Gisi kehrt glücklich heim: Sophienlust 323 – Familienroman
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Trotz des schmerzenden Blutergusses am rechten Unterschenkel fühlte sich Franziska Brand prächtig. Seit dem Tod ihres Mannes vor mehr als einem Jahr war sie nicht mehr in einer derartigen Stimmung gewesen. Sie fand, dieses Dahingleiten war etwas Wundervolles. Und dass sie es schaffte, mit einem Schwung – dem zwar noch der letzte elegante Schliff fehlte – anhalten zu können, gab ihrem Selbstbewusstsein erheblichen Auftrieb. »Sehr schön, Franziska«, lobte der Schilehrer. »Und was ist mit der, Gisi? Kannst du es ebenso gut wie deine Mutti?« »O ja«, behauptete das kleine Mädchen zuversichtlich, saß jedoch bereits im nächsten Augenblick im Schnee. Alles lachte, und Gisela Brand lachte gutmütig mit, während sie sich aufrappelte. »Auf geht's, zum Lift«, ordnete der Schilehrer an, und seine Schäfchen folgten ihm willig, in mehr oder minder sportlicher Haltung. Vor wenigen Tagen waren sie alle noch blutige Anfänger gewesen, aber mittlerweile hatten sie gelernt, ihre Schi einigermaßen zu beherrschen. »Darf ich mit dir auf dem Lift fahren, Mutti?«, fragte Gisi. Franziska zögerte. Der Doppelschlepper hatte seine Tücken. Auch das wusste sie mittlerweile. Für ungeübte Schiläufer war es schwer, das Gleichgewicht zu halten, und wenn sie sich noch dazu in Größe und Gewicht so beträchtlich unterschieden wie sie und Gisi, liefen sie Gefahr, beim ersten scharfen Ruck des Schleppers im Schnee zu landen.
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Sophienlust (ab 351)
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Buchvorschau
Gisi kehrt glücklich heim - Elisabeth Swoboda
Sophienlust
– 323 –
Gisi kehrt glücklich heim
Warum ihr böser Onkel sie nach Sophienlust verschleppte …
Elisabeth Swoboda
Trotz des schmerzenden Blutergusses am rechten Unterschenkel fühlte sich Franziska Brand prächtig. Seit dem Tod ihres Mannes vor mehr als einem Jahr war sie nicht mehr in einer derartigen Stimmung gewesen. Sie fand, dieses Dahingleiten war etwas Wundervolles. Und dass sie es schaffte, mit einem Schwung – dem zwar noch der letzte elegante Schliff fehlte – anhalten zu können, gab ihrem Selbstbewusstsein erheblichen Auftrieb.
»Sehr schön, Franziska«, lobte der Schilehrer. »Und was ist mit der, Gisi? Kannst du es ebenso gut wie deine Mutti?«
»O ja«, behauptete das kleine Mädchen zuversichtlich, saß jedoch bereits im nächsten Augenblick im Schnee. Alles lachte, und Gisela Brand lachte gutmütig mit, während sie sich aufrappelte.
»Auf geht’s, zum Lift«, ordnete der Schilehrer an, und seine Schäfchen folgten ihm willig, in mehr oder minder sportlicher Haltung. Vor wenigen Tagen waren sie alle noch blutige Anfänger gewesen, aber mittlerweile hatten sie gelernt, ihre Schi einigermaßen zu beherrschen.
»Darf ich mit dir auf dem Lift fahren, Mutti?«, fragte Gisi.
Franziska zögerte. Der Doppelschlepper hatte seine Tücken. Auch das wusste sie mittlerweile. Für ungeübte Schiläufer war es schwer, das Gleichgewicht zu halten, und wenn sie sich noch dazu in Größe und Gewicht so beträchtlich unterschieden wie sie und Gisi, liefen sie Gefahr, beim ersten scharfen Ruck des Schleppers im Schnee zu landen. Franziska hatte diese Erfahrung schon einmal gemacht, und sie genügte ihr. Bei dieser Gelegenheit hatte sie sich den Bluterguss zugezogen, als der harte Liftbügel gegen ihren Unterschenkel geprallt war.
»Komm, junge Dame, du fährst mit mir«, forderte da der Schilehrer das kleine Mädchen auf.
Franziska atmete erleichtert auf. Bei aller Liebe zu ihrer kleinen Tochter – solange sie sich auf den Schiern nicht sicher fühlte, wollte sie keine gemeinsame Liftfahrt mit Gisi riskieren.
