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Erich Landauer: Barfuß durch Innsbruck
Erich Landauer: Barfuß durch Innsbruck
Erich Landauer: Barfuß durch Innsbruck
eBook247 Seiten2 Stunden

Erich Landauer: Barfuß durch Innsbruck

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Über dieses E-Book

Eine Reise in die Vergangenheit Innsbrucks - lebendig in persönlichen Erinnerungen!

Erich Landauer ist 1935 in Innsbruck geboren und in Dreiheiligen aufgewachsen. Seine ganz persönlichen Erinnerungen an die damals vorherrschende katastrophale Versorgungslage, den permanenten Hunger, die beengten Wohnverhältnisse, die Bombenangriffe auf Innsbruck und die Evakuierung ins Außerfern machen nachdenklich – auch weil diese dunkle Zeit erst wenige Jahrzehnte zurückliegt. Doch in Erich Landauers Erinnerungen überwiegen nicht Not und Düsternis, er hat seine Kindheit als eine wunderschöne Zeit in Erinnerung. In der noch "Gieze gespeckt", "tanieselt", "getschonggelet" und "Tozen gehackt" worden ist. Und wo die Kinder wie selbstverständlich in kurzen Hosen und barfuß durch Innsbruck gelaufen sind.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum18. Feb. 2020
ISBN9783703065156
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    Buchvorschau

    Erich Landauer - Gernot Zimmermann

    ERINNERUNGEN AN INNSBRUCK

    Band 12:

    Gernot Zimmermann

    Erich Landauer: Barfuß durch Innsbruck

    Inhaltsverzeichnis

    Cover

    Titel

    Vorwort von Erich Landauer

    Vorwort von Gernot Zimmermann

    Erich Landauer: Barfuß durch Innsbruck

    Erste Erinnerungen

    Wirtschaftlich geht’s bergab

    Mit Hunger ins Bett, mit Hunger aufgestanden

    Erinnerungen an Weihnachten

    Barfuß durch Innsbruck

    Die Zeit während des Krieges

    Evakuiert nach Nesselwängle

    Ziegenhüter im Außerfern

    Das Ende des Krieges

    Wieder daheim in Innsbruck

    Zum „Aufpäppeln" in die Schweiz

    Wieder in Armut und Not

    Wunderbare CARE-Pakete

    Tanieseln und Tschonggelen

    Leidenschaft Sport – ein Leben lang

    Abenteuerspielplatz Sillkanal

    Der Vater kommt zurück

    Lehrjahre sind keine Herrenjahre

    Auf Lokaltour durch Innsbruck

    Vom Teen zum Twen

    Wechsel zur Bahn

    Der erwachsene Erich

    Über Erich Landauer

    Dank

    Gernot Zimmermann

    Zum Autor

    Impressum

    E-Books der Reihe „Erinnerungen an Innsbruck"

    Wir widmen dieses Buch unseren Lieben und wir widmen es Innsbruck, der schönsten Stadt der Welt.

    Vorwort von Erich Landauer

    Der Lieblingsspruch meines Freundes Ernst Knapp lautet: „Das Leben ist schön!"

    Ist es das?

    Harte Zeiten, Entbehrungen, Aufschwung, Erfolge, Niederlagen, gute Zeit, Turbulenzen, ruhige und schöne Jahre – das Alter zwickt.

    Ja, das Leben ist schön!

    Innsbruck, im Mai 2019

    (Foto: Andreas Friedle)

    Vorwort von Gernot Zimmermann

    Dass ich die Lebenserinnerungen von Erich Landauer aufschreiben durfte, ist mir eine besonders freudvolle Aufgabe gewesen. Gleich vorweg, das oft mühsame Aufbauen eines Vertrauensverhältnisses konnten wir bei unseren vielen Gesprächen überspringen, Erich Landauer ist mein Schwager und wir kennen uns mittlerweile seit vielen Jahren.

    Was mich in den Gesprächen mit meinem Schwager am meisten betroffen gemacht hat, war die katastrophale Versorgungslage der Innsbrucker Bevölkerung in den späten 1930er- und den 1940er-Jahren. Als Kind hat Erich Landauer eigentlich immer Hunger gehabt, er ist nie so richtig satt geworden. Und das, obwohl sein Vater als Molkerei-Mitarbeiter und später als Lagerleiter immer beschäftigt und zu keiner Zeit arbeitslos war. Aber das Einkommen hat nicht ausgereicht, die siebenköpfige Familie zu ernähren. Interessanterweise kann sich Landauer aber nicht erinnern, dass er unter dem ständigen Hunger besonders gelitten hätte. „Da es allen meinen Freunden gleich gegangen ist, war das normal für uns. Wenn der Hunger zu groß geworden ist, dann haben wir halt Wasser getrunken", sagt er heute über diese Zeit und in diesen Worten schwingt nicht einmal ein Hauch von Bitterkeit mit. Das war halt damals so.

