Eine Frau schweigt aus Liebe: Fürstenkinder 29 – Adelsroman
Von Eva Trojan
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Über dieses E-Book
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.
Seit am Frühstückstisch die junge Erika von Lassen mit bleichem Gesicht stöhnend auffuhr, wußte man, daß an diesem Tag das große, freudige Ereignis stattfinden würde, auf das man erst Wochen später eingerichtet war. Aber Erika war ein zartes Persönchen, und in den letzten Monaten war ihre Gesundheit nicht die beste gewesen. Ihre Gereiztheit, ihre Appetitlosigkeit und die immer schmaler werdenden Wangen erfüllten Kurt von Lassen mit Besorgnis, ja, sogar mit Angst. Unter vier Augen sprach er mit dem alten Hausarzt, Dr. Bühler. »Ich mache mir Sorgen um meine Frau, Doktor. Vielleicht hätten wir mit einem Kind noch warten sollen.« Der alte weißhaarige Arzt, der bereits Kurt von Lassen behandelt hatte, als er noch ein Kind gewesen war, verzog etwas ironisch den Mund. »Sich jetzt darüber Sorgen zu machen, dürfte etwas zu spät sein. Aber, lieber Lassen, es wird schon werden. Ja, ich bin überzeugt, daß Ihre Frau nach der Geburt des Kindes aufblüht wie eine Blume, die von der Sonne beschienen wird.« »Sind Sie wirklich überzeugt davon, Doktor?« Kurt von Lassen hatte das Gefühl, der alte Arzt wolle nur seine eigene Besorgnis verbergen. Als Kurt von Lassen die junge aparte Erika Hermann kennenlernte, war es auf seiner Seite Liebe auf den ersten Blick gewesen, eine Liebe, die schon innerhalb von vier Wochen vor den Traualtar führte. Jeder, der die Hochzeit miterlebt hatte, schwärmte noch jetzt davon, obwohl sie Monate zurücklag. Ein bißchen blaß war die junge schöne Braut gewesen. Aber das lag wahrscheinlich an der Aufregung, dem Tumult und der inneren Bewegung, die sie in Mitleidenschaft zogen. Beim Ringwechsel brach sie in Tränen aus. »Fast wie bei einer Beerdigung!« brummte der alte Küster.
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Rezensionen für Eine Frau schweigt aus Liebe
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Buchvorschau
Eine Frau schweigt aus Liebe - Eva Trojan
Fürstenkinder
– 29 –
Eine Frau schweigt aus Liebe
Hat sie ihr Lebensglück verspielt?
Eva Trojan
Seit am Frühstückstisch die junge Erika von Lassen mit bleichem Gesicht stöhnend auffuhr, wußte man, daß an diesem Tag das große, freudige Ereignis stattfinden würde, auf das man erst Wochen später eingerichtet war.
Aber Erika war ein zartes Persönchen, und in den letzten Monaten war ihre Gesundheit nicht die beste gewesen. Ihre Gereiztheit, ihre Appetitlosigkeit und die immer schmaler werdenden Wangen erfüllten Kurt von Lassen mit Besorgnis, ja, sogar mit Angst. Unter vier Augen sprach er mit dem alten Hausarzt, Dr. Bühler.
»Ich mache mir Sorgen um meine Frau, Doktor. Vielleicht hätten wir mit einem Kind noch warten sollen.«
Der alte weißhaarige Arzt, der bereits Kurt von Lassen behandelt hatte, als er noch ein Kind gewesen war, verzog etwas ironisch den Mund.
»Sich jetzt darüber Sorgen zu machen, dürfte etwas zu spät sein. Aber, lieber Lassen, es wird schon werden. Ja, ich bin überzeugt, daß Ihre Frau nach der Geburt des Kindes aufblüht wie eine Blume, die von der Sonne beschienen wird.«
»Sind Sie wirklich überzeugt davon, Doktor?« Kurt von Lassen hatte das Gefühl, der alte Arzt wolle nur seine eigene Besorgnis verbergen.
Als Kurt von Lassen die junge aparte Erika Hermann kennenlernte, war es auf seiner Seite Liebe auf den ersten Blick gewesen, eine Liebe, die schon innerhalb von vier Wochen vor den Traualtar führte.
Jeder, der die Hochzeit miterlebt hatte, schwärmte noch jetzt davon, obwohl sie Monate zurücklag.
Ein bißchen blaß war die junge schöne Braut gewesen. Aber das lag wahrscheinlich an der Aufregung, dem Tumult und der inneren Bewegung, die sie in Mitleidenschaft zogen. Beim Ringwechsel brach sie in Tränen aus.
