Im Russlandkrieg von 1940–1945: Mein Tagebuch als Funker des Kradschützen-Bataillons 3
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Das E-Book Im Russlandkrieg von 1940–1945 wird angeboten von Verlag Rockstuhl und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Beresina, Bobruisk, Ssejn, Krefeld, Krolewec, Roslawl, Nishneje, Starodub, Ukraine, Pobolowo, Mironowka, Schtschara, Lochwitza, Baturin, Ksensowka, Kardschütze, Radzyn, Brest, Eberswalde, 2. Weltkrieg, Rogatschew, Lubny, Woronesh, Topol, Kiew
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Rezensionen für Im Russlandkrieg von 1940–1945
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Buchvorschau
Im Russlandkrieg von 1940–1945 - Wilhelm Heinrichs
Wilhelm Heinrichs
5 Jahre und 25 Tage
meines Lebens
Impressum
Umschlaggestaltung: Sven Haas, Mainz
Titelbilder: Wilhelm Heinrichs, Krefeld
1. Auflage 2014
ISBN 978 - 3-86777 - 691-2 gedruckte Ausgabe
ISBN 978 - 3-86777 - 733-9,
E-Book
[ePUb]
Repro, Satz und Layout: Sven Haas, Mainz
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Inhaber: Harald Rockstuhl
Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V.
Lange Brüdergasse 12 in D-99947 Bad Langensalza/Thüringen
Telefon: 03603/81 22 46 Telefax: 03603/81 22 47
www.verlag-rockstuhl.de
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Der Verlauf des Krieges
Einleitende Bilddokumente
1941
1942
1943
1944
1945
Dokumente
Nachwort
VORWORT
Liebe Leserinnen und Leser,
„5 Jahre und 25 Tage meines Lebens"; so hat mein Großvater sein Kriegstagebuch genannt, welches ich mir vor etwa 2 Jahren von meiner Mutter zum Anschauen nahm. Als ich sah, was er an Dokumenten und detailliertem Text über seine Zeit als Funker im 2. Weltkrieg zusammengetragen hatte, war ich beeindruckt. Annähernd jeden Tag in den über 5 Jahren hat er, teilweise sehr ausführlich, dokumentiert. Ich begann zu lesen und mir wurde schnell klar, dass man dies der Nachwelt erhalten sollte. Im Zuge meiner nebenberuflichen Fortbildung zum staatlich geprüften Medientechniker keimte in mir gleich der Gedanke, dieses Buch als Abschlussprojekt zu bearbeiten und es in Buchform zu publizieren.
Mein Großvater starb 1989 im Alter von 69 Jahren an einer Leberzirrhose – was möglicherweise eine späte Folge der Jahre im Krieg war. Ich war damals erst 9 Jahre alt und kann mich nur teilweise an meinen Großvater erinnern. Ich bedauere es sehr, dass ich heute nicht mehr die Möglichkeit habe, mit ihm über seine Zeit während des Krieges zu sprechen, und ihn persönlich zu manchen Dingen zu befragen. Ob er mir bereitwillig Auskunft gegeben hätte, ist allerdings fragwürdig. Wenn man bedenkt, welch ein psychisches Trauma diese Kriegsgeneration davongetragen haben muss durch die Erlebnisse solch grausamer Dinge in so jungen Lebensjahren, ist es fast unglaublich, dass sie danach ein unbelastetes Leben führen konnte.
Über das letzte Jahr in russischer Gefangenschaft schreibt mein Großvater nur wenig. Dies ist darauf zurück zu führen, dass er seine letzten Tagebuchaufzeichnungen in der Gefangenschaft vernichtet hat, diese aber später – so gut es ihm möglich war – zu Hause rekapituliert hat. Es lässt sich nur erahnen, was er während dieser Zeit erlebt haben muss, da er sich beim Schreiben darüber recht bedeckt äußert.
Das gesamte Kriegstagebuch hat er ein Jahr nach seiner Gefangenschaft in Russland noch einmal komplett abgeschrieben und mit allen Dokumenten in chronologischer Reihenfolge versehen. Ich habe den Aufbau des Buches eng am Originaldokument orientiert. Text, Fotos und Dokumente sind annähernd genau in der Reihenfolge angeordnet, in der er sie damals abgeheftet hat. Auch die Bildunterschriften sind genau so, wie sie auf der Rückseite der Originalfotos stehen. Einige Fotos weisen keinerlei schriftliche Hinweise auf.
