offenbar waren alle Tische besetzt, und sie zweifelte daran, überhaupt noch einen Platz zu bekommen.
Eine junge Bedienung, mit einem hübschen Dirndl bekleidet, sprach sie an.
»Eine Person? Da find’t sich schon noch was«, meinte sie unbekümmert. »Kommen S’ mal mit.«
Die Haustochter bahnte sich einen Weg durch die eng stehenden Tische und Bänke und blieb unvermittelt stehen.
»Seid’s so gut und rückt ein bissel zusammen«, sagte sie zu den Leuten, die an einem langen Tisch saßen.
Einheimische, wie Petra feststellte, als sie die Stimmen hörte.
»Freilich, Vroni, es gibt doch nix, was wir für dich net täten«, grinste ein Bursche.
»Prima«, entgegnete Vroni Brandner schlagfertig, »dann bind’ ich gleich meine Schürze ab, und du übernimmst meine Schicht, Florian.«
Sein Grinsen wurde noch breiter.
»Aber nur, wenn