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Das Wissen der Region - Die Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg – einst und jetzt, Band V
Das Wissen der Region - Die Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg – einst und jetzt, Band V
Das Wissen der Region - Die Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg – einst und jetzt, Band V
eBook820 Seiten8 Stunden

Das Wissen der Region - Die Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg – einst und jetzt, Band V

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Über dieses E-Book

Die Altmark - Sachsen-Anhalts schönster Norden - Erlebnisland, eine der ältesten Kulturlandschaften Deutschlands, Ziel vieler Urlauber unseres Landes und darüber hinaus. In Corona-Zeiten erscheint unser Buch. Die "Alte Mark" gilt auch als "Wiege Brandenburgs" oder gar als "Wiege Preußens". In unserem Buch lesen wir nichts von Fontane, aber von 42 Autoren, deren Heimat diese schöne Landschaft ist, die sie lieben und in ihren Ausführungen würdigen. Kommen Sie mit und lassen Sie sich überraschen von dem, was Sie lesen!
SpracheDeutsch
HerausgeberOmnino Verlag
Erscheinungsdatum30. Sept. 2020
ISBN9783958941717
Das Wissen der Region - Die Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg – einst und jetzt, Band V

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    Buchvorschau

    Das Wissen der Region - Die Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg – einst und jetzt, Band V - Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg

    Das Wissen der Region

    Die Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg – einst und jetzt

    Band V

    Impressum

    Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    ISBN: 978-3-95894-170-0 (Print) / 978-3-95894-171-7 (E-Book)

    © Copyright: Omnino Verlag, Berlin / 2020

    Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.

    E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

    -Zum Geleit

    -Vorwort zum sechsten Band

    -„Hier" von Thomas Stein, 2016

    Osterburg

    1.Heinz Wenisch Meine berufliche Entwicklung und meine Arbeit in Dequede

    2.Wulf Ziegenbein Der Blick in die Altmark verändert sich

    3.Wolfgang List Ein Plätzchen an der Sonne in letzter Stunde

    4.Frank Hoche 85 Jahre Kreisheimatmuseum Osterburg Eine Kultur- und Bildungsstätteeinst und jetzt

    5.Dr. Bernd Kurt Goetz Die Künstlerin Irene Mertens in 14 Abteilungen

    6.Elke Hein Abiturrede 2015

    7.Flyer vom Gymnasium

    8.Lothar Müller Das Lehrerbildungsseminar in der „Schulstadt" Osterburg

    9.Gudrun u. Günter Unsere Täitgkeit als Lehrerin und Lehrer Köhnke

    10.Bärbel Ziegenbein Mein Weg zum beruflichen Ideal

    11.Karl-Georg Spanier Heinrich August Hugo Eckholt

    12.Anette Rieger Die Stadt- u. Kreisbibliothek In Osterburg

    13.Reinhard Seelig Wie ich ein Altmärker wurde Rinderzucht in der Altmark Die schöne Warwara

    14.Prof. Dr. habil Roland Köhn Von Calla bis Carlotta

    15.Manfred Woop Humoristische Skizzen aus dem Leben eines Tierarztes

    16.Astrid Mathis Denk‘ ich an den Club Altmärkischer Autoren

    17.Corrie Leitz Osterburger Apothekengeschichte(n)

    18.Harald Gebert Wie Groß Rossau nach dem 2. Welt-Krieg zu einer Arztpraxis kam

    19.Reiner Schulz Musik verbindet 30 Jahre Osterburger Blasmusikanten e.V. Und es geht weiter

    20.Friedrich Krüger Osterburg und seine Musikgeschichte

    21.Frank Schmarsow Fischräuber an der Biese

    Der missglückte Weintransport

    22.Ralf Blum Die Lebensgeschichte meines Vaters

    Dobbrun

    23.Kornelia Matzat Ausweisung der Familie Poleski aus dem Sudetenland

    Wie der Schriftsteller Werner Brückner nach Dobbrun kam

    Düsedau

    24.Michael Sommer Die Kirche in Düsedau

    Düsedau und seine Glocken

    Erxleben

    25.Hans-Jürgen Ahrend Ein erfülltes Leben als Lehrer, Bürgermeister und Familienvater

    Gladigau

    26.Robert Lazay Entstehung und Wirken des Altmärkischen Heimatbundes e.V. in der Altmark

    27.Ursula Müller Förderprojekt „Stärken vor Ort" – Plattdeutsche Sommerschule

    Krevese

    Trilogie der Gemeine Krevese

    28.Corrie Leitz Teil I - Hansestadt Osterburg Kloster und Klosterkirche Krevese

    Ralf Engelkamp Rainer Kranz „… Det könn’se koofen…"

    29.Detlef Kränzel Teil II - Der Neue oder horch, wer kommt denn da nach Krevese

    30.Jutta Berger Teil III - Die Ortschaftsbürgermeisterin erinnert sich

    Königsmark

    31.Rainer Moser Königsmark – die Geschichte der Namensgeber des Dorfes

    Wolfgang Peller – Schulleiter-Mentor-Freund

    Krumke

    32.Nico Schulz Auszüge aus der Geschichte des Dorfes Krumke und seiner hervorragenden Herren

    33.Charlotte Ende Chronik der Dorfschule in Krumke

    34.Frank A. Ende Erhalt historischer Gebäude im Krumker Schlosspark

    35.Hans-Ludolf Parisius Der Krumker Schlosspark (Eine persönliche Betrachtung)

    36.Karl-Georg Spanier Arthur von Gwinner – Persönlichkeit und Patriarch

    Meseberg

    37.Bernhard Sasse Die Meseberger Bockwindmühle

    Walsleben

    38.Dr. Ringhard Friedrich Der Bäcker und die kleinen Brötchen

    Unser täglich Brot

    39.Ringo Klooß Die vor- und frühgeschichtlichen Fundplätze aus Walsleben und Umgebung

    40.Chrisitne Klooß Von der Ostsee in die Altmark

    41.Uwe-Friedrich Lenz ad fontes (zu den Quellen)

    Lass das Wort der Schrift in Bildern sprechen

    Ein Haus im Wandel der Zeit

    42.Friedhelm Rösler Das Sägewerk Walsleben

    Kindheitserinnerungen an Walsleben-Uchtenhagen

    43.Paul Albrecht Die Geschichte einer Straße – Begebenheiten zwischen Walsleben und Uchtenhagen

    44.Walter Riemann Chronik der Familie Riemann aus Flessau

    45.Dr. Marco F. Rebhann Das Altmärkische Heimatfest 2019 in Walsleben

    Zum Geleit

    Mit dem 5. Band der Buchreihe ,,Das Wissen der Region wird die „Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg – einst und jetzt vorgestellt.

    Sehr viele Autoren haben sich im Rahmen der Erarbeitung des 5. Buches eingebracht. Ich möchte mich dafür bei ihnen allen bedanken. Das ist wirklich eine herausragende Leistung.

    Gelebte Erinnerungen festzuhalten, sie zu vermitteln, ist ein wertvolles Gut, das für die Geschichte der Altmark Wertschätzung und Anerkennung verdient.