Manche Begriffe und Übersetzungen russischer Wörter habe ich in eckigen Klammern [] im Text ergänzt. Aus satztechnischen Gründen wurden einige Dokumente manchmal erst etwas weiter hinten platziert, als von meinem Großvater angeordnet.
Ganz herzlich möchte ich mich bei meinem Verleger Herrn Harald Rockstuhl bedanken, der ohne Zögern zusagte, dieses Tagebuch zu publizieren. Ein ebenso großer Dank geht an meine Mutter Margot Haas, ohne die die Arbeit an dem Tagebuch in dieser Form sicherlich nicht so gut möglich gewesen wäre.
Sven Haas (April 2014)
Original Tagebücher
Der Verlauf des Krieges
Seit dem ersten September 1939 ist Krieg. Polen wurde in 18 Tagen besiegt. Am 9. April 1940 begann die Besetzung von Dänemark und Norwegen. Am 10. Mai folgte der Einmarsch in Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich. Nach 6 Wochen war auch dieser Feldzug beendet. Bis Ende 1940 wurde der Luft- und Seekrieg gegen England geführt, während Italien im Mittelmeerraum gegen Engländer in Nordafrika und gegen Griechenland kämpfte. Zu Beginn des Jahres 1941 kommt Italien in schwere Bedrängnis. Niederlagen in Nordafrika folgt der Rückzug aus Griechenland und schwere Kämpfe in Albanien. Anfang April begann der Balkanfeldzug gegen Jugoslawien und Griechenland. In Nordafrika griffen deutsche Truppen die Engländer an. Am 20. Mai folgte die Invasion Kretas. Der Seekrieg wurde verstärkt geführt. Dann kam der 22. Juni 1941; der Beginn des Kampfes gegen Russland.
Am 9. Oktober 1940 werde ich zur Wehrmacht einberufen. Im Sammeltransport geht es zunächst nach Eberswalde. Von dort werden wir nach Aufteilung weitergeleitet nach Biesenthal (in der Mark) zur Nachrichten-Ersatz-Kompanie 83. Hier erfolgt unsere Rekruten-Ausbildung. Nach einigen Wochen werden wir in ein Barackenlager nach Lamke bei Bernau verlegt.
Nach der Ausbildung geht es im Dezember zum Schützen-Regiment 3 nach Eberswalde. Hier werde ich weiter zum Funker ausgebildet. Am 12. Januar 1941 fahren wir geschlossen mit unserer Gruppe zur Besichtigung nach Berlin. Im März folgt die Abkommandierung zum Kradschützen-Bataillon 3 nach Bad Freienwalde an der Oder. Wir erfahren hier eine besonders strenge Ausbildung mit vielen Geländeübungen. Am 5. Juni tauschen wir unsere Anschrift mit der Feldpost Nr. 01405.
Am Tage der Vereidigung - Bliesenthal (18. Oktober 1940)
Ankunft in Eberswalde (4. Oktober 1940)
Marktplatz in Bliesenthal (November 1940)
Barackenlager in Lanke (November 1940)
Straße Lanke-Bernau (November 1940)
Bliesenthal (Oktober 1940)
Als Rekrut in Bliesenthal (Oktober 1940)
Tag der Vereidigung Bliesenthal (18.Oktober 1940)
Leutnant Menzel
von links: Leutnant Menzel, Oberleutnant Dürr, Leutnant Renesch
von links: Leutnant Renesch, Oberleutnant Dürr, Hauptfeldwebel Hoffmann, Feldwebel Manitz
Unteroffizier Ewald
Feldwebel Lange, Unteroffizier Ewald, Unteroffizier Soffke
Kaserne in Eberswalde (Dezember 1940)
Eberswalde im Dezember 1940
Eberswalde im Dezember 1940
Eberswalde im Dezember 1940
Eberswalde im Dezember 1940
Eberswalde Bismarcktreppe
Eberswalde im Dezember 1940
Eberswalde im Dezember 1940
Eberswalde im Januar 1941
Übungsgelände Eichwerder (Januar 1941)
Eberswalde im Januar 1941
Eberswalde im Januar 1941
Eberswalde im Januar 1941
Eberswalde von der Bismarcktreppe aus gesehen
Eberswalde im Januar 1941
Eberswalde im Januar 1941
Berlin am 12. Januar 1941
Berlin am 12. Januar 1941
Berlin am 12. Januar 1941
Berlin am 12. Januar 1941
Berlin am 12. Januar 1941
Berlin am 12. Januar 1941
Brandenburger Tor
Berlin am 12. Januar 1941
Bad Freienwalde von der Ruine gesehen (März 1941)
Bad Freienwalde Kaserne (März 1941)
Bad Freienwalde Exerzierplatz (März 1941)
Bad Freienwalde (März 1941)
Bad Freienwalde (März 1941)
Bad Freienwalde Funklehrsaal (März 1941)
1941
6. 6. 1941
Früh um 5 : 30 Uhr Abmarsch von der Kaserne über Eberswalde, Finowfurt, Autobahn Frankfurt/Oder, Beelitz. In einer Scheune übernachtet.
