Der Zauber von St. Johann: Der Bergpfarrer 280 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
()
Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Als die Streusachhütte in Sicht kam, hielt Pfarrer Trenker einen Augenblick lang inne und verschnaufte. Die größte Hitze war vorüber und der Bergpfarrer genoss die Ruhe des sonnigen Nachmittags, die bloß hin und wieder vom grellen Pfiff eines Murmeltiers oder von den heiseren Schreien der Dohlen durchbrochen wurde. Nach einer Weile des stummen Schauens rückte Sebastian Trenker die Riemen seines Rucksacks zurecht und ging weiter der Streusachhütte entgegen. Je näher er der Hütte kam, desto lebhafter wurden die Geräusche. Immer lauter drang das Johlen und Lärmen der Gäste an Sebastians Ohr. Verwundert schaute er hinüber zur sonnigen Hüttenterrasse, auf der anscheinend fast alle Tische voll besetzt waren. Zwar war die Streusachhütte immer gut besucht und der Schlafraum im oberen Stock im Sommer meist ausgebucht, doch so einen Andrang hatte Sebastian bisher noch nie erlebt. Als er die Treppen zur Terrasse hinaufstieg, fiel ihm auf, dass die Hüttengäste zumeist junge Leute im Alter zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahren waren. Etliche Augenpaare wandten sich ihm zu, während er nahe am Eingang an einem der wenigen Tische, die noch frei waren, Platz nahm. Leicht spöttische Blicke galten seinen Bergschuhen und seinem Rucksack, an dem ein Seil, Steigeisen und ein Pickel hingen. Der Bergpfarrer setzte seinen Filzhut ab und nahm nun seinerseits die jungen Leute etwas genauer unter die Lupe. Ein Teil von ihnen trug bequeme Trainingshosen und weite Sweatshirts, andere hatten hautenge, kunterbunte Leggings und dazu ebenso knappe und farbenfrohe T-Shirts an. Besonders ein junger Mann mit pechschwarzen, kurz geschnittenen Haaren erregte Sebastians Aufmerksamkeit. Er war groß und schlank, dabei sehr muskulös. Sein Sportdress war in den Farben Türkis und Schwarz gehalten, schwarze Turnschuhe und eine Sonnenbrille in der gleichen Farbe vervollständigten sein Outfit. Seinem großspurigen Auftreten nach zu schließen, schien er der Anführer der Gruppe zu sein. Besonders eine junge Frau hing mit großen bewundernden Blicken an seinen Lippen. Sie wich nicht von seiner Seite und schien seine lauten Monologe regelrecht aufzusaugen. Man hätte sie für seine Freundin halten können, wenn er liebevoller und weniger herablassend mit ihr umgegangen wäre. Allerdings schien sein lautes und überhebliches Auftreten weder ihr noch den anderen Mitgliedern der Gruppe unangenehm aufzufallen.
Mehr von Toni Waidacher lesen
Der Bergpfarrer (ab 375)
Ähnlich wie Der Zauber von St. Johann
Titel in dieser Serie (100)
Mit all meiner Liebe: Der Bergpfarrer 155 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 101 – Heimatroman: Nimm mich, wie ich bin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 78 – Heimatroman: Stille Tränen – neues Glück? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 108 – Heimatroman: Solang du nur zu mir hältst! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 79 – Heimatroman: Wo das Edelweiß blüht… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 113 – Heimatroman: Ein Mann mit vielen Gesichtern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 100 – Heimatroman: Geh' nicht am Glück vorbei Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 104 – Heimatroman: Der unbeugsame Bergbauer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 102 – Heimatroman: Die Tochter seines ärgsten Feindes… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 99 – Heimatroman: Von der Liebe vergessen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 120 – Heimatroman: Er fühlt sich schuldig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 105 – Heimatroman: Sagt mir, wer mein Vater ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 110 – Heimatroman: Wenn aus Freundschaft Liebe wird Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 114 – Heimatroman: Er wollte ihr eine Heimat geben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 115 – Heimatroman: Katharinas neues Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 112 – Heimatroman: Was kümmern uns die Leut'? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 106 – Heimatroman: Er brach ihr das Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 111 – Heimatroman: Verschmähte Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 109 – Heimatroman: Liebe auf den zweiten Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 107 – Heimatroman: Intrige aus Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 119 – Heimatroman: Braut für einen Tag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 103 – Heimatroman: Dich hat mir der Himmel geschenkt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 118 – Heimatroman: Wer andere auf die Probe stellt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRuf des Herzens: Der Bergpfarrer 138 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 122 – Heimatroman: Florian, unser rettender Engel? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 116 – Heimatroman: Die Macht der Liebe wird uns helfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Vergangenheit soll ruhen: Der Bergpfarrer 137 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Liebespfand: Der Bergpfarrer 145 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn sich drei Herzen finden...: Der Bergpfarrer 128 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Aussteiger – Senn aus Berufung?: Der Bergpfarrer 129 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Weil ich zu dir gehör'!: Der Bergpfarrer 380 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Taumel der Gefühle: Der Bergpfarrer Extra 17 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Taumel der Gefühle: Der Bergpfarrer 447 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKeiner liebt dich mehr als ich: Der Bergpfarrer Extra 44 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 123 – Heimatroman: Hochzeit mit Hindernissen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeuchten müssen wir! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMädchenleiche unter der Hunsrückeiche: Hunsrück-Krimi-Reihe Band III Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSei nicht zu stolz, schöne Andrea: Der Bergpfarrer 196 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStille Tränen – neues Glück?: Der Bergpfarrer 359 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlaueis Tod Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Salzschwärzer von Alsberg / The Saltsmugglers of Alsberg: Roman aus dem Spessartwinkel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie vertauschten Bronzebecher: Ein Pfarrer Jacques Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Kreuzfahrt, die ist lustig: oder So angele ich mir meinen Traummann garantiert nicht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde vom Floriansfelsen: Der Bergpfarrer 416 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJenseits der Rache: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJakobs Wissen: Sternenhöhlen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLindner und das Keltengrab: Ein Baden-Württemberg-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZum weißen Lamm. Roman aus Südtirol Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 78 – Heimatroman: Stille Tränen – neues Glück? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStille Tränen – neues Glück?: Dr. Norden Gold 359 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöttau - Ein Heimatdrama Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEr ist mein ganzes Glück: Der Bergpfarrer Extra 24 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Wundmale Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer auferstandene Rosenkranz: Ein Pfarrer Jacques Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriesenschnee: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Einsam Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFür mich bist du die Schönste Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeihnachtsgeschichten und Erzählungen, 2. Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLady Churchill macht Urlaub Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 275 – Heimatroman: Ich lass mein Glück nie mehr los Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Mehr Hart als Zart | 32 | Erotikroman: 10 erotische Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProfessor Platonisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDaddy's Gift Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Ärzte zum Verlieben Band 9: Verliebt in den Arzt aus Italien / Zu spät für das Glück? / Dr. Knight - retten Sie mein Herz / Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegluckte Investitionen: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Geliebter, mein Wüstenprinz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoktorluder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Licht, in dem wir glänzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebesspiele auf Schloss Nymphenburg: Sexy Storys aus der Weltstadt mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIhr milliardenschwerer Chef Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie erobert man einen Earl? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5In Fahrt gebracht: Sexy Storys aus der Weltstadt mit Herz Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Auf der Suche nach dem Earl ihrer Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeiße Nächte: Aus den Memoiren eines Träumers (Ein empfindsamer Roman) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Widerwillige Geisel des Scheichs: Die Quabeca Scheiche, #2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRules Of Pain Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnbedarft: Raw, #1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGestohlene Unschuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin erster Kuss im Winter: Eine Milliardär Liebesroman: Der Mistelzweig-Vorfall, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf Seinen Knien: Ein Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHot Pursuit - 1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Der Zauber von St. Johann
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Der Zauber von St. Johann - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 280 –
Der Zauber von St. Johann
Junge Herzen auf dem Weg ins Glück?
Toni Waidacher
Als die Streusachhütte in Sicht kam, hielt Pfarrer Trenker einen Augenblick lang inne und verschnaufte. Die größte Hitze war vorüber und der Bergpfarrer genoss die Ruhe des sonnigen Nachmittags, die bloß hin und wieder vom grellen Pfiff eines Murmeltiers oder von den heiseren Schreien der Dohlen durchbrochen wurde.
Nach einer Weile des stummen Schauens rückte Sebastian Trenker die Riemen seines Rucksacks zurecht und ging weiter der Streusachhütte entgegen.
Je näher er der Hütte kam, desto lebhafter wurden die Geräusche. Immer lauter drang das Johlen und Lärmen der Gäste an Sebastians Ohr.