Noch ein anderer atmete auf. Geschickt reihte sich Ernst Gebhard neben Franziska ein. Er achtete nicht darauf, dass sich die anderen Schikursteilnehmer einander vielsagend zuzwinkerten.
Hauptsache, sie machten ihm Platz und verdrängten ihn nicht von Franziskas Seite. Er hatte an der jungen Frau auf Anhieb Gefallen gefunden, und nachdem er erfahren hatte, dass sie verwitwet war, hatte er keinen Grund gesehen, warum er sich ihr nicht nähern sollte. Zwar hatte er nicht vorgehabt diesen Urlaub zu einer Suche nach einer Partnerin zu benutzen, aber er hatte unwillkürlich die Augen offengehalten – bis ihm Franziska begegnet war.
Am ersten Tag waren die Teilnehmer des Schikurses einander noch fremd gewesen, doch Karl, der Schilehrer, hatte es verstanden, die Stimmung rasch zu lockern. Es war Bedingung, dass alle einander duzten und beim Vornamen nannten. So war das Eis bald gebrochen gewesen, die ersten Gespräche waren zustande gekommen. Im weiteren Verlauf des Schikurses war die Zurückhaltung der einzelnen Teilnehmer dann immer geringer geworden. Man konnte eben schwer die Würde bewahren, wenn man immer wieder hinfiel und nur unter allerlei Verrenkungen oder gar mit Hilfe seiner Leidensgefährten wieder auf die Beine kam.
Am dritten Tag des Schikurses hatte jeder über die Familienverhältnisse der anderen so ziemlich Bescheid gewusst. Karinas Ehemann fand Schifahren uninteressant, er ging lieber spazieren. Edith hatte vor Jahren, noch in ihrer Schulzeit, an einem Schikurs teilgenommen, seither aber nie Gelegenheit zu einem Winterurlaub gehabt und deshalb alles verlernt. Dieters Frau war eine ausgezeichnete Schiläuferin, und er hatte sich nach jahrelangem Zaudern entschlossen, es auch einmal zu versuchen. Mit einem holländischen Ehepaar war die Verständigung etwas schwierig, denn die beiden sprachen kaum Deutsch. Trotzdem hatte man herausbekommen, dass die beiden drei erwachsene Söhne hatten, die den Eltern so lange zugesetzt hatten, bis sie sich zu dem Schikurs aufgerafft hatten. Peter, ein vierzehnjähriger Sohn, war von allen der ehrgeizigste. Er wollte überall der Erste sein und gab mit seinen frisch erworbenen Fähigkeiten gern an. Die übrigen Teilnehmer duldeten dies mit einem ähnlich nachsichtigen Lächeln, wie sie es auch für die Bemühungen von Ernst um Franziska übrig hatten.
Ernst hatte also jetzt ohne Schwierigkeiten den Platz neben Franziska erobert. Die Schultern der beiden berührten sich, beide hielten krampfhaft die Mittelstange umklammert, während sie die nur mäßig steile Liftspur hinaufgezogen wurden.
Ernst räusperte sich. Er wusste nicht so recht, wie er das, was ihm auf dem Herzen lag, in Worte fassen sollte. Er kannte Franziska erst seit fünf Tagen, aber diese fünf Tage erschienen ihm wie eine halbe Ewigkeit. Gestern Nachmittag noch war er fest entschlossen, die Bekanntschaft mit der jungen Frau auch nach dem Urlaub fortzusetzen, doch der Abend hatte ihn dann verunsichert, Franziska war eine hübsche Frau, zart gebaut, mit einem klaren Teint, großen blauen Augen und dunkelblonden Haaren. Obwohl Ernst nur mittelgroß war, war Franziska ein Stückchen kleiner als er, was – zusammen mit ihrer Zierlichkeit – seinen Beschützerinstinkt geweckt hatte. Ihre freundliche Haltung hatte ihm den Eindruck vermittelt, dass auch er ihr sympathisch sei und dass sie gegen eine Fortsetzung der aufkeimenden Freundschaft nichts einzuwenden habe.
Jetzt war er dessen jedoch nicht mehr so sicher. Er litt zwar nicht unter Minderwertigkeitsgefühlen, aber der Mann, den er am vergangenen Abend an Franziskas Seite gesehen hatte …
»Du bist heute so schweigsam, Ernst. Bist du schläfrig? Du hast gestern wohl zu lange gefeiert?« Mit diesen Worten riss Franziska den Mann neben sich aus seinen Gedanken. Sie hatte in dem neckenden Tonfall gesprochen, der sich in der kleinen Gruppe eingebürgert hatte. Alles war spaßig. Man war im Urlaub, genoss die Unbeschwertheit – ernste Worte waren geradezu verpönt.