»Fast wie bei einer Beerdigung!« brummte der alte Küster. »Dabei ist das eine Hochzeit, und was für eine!«
Dem Gutsherrn strahlte das Glück aus den Augen, als er – seine junge Frau am Arm – die Kirche wieder verließ.
»Nun gehören wir zusammen«, flüsterte er, »bis der Tod uns scheidet, mein Liebling.«
Schon nach vier Wochen schien Kurt von Lassens Liebe gekrönt zu sein.
»Ich bekomme ein Baby!« sagte Erika. Sie wollte dabei lächeln, aber es gelang ihr nicht. Die Stimme brach ihr. »Ein Baby, Kurt!«
Es dauerte einige Sekunden, bis er sein Glück begriff. Dann nahm er sie behutsam in die Arme.
»Oh, mein Liebling, wie reich du mich beschenkst!« murmelte er ergriffen und küßte sie. Aber nicht leidenschaftlich und wild, sondern zärtlich und voller Andacht. Sie erschien ihm plötzlich wie ein kostbares Gefäß, in dem sich seine Liebe gesammelt hatte. Er würde ein Kind haben, vielleicht sogar einen Sohn. Es war kaum auszudenken.
Dankbarkeit und Freude erfüllten ihn.
Und nun endlich – wenn auch drei Wochen vor der Zeit – sollte es soweit sein.
»Herr Doktor!« rief Schwester Kristina. »Herr Doktor, o bitte, kommen Sie – schnell!«
»Mein Himmel, was gibt es?« rief Kurt von Lassen erstickt. »Lassen Sie mich zu meiner Frau, Doktor. Ich muß zu ihr!«
Der Arzt schob ihn energisch zurück.
»Unsinn, Sie müssen nur vernünftig sein und warten. Alles andere können Sie getrost Schwester Kristina und mir überlassen.«
»Aber…«, murmelte der Gutsherr schweißgebadet, aber – Erika –!«
Der Arzt achtete nicht darauf. Er eilte die Treppe empor. Kurt von Lassen hörte noch, wie sich eine Tür öffnete. Er hörte ein Stöhnen, das ihm ins Herz schnitt. Dann wurde alles wieder still. Er brach auf einem der Ledersessel zusammen und stützte den Kopf in die Hände.
Erika! dachte er, meine geliebte arme Erika. Nie wieder sollst du so leiden, nie wieder. Das verspreche dich dir. Oh, was für Egoisten sind wir Männer doch. Wir geben vor, euch zu lieben, und tun euch so etwas Entsetzliches an.
»Sie hat es bald überstanden, gnädiger Herr!« sagte Frau König, die Wirtschafterin, die sie zum Spaß manchmal Königin nannten. Ihre Stimme klang mitleidig. Das brachte ihn zu sich. Er brauchte kein Mitleid. Erika brauchte es. Erika, die so entsetzlich litt.
»Wenn es nur nicht so lange dauern würde!« murmelte er, sich zusammennehmend.
Ein Schrei ertönte. Er riß den Gutsherrn vom Sessel.
»Oh, Himmel!« rief er. »Erika –, Erika!«
Aber schon war alles wieder still. Und dann öffnete sich eine Tür. Schwester Kristina beugte sich über das Geländer.
»Herr von Lassen!«
Mit drei, vier Sprüngen war er neben ihr. Er packte ihren Arm.
»Was ist? Was gibt es?«
»Sie haben einen Sohn!« sagte sie ernst. Kein Lächeln erhellte ihr noch kindliches Gesicht. »Es ist ein kräftiges Kind; es wiegt fast zehn Pfund. Der Junge hat Ihrer armen Frau schwer zu schaffen gemacht.«
»Kann ich –, kann ich zu ihr?«
»Warten Sie noch einen kleinen Moment. Der Doktor wird es Ihnen gleich sagen.«
Einen Sohn, er hatte einen Sohn. Die Freude quoll überwältigend in ihm hoch. Er wandte sich der Wirtschafterin zu, die schwerfällig die Treppe hinaufstieg.
»Haben Sie es gehört, Königin? Einen Sohn habe ich –, nein, das heißt – wir. Ein bißchen werde ich meiner Frau ja wohl davon abgeben müssen.«
Es fehlte nicht viel, und er hätte die korpulente Frau herumgewirbelt. Sie wehrte lachend ab.
»Nicht doch, nicht doch!«
»Ich bin sehr glücklich!« sagte er tief aufatmend, und als er Doktor Bühler aus der Schlafzimmertür Erikas treten sah, eilte er auf ihn zu.
»Doktor, wie froh bin ich. Endlich ist es vorbei –, und ich habe einen Sohn!«
»Kommen Sie zu Ihrer Frau!« sagte der Arzt. Es klang gar nicht so freudig bewegt, wie das Ereignis es erfordert hätte. Langsam erlosch das frohe Leuchten in Lassens Augen. Blässe breitete sich auf seinem Antlitz aus. Er starrte den Arzt an.
