Ein neuer Anfang mit dir: Dr. Norden Bestseller 251 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Schwester Anja betrat fünf Minuten vor acht Uhr die Leitner-Klinik. Sie war so pünktlich, daß man die Uhren danach stellen konnte. Dr. Hans-Georg Leitner brauchte es wahrhaftig nicht zu bereuen, daß er Anja Martin eingestellt hatte, obgleich sie ihren Beruf als Krankenschwester sechs Jahre nicht ausgeübt hatte.
Innerhalb von vier Monaten hatte Schwester Anja einen Beliebtheitsgrad bei den Patientinnen der Leitner-Klinik erreicht, wie selten eine vor ihr. Daß sie eine Frau Martin war und einen siebenjährigen Sohn hatte, wußten nur wenige.
Anja war seit einem Jahr geschieden, aber von einem Eheleben mit Rainer Martin hatte sie schon drei Jahre davor nicht sprechen können. Sie verlor kein Wort darüber, aber sie war aller Illusionen beraubt worden. Sie hatte diese riesengroße Enttäuschung überwunden und war froh, daß ihr Sohn Dominik, den sie liebevoll Nikki nannte, den Vater nicht vermißte. Ganz das Gegenteil war der Fall, denn Nikki sagte öfter, daß sie allein sehr gut zurechtkämen.
Ganz allein waren sie ja nicht. Ein bißchen Glück hatte Anja schon gehabt, daß ihre Freundin Melanie Nickel eine echte Freundin war, daß sie ein Haus besaß und darin auch einen sehr gut gehenden Frisiersalon. Melanie war Nikkis Patin, und für sie war das auch eine Pflicht, die sie mit Freude erfüllte. Anja hatte eine hübsche Zweizimmerwohnung für sich und Nikki, und der Junge konnte im Geschäft sein, wenn er aus der Schule kam.
Fee Norden war Kundin bei Melanie, und durch sie war Anja zu der Stellung bei Dr. Leitner gekommen. Es war ein Glücksfall, da die Leitner-Klinik so nahe
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Buchvorschau
Ein neuer Anfang mit dir - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 251–
Ein neuer Anfang mit dir
Anja kann die Angst vergessen
Patricia Vandenberg
Schwester Anja betrat fünf Minuten vor acht Uhr die Leitner-Klinik. Sie war so pünktlich, daß man die Uhren danach stellen konnte. Dr. Hans-Georg Leitner brauchte es wahrhaftig nicht zu bereuen, daß er Anja Martin eingestellt hatte, obgleich sie ihren Beruf als Krankenschwester sechs Jahre nicht ausgeübt hatte.
Innerhalb von vier Monaten hatte Schwester Anja einen Beliebtheitsgrad bei den Patientinnen der Leitner-Klinik erreicht, wie selten eine vor ihr. Daß sie eine Frau Martin war und einen siebenjährigen Sohn hatte, wußten nur wenige.
Anja war seit einem Jahr geschieden, aber von einem Eheleben mit Rainer Martin hatte sie schon drei Jahre davor nicht sprechen können. Sie verlor kein Wort darüber, aber sie war aller Illusionen beraubt worden. Sie hatte diese riesengroße Enttäuschung überwunden und war froh, daß ihr Sohn Dominik, den sie liebevoll Nikki nannte, den Vater nicht vermißte. Ganz das Gegenteil war der Fall, denn Nikki sagte öfter, daß sie allein sehr gut zurechtkämen.
Ganz allein waren sie ja nicht. Ein bißchen Glück hatte Anja schon gehabt, daß ihre Freundin Melanie Nickel eine echte Freundin war, daß sie ein Haus besaß und darin auch einen sehr gut gehenden Frisiersalon. Melanie war Nikkis Patin, und für sie war das auch eine Pflicht, die sie mit Freude erfüllte. Anja hatte eine hübsche Zweizimmerwohnung für sich und Nikki, und der Junge konnte im Geschäft sein, wenn er aus der Schule kam.