7. 6. 1941
6 : 45 Uhr geht’s weiter. Um 12 : 45 Uhr bei Tirschtiegel über die Korridorgrenze nach Pytin. Dort in einer Schule übernachtet.
8. 6. 1941
7 : 15 Uhr weiter über Posen, Kostschin, Wreschen bis Konin (Polen). Deutlich sichtbarer Unterschied zu Deutschland. Dörfer sind verwahrlost, so etwas noch nie gesehen. In einer Scheune gut übernachtet.
9. 6. 1941
13 : 00 Uhr zur Vormarschstraße. 14 : 45 Uhr rollt das Batallion weiter über Wartbrücken, Tormingen, Kutno. Abends um 22 : 15 Uhr bei Sochaczew über die Grenze zum Generalgouvernement. Die Nacht wird durchgefahren. Wir haben Funkbetrieb.
10. 6. 1941
Um 5 : 30 Uhr in Tutnowice halt. Bis 11 : 00 Uhr geschlafen, dann technischen Dienst bis 16 : 00 Uhr. 17 : 00 Uhr weiter über Blonie, Warschau. Um 24 : 00 Uhr wird rechts der Vormarschstraße zum ersten Mal gezeltet.
11. 6. 1941
Ruhetag! Abends um 23 : 00 Uhr rollen wir weiter.
12. 6. 1941
Gegen 4 : 00 Uhr sind wir am Ziel. Es hat die ganze Nacht geregnet. Wir ziehen in einem Wald
8
km
vor Radzyn unter. Wir zelten und schlafen anschließend bis 12 : 00 Uhr. Mittags etwas wohnlich gemacht, abends erste Post.
13. 6. 1941
Um 8 : 00 Uhr wecken. Der Regen hat aufgehört. Es wird ein schöner Tag. Wir haben Zeit uns weiter einzurichten.
14. 6. 1941
7 : 00 Uhr wecken. Es regnet wieder in Strömen. Wir bauen weiter an unserer Unterkunft. Mittags impfen gegen Cholera. Abends wieder herrliches Wetter. Bekommen das erste polnische Geld (Sloty).
15. 6. 1941
Sonntag! Zum ersten Mal Zeit, meine Post zu beantworten. Kein Dienst. Der Tag geht trotzdem schnell vorbei.
16. 6. 1941
Morgens Funkbetrieb, Nachmittags technischer Dienst.
17. 6. 1941
1 Stunde exerzieren, dann technischer Dienst. Wir haben Zeit uns ein Stück Fleisch zu braten, dazu gibt es eine Sekt-Ration.
18. 6. 1941
Wieder exerzieren, Funkbetrieb, technischer Dienst. Nachmittags wird gewaschen und anschließend Munition empfagen.
19. 6. 1941
Vorbereitung zum Abmarsch. Wir rollen wieder von 16 : 00 - 24 : 00 Uhr. In einem Wald 3 -
5
km
vor der Grenze ziehen wir unter. Es wird gezeltet.
20. 6. 1941
Wir bauen Deckungsgräben, da wir im Bereich feindlicher Artillerie liegen. Zum Haare schneiden reicht die Zeit noch. Abends erhalten wir die Gewissheit: wir ziehen gegen Russland. Nun ist Schluss mit den vielen Gerüchten.
