Der Mann aus Amerika: Der neue Dr. Laurin 25 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
Johanna Auerbach betrachtete sich im Spiegel. Sie war blass, man sah ihr auf zehn Meter Entfernung an, dass sie schlecht geschlafen hatte. Sie wusste, was das bedeutete: Im Büro würden sie wieder lästern und lauthals Vermutungen darüber anstellen, was der Grund für ihr Aussehen sein könnte. Das ging dann so: »Hat er dich wieder mal nicht schlafen lassen? Ach, so einen Freund möchte ich auch mal haben …« Normalerweise machte sie bei solchen Lästerrunden gerne mit, sogar wenn sie selbst im Mittelpunkt stand, aber dieses Mal nicht. Dieses Mal hatte sie ganz einfach Angst, und deshalb sah sie so aus, wie sie eben aussah. Johanna arbeitete auf dem Standesamt, und sie liebte ihre Arbeit. Sie fand Urkunden aufregend, was ihre Freundinnen und Freunde nicht verstehen konnten. »Das ist doch nur Papier!«, hörte sie oft und entgegnete meistens: »Aber dahinter verbergen sich Schicksale, und die finde ich interessant.« Ihre Abteilung war die Urkundenstelle, wo alle Fäden zusammenliefen. Aber sie bearbeitete auch Suchanfragen. Erst kürzlich hatte sie einer jungen Frau geholfen, die auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern war. Zumindest die Mutter hatten sie ausfindig machen können. Sie hoffte nur, die erste Begegnung der beiden Frauen war für ihre Kundin keine Enttäuschung gewesen. Kurz entschlossen griff sie zum Make-up und versuchte, sich damit ein frischeres Aussehen zu geben. Als sie fertig war, nickte sie zufrieden. Nicht gut, aber eindeutig besser. Sie hatte im Büro gesagt, sie würde eine Stunde später als sonst üblich kommen.
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Buchvorschau
Der Mann aus Amerika - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 25 –
Der Mann aus Amerika
Böser Verdacht gegen Oscar
Viola Maybach
Johanna Auerbach betrachtete sich im Spiegel. Sie war blass, man sah ihr auf zehn Meter Entfernung an, dass sie schlecht geschlafen hatte. Sie wusste, was das bedeutete: Im Büro würden sie wieder lästern und lauthals Vermutungen darüber anstellen, was der Grund für ihr Aussehen sein könnte.
Das ging dann so: »Hat er dich wieder mal nicht schlafen lassen? Ach, so einen Freund möchte ich auch mal haben …«
Normalerweise machte sie bei solchen Lästerrunden gerne mit, sogar wenn sie selbst im Mittelpunkt stand, aber dieses Mal nicht. Dieses Mal hatte sie ganz einfach Angst, und deshalb sah sie so aus, wie sie eben aussah.
Johanna arbeitete auf dem Standesamt, und sie liebte ihre Arbeit. Sie fand Urkunden aufregend, was ihre Freundinnen und Freunde nicht verstehen konnten. »Das ist doch nur Papier!«, hörte sie oft und entgegnete meistens: »Aber dahinter verbergen sich Schicksale, und die finde ich interessant.«
Ihre Abteilung war die Urkundenstelle, wo alle Fäden zusammenliefen. Aber sie bearbeitete auch Suchanfragen. Erst kürzlich hatte sie einer jungen Frau geholfen, die auf der Suche nach ihren leiblichen Eltern war. Zumindest die Mutter hatten sie ausfindig machen können. Sie hoffte nur, die erste Begegnung der beiden Frauen war für ihre Kundin keine Enttäuschung gewesen.
Kurz entschlossen griff sie zum Make-up und versuchte, sich damit ein frischeres Aussehen zu geben. Als sie fertig war, nickte sie zufrieden. Nicht gut, aber eindeutig besser. Sie hatte im Büro gesagt, sie würde eine Stunde später als sonst üblich kommen. Den Grund hatte sie nicht verraten, es hatte aber auch niemand gefragt.
Der Grund war ihr Termin bei Dr. Laurin.
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr, stieß einen leisen Schreckensschrei aus, zog sich hastig ihre Jacke an, schüttelte ihre blonden Haare und eilte aus der Wohnung.
Es war nicht weit bis zur Kayser-Klinik, sie konnte sie bequem zu Fuß erreichen und wenn sie schnell ging, würde sie pünktlich sein. Dr. Laurin würde sich natürlich wundern, sie schon wieder zu sehen, schließlich war sie erst vor zwei Monaten bei ihm gewesen, er würde nachfragen, und sie würde ihm die Wahrheit sagen. Ihn konnte man schlecht anlügen.