    Als Innsbrucker Stadtkind hat Erich Landauer natürlich auch die Zeit der Bombenangriffe erlebt, beim ersten dieser Bombardements war er noch keine neun Jahre alt. Die Familie Landauer war besonders gefährdet, denn ihre Wohnung in der Kapuzinergasse lag nur einen Steinwurf vom Eisenbahn-Viadukt entfernt. Und die Bahnlinie war ein bevorzugtes Ziel der Luftangriffe. Und so hat der kleine Erich viele Stunden in stickigen Luftschutzkellern verbracht, bis die Familie dann aus Sicherheitsgründen evakuiert worden ist. So wie tausende andere Familien auch. Also verbrachte Erich mit seiner Mutter und seinen Geschwistern ab Anfang 1944 fast zwei Jahre seiner Kindheit im Außerfern, der Vater war zu dieser Zeit längst im Feld.

    Nach dem Krieg war die Versorgungslage in Innsbruck noch schlechter als in den schlimmsten Zeiten der Wirtschaftskrise und im Herbst 1945 wurde Erich Landauer in die Schweiz geschickt, um dort „aufgepäppelt zu werden. Diese Zeit hat er sehr positiv in Erinnerung und auch über die Jahre danach spricht er gern. Denn spätestens in den 1950er-Jahren ist es, nicht nur wirtschaftlich, überall im Land aufwärtsgegangen und Erich Landauer vermittelt uns einen guten Einblick in diese so oft gepriesene „gute, alte Zeit.

    Wie man dem Vorwort von Erich Landauer entnehmen kann, ist er nicht unbedingt ein Freund vieler und großer Worte, um das einmal so zu formulieren. Und so war das auch in unseren Gesprächen, auf einen Redeschwall von Erich Landauer wird man vergeblich warten. Also habe ich ihn schlicht und ergreifend stundenlang interviewt und ihm dabei unzählige Fragen gestellt. Zugutegekommen ist mir dabei meine 20-jährige Erfahrung als Journalist, denn bei meinen vielen Interviews, etwa für das Tiroler Nachrichtenmagazin ECHO, habe ich oft mit Gesprächspartnern zu tun gehabt, die nicht viel von sich preisgeben wollten. Da musste ich dann halt durch entsprechende Fragen versuchen, so viel wie möglich aus ihnen „herauszukitzeln". Eine Technik, die sich erlernen lässt.

    Das war bei Erich Landauer natürlich ganz anders, aus ihm musste ich gar nichts „herauskitzeln", denn er war zu jeder Zeit bereit, mir Einblicke in seine Erinnerungen zu gewähren. Und er hat mich nicht nur einmal ganz tief in sich hineinschauen lassen.

    Das vorliegende Buch besteht einerseits aus den Erzählungen und Erinnerungen von Erich Landauer, zum anderen werden auch einige Zeitungsmeldungen mit hineingenommen, die ein Bild der damaligen Zeit vermitteln sollen. Auch Historiker und Zeitzeugen kommen zu Wort, die sich mit den oft sehr harten Bedingungen beschäftigt haben, denen die Tiroler bzw. die Innsbrucker Bevölkerung in den 1930er- bis in die 1950er-Jahre hinein ausgesetzt waren. An dieser Stelle geht ein besonderer Dank an den Innsbrucker Zeitgeschichte-Professor Dr. Horst Schreiber, aus dessen Schriften ich besonders ausführlich zitieren durfte.