    46 Autoren erzählen in 52 Beiträgen, schildern Gedanken, Erlebnisse und Erfahrungen. Auf etwa 663 Seiten, die mit 280 Fotos und Zeitdokumenten anschaulich gestaltet sind, erfährt der Leser viel Wissenswertes. Vielleicht erkennt der eine oder die andere Teile auch seines oder ihres Lebens darin wieder.

    Das Buch wirkt durch die Vielfältigkeit der Beiträge. Ich wünsche uns, dass wir vom Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart neue Perspektiven für eine erfolgreiche Zukunft unserer Altmark gewinnen werden. Und natürlich wünsche ich als Schirmherr und Landrat Ihnen eine angenehme Lektüre des nunmehr 5. Bandes „Das Wissen der Region".

    Patrick Puhlmann

    Landrat des Landkreises Stendal

    Vorwort

    Der vorliegende sechste Band der Buchreihe „Das Wissen der Region" mit dem Titel

    „Die Hansestadt Osterburg – einst und jetzt"

    ist unter positiv veränderten Geschäftsbedingungen erarbeitet worden.

    Die Einheitsgemeinde Osterburg hat den Kulturförderverein „Östliche Altmark e.V." gebeten und beauftragt, das Buch zu erarbeiten.

    Der Kulturförderverein entsprach diesem Auftrag gern und folgte dabei dem Credo

    Hartmann Schedels (1440 bis 1514)

    „…sammelt und schreibt es auf, damit es nicht verloren geht"

    46 Autoren aus der Region der Altmark und darüber hinaus haben 52 Texte erarbeitet und mit 280 Bild- und

    Zeitdokumenten anschaulich untersetzt.

    (Quellennachweise liegen bei den Verfassern vor)

    Seitens der Hansestadt wurden wir vom Bürgermeister, Herrn Nico Schulz, und dem Kämmerer, Herrn Detlef Kränzel, orientierend unterstützt. Sie bereicherten mit eigenen Beiträgen den Inhalt des Buches.

    Dem Fotografen, Herrn Hartwin Ebel, danken wir für sein umfangreiches bildtechnisches Mitwirken.

    Thomas Stein

    2016

    Hier (Liedtext)

    Wo der Wind über die Ähren streicht

    und Korn- und Mohnblumen wiegt.

    Wo die Wische, unser weites Land

    zwischen Aland und Elbe liegt.

    Hier bin ich zu Haus',

    hier bin ich zu Haus!

    Wo alte Weiden an Wegrändern stehen

    und Auwälder säumen den Fluss.

    Wo Störche nisten auf Backsteintürmen

    und klappern, wie mir zum Gruß.

    Hier bin ich zu Haus',

    hier bin ich zu Haus!

    Wo man grüne Bohnen mit Eierkuchen isst,

    die besten Baumkuchen backt.

    Wo von den Alten in den Dörfern

    mancher noch Plattdütsch snackt.

    Hier bin ich zu Haus',

    hier bin ich zu Haus!

    Wo sich Windräder recken in' s Himmelblau,

    meine Liebste sich zärtlich an mich schmiegt,

    wo der Wind über die Ähren streicht

    und Korn- und Mohnblumen wiegt.

    Hier bin ich zu Haus',

    hier bin ich zu Haus!

    Heinz Wenisch †

    Meine berufliche Entwicklung und meine Arbeit in Dequede

    Ich, Heinz Wenisch, wurde 1930 in Komotau geboren. In diesem Ort, der zur Tschechoslowakei gehört und auf Tschechisch Komotow heißt, lebte ich mit meinen Eltern und wurde hier auch eingeschult.

    Der ,,Ernst des Lebens begann am 1. September 1936: Ich lernte das ABC, das kleine Einmaleins, das Lied vom ,,Jäger aus Kurpfalz und natürlich die tschechische Nationalhymne. Unsere Schulzeit war nicht einfach oder sorglos. Ich erinnere mich, dass mich meine Mutter mehrmals aus der Schule abholen musste, da das Standrecht verhängt worden war. Das bedeutet, das im Kriegszustand und im innerstaatlichen Ausnahme- oder Belagerungszustand von der Exekutive in Anspruch genommene Recht, im Weg abgekürzter Gerichtsverfahren Vergehen auch mit dem Tod zu bestrafen und die Strafe sofort zu vollstrecken ist. Was wusste ich als Kind von solchen drastischen Maßnahmen? Die Sorge meiner Mutter konnte ich kaum nachvollziehen.

    Von der Zeitungsfrau erhielt meine Mutter heimlich die verbotene Zeitung zugesteckt und war dadurch immer recht gut informiert.

    Im Oktober 1938 erfolgte der Einmarsch der deutschen Truppen in das Sudetengebiet. Von den Sudetendeutschen wurden sie jubelnd empfangen; die Menschen konnten nicht ahnen, was in späteren Jahren auf sie zukommen würde. Tschechisch lernten wir in der Schule nicht mehr und auch die tschechische Nationalhymne sangen wir nicht mehr. Wir sangen jetzt das Deutschlandlied und mussten den Lebenslauf des ,,Großen Führers" kennen.

    Ein besonderes Ereignis war der 8. November 1939!Mit meiner Mutter war ich in der Stadt zum Einkaufen. Unser Weg führte uns an der Jüdischen Synagoge vorbei. Was wir hier sahen, war schier unglaublich: eine Menschenmenge plünderte sie, ein Prediger versuchte, die aufgebrachte Menge zu beruhigen und lief auf das Gotteshaus zu. Meine Mutter schnappte mich am Ärmel und sagte voller Nachdruck. „Junge, hier haben wir nichts zu suchen!"

    AM 9.NOVEMBER WAR DIE SYNAGOGE ABGEBRANNT!

    Als ich zehn Jahre alt war, kam ich zur Mittelschule, die später Hauptschule genannt wurde. Die Fremdsprache, bisher Tschechisch, wurde nun Englisch. Auch Stenografie (Kurzschrift) stand auf dem Lehrplan. Was für mich besonders interessant war: Nebenbei lernten wir unter fachlicher Anleitung alles, was wir für den Bau von Flugmodellen wissen mussten.

    Nach etwa vier Jahren mussten wir uns für einen Beruf entscheiden. Ich wollte Feinmechaniker werden, und mein Vater bemühte sich für mich um eine Lehrstelle in einem Büromaschinengeschäft. Der Meister wirkte auf mich sehr überheblich und ich erklärte meinem Vater, dass ich da auf keinen Fall als Lehrling anfangen würde, viel lieber würde ich an der Ingenieurschule ein Studium aufnehmen. Nachdem ich die Aufnahmeprüfung mit ,,Bravour" bestanden hatte, war ich also Student. Das notwendige Praktikum absolvierte ich beim Mannesmann- Röhrenwerk in Komotau. Hier lernte ich, an der Drehbank zu arbeiten und an der Metallhobelmaschine. Wir produzierten Schiebelehren und- ich erwarb die Grundlage für das E- Schweißen. Mein Studium an der Ingenieurschule, das sich an das Praktikum anschloss, umfasste Mathematik, Physik, darstellende Geometrie und das Grundlagenwissen für Elektrotechnik. Vormittags fand der theoretische Unterricht statt, am Nachmittag erfolgte die praktische Ausbildung in den schulischen Werkstätten. In der Modelltischlerei lernten wir den Umgang mit der Säge, fertigten Fuchsschwanz- und Schwalbenschwanzverbindungen, durften danach an der Drechselbank arbeiten und begannen mit der Herstellung einer einfachen Walze, fertigten Feilenhefte, Eierbecher und Schmuckdosen, alles Dinge, die auch einen praktischen Wert hatten.