Deshalb war Franziska auch etwas überrascht, als Ernst ruhig entgegnete: »Nein, ich bin nicht schläfrig. Ich bin gestern zeitig zu Bett gegangen. Zuvor war ich kurz in der ›Goldenen Tulpe‹, in der Bar.«
»Du warst in der Bar? Ich war ebenfalls dort!«
»Ja, das ist mir nicht entgangen.« In Ernsts Stimme lag der leise Hauch eines Vorwurfs.
»Du hast mich also gesehen? Warum hast du mich nicht begrüßt? Wir hätten miteinander tanzen können«, sagte Franziska ein wenig unsicher.
»Hm – ich war sehr im Zweifel, ob ich dir als Tanzpartner willkommen sein würde. Ich – hm – ich gebe zu, ich habe dich eine Weile beobachtet. Der Mann, mit dem du getanzt hast, erschien mir so super, dass ich es nicht wagte, dich mit einer Aufforderung zu belästigen.«
»Oh!« Franziska machte eine ungeschickte Bewegung und lag im nächsten Augenblick im Schnee, wobei sie halb auf Ernst zu liegen kam. Um die Nachkommenden nicht zu behindern, krabbelte Franziska, so schnell es ihr möglich war, zur Seite. Ernst folgte ihr. Mit gegenseitiger Hilfe richteten sich beide wieder auf.
»Haha, ihr seid aus dem Lift gefallen!«, krähte Gisi, die eben vorüberglitt.
»War das Absicht? Wollt ihr euch von uns absondern?«, riefen Edith und Karina, die als nächste vorbeikamen, den beiden Gestrandeten zu.
»Machen wir, dass wir von hier wegkommen«, sagte Ernst zu Franziska. »Am besten, wir fahren hinunter zur Liftstation und dann noch einmal nach oben. Irgendwie werden wir schon auf den Rest der Gruppe stoßen.«
Franziska nickte. Sie ließ Ernst voranfahren und folgte ihm vorsichtig. Da der Hang nur mäßig steil, dafür aber sehr breit war, gelangten sie beide ohne Zwischenfall zur Liftstation.
»Na, sind wir nicht Spitze!«, fragte Ernst seine Begleiterin lachend. »Sturzfrei bis ins Ziel!«
»Na ja, aber das vorhin war weniger Spitze«, seufzte Franziska. »Es war meine Schuld, dass wir aus dem Lift gefallen sind. Entschuldige.«
»Nicht der Rede wert«, wehrte Ernst ab.
Bei der Talstation des Schilifts hatte sich eine Schlange gebildet. Ernst und Franziska mussten warten. Franziska sah sich um, merkte, dass niemand, den sie kannte, sich in ihrer Nähe aufhielt, und sagte leise zu Ernst: »Der Supermann, mit dem ich gestern getanzt habe, war mein Schwager, der Bruder meines verstorbenen Mannes.«
»Aha! Und wo war deine Schwägerin?« Ernst hatte diese Frage kaum ausgesprochen, als er sich auch schon über sich selbst ärgerte. Er hatte kein Recht, Franziska, die er knapp fünf Tage kannte, ins Kreuzverhör zu nehmen, wie er genauso wenig das Recht hatte, eifersüchtig zu sein.
»Schwägerin gibt es keine«, erwiderte Franziska ernsthaft. »Gregor ist unverheiratet, obwohl er schon sechsunddreißig ist. Er ist …« Sie brach mit einem tiefen Seufzer ab, offenbar unfähig, ihre Gefühle für ihren Schwager in Worte zu kleiden.
Ernsts Neugier wurde durch Franziskas plötzliches Schweigen erst recht geweckt. »Du scheinst dich gut mit ihm zu verstehen«, tastete er sich vor.
»Ich? O Nein! Im Gegenteil!«, rief Franziska lauter, als beabsichtigt, aus. Sie zuckte zusammen, sah sich vorsichtig um und fuhr dann leise fort: »Gregor ist ein Ekel, der alles daransetzt, mir das Leben so schwer wie möglich zu machen.«
Ernst war zu verblüfft, um etwas zu sagen. Erst nach einer Weile begann er etwas töricht: »Aber gestern