    Zum Schluss noch eine Anmerkung über den „jetzigen" Erich Landauer. Der hat eben seinen 84. Geburtstag gefeiert und er zeigt sich in einer ebenso außergewöhnlichen wie beneidenswert guten körperlichen Verfassung. Jetzt könnte ich als Beleg dafür ein paar Zahlen aus dem Jahr 2018 anführen, z. B. 180.000 Höhenmeter mit dem Fahrrad und zu Fuß, dazu noch 48.000 Höhenmeter mit den Touren-Skiern. Alles nahezu unglaubliche Zahlen für einen über 80-jährigen Mann. Zu seinem 75. Geburtstag habe ich mir den Spaß erlaubt, ihm zu Ehren ein gefaktes ECHO-Cover anzufertigen. Das ist jetzt auch schon wieder beinahe zehn Jahre her …

    (Foto: Ilse Zimmermann)

    Erich ist konditionell wirklich ein Wunder! Aber eine kleine Anekdote zeigt meiner Meinung nach noch viel besser, aus welchem Holz Erich Landauer geschnitzt ist: Gemeinsam mit meiner Frau betrat ich vor einigen Wochen die Ordination unseres Hausarztes in Lans. Dort trafen wir zufällig auf unseren Schwager. „Was ist los, Erich? – „Ich bin heut echt nicht gut beinander, mir geht’s richtig übel, vielleicht findet ja der Franz etwas, meinte er mit leidvoller Miene. Wir fragten ihn, ob er mit dem Bus oder mit dem Rad gekommen sei, da antwortete Erich wie selbstverständlich: „Zu Fuß natürlich, man braucht ja nur über den Paschberg gehen. Aha, „nur über den Paschberg also, auf völlig vereisten Waldwegen und von Mühlau aus. Weil er sich nicht gut fühlt und „echt schlecht beinander" ist. Mehr ist über die körperliche Konstitution von Erich Landauer nicht hinzuzufügen.

    Und jetzt wünsche ich – wünschen wir – gute Unterhaltung bei einer kleinen Rückschau auf das Tirol der Vor- und der Nachkriegszeit und darauf, wie es war, zu jener Zeit in Innsbruck aufzuwachsen.

    Innsbruck, im Mai 2019

    Erich Landauer:

    Barfuß durch Innsbruck

    Erste Erinnerungen

    Erich Landauer wurde am 23. März 1935 in Innsbruck geboren, das war an einem Samstag. Wie sich heute spielend leicht nachlesen lässt, hat es an diesem Tag in Innsbruck plus 7 Grad gehabt, am Hafelekar hat man für 7 Uhr 30 früh minus 2,2 Grad erwartet, bei Windstille und guter Fernsicht. Das ist den „Innsbrucker Nachrichten zu entnehmen, im Internet finden sich auf der Seite der Österreichischen Nationalbibliothek (anno.onb.ac.at) neben zahlreichen anderen Medien, auch sämtliche Ausgaben dieser Tageszeitung. Ein echter Schatz. So lässt sich auf dieser hochinteressanten Website auch der „Allgemeine Tiroler Anzeiger digital durchblättern, ebenfalls die Ausgabe vom 23. März 1935, dem Geburtstag von Erich Landauer. Dort findet sich in der Rubrik „Wetter ein wunderbarer Druckfehler, der heute noch – mehr als 80 Jahre später – schmunzeln lässt: Die Bergwetter-Daten decken sich auf das Zehntelgrad genau mit jenen aus den „Innsbrucker Nachrichten, allerdings mit einer kleinen Ausnahme: Für das Hafelekar meldet der „Allgemeine Tiroler Anzeiger" nämlich Windstille, gute Fernsicht und eine Mittagstemperatur von plus 40 Grad. Na, das wäre was gewesen …

    In den „Innsbrucker Nachrichten" ist ein Gedicht eines Hasso von Wallpach abgedruckt und wenn es so etwas wie Schicksal gibt, dann sind diese drei Strophen wie ein Omen für das Leben von Erich Landauer zu deuten. Denn das Gedicht beschreibt eine Leidenschaft, der Erich bis heute verfallen ist:

    Abfahrt vom Morgenkogel

    Weiter Blick auf ferne Gipfel

    Auf des Olperers Firnenglanz.

    Unter uns der Zirben Wipfel

    Und des Windes Schattentanz.

    Uns’re schmalen Schier schießen

    Staubend durch den Pulverschnee

    Und um uns ist wie ein Fließen

    Lichterfüllter Wald und Höh’.

    Und so weit wird Herz und Seele

    Sonne bräunt uns Stirn und Brust

    Und aus unsrer jungen Kehle

    Steigt ein Lied aus Freud und Lust.