21. 6. 1941
Unterricht über den Einsatz. Die Funkunterlagen werden ausgegeben. Es ist dienstfrei.
Beginn des Russland
-Krieges
22. 6. 1941
Der Tag X ist da. Um 3 : 15 Uhr Beginn des Artillerie-Feuers. 4 : 45 Uhr rollen wir und fahren bereits um 6 : 00 Uhr über den Bug, der hier die Grenze bildet. Uns begegnen schon die ersten Gefangenen. Unsere beiden Schützen-Regimenter SR3 und SR 394 haben vor uns die Brücke und die erste Bunkerlinie genommen. Unsere Panzer, unterstützt von Artillerie, rollen über Brest vor. Wir sichern rechts der Vormarschstraße. Wir kommen durch einen Ort, der fast völlig zerstört ist. Der Feind geht weiter zurück. Bald sehen wir die ersten Toten und die zerstörten Geschütze des Gegners. Mittags haben wir den ersten Toten. Es ist ein Leutnant der 2. Kompanie. Abends um 21 : 00 Uhr noch nichts zu trinken. Die Feldküche ist noch nicht da. Die Luft ist heiß und staubig. Die Bevölkerung ist sehr arm und hat ihre wenige Habe gepackt. Einige weinen oder beten neben ihren zerstörten Häusern. Um 21 : 30 Uhr erhält unser Funktrupp den ersten Auftrag. Wir werden zur 2. Kompanie abgestellt, die für die Nacht zur Sicherung der Straße eingesetzt ist. Das Bataillon rollt etwa
8
km
weiter. Wir fahren über Katy nach Puhaczewa. Hier liegen wir vor einer zerstörten Brücke. Es war nicht gelungen diese unversehrt zu bekommen. In der Nacht weiterhin sichtbare Brände. Oberstleutnant Mölders schützt unseren Luftraum. Die Landschaft besteht aus Sumpf, Sand und Heide.
23. 6. 1941
Nach ruhiger Nacht, in der wir neben dem Fahrzeug geschlafen haben, erhalten wir 4 : 30 Uhr Befehl, zurück zum Bataillon. Wir stellen sofort Verbindung her zur 3. Kompanie, die zur Sicherung des weiteren Vormarsches eingesetzt ist. Zu schweren Kämpfen kommt es in Kobryn. Die Stadt steht in Flammen. Nach hartem Gefecht gehen wir mit den Panzern weiter vor. Tagesziel ist Bereza-Kartuska 50 -
60
km
ostwärts. Am späten Nachmittag wird das Ziel erreicht. Der Feind wurde in die Luft geschlagen und verlor etwa 60 Panzer und ebenso viele Geschütze aller Kaliber. Rechts und links der Straße wurden wir aus den Wäldern und Sümpfen immer wieder beschossen. Es hieß immer wieder absitzen und den Feind niederkämpfen. Abends zelten wir neben der Vormarschstraße. Um 21 : 00 Uhr kommt erstmalig unsere Feldküche. Ich habe keinen Hunger, nur großen Durst. Das Wasser hier darf wegen Seuchengefahr nicht getrunken werden. Nach einem heißen Tag ist die Nacht empfindlich kühl, bleibt aber ruhig. Wir haben immer noch Funkbetrieb. Noch am Abend ist ein neu zusammengestelltes Vormarschbataillon weiter vorgestoßen.