Fee Norden war Kundin bei Melanie, und durch sie war Anja zu der Stellung bei Dr. Leitner gekommen. Es war ein Glücksfall, da die Leitner-Klinik so nahe lag, daß Anja zu Fuß dorthin gehen konnte, und sie verlor nicht noch zusätzliche Zeit mit der Herumfahrerei. Allerdings hatte sie sich an großen Kliniken auch vergeblich beworben. Dort nahm man ungern eine Mutter, die ein Kind zu versorgen hatte, wenn noch andere Bewerberinnen vorhanden waren.
Bei Dr. Leitner fand Anja nicht nur eine gute Atmosphäre vor, er hatte auch viel menschliches Verständnis, gerade weil sie für ihr Kind sorgen mußte, denn von Rainer Martin bekam sie schon lange keinen müden Euro mehr. Sie wußte nicht einmal, wo er geblieben war, sie wußte nur, daß er nach vielen kurzen Affären eine ganz heiße mit der Schauspielerin Liane Casella hatte. Ob das deren richtiger Name war, wußte sie aber nicht und hatte sich dafür auch nicht interessiert. Anja hatte einen Schlußstrich unter diesen unrühmlichen Abschnitt ihres Lebens gezogen. Sie war zur Einsicht gekommen, daß sie sich von dem attraktiven und cleveren Rainer Martin hatte täuschen lassen. Zu jener Zeit war sie für ihn interessant gewesen, denn sie hatte ein recht hübsches Vermögen von einer verwitweten Tante geerbt. Die Warnungen ihrer Eltern hatte sie in den Wind geschlagen, jung und unerfahren, wie sie gewesen war. Sie war in so soliden Verhältnissen aufgewachsen, daß sie es nicht für möglich gehalten hätte, wie verlogen Männer sein konnten, und dann besonders der, dem sie ihr Jawort gegeben hatte.
Nun hatte sie wieder zu sich selbst gefunden, und sie blickte zuversichtlich ins Leben, und sie meisterte die Gegenwart.
Wie gut sie es mit den Patientinnen verstand; bewies Frau Rappel, die als besonders schwierig galt, und die Anja nun mit einem geradezu liebevollen Lächeln empfing, als sie ihr Krankenzimmer betrat.
Carla Rappel, Anfang Vierzig und eine sehr ansehnliche Person, sollte am nächsten Tag operiert werden. Eine Totaloperation war nötig geworden, aber sie meinte, der totalen Vergreisung entgegengehen zu müssen und nur noch eine halbe Frau zu sein. Dr. Norden hatte auf sie eingeredet, bis sie dann tatsächlich in die Klinik gegangen war. Dr. Leitner redete jetzt noch mit Engelszungen, aber es sollte Anja vorbehalten bleiben, ihr den rechten Mut zu machen.
»Sie werden sehen, daß es Ihnen bedeutend bessergeht nach der Operation, Frau Rappel«, sagte sie aufmunternd.
»Und wenn nun mein Karli nach jüngeren und hübscheren Frauen Ausschau hält?« jammerte Carla Rappel.
Anja hatte Karl Rappel kennengelernt. Ein untersetzter gemütlicher Mann, schon recht phlegmatisch und gewiß nicht der Typ, der sich noch nach jungen Mädchen umdrehte.
»Ihr Mann will doch nur, daß Sie bald wieder zu Hause sind«, sagte Anja fast beschwörend. »Und Kinder wollen Sie doch wohl nicht mehr haben.« Das war das Stichwort. »Gott bewahre«, erwiderte Frau Rappel. »Ich habe doch drei, und Ulla ist schon verheiratet. Vielleicht werde ich bald Oma.«
»Und können sich an Enkeln freuen, ohne daß Sie sich mit Schmerzen herumplagen müssen.«
»Aber wenn es nun Krebs ist?« fragte Frau Rappel kleinlaut.
»Es ist kein Krebs«, sagte Anja mit großer Überzeugungskraft, »und je weniger Sie so was denken, um so schneller werden Sie genesen.«
Frau Rappel tätschelte ihre Hand. »Daß Sie keinen Mann gefunden haben, das kann ich gar nicht begreifen«, sagte sie.
»Ich hatte einen, aber es war der falsche«, erwiderte Anja. »Sie können froh sein, daß Sie Ihren Karli haben.«
Ganz still und nachdenklich blickte Carla Rappel die Jüngere an. »Und Sie denken nicht daran, es noch einmal zu versuchen?« fragte sie.
