Nachtjäger: Aus dem Tagebuch von Kurt Schellenberger
Von Carmen Pannek
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Über dieses E-Book
Aus seinen Aufzeichnungen, Fotos und Erinnerungen ist dieses Tagebuch entstanden, das für seinen Sohn, seine Enkel und Urenkel bestimmt war.
Sein Wunsch, dass sein Sohn dieses Buch einmal fortsetzen würde, ging leider nicht in Erfüllung. Er verstarb noch im selben Jahr wie sein Vater.
Dieses Buch ist ein authentisches Zeitzeugnis für die Jahre vor, während und nach dem 2. Weltkrieg.
Geschildert wird unter anderem das Leben eines Jagdfliegers, Nachtjägers und in Kriegsgefangenschaft.
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Buchvorschau
Nachtjäger - Carmen Pannek
Nachtjäger
Aus dem Tagebuch von Kurt Schellenberger
Überarbeitet von Carmen Pannek
Impressum
Texte Copyright by Carmen Pannek
Umschlaggestaltung Copyright by Carmen Pannek
Fotos: Copyright by Carmen Pannek
Inhalt
Vorwort
Retrospektive
Jugendzeit und erste Liebe
Mein Entschluss steht fest
Ich möchte Flieger werden
Ausbildung zum Flugzeugmechaniker
Im Führerhauptquartier
Ostpreußen
Ausbildung zum Flugzeugführer
Abschlussprüfung mit Hindernissen
Prag-Gbell
Ich werde Nachtjäger
Fronteinsatz
Weiter Richtung Osten
Luftschlacht über Königberg
Lottka
„Schwarzurlaub" zu Hause
Flucht aus dem Kessel
Notlandung
Landung im Blindflug
13. Februar 1945
Notlandung mit Bomben
Mein letzter Flug
In der Schlacht
Auf der Flucht
In Kriegsgefangenschaft
Entlassung
Wieder zu Hause
Hochzeit und Wohnungssuche
Die Familie wächst
Epilog
Ergänzung aus dem Jahr 2004
Bildteil
Vorwort
Dies ist die Lebensgeschichte von Kurt Schellenberger, meinem Onkel, der am 30.01.1921 in Marienberg/Erzgeb. geboren wurde und am 18.01.2014 in Bautzen verstarb.
Aus seinen Aufzeichnungen, Fotos und Erinnerungen ist dieses Tagebuch entstanden, das für seinen Sohn, seine Enkel und Urenkel bestimmt war.
Sein Wunsch, dass sein Sohn dieses Buch einmal fortsetzen würde, ging leider nicht in Erfüllung. Er verstarb noch im selben Jahr wie sein Vater.
Kurts Leidenschaft war das Fliegen und obwohl er sich nach dem Krieg für ein Leben mit seiner Familie entschloss und nicht für das eines Kapitäns bei der Lufthansa, hat er seinen Traum vom Fliegen nie aufgegeben. Gemeinsam mit seinem Sohn hat er sich in Bautzen noch dem Segelfliegen gewidmet.
Eines seiner schönsten Erlebnisse später war sicher, dass er noch einmal selbst mit einer JU 52 fliegen konnte.
Im Gedenken an Kurt Schellenberger
März 2020
Carmen Pannek
Aus dem Tagebuch
Retrospektive
Am 30.Januar 1921 wurde ich geboren. Dass mein Geburtsort Marienberg / Erzgeb. war, erfuhr ich erst später, doch mein Erinnerungsvermögen reicht bis dorthin zurück.
Ich muss damals drei bis vier Jahre alt gewesen sein, als ich im Sandhaufen saß und mich mit meinem Spielzeugwasserwagen beschäftigte.
Auch kann ich mich noch erinnern, dass ich mit meinen Freunden in den Aschengruben herumgestöbert habe. Meine Kumpels hießen Schlosser und Hausding Schorschel.
Diese ersten Erinnerungen spielten sich im Hof hinter dem Ratskeller ab, der an unser Haus grenzte. Wir wohnten Hindenburgstraße 1. Meine Mutter wohnte mit ihrer Mutter und dem Stiefvater zusammen in zwei Zimmern. Sie verstanden sich, wie mir vorkam, nicht besonders gut.
Einmal nahm mich der Großvater auf den Arm, um mit mir meine Mutter von der Arbeit abzuholen. Dabei erinnere ich mich, dass er sagte: „Dort kommt der Laufbesen" – womit er meine Mutter meinte. Mein Vater wohnte damals in Großolbersdorf und kam nur selten in unsere Wohnung. Einmal kam er mit einem eitrigen Finger und ich weis noch, wie sehr er mir leid tat. Meine Mutter brachte mir manchmal Spielzeug mit, sie arbeitete in einer einschlägigen Fabrik.
