Neues Glück für Annina: Sophienlust Bestseller 31 – Familienroman
Von Marietta Brem
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Über dieses E-Book
Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
» Wenn es nur endlich aufhören würde zu regnen«, murmelte Johanna Gade und starrte aus dem Fenster. »Ich weiß, ich weiß, dann könntest du endlich deine Fenster wieder putzen.« Ulf, ihr Mann, grinste. »Ich habe gar nicht gewußt, daß ich. einen kleinen Putzteufel geheiratet habe.« »Pfui, schäm dich, Ulf«, tadelte Johanna und schlenderte auf ihren Mann zu. Dabei machte sie ein beleidigtes Gesicht, wobei ein schelmisches Lachen bereits in ihren Mundwinkeln zuckte. »Ich? Aber, Liebes, weshalb denn gerade ich? Weil ich dich liebe?« Er faßte die hübsche Frau mit den halblangen rotblonden Locken an ihrem Rock. »Komm zu mir und sag, daß du mich ebenfalls lieb hast«, bat er mit schmeichelnder Stimme. Rasch bückte sich die Frau zu dem blonden Mann hinunter, der sie mit seinen tiefbraunen Augen zärtlich ansah, und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. »Das muß genügen.« Sie lachte und entwand sich seinem Griff. »Außerdem ist es bald Zeit. Du mußt gehen.
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Buchvorschau
Neues Glück für Annina - Marietta Brem
Sophienlust Bestseller
– 31 –
Neues Glück für Annina
Ein kleines Herz wird wieder froh
Marietta Brem
» Wenn es nur endlich aufhören würde zu regnen«, murmelte Johanna Gade und starrte aus dem Fenster.
»Ich weiß, ich weiß, dann könntest du endlich deine Fenster wieder putzen.« Ulf, ihr Mann, grinste. »Ich habe gar nicht gewußt, daß ich. einen kleinen Putzteufel geheiratet habe.«
»Pfui, schäm dich, Ulf«, tadelte Johanna und schlenderte auf ihren Mann zu. Dabei machte sie ein beleidigtes Gesicht, wobei ein schelmisches Lachen bereits in ihren Mundwinkeln zuckte.
»Ich? Aber, Liebes, weshalb denn gerade ich? Weil ich dich liebe?« Er faßte die hübsche Frau mit den halblangen rotblonden Locken an ihrem Rock. »Komm zu mir und sag, daß du mich ebenfalls lieb hast«, bat er mit schmeichelnder Stimme.
Rasch bückte sich die Frau zu dem blonden Mann hinunter, der sie mit seinen tiefbraunen Augen zärtlich ansah, und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. »Das muß genügen.« Sie lachte und entwand sich seinem Griff. »Außerdem ist es bald Zeit. Du mußt gehen. Das Vesper habe ich dir schon gerichtet.« Ihr Gesicht verdüsterte sich, wie immer, wenn er gehen mußte. Stets hatte sie dann das Gefühl, daß sie ihn nimmer wiedersehen würde.
»Immer wirfst du mich hinaus, wenn ich ein bißchen lieb zu dir sein möchte. Na ja, das ist eben mein Los. Damit muß ich mich abfinden.« Er drohte spielerisch mit dem Finger. »Von unserer Prinzessin muß ich mich noch verabschieden. Das kannst du mir nicht verbieten.«
Johanna lachte. »Oh, du Dummer, du«, sagte sie. »Aber sei leise, damit du sie nicht aufweckst.«
Annina, das gerade zweijährige Töchterchen, schlief selig in seinem Bettchen. Die Wangen waren vom Schlaf zart gerötet, und die blonden Löckchen ringelten sich an den Schläfen.
»Ist sie nicht ein süßer Fratz, unsere Kleine«, flüsterte Johanna, die leise hinter ihren Mann getreten war.
Der Mann nickte und strich sich seine mittelblonden Haare zurück.
»Sie ist ein bezauberndes Mädchen. Ich wünsche mir, daß ich sie auch heranwachsen sehen kann. Der Mann, der unsere Annina einmal bekommt, wird vorher genau begutachtet, bevor ich meinen Segen gebe.«
Johanna lachte leise und zog ihn mit sich aus dem Zimmer. »Wen hast denn du gefragt, damals, als wir heirateten?« In ihren graublauen Augen blitzte es schelmisch. »Du wirst dich sicher noch daran erinnern, daß mein Vater auch nicht gerade begeistert war, daß ich mein Herz ausgerechnet an einen Bergmann verloren habe.«
Ulf gab seiner Frau einen zärtlichen Nasenstüber. »Aber inzwischen hat er sich davon überzeugen lassen müssen, daß er mit seiner Meinung im Unrecht war.«
Ein Schatten glitt über Johannas Gesicht. »Ja, er war überzeugt davon, als er starb. Er hat sogar noch gesagt, daß ich keinen besseren Mann hätte bekommen können als dich.«
»Nicht traurig sein, Liebes«, tröstete Ulf. »Es ist besser für ihn, daß er so schnell gestorben ist. Viel schlimmer wäre es gewesen, wenn er noch monatelang hätte leiden müssen. Das gibt es bei dieser Krankheit nämlich auch.«
Die Frau nickte. In einem plötzlich aufwallenden Überschwang warf sie ihre Arme um den Hals ihres Mannes und drängte sich an ihn.