    Meine gesamte Freizeit verbrachte ich auf dem großen Bauernhof meines Großvaters und lernte die umfangreichen Arbeiten auf dem Gehöft kennen. Damals lernte ich auch melken, was mir in späterer Zeit zum Gewinn einiger Wetten verhalf. Wer glaubt schon einem technisch interessierten Menschen, dass er auch das Melken von Kühen beherrscht…

    Nachdem die Ausbildung in der Modelltischlerei beendet war, begannen wir in der Gießerei zu arbeiten. Zunächst stand das Sieben des Modellsandes auf dem Plan, dann das Fertigen von Modellformen mit all den Arbeitsschritten, die dazwischen notwendig sind. Der fertige Metallguss kam in die Schlosserei, wo die Gusshaut abgemeißelt wurde.

    Wir erlernten anschließend das Feilen - maßgerecht mit der Mikrometerschraube - und fertigten einen Briefbeschwerer an. Die weitere Ausbildung wurde unterbrochen: Ich bekam die Einberufung zum ,,Volkssturm" - man wollte mit uns Jugendlichen noch diesen unsinnigen Krieg gewinnen.

    Wieder begann eine Ausbildung!

    Wir lernten das Zerlegen der Pistole 08, des Sturmgewehrs und der Panzerfaust. Ich wurde eingesetzt zur Bewachung der Partei- Kreisleitung. Gefährlicher war die Aufgabe des Entschärfens von Stabbrandbomben (Blindgängern), die massenweise in den Wäldern lagen.

    Am 9. Mai 1945 war für uns der Krieg zu Ende, die Russen zogen ein. Sie waren ganz anders, als man sie uns immer beschrieben hatte. Wir freundeten uns mit ihnen an und wurden vor den anrückenden Tschechen gewarnt und beschützt.

    Ein Professor der Ingenieurschule sprach meinen Freund und mich an, als wir uns in der Stadt trafen. Er wusste, dass wir

    E-Technik studieren wollten und konnte uns eine Arbeit in einer Konservenfabrik vermitteln. So landete ich in der Böttcherei der Fabrik, wo Fässer hergestellt wurden.

    Dann kamen die tschechischen ,,Mordbanden". Unser fast normales Leben war damit vorbei.

    Am 9. Juni 1945 (man bedenke- am 8. Mai war der Krieg beendet) mussten alle deutschen Männer im Alter von 18 bis 65 Jahren - es waren etwa 6000 bis 8000 - auf den Sportplätzen antreten und ihren Oberkörper entblößen. Alle ehemaligen SS - Angehörigen wurden aus den Reihen geholt und zu Tode geprügelt.

    Sowohl die Schreie der Opfer als auch die der grölenden Mordbanden brannten sich ein und können nie vergessen werden, wie alt man auch wird.

    Als es keine Lebenszeichen von den Gequälten mehr gab, mussten wir in 6er- Reihen an den blutigen Fleischhaufen (anders kann man es einfach nicht nennen) vorbeimarschieren. Nun begann der Todesmarsch der Komotauer Männer über das Erzgebirge in Richtung sächsische Grenze, das waren etwa 30 km. Wir Jugendlichen waren durchtrainiert, schafften den Marsch, der streckenweise im Laufschritt gemacht werden musste, ohne größere Probleme.

    Aber- wie erging es den Kranken und Älteren? Viele brachen unterwegs zusammen. Gnadenlos wurden sie erschossen und in den Graben gestoßen.

    An der Grenze bei Deutschneudorf war der Marsch erst einmal zu Ende. Die Russen lehnten eine Übernahme ab und wir lagen drei Tage unter Bewachung auf der Straße. Nach diesen drei Tagen ging es weiter in Richtung Brüx nach Maltheuern. Dort befand sich ein Hydrierwerk, das etwa so groß wie das Leunawerk war. Hier wurden wir auf verschiedene Kriegsgefangenenlager aufgeteilt und inhaftiert. Ich erhielt die Häftlingsnummer 5 0 6.

    Die Bombenangriffe hatten viele Schäden hinterlassen, an deren Beseitigung wir arbeiten mussten. Es gab viel Arbeit, viele Schläge und wenig Essen. Die Hauptarbeit, die ich leisten musste, war das Verlegen von Kabeln, Entrosten und Streichen von Gasbehältern. Die Bombentrichter mussten wir unter ständigen Schlägen planieren.

    Da sich in Komotau durch das Fehlen der Männer große Arbeitslücken ergaben, hatte ich das Glück, vom tschechischen Verwalter einer Mühle als Arbeiter angefordert zu werden und wurde somit aus dem Straflager entlassen. Ich arbeitete in einer Wasser -und Motormühle und konnte mich nach langer Zeit wieder einmal richtig satt essen. Hier erlernte ich das Mühlenhandwerk und wurde, da die Mühle baulich erweitert wurde, zeitweise dem Mühlenbaumeister zugeordnet.

    September 1946: Abtransport nach Deutschland! Unsere Familie landete zunächst in Dessau und später in Köthen, wo ich eine Lehrstelle als Rundfunkmechaniker bekam. In dieser Werkstatt arbeitete ein Ingenieur, der früher in der Raketenforschung gearbeitet hatte und sich verstecken musste, um nicht von den Besatzungstruppen mitgenommen zu werden (viele Fachleute erlitten damals ein solches Schicksal). Er war ein sehr guter Ausbilder, dem wir zu verdanken haben, dass wir die Ausbildung mit dem Prädikat ,,sehr gut" abschlossen. Nach der Prüfung war ich einige Jahre als Rundfunkmechaniker beschäftigt, sah aber keine berufliche Perspektive für mich und bewarb mich beim Landessender Halle in Bernburg. Damit begann meine Tätigkeit im Funkwesen der Deutschen Post mit neuen Aufgaben im Sendedienst.

    Neue Sender wurden aufgebaut. Mich versetzte man in die Altmark nach Bismark. Um beruflich voran zu kommen, bewarb ich mich für ein Meisterstudium, schloss einen Buchhalterlehrgang erfolgreich ab und begann die fachliche Ausbildung als Rundfunkmechanikermeister in Potsdam. Fachleute fehlten überall, mir wurde auf Grund der Kaderentwicklung ein Fernstudium an der Ingenieurschule in Mittweida vorgeschlagen. Zur gleichen Zeit etwa wurde ich Leiter einer Sendestelle in Bismark und somit auch Leiter eines Kollektivs.

    Das Jahr 1959 bedeutete einen beruflichen Höhepunkt für mich: Ich bekam den Auftrag, als Bauleiter die Leitung für den technischen Ausbau des ersten Fernsehturms der DDR in Dequede zu übernehmen. Es war weltweit der zweite Fernsehturm.