»Doktor! – Doktor, was ist mit ihr? Geht es ihr nicht gut?«
»Nein!« sagte Dr. Bühler leise. »Es geht ihr nicht gut, Herr von Lassen – gar nicht gut! Und ehe Sie zu ihr gehen, möchte ich Sie bitten, sie um nichts in der Welt aufzuregen. Das müssen Sie mir versprechen.«
»So schlimm steht es – mit ihr?« Kurt von Lassen brach fast die Stimme. Eine entsetzliche Angst schnürte ihm die Kehle zu. So waren seine Besorgnisse doch begründet gewesen. Oh, Erika, Erika! Nie wieder sollt sie diese Leiden ertragen müssen, nie wieder!
Aber einen solchen Schwur brauchte er nicht mehr abzulegen. Als er an das Schmerzenslager Erikas trat, sah auch er, daß sie schon fast in einer anderen Welt weilte.
Er brach in die Knie. Er faßte nach ihrer kalten, wächsernen Hand.
»Erika, oh, Erika!«
Seine flüsternde Stimme schien sie noch einmal zurückzubringen in das Diesseits. Sie öffnete weit die Augen und sah ihn an.
»Kurt, bist du es?«
»Ja, mein geliebtes Herz! Erkennst du mich nicht? Wir haben einen kleinen Sohn, und bald –, bald bist du wieder auf der Höhe.«
»Ein Sohn!« flüsterte sie. »Ich hab’ einen Sohn. Oh, mein Gott –, einen Sohn!«
Irgend etwas bewegte sie zutiefst. Tränen rannen über ihre bleichen Wangen. Er entsann sich der Mahnung Dr. Bühlers, Erika nicht aufzuregen.
Er strich ihr die schimmernden Tropfen vom Gesicht.
»Erika!« sagte er erschüttert. »Oh, Erika, ich hab’ mit dir gelitten. Was in meiner Kraft steht, werde ich tun, damit du alles vergißt.«
»Kurt!« murmelte sie. »Du bist ein so guter Mensch! Ich danke dir für alles –, für alles!«
»Du dankst mir, in diesem Moment?« fragte er verständnislos. »Du bist die Gebende, Erika. Du hast mir einen Erben geschenkt, einen Erben für Gut Lassen. Wenn einer dankbar sein muß, dann bin ich es. Und – ich danke dir!«
Sie schloß die Augen. Die Tränen flossen stärker über ihr weißes Gesicht. Es schien als bräche sich irgendeine Flut in ihr Bahn, die sie lange zurückgehalten hatte. Aber jetzt fehlte ihr die Kraft, sie einzudämmen.
»Erika!« sagte er verzweifelt. »Ich liebe dich –, und bald ist alles wieder gut!«
»Nichts wird gut!« murmelte sie. »Ich fühle deutlich, wie das Leben aus mir herausrinnt. Und vielleicht ist das die Sühne. Man muß für jede Schuld bezahlen.«
»Wie redest du?« rief er verzweifelt. »Von welcher Schuld sprichst du, Erika?«
»Kurt!« murmelte sie erschöpft und neigte den Kopf zur Seite. »Kurt – ich bitte dich, verzeih mir! Und mein Sohn…« Sie stockte, ein schwerer Atemzug hob noch einmal ihre Brust, dann fiel ihr Kopf zurück. Entsetzen überfiel den knienden Mann. Er sprang auf und riß die Tür auf.
»Doktor –, Doktor! Schnell –, meine Frau! – Erika, sie stirbt!«
Aber sie hatte schon alles Leiden überstanden. Sie war bereits tot.
Sie ließ einen gebrochenen Mann und ein hilfloses Kind zurück.
*
Kurt von Lassen sah den Doktor mit leerem Blick an, als dieser ihm vorschlug, Schwester Kristina des kleinen Jungen wegen auf dem Gut zu behalten.
»Mir ist alles egal, Doktor!« sagte er tonlos.
»Ich kann Sie verstehen, Herr von Lassen!« Der Doktor sah ihn mitleidig an.
»Aber Sie müssen auch an Ihr Kind denken, an Ihren kleinen Sohn. Er ist das Vermächtnis Ihrer Frau.«
Kurt von Lassen schluckte. Seine Hände ballten sich zu Fäuste.
»Dieses Kind«, brachte er gepreßt hervor, »dieses Kind hat Erika gemordet. Es ist schuld daran, daß ich mein Liebstes auf der Welt verlor.«
»Aber Herr von Lassen«, rief Dr. Bühler fassungslos. »Sie können doch