Er leitete die Kayser-Klinik, arbeitete aber weiterhin als Gynäkologe und Chirurg. Sie hatte ihn einmal gefragt, wieso er sich ausgerechnet diese beiden Fachgebiete ausgesucht habe und ob ihm die Dreifachbelastung mit der Klinikleitung nicht zu viel werde. Bei seiner Antwort hatte er gelächelt. »Noch nicht, im Gegenteil, alle drei Aufgaben sind mir wichtig, und da sie so unterschiedlich sind, fordern sie auch ganz unterschiedliche Regionen meines Gehirns. So halte ich mich jung – zumindest hoffe ich das.«
Er war ein toller Arzt, und er sah verdammt gut aus. Sie wusste, dass etliche seiner Patientinnen insgeheim für ihn schwärmten, aber da waren sie bei ihm an der falschen Adresse: Er war glücklich verheiratet, mit einer ganz tollen Frau, der Kinderärztin Antonia Laurin – und zusammen hatten sie vier Kinder. So wollte Johanna es später auch gerne haben, aber bis dahin würde noch ziemlich viel Zeit vergehen, sie hatte ja bis jetzt nicht einmal einen Mann, mit dem sie gern alt werden wollte …
Dieser Gedanke brachte ihr den Grund für ihren Besuch bei Herrn Dr. Laurin in Erinnerung, woraufhin sie ihre Schritte noch einmal beschleunigte. Drei Minuten vor dem vereinbarten Termin schoss sie in Dr. Laurins Vorzimmer.
»Da sind Sie ja, Frau Auerbach«, sagte Moni Hillenberg, die Sekretärin, freundlich. »Ich hatte schon Angst, Sie kämen nicht, weil Sie doch sonst immer so früh dran sind. Sie können gleich durchgehen, der Herr Doktor erwartet Sie.«
»Danke schön«, sagte Johanna, atmete noch einmal tief durch und betrat das Sprechzimmer.
Leon Laurin saß am Schreibtisch, blickte aber sofort auf. »Guten Morgen, Frau Auerbach.« Sein Blick war prüfend, sie hatte es ja gewusst.
»Guten Morgen, Herr Doktor.«
»Sie waren erst vor zwei Monaten hier«, sagte er. »Wenn Sie so schnell wiederkommen, gibt es also offenbar ein Problem.«
»Ja«, gestand Johanna, »ich fürchte, ich bin schwanger.«
Seine Augenbrauen wanderten nach oben. »Sie fürchten?« Seine Stimme klang gedehnt.
»Ich habe mich nach längerem Hin und Her endlich von meinem Freund getrennt.« Plötzlich war Johanna froh, über das, was sie bedrückte, reden zu können. Bis jetzt hatte sie ihre Sorgen für sich behalten, nicht einmal eine ihrer Freundinnen hatte sie eingeweiht – aus einer Art von Aberglauben heraus, dass sich ihre Befürchtungen in dem Moment bestätigen würden, da sie sie aussprach. Aber jetzt musste sie darüber reden, damit Herr Dr. Laurin sie richtig verstand.
»Uns beiden war eigentlich längst klar, dass wir uns trennen müssen – wir waren ja eher Freunde als ein Liebespaar. Na ja, aber als wir es dann endlich beschlossen und auch die räumliche Trennung durchgezogen hatten, da gab es noch so eine Art … letzten Sex. Ich weiß nicht, wie ich das anders ausdrücken soll. Wir waren beide auch traurig, weil unsere gemeinsame Zeit damit zu Ende war, und so … also, so hat sich das dann ergeben. Wir waren beide ziemlich aufgewühlt, es war eine seltsame Situation, und wir haben nicht verhütet.«
»Und jetzt kommt Ihre Periode nicht.«
Johanna nickte unglücklich.
»Wie lange ist sie überfällig?«
»Drei Wochen«, sagte Johanna kleinlaut. »Ich meine, bei mir ist das ja nicht ungewöhnlich, meine Periode war immer ziemlich unregelmäßig, aber jetzt macht mich das Warten echt nervös. Ich kann kein Kind von Ben kriegen, Herr Doktor! Jetzt, wo wir endlich die Trennung geschafft haben …«
Zu ihrem Schrecken merkte sie, dass ihr die Tränen kamen. Verzweifelt versuchte sie, sie zurückzudrängen, aber ganz gelang es ihr nicht.
»Ich untersuche Sie erst einmal, und dann sehen wir weiter, einverstanden?«
Sie war froh, dass er ihre Tränen nicht zu sehen schien. In der Umkleidekabine trocknete sie hastig ihre Augen.
Er war sehr schnell mit seiner Untersuchung fertig und wartete dieses Mal nicht, bis sie wieder angezogen vor ihm saß, sondern sagte es ihr gleich: »Sie sind nicht schwanger, Frau Auerbach, ich würde sagen, Sie bekommen gerade Ihre Periode.«
Zuerst konnte sie es kaum glauben, aber er versicherte ihr noch mehrmals, dass er sich ganz gewiss nicht irrte. Noch einmal flossen Tränen bei Johanna, dieses Mal waren es Tränen der Erleichterung.
»Lassen Sie sich das eine Lehre sein, Frau Auerbach. Wenn Sie nicht schwanger werden wollen, müssen Sie verhüten – immer. Jedes einzelne Mal, auch wenn es sich um eine emotionale Ausnahmesituation handelt. Ich weiß, das sagt sich leichter, als es sich in die Tat umsetzen lässt, aber wenn Sie sich Wochen der Angst und Aufregung ersparen wollen, müssen Sie danach handeln. Oder sofort danach zu mir kommen – ich bin zwar kein Freund der sogenannten ›Pille danach‹, aber in Fällen wie diesem würde ich sie verschreiben, um Ihnen wochenlangen Stress zu ersparen. Ich weigere mich nur bei Frauen, die prinzipiell ›vergessen‹ zu verhüten, weil sie denken, es reicht, wenn sie hinterher