»Nein, das erspare ich mir lieber«, erwiderte Anja. Und dann mußte sie weiter, denn sie hatte sich ja lange genug bei Frau Rappel aufgehalten.
*
Dr. Leitner war im Kreißsaal. Dort sah eine junge Frau ihrer ersten Geburt entgegen. Sie hatte starke Wehen und stöhnte laut.
»Entspannen Sie sich, atmen Sie tief durch, mit den Wehen gehen und nicht dagegen an.«
Er war ein guter Arzt. Er konnte beruhigen und aufmuntern, er konnte trösten und manchmal auch streng sein, wenn es angebracht war, und auch damit hatte er oft Erfolg gehabt.
In diesem Fall war es, daß der werdende Vater fast noch aufgeregter war als seine Frau, und so sehr es Dr. Leitner sonst auch befürwortete, daß die Ehemänner bei der Entbindung dabei waren, ihn hatte er hinauskomplimentiert, und dann wurde auch die werdende Mutter ansprechbar.
»Er ist ja ein guter Kerl, der Luggi, aber er kann einen schon nervös machen, Herr Doktor«, sagte sie in einer Verschnaufpause. »Wenn die Männer Kinder kriegen müßten, würde die Menschheit bald aussterben, meine ich.«
»Womit Sie recht haben könnten«, gab Dr. Leitner lächelnd zu.
Es ging dann eigentlich doch recht gut, und eine Stunde später konnte sich auch der junge Vater an dem Anblick eines kräftigen Sohnes erfreuen.
Der Vormittag verlief recht ruhig. Gegen zwölf Uhr kam ein Anruf. Den nahm die Oberschwester Hanna entgegen. »Sie kommt jetzt schon«, sagte sie zu Dr. Leitner.
»Wer?« fragte er, weil Hannas Tonfall so abweisend klang.
»Frau Leonhard, sie hätte starke Wehen, hat das Hausmädchen gesagt.«
Dr. Leitners Stirn legte sich in Falten. »Eine Frühgeburt? Sie war schon zwei Monate nicht zur Kontrolluntersuchung.«
»Sie wird mal wieder auf Reisen gewesen sein«, sagte Schwester Hanna spöttisch.
Anja wußte nicht, um wen es ging. Sie lernte die Patientinnen meist erst dann kennen, wenn sie stationär behandelt werden mußten.
Sie erfuhr, daß es sich um Liane Leonhard, die Frau des großen Möbelfabrikanten, handelte. Der Name Liane weckte unliebsame Erinnerungen in ihr, aber sie war dann wie versteinert, als Frau Leonhard gebracht wurde. Es handelte sich um jene Liane, die sie als Liane Casella kennengelernt hatte, und von der sie behandelt worden war, als wäre sie Rainer Martins Dienstmädchen.
Liane Leonhard, in einen kostbaren Luchspelz gehüllt, hatte kein Auge für die Schwestern. »Ich leide«, stöhnte sie, »und Sie stehen herum! Wo ist Dr. Leitner? Warum ist mein Mann noch nicht hier?«
Dr. Leitner kam.
Liane Leonhard wurde in ein Einzelzimmer gebracht, aber dann gleich in den Kreißsaal, und nachdem Dr. Leitner sie untersucht hatte, ordnete er an, daß der Operationssaal bereitgehalten werden solle.
Um all dies brauchte sich Anja nicht zu kümmern. Sie wurde um zwei Uhr abgelöst, und bis dahin war Herr Leonhard noch nicht gekommen. Sie hörte Liane im höchsten Diskant schreien, aber diese Stimme kannte sie und hätte sie niemals vergessen, und während sie heimging, bewegte sie nur der Gedanke, wieso Liane mit dem Möbelfabrikanten Leonhard verheiratet war, da sie damals doch alle List und Tücken angewendet hatte, um die Scheidung zu erreichen, die Rainer ja gar nicht gewollt hatte, weil er Anja ihren Anteil gar nicht auszahlen konnte, er hatte ihr ganzes Geld schon verjubelt.
Anja mußte sich zusammennehmen, als Nikki ihr entgegengelaufen kam.
»Gropi hat geschrieben, Mami!« rief er. »Melli hat gesagt, daß der Brief von Gropi ist.«
Die Schrift