    Was für eine Herausforderung!

    Ich wurde mit schwierigen Aufgaben betraut und konnte mein Wissen ständig erweitern. Viele internationale Delegationen besuchten die Baustelle und informierten sich über meine Tätigkeit. Ich hatte inzwischen mein Studium als Ingenieur für Funkgerätebau erfolgreich abgeschlossen und wurde im Oktober 1959 Leiter der Sendestelle Dequede. War ich nun am Ziel?

    Es kam das Jahr 1960! Mir wurde eine technische Stelle beim ZK der SED angeboten. Nach einer 8-tägigen Bedenkzeit lehnte ich ab, meine Personalakte ging zum Ministerium zurück und ich wurde als technischer Leiter zum Funkamt Burg versetzt, wo ich umfangreiche Aufgaben im Bereich der Sender zu erfüllen hatte.

    Dazu gehörten Baustellenbesprechungen auf dem Brockenspeziell für das neue Dieselhaus- und u. a. auch Ausbreitungsmessungen an der Westgrenze der DDR für die Sender 904 und den Soldatensender sowie für die Sender Brocken, Dequede und Burg. Da ich hier nur technische Aufgaben zu erledigen hatte, zog es mich zurück nach Dequede.

    Als der Berliner Fernsehturm als Projekt Formen angenommen hatte, kam der Berliner Stadtarchitekt, Professor Henselmann, nach Dequede unter dem Motto: „Berlin lernt von Dequede". Wir führten einen ausgiebigen Erfahrungsaustausch, in dem ich dem Professor wertvolle Hinweise geben konnte, z.B.,wie Mängel,

    die beim Bau unseres Fernsehturms aufgetreten waren, in Berlin vermieden werden konnten. ,,Berlin lernt von Dequede"! Das war doch was!

    Da meine Entwicklung als Fachschulingenieur zu Ende war, entschloss ich mich, ein weiteres Studium an der Technischen Universität in Dresden aufzunehmen. Das war ein hartes Studium und ich spielte mit dem Gedanken, an die Verkehrshochschule umzusteigen und hätte damit zwei Studienjahre eingespart.

    Nach einem Gespräch mit einer Kommilitonin aus meinem Seminar entschied ich mich zu bleiben, Sie hatte gemeint:

    „Du müsstest dich schämen, wenn du zu dieser Schule umsteigen würdest."

    Sie hatte gute Gründe: Ihr Mann studierte dort und hatte auch ihr von einem Wechsel dringend abgeraten. An meiner Ehre gekitzelt, entschied ich mich zu bleiben und schloss mein Studium als Diplomingenieur für Informationselektronik erfolgreich ab.

    In den siebziger Jahren wurde mir eine Stelle als Koordinator für nationale und internationale Richtfunk- Kabelverbindungen angeboten. Aber ich entschloss mich, in Dequede zu bleiben, war ich doch inzwischen eine angesehene Persönlichkeit, während ich in Berlin nur eine kleine ,,Nummer" gewesen wäre. Das Jahr 1989 kam und mit ihm die Auflösung der DDR.

    Ich wurde dienstlich von der Deutschen Telekom übernommen. Laut Postdienstverordnung und entsprechend meiner Qualifikation trug ich den Titel ,,Rat".

    Dieser Titel wurde mir abgesprochen und gleichzeitig bekam ich mitgeteilt, den Titel ,,Rat a. D. oder ,,Rat i. R. dürfe ich auch nicht mehr benutzen. Eine andere Konsequenz war die Herunterstufung um 2 Gehaltsstufen.

    Kurze Zeit später bekam ich von der Deutschen Bundespost eine Urkunde, in der mir Dank und Anerkennung für 40 Jahre dem deutschen Volk geleistete treue Dienste ausgesprochen wurden. Diese Urkunde verursachte der Deutschen Post natürlich keine Kosten!

    Innerhalb Sachsen- Anhalts erhielt ich andere Aufgaben und musste bis zum Erreichen des Rentenalters mit ansehen, wie mit hohen Kosten Schäden am Fernsehturm verursacht wurden.

    Neben meiner beruflichen Entwicklung und Tätigkeit hatte ich natürlich auch meine Familie, die, so muss ich leider sagen, oft zu kurz kam.

    Begonnen hatte es damit, dass man mich im Zuge meiner Versetzung von Bernburg nach Bismark ,,gewarnt hatte. Ein Kollege meinte: „Wenn du in die Altmark ziehst, bist du innerhalb eine halben Jahres verheiratet. Ganz so traf diese Prophezeiung nicht ein, denn ich hatte schon Gelegenheit, mich dort etwas zu orientieren. Aber wie das Leben so spielt -als mir eines Tages doch die Richtige über den Weg lief, waren es wirklich genau sechs Monate bis zur Hochzeit.

    Trotz dieser ,,Blitzhochzeit" hat unsere Ehe heute noch Bestand. Das Jahr 1960: Wir zogen nach Osterburg, hatten schon zwei Kinder und konnten mit ihnen in einer wunderschönen, betriebseigenen Wohnung des sogenannten Fernsehblocks wohnen.

    Leider waren inzwischen unsere beiden Mütter verstorben, so dass wir die Verantwortung für zwei jüngere Brüder übernahmen.

    Beide Jungen brauchten unsere Hilfe und Unterstützung. Um sich voll und ganz der Familie widmen zu können, gab meine Frau ihren schönen Beruf als Sportlehrerin auf. Natürlich war die Haushaltsführung damals nicht so komfortabel wie heutzutage. In unserer Bismarker Wohnung mussten wir über 5 Jahre jeden Eimer Wasser hoch- und als Schmutzwasser wieder runter tragen. Die Toilette war auf dem Hof, die Wäsche wurde in der Waschküche gewaschen…

    Von einer Waschmaschine konnten wir nur träumen. Alle Annehmlichkeiten, die heute in einem Haushalt unerlässlich sind, hatten wir nicht, aber wir hatten uns und das wog weit mehr als alles andere.

    Da war es schon ein Geschenk des Himmels, als wir die bereits erwähnte schöne Neubauwohnung in Osterburg erhielten.

    Zwei weitere Kinder gesellten sich dazu. Wir waren mittlerweile eine ,,Großfamilie" … geworden. Dennoch schaffte es meine Frau, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Zunächst als Schreibkraft in einer damaligen Genossenschaft, später dann war sie Geschäftsführerin in diesem Betrieb. Unser höchstes Ziel war, unseren Kindern eine gute Schulbildung zu ermöglichen. Sie enttäuschten uns nicht und haben sich beruflich toll entwickelt. In der Zwischenzeit sind auch unsere Enkel -sieben an der Zahl- herangewachsen und gehen auch einen erfolgreichen Weg.

    Auf mein Leben zurückblickend, kann ich sagen: es war ein interessantes und erfolgreiches Leben, das ich hatte und noch habe.

    Schön ist es noch heute, wenn wir von einer weiteren Reise nach Hause kommen und meine Frau sagt: „Schade, du kannst ihn ja nicht sehen, aber der Turm winkt uns schon zu." Leider kann ich ihn nicht mehr sehen, weil eine Augenkrankheit das unmöglich macht. Aber ich weiß, wie er aussieht, habe ich doch sein Wachsen mit viel Freude und Engagement von Anfang an begleitet.