24. 6. 1941
Um 3 : 00 Uhr wecken. Bei gutem Tempo geht es 25 -
30
km
weiter. Wir halten rechts der Straße. Panzer und andere motorisierte Kolonnen rollen vorbei und lösen die Spitze ab. Wir ziehen etwas zurück. Um 14 : 00 Uhr erscheinen feindliche Bomber. In wenigen Minuten hat unsere Abwehr zwei Flugzeuge abgeschossen. Eine Stunde später erneut Fliegerangriff. Alle suchen Deckung. Ich muss im Wagen bleiben (Funkbetrieb). Etwa
10
m
links und rechts neben mir reißen die Bomben große Trichter in die Erde, die sich sofort mit Wasser füllen. Wir rollen noch ein Stück weiter und dann kommt der Angriff zum Stehen. Die 3. Kompanie hat nach hartem Kampf eine vor uns liegende Höhe genommen. Oberleutnant Peetsch schwer verwundet. Wir haben die alte russische Grenze erreicht. Hier hat der Russe Bunker gebaut, Panzer und Artillerie-Stellungen. Die 3. Kompanie wird von der 2. abgelöst. Wir werden noch mehrmals von etwa 30 Bombern angegriffen. Schweres Artillerie-Feuer auf beiden Seiten. Die 2. Kompanie hat große Verluste. Oberleutnant Erdmann wird verwundet. Um 8 : 00 Uhr kommt der Funkspruch: 2. Kompanie nicht mehr einsatzfähig. Wir bauen Deckungsgräben für die Nacht. Kurz nach 9 : 00 Uhr fahren wir dann aber weiter vor, bis
300
m
vor den Fluss. Gegenüber sind die feindlichen Bunker, die Brücke ist zerstört. Unsere Artillerie schießt, die feindlichen Geschütze schweigen. Sind sie vernichtet? Die 1. Kompanie ist über den Fluss vorgestoßen, kann sich dort aber nicht halten und muss wieder zurück. Es fallen nur noch einzelne Schüsse. Nachdem wir uns in unsere Gummimäntel gehüllt haben und hinlegen, plötzlich in unmittelbarer Nähe Einschläge aus kurzer Entfernung. Ich springe hoch und stürze mich in ein Erdloch. Die Einschläge, scheinbar von einem Deck-Geschütz, kommen nur noch vereinzelt.
25. 6. 1941
Um 4 : 00 Uhr ziehen wir etwa
2
km
zurück unter und warten ab. Mehrmals werden wir von Fliegern angegriffen. Es gibt einige Verwundete durch Tiefflieger-Beschuss. Um 14 : 00 Uhr ziehen wir wieder vor an unseren gestrigen Standort. Die Lage ist unbekannt. Es ist ruhig. Nachmittags wieder feindliche Bomber. Unsere Jäger greifen sofort an und in wenigen Minuten ist auch der letzte Bomber brennend herunter geholt. Wir bleiben und schlafen neben dem Wagen.
26. 6. 1941
1 : 00 Uhr fertig machen, 3 : 00 Uhr Abmarsch. Die Schtschara ist überwunden. Nach etwa
50
km
zieht das Bataillon unter. Unsere Jagdflieger schützen uns vor feindlichen Bombern. Wir sehen 5 - 6 Abschüsse. 11 : 00 Uhr Einsatzbefehl. Mit einem Zug der 1. Kompanie
20
km
rechts der Straße sichern und 2 Brücken zur Sprengung vorbereiten. Bei Feindangriff sprengen! Vorsichtig muss jeder Ort erkundet werden, ob feindfrei. Der Ort, der von uns besetzt werden soll, ist stark feindbesetzt. Aber der Feind geht zurück. Wir erhalten von allen Seiten Feuer. Nach allen Richtungen aufgestellte Spähtrupps melden stärkere Feindeinheiten. Im Wald vor uns 3 Geschütze in Stellung. Wir haben nur 2
PAK-Geschütze
und zwei Granatwerfer. Es scheint, als ob wir eingeschlossen sind. Um 19 : 00 Uhr erhalten wir Artillerie-Beschuss. Wir fordern über Funk Panzer oder Artillerie Unterstützung an. Aber nach kurzer Zeit lässt der Feind alles im Stich und geht überall zurück. Wir nehmen etwa 30 Überläufer gefangen. Einer trägt eine Pistole mit dumdum-Geschossen. Wir werden noch aus einem Haus beschossen, können aber nicht feststellen woher. Wir versorgen uns im Ort mit Zigaretten, Bier, Brot usw. und schlafen dann ermüdet im Wagen ein. Der Ort heißt Cinkowicze.