»Du darfst mich niemals verlassen, Ulf. Bitte, versprich mir das«, bettelte sie und bedeckte sein Gesicht mit Küssen.
»Aber, Hanni«, murmelte Ulf verblüfft. »Natürlich verspreche ich dir das. Ich werde dich niemals verlassen, zumindest nicht freiwillig«, fügte er noch leise hinzu.
Dann machte er sich sanft los. »Es ist Zeit. Jetzt muß ich mein Versprechen, das ich dir gerade gegeben habe, brechen. Ich muß dich verlassen.«
Ein zärtliches Lächeln glitt über seine Lippen. Er holte seine Tasche, packte das Vesper hinein und verabschiedete sich dann.
»Bis heute nachmittag, Hanni. Dann fahren wir drei in die Stadt zum Einkaufen, und du bekommst endlich den warmen Wintermantel, den du dir schon so lange gewünscht hast. Einverstanden?«
Johanna nahm ihren Mann bei der Hand. »Ich begleite dich noch ein Stückchen nach draußen.«
Naßkalte Novemberluft schlug ihnen entgegen.
Schnuppernd hob Ulf Gade die Nase in die Luft. »Man kann es nicht leugnen. Der Winter ist nicht mehr weit. Ich rieche bereits Pfefferkuchen und Weihnachtsplätzchen.«
»Ich nicht. Bei mir riecht es nur nach Nebel und nach Kohlenstaub«, antwortete Johanna lakonisch. Sie machte keinen Hehl daraus, daß ihr das Ruhrgebiet nicht gefiel. Sie stammte aus einer landschaftlich viel reizvolleren Gegend, nämlich aus Waiblingen in der Nähe von Stuttgart.
Für den letzten Urlaub in Württemberg hatten sie zwei Jahre gespart. Damals war Annina gerade vier Monate alt gewesen. Und gerade in dem Urlaub war ihr geliebter Vater an einer heimtückischen Krankheit gestorben.
Das was nun auch schon wieder beinahe zwei Jahre her. Ihr Sparbuch hatte sich inzwischen wieder soweit gefüllt, daß sie für den nächsten Jahresurlaub wieder vier Wochen Heimat einplanen konnte.
»Meine kleine Frau ist mit ihren Gedanken wieder einmal ganz weit fort«, stellte Ulf mit einem leisen Lachen fest. Er verstand Johanna sehr gut. Es tat ihm leid, daß er ihr kein anderes Leben bieten konnte. Aber dieser Beruf lag nun schon seit Generationen in seiner Familie, und er hatte auch nichts anderes lernen dürfen als sein Großvater, sein Vater und sein Bruder, die alle bei einem Grubenunglück ums Leben gekommen waren. Damals war er, der jüngste von allen, noch zur Schule gegangen.
Wenn er jetzt, mit zweiunddreißig Jahren, Bilanz zog, dann mußte er sich sagen, daß er bereits die Hälfte seines Lebens in der Grube verbracht hatte.
Es war kein Leben wie im Schlaraffenland, aber er verdiente ganz gut, wenn er fleißig war. Viele seiner Kumpel hatten bereits eine Staublunge, aber das war eben das Schicksal, daran konnte man nichts ändern.
Wenn er in den Schacht hinabglitt, dann fuhr jedesmal die Gefahr mit. Er wußte nie, ob er wieder ans Tageslicht kam.
Ulf Gade straffte die Schultern. »Es wird Zeit, Hanni, sonst komme ich zu spät.«
Aus den anderen Häusern kamen jetzt Männer.
»Kannst dich wieder nicht trennen von deiner kleinen Frau«, witzelte einer, ein etwas untersetzter Mann. »Na ja, ich kann’s ja verstehen, wenn ich Sie so ansehe, Frau Gade.« Seine blauen Augen funkelten gutmütig.
»Ich komme schon, Gerhard. Ich will nur noch einen Moment die frische Luft einatmen. Das muß dann wieder reichen bis heute nachmittag.«
»Frische Luft nennst du diesen zähen Novembernebel?« Gerhard klopfte Ulf auf die Schultern. »Komm nur, sonst wird es zu spät.«
Johanna blieb noch lange stehen und schaute den Gestalten nach. Wie sehr haßte sie den Abschied, und wie sehr fürchtete sie die langen grauen Tage, wenn die Angst um ihren Mann beinahe übermächtig wurde.
Aber sie durfte sich nichts anmerken lassen. Schließlich hatte sie von Anfang an gewußt, was für einen Beruf er ausübte. Aber damals hatte sie sich noch nicht so viele Gedanken gemacht und auf die Zukunft und ihr Glück vertraut.
Seit sie aber immer wieder von Unglücken in Kohlebergwerken hörte, wuchs ihre Angst