    Osterburg, im Juni 2019

    Heinz Wenisch

    Heinz Wenisch, Dipl. Ing.,

    verstarb am 8.September 2019.

    Wulf Ziegenbein

    Der Blick in die Altmark verändert sich

    Während meiner Schulzeit an der Pestalozzi - Oberschule in Havelberg mussten wir zum Physikunterricht in einen Klassenraum in die oberste Etage. Statt dem Lehrer bei seinem Experiment mit einer Influenzmaschine zuzusehen, ging mein Blick durchs große Seitenfensterzum Horizont.

    Er führte weit in die Ferne. Dort sah ich ein Bauwerk, eine Art Riesenschornstein. Keiner meiner Klassenkameraden konnte mir sagen, was da gebaut wurde. In nächster Zeit stellte ich immer wieder fest, dass ,,er" immer höher wurde.

    Da wir dann später einen anderen Raum in unserer Schule benutzten, erlosch diese Jugenderinnerung so nach und nach.

    - Wenn ich damals geahnt hätte, dass dort der 1. Fernsehturm der DDR entsteht, der zweite weltweit…

    hätte ich diesem Bauwerk wohl mehr Interesse gezollt. –

    Erst später, nach Lehrberuf, Armee und mitten im Fernstudium schaute ich wieder näher in diese Richtung. Da stand er und hatte bereits die ersten Jahre hinter sich. Kann ich`s wagen, da einmal vorzusprechen? Mein seit Jahren anhaltendes Interesse für Rundfun- und Fernsehtechnik und jetzt das Studium der Funktechnik würden vielleicht dabei helfen. Nun, so nahm ich allen Mut zusammen und bewarb mich im November 1969 in der Funkstelle Dequede. - Die Bewerbung dort verlief positiv.

    Also stieg ich zu der Zeit ein, da der Fernsehturm schon die ersten 10 Jahre auf dem berühmten Buckel hatte.

    Es war eine spannende Zeit: Einführung des Farbfernsehens und des Stereoempfangs auf UKW. Da schlug mein Bastlerherz gleich höher, denn ein Stereodecoder war bei mir schon im Bau und es fehlte im Augenblick nur ein Sendesignal, um etwas Hörbares aus der Leiterplatte und dem Drahtgewirr heraus zu bekommen.

    Ob daraus etwas geworden ist, erzähle ich später. Aber erst einmal ein kurzer Rückblick:

    - Wir gehen 13 Jahre zurück, genauer zum 12. Oktober 1956:

    An diesem Tag wurde der Grundstein zum 1. Fernsehturm der DDR in Dequede, Kreis Osterburg, Bezirk Magdeburg, gelegt.

    Zügig wurde in der darauf folgenden Zeit der Turmschaft bis zu einer Höhe von 124 m hochgezogen. In 101 m Höhe schloss sich der Turmkopf mit seinen 5 Etagen für die Sendetechnik in Stahlkonstruktion an. Ab 124 m fügen sich dann der 45 m hohe Gittermast und ein 11 m hoher Zylinder aus Polyester bis zur Spitze von 180 m an.

    Der Turmschaft, auf einem Ringfundament von 35 m Durchmesser stehend, und einer Tiefe von 4,5 m wird durch 14 Betonscheiben bis in 11m Höhe gestützt.

    Vom Wachsen des Turmes Es wurde immer Strom gebraucht

    Ein Zeitzeuge – Herr Rolf Klaus - erinnert sich:

    Am Anfang mit dem Turm ist am Anfang auch die Elektrik mit „hochgewandert". Zu Beginn wurde nur Baustrom für die Rüttler und - und- und… benötigt.

    An so manchem Morgen fehlte das komplette Gummikabel.

    Aber - Gummikabel gab es nicht. Über den Rat d. Kreises erfolgten dringende Anrufe nach Magdeburg. Mit Spezialtransporten wurde neues Kabel geliefert. Das passierte fünf/sechsmal oder öfter - für alle ein Riesenärgernis.

    Der Turm wuchs und wuchs!

    Beton wurde über einen viereckigen Holzschacht in der Turmmitte per Motorwinde in einem mannshohen Betonkübel hochgezogen. Um hochzukommen, z.B. für Montagen der Elektrik, gab es am Anfang Holzstufen, dann Holztreppen, dann richtige Anlegeleitern. Später wurden die Leitern angebunden, um immer höher kommen zu können. Man musste da hoch, wenn es weitergehen sollte!

    Es war nur eine Sache der Gewöhnung.

    Unten saß ein Mitarbeiter an der Seilwinde, er hatte an einem Stahlseil ein paar Bändchen angebunden, damit er sehen konnte, wann er anfangen musste zu bremsen, wenn der Kübel kam und er auch sehen konnte, wo Schluss war. Der Kübel ging nun so hoch und runter. Hochblasen - so weit war man damals noch nicht. Und die Betonbauer sind bei einer Höhe von 70-80m nicht immer die Leiter runter gelaufen. Die wurden ja immer ,,fauler. Was streng verboten war, das wurde gemacht: rein in den Kübel und - im fast freien Fall runter gesaust, kurz vorher wurde scharf gebremst, um einen heftigen Aufprall zu vermeiden. Dann wurden die Bauarbeiter „etwas kleiner und stiegen aus. Das waren die vom Spezial-Hochbau Leipzig. Ganz oben gab es kein kompliziertes Gerüst. Rund um den Turmschaft waren die Bretter befestigt und dann ging man da eben rüber und das bei allen Witterungsbedingungen! Nach heutigen Sicherheitsvorschriften wäre der Turm in 20 Jahren noch nicht fertig geworden!!! –

    In der folgenden Zeit gab es immer wieder Installationsarbeiten am Turm.

    Wenn Sendeanlagen montiert wurden, stellten wir in der Regel die Stromanschlüsse zu den Anlagen bereit. Die Installationen am Sender erledigten die Firmen meist in Eigenregie.

    Ein wenig Wolkenkratzerromantik

    Hier half kein Zaudern, da oben musste man rumgehen, wenn man was schaffen wollte. So einfach war das natürlich nicht- mit einem Eimer Baumaterial in der Hand, etwa einen Betoneimer, sich sicher zu bewegen. Baugerüste heutiger Art gab es noch nicht.

    Es erfolgte der Ausbau der Kegelschale in 96 m Höhe durch Auskleidung von Bewehrungsstahl für die nachfolgende Betonierung. Hier wurde, wie in den Höhen 11 m und 54 m, eine Zwischendecke zwecks Verbesserung der Statik eingezogen. Fertigstellung der Kegelschale nebst Zwischendecke - darüber kommt die Betriebs- und Überwachungsetage. Der Weiterbau der insgesamt fünf Turmetagen erfolgte mittels einer Stahlkonstruktion.

    Nach drei Jahren Bauzeit, am 1. Oktober 1959, wurde der Turm vollendet und die Funksendestelle Dequede gegründet.