27. 6. 1941
In der Nacht erhielten wir Verstärkung und wurden gegen Morgen von einer Kompanie SR3 abgelöst. 5 : 00 Uhr zurück zum Bataillon. Wir haben Ruhe, bringen den Wagen in Ordnung und dann lege ich mich auf eine Wiese und schlafe fest ein. Nachts hatte ich nur 2 Stunden geschlafen, da ich Funkwache hatte. Um 11 : 00 Uhr durch großen Lärm geweckt. 3 Bomber in der Luft. In wenigen Minuten werden sie von einer Me109 abgeschossen. Wir nehmen volle Deckung, da eine Maschine auf uns zustürzt. Mit einer riesigen Stichflamme schlägt sie etwa
200
m
vor uns auf. Es ist wieder einmal gut gegangen. Jetzt bleibt es ruhig, aber es ist fast unerträglich heiß. Um 16 : 00 Uhr rollen wir weiter. Wie eine Erlösung zieht ein Gewitter auf und es regnet in Strömen. Gegen 19 : 00 Uhr erreichen wir die Stadt Sluzk. Die Stadt ist völlig zerstört. Ein furchtbarer Anblick. Wir haben 3 ½ Std. Aufenthalt und nehmen uns, was noch brauchbar ist. Ununterbrochen rollen Kolonnen vorbei. Um 22 : 30 Uhr reihen wir uns wieder ein. Die Fahrt geht durch ein Waldgebiet von
70
km
Länge. SR394 wurde vor uns dort von starken Feindkräften beschossen und hatte etwa 60 Ausfälle. Das Gewehr im Anschlag fahren wir los. Es ist dunkel und die Nerven zum Zerreißen gespannt. Dauernd glaube ich Schüsse zu hören. Als nach
2
Std.
noch nichts geschah, bin ich wieder ruhiger.
28. 6. 1941
Um 2 : 00 Uhr wird es Gott sei Dank schon hell. Es brennen einige Häuser und auf der Straße liegen feindliche Panzer und Ausrüstungsgegenstände. 3 : 00 Uhr Halt. Heute am 6. Tag sind wir schon über
300
km
in Feindesland. Die Spitze ist noch 50 -
80
km
weiter. Ich bin gegen 4 : 00 Uhr im Wagen eingeschlafen. Als ich um 8 : 00 Uhr aufwache, ziehen wir links der Straße unter. Trotz der frühen Stunde brennt die Sonne schon. In der Badehose wird der Wagen gesäubert. Um 12 : 00 Uhr wird in der Nähe der Straße bombardiert. Unsere Jäger kommen leider zu spät. Die Hitze ist unerträglich. Ein Gewitter mit Regenströmen bringt die ersehnte Abkühlung. Wir werden noch mehrmals von Fliegern angegriffen. Oft ist das Donnern nicht von Bombeneinschlägen zu unterscheiden. Ich sitze im Wagen und schreibe mein Tagebuch. Es fallen weiter Bomben und ich muss öfter volle Deckung nehmen. Um 20 : 00 Uhr wird die 3. Kompanie zur Sicherung des Flugplatzes (Mölders) abgestellt. Trotz aufgebauter Hochantenne bekommen wir wegen Gewitterstörungen keine Funkverbindung. Nachts plötzlich fertigmachen. Wir rollen los und sollen irgendwo zur Sicherung eingesetzt werden. Nach Stunden sind wir aber wieder an der alten Stelle. Nur die 1. Kompanie sichert an der Straße Sluzk-Wasiluiki. Wir müssen Verbindung dorthin halten; das heißt, für mich kein Schlaf. Die Spitze unserer Division ist
60
km
voraus und hat die Beresina-Sümpfe erreicht. Der Feind leistet dort hartnäckigen Widerstand. Es geht nicht mehr vorwärts. Eine feindliche Armee liegt uns gegenüber. Unsere Vormarschstraße wird unaufhörlich bombardiert.
29. 6. 1941
Laut Kalender ist heute Sonntag. Der bisher ruhigste Tag. Kein feindliches Flugzeug zu sehen. Nur unsere Jäger brausen alle paar Minuten über uns hinweg. Am Nachmittag beobachten wir einen feindlichen Aufklärer. Die 2. Und 3. Kompanie sind zur Sicherung ausgestellt. Wir halten zur 3. Kompanie Verbindung.
30. 6. 1941
Im Zelt vor Mücken nicht geschlafen. Habe im Wagen gesessen. Um 7 : 30 Uhr rollt unser Bataillon weiter. Mit gutem Tempo rollen wir in 1 ½ Std
. 60
km
vor. Die Angriffsspitze ist noch etwa 30 -
40
km
weiter. Am Ufer der Beresina dauern die schweren Kämpfe weiter an. Der Russe versucht mit allen Mitteln den Vormarsch aufzuhalten. Wir sind etwas rechts der Straße