In meinem fünften Lebensjahr verzogen wir nach Falkenau bei Flöha, wo meine Eltern eine Wohnung weit abseits des Dorfes zugewiesen bekommen hatten.
Im Volksmund hieß dieses Haus der „Pfibig. Wir wohnten hier mit vier Familien. Außer meinen Schwestern und der Nachbarstochter hatte ich keine Spielgefährten und ich war oft sehr einsam. Da ich der Älteste war, musste ich immer auf die kleineren Geschwister aufpassen, wovor ich mich, da ich es mit Widerwillen tat, öfter drückte. Bei solchen Gelegenheiten nahm ich mir aus dem Schuppen einen alten Strick und ging damit in den nahegelegenen Busch. Hier band ich das Seil an einen ausladenden Ast einer am Hang stehenden Eiche, hing mich mit den Händen dran und pendelte im weiten Bogen um den Baum herum. Das waren immer die schönsten Stunden. Einmal lies es sich nicht verhindern und ich musste mit den beiden ältesten Schwestern spielen. Ich setzte sie in den Handwagen und fuhr mit ihnen ein Stück durch die Gegend. Auf dem Heimweg ging es bergab. Ich kniete mich hinten drauf und lenkte mit einer Hand. Doch ein Stein spielte mir einen Streich und so fuhren wir, da gerade ein Baum in der Nähe stand, frontal dagegen, Nun hatte ich endgültig den Kanal voll. Ich fuhr heim und bemerkte dort, dass Ilse über und über blutete. Sie hatte sich einen kurzen Ast in die Stirn gespießt und nun ein „Loch im Kopf
. Zum Glück war mein Vater bei den Arbeitersamaritern und konnte gleich eingreifen. Nachher sollte ich drankommen. Doch ehe er mich ergreifen konnte, war ich längst über alle Berge, wo ich so lange wie möglich blieb – denn ich wusste was mir bevorstand. Mein Vater hatte eine lockere Hand und meine Abreibung bekam ich schließlich doch.
In der schweren Zeit, wo viele Männer arbeitslos waren, ging es meinem Vater nicht anders. Um die vielen Mäuler stopfen zu können, nutzte er jede Gelegenheit um Geld zu verdienen.
So ging er z.B. mit Grünwaren handeln oder über Sonntag „Kessel klopfen" Ich war inzwischen auch älter geworden und um zu Hause einen Esser weniger zu haben, gab man mich zum Kunze-Bauer zum Kühe hüten. Schließlich musste ich dann einmal vom Sommer bis zu Weihnachten ganz dort bleiben. Meinen Eltern half das zwar finanziell sehr, aber mir ging es tüchtig aufs Gemüt und auf die Nerven, denn ich musste tüchtig mit ran.
Dort hat man mir die Lust zur Landwirtschaft so richtig ausgetrieben ! Früh um vier ging ich mit der Magd Else in den Kuhstall. Da wurde ausgemistet und die schweren Tragen hinausgeschleppt. Dann wurde eingestreut, getränkt und gefüttert. Das Heu musste ich im Finsteren aus der Scheune holen. Einmal hatte der Knecht Oswin (das war übrigens der Sohn von unserem Nachbarn – mein späterer Pionierleiter – sein Bruder ist als Interbrigadist in Spanien gefallen) vergessen den Hund anzubinden, der nachts frei herumlief. Er lag im Heu und schlief, als ich ihm, da es ja noch finster war, auf den Bauch trat, nahm er mir das übel und sprang mich an. Da er sehr groß war, schmiss er mich um und biss mich in den rechten Oberarm. Ich drückte ihm verzweifelt die Gurgel zu und schrie wie am Spieß. Als dann nach langer Zeit Oswin aus dem Pferdestall kam und mich fand und befreite, fragte er warum ich nicht gerufen hätte. Es stellte sich dann heraus, dass man mein Schreien als das Krähen eines Hahns gedeutet hatte !
Unbenannt-Echtfarben-01In der Regel ging ich dann nach dem Füttern – wenn Else anfing zu melken, frühstücken. Dann musste ich mich beeilen, um pünktlich in der Schule zu sein. Hier war ich nicht besonders gut aber auch nicht schlecht. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, ich würde mir jedenfalls mehr Mühe geben.
Kam ich dann vom Unterricht zurück, wurde schnell das Mittagessen runtergeschüttet, die