    Davor allerdings montierte die Osterburger Firma Klaus noch einen Fernseh-Kanalumsetzer in 144 m Höhe für den Raum Seehausen.

    Die Turmkuppel mit den 5 Etagen im Bau

    Am 25. Oktober 1959 nahm die Funkstelle Dequede den Sendebetrieb auf - mit einem 1 KW - UKW- Sender auf der Frequenz 96,95 MHz, Programm: Deutschlandsender. Bald darauf folgte neue Sendetechnik, und 1960 konnte der erste Fernsehsender in Betrieb gehen.

    Zügig wurde der weitere Ausbau mit sende- und richtfunktechnischen Anlagen vorgenommen. Somit war es 1963 bereits möglich, vier UKW-Programme und ein Fernsehprogramm abzustrahlen.

    1965 begann die Rekonstruktion der Richtfunkstrecke, die eine qualitative Verbesserung der Versorgung der Sender mit UKW- und Fernsehprogrammen gewährleistete. Damit war auch die Möglichkeit gegeben, stereophone Sendungen zu übertragen. 1968 begann von zwei UKW-Sendern die Programmabstrahlung in Stereo.

    Ein besonderes Ereignis war am 1. Juli 1969.

    Die Funkstelle strahlte erstmals ein Farbtestbild aus und nahm am 7. Oktober1969 den regulären Programmbetrieb auf.

    Die ersten Arbeitstage

    Es war gerade ein paar Monate her, dass ein großes Ereignis auch den Sender Dequede betraf: In Vorbereitung auf das 20.DDR-Jubiläum strahlte die Funkstelle erstmalig ein Farbtestprogramm aus und am 7. Oktober 1969 erfolgte der reguläre Programmbetrieb.

    Kurz danach, im November, begann ich meine reguläre Arbeit - gleich im Vierschichtsystem. Hier musste ich mich nun erst einmal den neuen Aufgaben widmen, schnell die Technik, d.h. die Sende- und Empfangsanlagen sowie die gesamte Betriebstechnik kennenlernen, die im täglichen Ablauf eine Rolle spielten, um letztlich eine reibungslose Übertragung der UKW- und Fernsehprogramme zu gewährleisten.

    Die erste Postkarte

    - Mein erster Schichtleiter war Arnd Patitz aus Osterburg. Er war es, der im Auftrag des Chefs meine ersten Personaldaten von mir erhielt. Bei der Rubrik Geschwister sagte ich: ,,Mein Bruder Klaus ist in Dresden beim Wetterdienst, genau: Radiosondenaufstiegsstelle, und seine Frau heißt Christel, geb. Zetsch. Arnd fragt nach: „Wie? Zetsch...Zetschi? Jetzt guckte ich doof, was nun? Arnd: „Das ist ein Ding. Kommen die aus Oschatz? Ich: „Ja. Arnd: „Die Mutter deiner Schwägerin war in Oschatz in der Ankerwickelei meine Lehrausbilderin.

    - Mensch, ist die Welt klein, da komme ich in einen fremden Betrieb, schon ist man bekannt und das über eine Entfernung von Hunderten Kilometern.

    Es war zwischen Arnd und mir gleich eine sympathische erste Begegnung, die bis in die heutige Zeit ihre Spuren anhält.

    So lernte ich als erstes auch die Überwachungseinrichtungen für die UKW- und TV-Programme in der 1. Turmetage in 100 m Höhe kennen. Von hier aus erfolgten das Ein- und Ausschalten der jeweiligen Sendeanlagen sowie die ständige Qualitätsüberwachung aller Sender.

    Überwachungs- und Schaltpult

    Ein Funkmechaniker war in der Regel für die Überwachung, die Ein- und Ausschaltung der Sendeanlagen und für viele Kontrollen eingesetzt. Ein spezielles Richtfunktelefon in hoher Sprachqualität (auf dem Pult) verschaffte uns Sofortverbindungen zu sämtlichen Fernsehtürmen unserer Republik, mit denen wir dann bei notwendigem Programmaustausch oder bei anderen technischen Fragen in Verbindung traten, u.a. auch zum Turm Berlin.

    Ein Techniker nahm mich gleich mal beiseite, „bewaffnet" mit einer Lupe, und zeigte mir auf einem Farbmonitor die vergrößerte Lochmaske, durch die die in einer Dreiergruppe angeordneten Farbpixel Rot/Grün/Blau in einer jeweils unterschiedlichen Intensität als Mischfarben auf dem Bildschirm dargestellt waren.

    In den ersten Tagen ,,wirrte" es nur so im Kopf: Pegelmessungen vom BAS-Signal der TV-Sender, Tonpegelkontrollen, Signal-, Fremd- und Geräuschspannungsmessungen, dann zur Kontrolle in die Etagen. In der II. Etage Lüfteranlagen kontrollieren, weiter in die III. Etage - Anlagen der Richtfunktechnik, hier ist Fernüberwachung in Berlin vorhanden. Kontrolle der UKW- und TV-Regeltrafos, ab in die IV. Turmetage UKW- und TV-Sender Spannungs-, Leistungs- und Sichtkontrollen auf den Kopfinstrumenten und schließlich in der V. Etage den großen Bd. IV. Sender, Spannungen, Ströme und Antennenanpassung, - alles o.k.

    Die Sender müssen regelmäßig gewartet und auch gemessen werden.

    Diese und andere Messwerte wurden turnusgemäß in jeweiligen Sendermessungen protokollarisch festgehalten. Anhand dieser Messungen konnten auch Schlüsse auf Qualität und Stabilität der Anlagen gezogen werden. Die Qualität des von den Zubringer-Richtfunkstrecken angebotenen Bildsignals (BAS: Bild - Austast - Synchronsignal) wurde täglich vor und hinter dem Sender überprüft.

    Bei „verschliffenen Signalen musste die Übertragungskette, also, ob das Signal schon vor oder hinter dem Sender „schlecht war, überprüft werden.

    Rechts am Oszilloskop ein Farb-BAS-Signal

    Natürlich wurden in vorgeschriebenen Zeitabständen auch sämtliche UKW - Sender nach Programmschluss gemessen. Das spielte sich so ab: Der betreffende Sender, der heute mit Messen dran war, wurde nach Programmschluss, z.B. 00.00 Uhr, ausgeschaltet. Später, in den achtziger Jahren, liefen sie teils 24 Stunden durch. Dann wurde nach einem bestimmten Messplan verfahren: In der vierten Turmetage stand eine sogenannte Kunstantenne - über diese konnten wir den Sender wieder hochschalten und laufen lassen. Mit Hilfe von Messgeräten gaben wir Prüfsignale auf den Sender. Der Teilnehmer ,,draußen" bekam hiervon nichts mit. Bei Parameterabweichungen wurden Korrekturen vorgenommen, ansonsten wurde nach Beendigung der Messung die Sendebereitschaft bis zum Programmbeginn, z.B. 04.00 Uhr, wieder hergestellt. Nach 4.00 Uhr lief dann wieder das normale Nachtprogramm.