Verwundert schaute er hinüber zur sonnigen Hüttenterrasse, auf der anscheinend fast alle Tische voll besetzt waren.
Zwar war die Streusachhütte immer gut besucht und der Schlafraum im oberen Stock im Sommer meist ausgebucht, doch so einen Andrang hatte Sebastian bisher noch nie erlebt.
Als er die Treppen zur Terrasse hinaufstieg, fiel ihm auf, dass die Hüttengäste zumeist junge Leute im Alter zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahren waren.
Etliche Augenpaare wandten sich ihm zu, während er nahe am Eingang an einem der wenigen Tische, die noch frei waren, Platz nahm. Leicht spöttische Blicke galten seinen Bergschuhen und seinem Rucksack, an dem ein Seil, Steigeisen und ein Pickel hingen.
Der Bergpfarrer setzte seinen Filzhut ab und nahm nun seinerseits die jungen Leute etwas genauer unter die Lupe.
Ein Teil von ihnen trug bequeme Trainingshosen und weite Sweatshirts, andere hatten hautenge, kunterbunte Leggings und dazu ebenso knappe und farbenfrohe T-Shirts an.
Besonders ein junger Mann mit pechschwarzen, kurz geschnittenen Haaren erregte Sebastians Aufmerksamkeit. Er war groß und schlank, dabei sehr muskulös. Sein Sportdress war in den Farben Türkis und Schwarz gehalten, schwarze Turnschuhe und eine Sonnenbrille in der gleichen Farbe vervollständigten sein Outfit. Seinem großspurigen Auftreten nach zu schließen, schien er der Anführer der Gruppe zu sein.
Besonders eine junge Frau hing mit großen bewundernden Blicken an seinen Lippen. Sie wich nicht von seiner Seite und schien seine lauten Monologe regelrecht aufzusaugen. Man hätte sie für seine Freundin halten können, wenn er liebevoller und weniger herablassend mit ihr umgegangen wäre. Allerdings schien sein lautes und überhebliches Auftreten weder ihr noch den anderen Mitgliedern der Gruppe unangenehm aufzufallen.
Der Bergpfarrer fragte sich kurz, wer die jungen Leute waren und woher sie kamen.
»Grüß Gott, Hochwürden!« Maria Stadler, die in diesem Sommer aushilfsweise auf der Streusachhütte bediente, trat an seinen Tisch. »Wie schön, dass Sie auch wieder einmal Zeit für eine Bergtour gefunden haben. Was darf ich Ihnen bringen? Vielleicht erst einmal ein Glas Milch?«
»Ja, bitte, Frau Stadler. Das wäre wunderbar«, antwortete Sebastian. »Und dann vielleicht …«
Der Rest seiner Bestellung ging in dem lauten Gelächter unter, das vom Nachbartisch herüberschallte.
Maria Stadler stieß einen Stoßseufzer aus und warf Pfarrer Trenker einen vielsagenden Blick zu.
»Seit einer ganzen Woche sind die Verrückten schon da heroben«, sagte sie. »Und zwei oder drei Wochen wollen’s noch bleiben. Dabei bin ich jetzt schon völlig geschafft von dem Wirbel, den sie veranstalten.«
Der gute Hirte von St. Johann schmunzelte.
»Sind halt junge Leute«, meinte er nachsichtig. »In dem Alter werden wir auch net viel anders gewesen sein. Wir können uns bloß nimmer so genau erinnern.«
Maria Stadler machte ein süßsaures Gesicht.
»Na, ich weiß net«, konnte sie einen leisen Widerspruch nicht unterdrücken. »Also derart überdreht … Es sind übrigens Sportstudenten von der Münchner Uni. Sie nehmen an einem Ferienseminar teil. Unter der Leitung ihres Tutors Richy Brutschtaler. Das ist der Große da drüben mit der Prominentenbrille. Den ganzen lieben Tag über lässt er die Gruppe, auch die Madln, an der ›Kleinen Wand‹ herumkraxeln. Direkt neben der steilen glatten Stelle, an der letztes Jahr beinahe ein Unglück passiert wär. Grad als ob die jungen Leute ihr Schicksal herausfordern wollten. Sie haben zum Klettern nur Turnschuhe an. Und dann diese geschmacklos grell bunten Sportanzüge. Und sie krallen sich mit bloßen Händen am Felsen fest. Wie …, wie …, na, jedenfalls ohne Steigeisen, ohne alles.«
Sebastian Trenker machte eine besänftigende Handbewegung.