    Vielleicht werfen wir noch einen schnellen Blick darauf, was der Geburtstag von Erich so an Unterhaltung geboten hat: In den Innsbrucker Kammerlichtspielen wurde „Tarzan und sein Kamerad, ein Dschungeldrama mit Johnny Weißmüller, geboten und wer sich mehr von der heiteren Muse angesprochen fühlte, für den wurde im Zentral-Ton-Kino in der Maria-Theresien-Straße das Schlagerlustspiel „Der Himmel auf Erden aufgeführt. Und auch für die Sportbegeisterten war etwas dabei, nämlich der „Derby-Kracher im Fußball, FC Wacker Innsbruck gegen FC Hall in Hall, der für den folgenden Tag angekündigt wurde. Wörtlich heißt es: „Die Spieler treffen sich am Samstag, den 24. März um halb 1 Uhr mittags bei der Innbrücke, zur gemeinsamen Abfahrt per Omnibus nach Hall. Und noch etwas – die „Illustrierte Kronenzeitung berichtet über ein kräftiges Erdbeben, das sich am 19. März um 6 Uhr 20 in Oberperfuss ereignet hat. Die Bevölkerung wird gebeten, per Postkarte die Auswirkungen des Erdbebens zu beschreiben, zu richten sind diese Karten portofrei an die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien 19, Hohe Warte 38. An dieser Adresse residiert die ZAMG übrigens heute noch. Den Lesern der „Innsbrucker Nachrichten wird dann noch ein kleines Witzchen geboten und das zeigt, dass durch die Zeitungen von 1935 durchaus auch einmal der Hauch eines frivolen Lüftchens wehen durfte:

    „Mein Mann steht jeden Morgen zeitlich auf, wenn die Radio-Gymnastik beginnt. „So, Ihr Mann betreibt Gymnastik? „Nein, er nicht, aber das junge Mädchen gegenüber."

    Dieser heute harmlos anmutende Gag war für die damalige Zeit wahrscheinlich gar nicht so ohne … Die Tiroler und österreichischen Zeitungen geben für diesen 23. März 1935 noch einiges mehr her, doch dazu etwas später.

    Am Geburtstag von Erich Landauer hat Innsbruck noch keine 80.000 Einwohner gehabt und ganze Stadtteile, die wir heute kennen, waren damals noch nicht einmal angedacht. Auf dem Stadtplan von 1935 endet etwa die Reichenauer Straße an der Kreuzung zur Kravoglstraße im Nirgendwo, ebenso die Pradler Gumppstraße. Der Stadtteil Saggen hingegen hat sich nicht groß verändert, sogar die Straßennamen sind heute noch die gleichen und auch in Dreiheiligen schaut es heute noch weitgehend so aus wie vor über 80 Jahren. Das gilt vor allem auch für die Kapuzinergasse östlich des Viadukt-Bogens. Und am Ende der Kapuzinergasse, unmittelbar nach der Kreuzung mit der Zeughausgasse, stand auf der rechten Seite, genau auf Nummer 34, das Elternhaus von Erich Landauer. Und da steht es heute noch.

    Erich Landauers Elternhaus hat sich in all den Jahren kaum verändert. (Foto: Ilse Zimmermann)

    Im Parterre hat die Familie eine kleine Wohnung gehabt. „Das Haus steht eigentlich genau so da wie in meiner Kindheit, es ist nie um- oder ausgebaut worden, sagt Erich Landauer. Nur sei damals rückseitig eine Holzveranda vorhanden gewesen. „Da hat einer der Mieter Hasen gezüchtet, das war natürlich sehr interessant für uns Kinder. Auch die Schlachtung der Tiere. Die Hasen wurden kurzerhand an der Stalltür aufgehängt und ausgeweidet. Und auch wenn es grausig war, zugeschaut haben wir trotzdem.

    Erich war das zweite Kind von Andreas und Katharina Landauer, eineinhalb Jahre zuvor wurde sein Bruder Andreas geboren. Dann ist bald einmal Schwester Käthe zur Welt gekommen, vier Jahre danach Bruder Adolf und nach dem Krieg komplettierte Nesthäkchen Ingrid die siebenköpfige Familie. Hätte es das Schicksal anders gewollt, dann wären sie zu acht gewesen, aber Bruder Siegfried hat das Kindsbett nicht überlebt …

    So ist zwar innerhalb weniger Jahre die Familie Landauer immer größer geworden, die Wohnung in der Kapuzinergasse ist aber natürlich nicht mitgewachsen.

    So hat das Elternhaus (rechts) vor ca. 60 Jahren ausgesehen.

    (Foto: Stadtarchiv-Stadtmuseum Innsbruck)

    Diese beengten Wohnverhältnisse kann man sich heutzutage kaum mehr vorstellen, Erich beschreibt die elterliche Wohnung so: „Wir haben eine Küche gehabt, ein Zimmer und

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