    Zwischen der Spätschicht und der Frühschicht hatte man mir aufgrund eines längeren Arbeitsweges die Möglichkeiten geschaffen, die Nacht in einer speziellen Unterkunft für Schichtpersonal zu verbringen. Jetzt hatte ich nach 22.00 Uhr auch mal die Möglichkeit, meinen selbstgebauten Stereodecoder zu testen. Einen UKW-Kofferempfänger hatte ich speziell in der HF-Bandbreite präpariert.

    Also, alles war angelötet, Kopfhörer am NF-Ausgang angeklemmt und eingeschaltet. Das UKW-Stereosignal hier in dem Senderobjekt war natürlich wahnsinnig rauschfrei, bei der fetten Feldstärke aber auch kein Wunder. Einschalten, kurzes Rauschen, auf DDR I - Musiksendung 89,4 MHz abgestimmt - und dann - das gibt es nicht! Es spielte - links, rechts - beide Kanäle waren vorhanden. Phase stimmte auch. Also hatte ich daheim einfach ein zu geringes HF-Signal. Da hilft dann nur eine zusätzliche Antenne. Ich konnte also mit dem Selbstbau schon einigermaßen zufrieden sein.

    Die Frühschicht konnte ich dann ausgeschlafen antreten. Mein langjähriger Mitschichtler, der Funkmaschinist Kurt Ullrich aus Arendsee, leistete mir in vielen Jahren, dienstlich wie auch privat, Gesellschaft. Und er hatte auch ein Hobby: Segelflugmodellbau. Und ich - neben dem Amateurfunk-Funkfernsteuerung für Flugmodelle. Wenn das keine Grundlage war für gegenseitiges Einvernehmen!

    Wie war das eigentlich mit den Kollegen vor Ort?

    Einen, den Ete Schulze, den ich von meiner Lehrzeit in der Funkmechaniker- Lehrausbildung kannte, der dann auch als Funkmechaniker in meiner Schicht war, der begeisterte Fußballspieler, den musste ich sicherlich enttäuscht haben, als er merkte, dass es mit meinem Fußballspiel nicht so weit her war. Ein paar Spiele hatte ich im Laufe der Zeit mitgemacht, Spiele gegen andere Funkstellen. Dabei schnitt die Dequeder Mannschaft nie schlecht ab. Aber leider war ich da keine so besondere Bereicherung - für Ballsportarten fehlte mir nicht die Begeisterung, sondern einfach das Talent. So spielten wir sehr regelmäßig Volleyball hinter dem Schwimmbecken in der Nähe des Waldes. Ein Volleyballfeld war dort vorhanden. Ein Spieler ragte dabei besonders heraus:

    Zuerst seine körperliche Größe - gut fürs Spiel - und dann eben das Können: unser Chefkraftfahrer und Busfahrer, Harry Franke.

    Was aber noch besonders auffällig war- Hände wie Bratpfannen… naja ein klein wenig übertrieben, aber groß waren sie schon. Jedenfalls entschied er auch hiermit so manches Spiel zugunsten unserer Mannschaft.

    Eines schönen Sommertages: - Ich, im besten Sonntagsanzug, spielte mit. Morgen musste ich zur Konsultation nach Magdeburg im Rahmen des Fernstudiums. Also, die Mittagspause war zu Ende, die Sonne stand hoch am Himmel, wir gingen noch am Schwimmbecken vorbei, ich auf einen ,,Startblock" (so sah er aus, einer von 8 Betonbegrenzungsblöcken), bückte mich nach vorn, um mir ein paar Spritzer ins verstaubte Gesicht zu geben …. irgendwie spürte ich, da hinten kam jemand ran, seitlich bekam ich noch schemenhaft etwas mit - ein Grinsen, ein Plumps, ich war im Wasser. ---Und - war richtig sauer! Denn, Tage zuvor war der Beckenbetonuntergrund frisch geteert worden, und ich glitt nun langsam runter, konnte es nicht fassen. Ete guckte mich an, noch lachend, denn komisch sah es sicherlich auch aus. Dieter Bannach daneben feixte.

    - Na, egal, irgendwie kehrte sich das Bild aber etwas um, nachdem alle das wahre Drama erkennen konnten.

    Kurz und gut - Frau Anna Pelka, eine unserer Raumpflegerinnen, wohnhaft in Dequede und gelernte Schneiderin, bot mir Hilfe an.

    So gut es ging, wurde in den nächsten Stunden aus dem Teeranzug noch etwas und ich konnte einen Tag später ohne schlimme Befürchtungen gen Magdeburg ziehen. Es hat den weiteren Beziehungen zwischen meinen Kollegen und mir nicht geschadet. Eines aber habe ich hier gelernt, wenn mit dir nichts los ist, spricht auch keiner mehr von dir.

    Auf breiten Schultern

    So erfuhr ich im Laufe der ersten Zeit von der rasanten Entwicklung des Turmes vom Tag der Inbetriebnahme 1959 bis jetzt, und dass durch die stetige Erweiterung Kräfte aus unterschiedlichsten Berufen vonnöten waren, die die immer neuere erweiterte Technik mit aufbauten, an die Gegebenheiten anpassten und anderes veränderten.

    Besondere Berufe waren hier gefragt, angefangen von Funktechnikern und ingenieurtechnischem Personal. Aber auch Schlosser, Mechaniker, Schweißer, Dreher und Elektriker, also technisch versierte Menschen der unterschiedlichsten Bereiche, die auch improvisieren konnten, wurden hier gebraucht. Denn hier an diesem Turm war alles anders. Es war eben nicht einfach eine Fabrikhalle, die viel Platz aufwies. Fünf Turmetagen und Betriebsgebäude, die voneinander über 100 m in der Höhe getrennt waren, das war damals noch alles absolutes Neuland. Es gab zu diesem Zeitpunkt nur einen Fernsehturm dieser Bauart auf dieser Erde, den 1956 erbauten Stuttgarter Fernsehturm. Und da führte kein Weg hin, um mal reinzuschauen. - Heinz Wenisch, erster Bauleiter für den Technischen Ausbau, übernahm mit der Fertigstellung des Fernsehturmes die Leitung der im Oktober 1959 gegründeten Sendestelle Dequede.

    Und wie bringt man Technik, die bald danach vorhanden war, so einen Fernsehkanalumsetzer und einen UKW-Sender, hier unter? Und den größeren Brocken, einen UHF-Sender der Firma Siemens, der ein halbes Jahr später hier Einzug hielt? Und wie die weitere Technik, wie Stromversorgungsanlagen, Richtfunktechnik, weitere Sender u.v.a.?

    Hier war Pionierarbeit gefragt, denn sich woanders zu informieren, aus irgendeinem Erfahrungsschatz schöpfen, das war nicht möglich. Also wurde nach Zweckmäßigkeit gehandelt, eben das Richtige gemacht und die Technik dort platziert, wo sie gebraucht wurde. Für Heinz Wenisch eine große Herausforderung. Aber er brachte es fertig, mittels durchdachter Koordinierung dieser Aufgaben, denn gute Kollegen hatte er und die warteten auf ihren Einsatz. Er war selbst ein sehr guter Fachmann und auch bedacht mit Kollegen umgehen konnte, sie aber auch forderte. Er wusste, dass er allein diese Aufgaben nicht leisten konnte. Er brauchte alle diese Kollegen und setzte sie sinnvoll in die jeweiligen Bereiche ein. Und das tat er mit Bravour. - Diese Art und Weise zeichnete ihn in all den nachfolgenden Jahren aus, immer bemüht um eine richtige Entscheidung bei anstehenden Problemen. In meiner Zeit, also 10 Jahre danach, bekam auch ich zu spüren, dass hier ein prima kollegiales Klima herrschte, so dass ich mich schnell eingewöhnte. Und auch das war das Verdienst von Heinz Wenisch!