»Das sind Freikletterer. Und im Übrigen glaub ich, dass das Freiklettern auch net gefährlicher ist als das normale Bergsteigen«, beruhigte er Maria Stadler. »Schließlich verzichten die Freikletterer zwar auf Steighilfen, aber net auf Sicherungsmittel. Haken und Gurte werden bei dieser Sportart sehr wohl verwendet. Und natürlich auch ein Seil und Schutzhelme. Im Übrigen kann ich durchaus verstehen, dass das Freiklettern gerade für junge Leute einen ganz besonderen Reiz hat. Immerhin ist es eine sportliche Herausforderung, die viel Kraft, Konzentration und Geschicklichkeit erfordert.«
Maria Stadler zuckte nur mit den Schultern, aber der missbilligende Blick, den sie Richy Brutschtaler und seiner lärmenden Gruppe zuwarf, sprach Bände.
»Ich bring Ihnen jetzt Ihre Milch, Hochwürden«, sagte sie schließlich und wandte sich zum Gehen.
*
»Hab ich das richtig verstanden? ›Hochwürden‹ hat die Bedienung zu dem Mann da drüben gesagt?«, wandte sich Richard Brutschtaler an die junge Frau im lindgrün und rot gemusterten Freikletteranzug. »Das darf doch net wahr sein. Also wirklich. Wenn der ein Pfarrer ist, bin ich der Mann im Mond. Und du die Kaiserin von China, Christel.«
Richy lachte laut über seinen eigenen Witz und klatschte sich dabei herzhaft auf die muskulösen Schenkel.
Christel Beyers Wangen überzogen sich trotz der vom Klettern herrührenden tiefen Bräune mit einem rosigen Hauch.
»Schrei doch net so laut herum, Richy«, ermahnte sie den jungen Mann. Gleichzeitig legte sie ihm mit einer beschwichtigenden Geste sanft die Hand auf den Unterarm. »Wieso soll der neue Gast denn kein Pfarrer sein, Richy? Auch ein Pfarrer macht Bergtouren, geht zum Baden oder Reiten. Er ist doch genauso ein Mensch aus Fleisch und Blut wie wir und wie alle anderen auch.«
Richy zog seinen Unterarm unter Christels Hand weg und lachte noch lauter.
»Bist du dir da so sicher, Christel?«, wieherte er, packte Christel um den Hals und gab ihr einen langen Kuss auf den Mund. Nicht ohne sich vorher vergewissert zu haben, dass Pfarrer Trenkers Blicke in diesem Moment auch wirklich auf ihn und Christel gerichtet waren.
Christel küsste spontan zurück, sah sich dann aber fast scheu nach Sebastian um. Unsicher strich sie sich eine Strähne ihres langen lockigen Blondhaars zurück, stellte jedoch zu ihrer Erleichterung fest, dass der Geistliche ihr freundlich zulächelte. Sie lächelte zurück, warmherzig und fröhlich.
Sie musste sich eingestehen, dass sie den sympathischen Geistlichen interessant fand. Vor allem, weil er wirklich nicht wie ein Pfarrer aussah, eher schon wie ein Schauspieler. Sie konnte ihn sich auch recht gut als Bergführer vorstellen. Bestimmt kannte er jeden Steg und jeden Pfad hier im Wachnertal aufs Genaueste.
Am liebsten hätte Christel Beyer sich ein Viertelstündchen an den Tisch des Geistlichen gesetzt und sich mit ihm unterhalten. Ein Gespräch mit ihm stellte sie sich interessant vor, aber …
»He, Christel! Hast wohl ein Auge auf den Herrn Pfarrer geworfen, oder was?«, feixte in diesem Moment Alex Sabler, ein weiterer Teilnehmer des Freikletter-Kurses. »Pass nur auf, dass dir der Richy net eine Eifersuchtsszene macht!«
Alle prusteten einmütig los.
Christel senkte verlegen den Blick, während auf Richys Lippen ein ebenso überlegenes wie spöttisches Grinsen trat.
Er dachte kurz nach, dann trat er, die Hände in die Hüften gestemmt, mit großen entschlossenen Schritten auf den Bergpfarrer zu.
»Grüß Gott«, sagte er forsch. Er setzte sich halb auf eine Ecke von Pfarrer Trenkers Tisch, sodass eines seiner Beine lässig in der Luft baumelte. »Bestimmt haben Sie sich schon gefragt,