    Es kam aber auch mal vor, dass mich der Chef während einer Spät- oder Frühschicht bat, in sein Zimmer zu kommen, er war dann geneigt, ein paar Minuten zu plaudern. Manchmal, so meinte er, hätte ich Lust, einige „kapitalistische" Methoden einzuführen.

    Heinz Wenisch, vorn links, mit einem Teil seiner Belegschaft

    Ich ahnte, worauf er hinaus wollte. Und dann kam es: Arbeitszeitauslastung - aus 15 Minuten werden 40 Minuten Frühstück. Zu viele Leute, zu schöne Berichte...

    Ich nickte und sagte nur, das ist die DDR. - Wir waren nicht blauäugig und sahen, was im Westen ablief. Ich dachte mir: warum müssen wir auch den Westen vor unserer „Haustür haben. Andersherum würden wir viel ruhiger leben. Und dachte laut: „Wo du recht hast, hast du recht, und ging. Wir hatten uns verstanden.

    Das Wasser in der Suppe

    Die vorhandene Sende- und Richtfunktechnik war nun auf ein stattliches Maß angewachsen. Sie setzte vieles an Zusatzeinrichtungen und Versorgungsanlagen voraus, um sicher und effektiv arbeiten zu können.

    Die neue Wasserversorgung

    Allein das Problem der Versorgung des Turmkopfes mit Wasser bis in 120 m Höhe zur Kühlung und anderen technischen Zwecken erforderte einen gewissen Aufwand. Zuerst musste aus einem Brunnen von ca. 50 m Tiefe mittels UTA-Pumpen das Wasser zur Wasseraufbereitung ins Erdgeschoss gepumpt werden.

    Von dort aus sorgten Druckerhöhungspumpen dafür, das aufbereitete Wasser mit 14 atü in die Turmetagen zu befördern. In den 60er Jahren genügte noch eine Wasserversorgung in einem kleinen Betriebsraum neben der Niederspannung. 1977 ging ein neues Wasserwerk in Betrieb, das den modernen Anforderungen der Zeit gerecht wurde. U.a. wurden zwei neue Druckkessel installiert. Es stellte sich während der Innenmontage heraus, dass die zwei Druckkessel nicht durch die Eingangstür passten. So wurden sie mit Hilfe eines transportablen Krans durchs Dach jongliert und am vorgesehenen Platz montiert. Das hochgepumpte Wasser stand dann den Klimatruhen, Kunstantennen, anderen Kühleinrichtungen, einer Toilette und einer Miniküche zur Verfügung.

    Schichtleiter Gerd Wolter während einer routinemäßigen technischen Kontrolle. Links dahinter, eine von 3 Klimatruhen pro Etage, die für das notwendige Klima sorgten. Hochlast war während der Sommermonate angesagt, da war die Wasserzufuhr beim Kühlprozess besonders gefragt.

    Da in der ersten Turmetage alle Überwachungseinrichtungen der Sender und Nebeneinrichtungen für den Turmkopf vorhanden waren, stand den diensthabenden Schichtkollegen auch ein Aufenthaltsraum zur Verfügung, in dem sich zeitweilig sogar ein Aquarium befand. Die zweite Etage, mit Treppenstufen oder Fahrstuhl zu erreichen, beherbergte die sanitären Einrichtungen und in einem gesonderten Trakt die großen Lüfteranlagen für die Senderkühlung.

    Wendeltreppe zur II. Etage

    Wasseranschlüsse mit einem Betriebsdruck von 4 atü waren dann auch für Notfälle, z.B. Brände an Anlagen ,vorhanden.

    Ein Wannenbad für die Technik

    Für die turnusmäßigen Wartungsarbeiten an den großen Senderendstufen, den sogenannten Topfkreisen, wurde auch für entsprechende Silberbäder einiges an Wasser gebraucht.

    Die Topfkreise wurden demontiert, im Silberbad gereinigt, getrocknet und wieder zusammengebaut. Diese Arbeiten erfolgten zu festgelegten Zeiten, mehrmals im Jahr – natürlich nach Sendeschluss, also des Nachts und mussten am frühen Morgen, rechtzeitig vor Sendebeginn, abgeschlossen sein.

    Nach der Montage war noch Zeit nötig, die Topfkreise in Betrieb mit einer Kunstantenne auf die vorgeschriebenen Parameter abzustimmen.

    Diese ständigen Behandlungen in den Silberbädern hatten auch zur Folge, dass im Laufe der Jahre die Silberschicht immer weiter abgetragen wurde.

    Besonders bei den beiden 10 KW-Topfkreisen des Bd. IV-Siemenssenders machte es sich dann in den 80-er Jahren bemerkbar, dass bei Abstimmarbeiten

    Ein baugleicher Topfkreis während der Ausstellung

    Kontaktschwierigkeiten auftraten oder die Stabilität des Sendesignals verschlechterte sich zusehends. Diese Instabilitäten machten uns wirklich Sorgen, weil sie sich letztendlich bis zum Empfang der Programme beim Fernsehzuschauer auswirkten als Instabilitäten, also weniger scharfes Bild oder verwaschene Farben. Das alles konnte nicht akzeptiert werden. So sahen wir als einzige Variante die Neuversilberung der beiden 10 KW-Topfkreise.

    Ich nahm damals den Kontakt mit einer Galvanisierwerkstatt auf. Zwei Topfkreise wurden demontiert und die Einzelteile verpackt und in diese Werkstatt nach Berlin geschafft. Ich begleitete die Lieferung nach Berlin.

    In meiner Innentasche hatte ich ein schönes kleines Päckchen, recht schwer - es war das reine Silber in einer Art Barren, etwas flacher, der meine Tasche ganz schön ausbeulte.

    Das Ende vom Lied war: als wir kurze Zeit später die versilberten Teile wieder zu Topfkreisen zusammenbauten und in einer Nachtschicht nach Sendeschluss wieder in den Bd. IV-Sender einbauten und nach Abstimmarbeiten und Einmessungen auf Kunstantenne in Betrieb nahmen, freuten wir uns, also mein Kollege Uwe und ich, nun doch über das Ergebnis. Man merkte es auch schon bei den Abstimmungen: keine Kontaktsprünge mehr - es hatte sich gelohnt. Solche Arbeiten wurden sehr selten gemacht.

    Der Kostenaufwand war immens, aber es musste sein, die Anlage hatte ja schon fast ihre 30 Jahre auf dem Buckel.

    Gewitter

    Es geschah während des Spätdienstes! Diese Zeit war ja bekannterweise die Hauptsendezeit, wenn sich der Normalbürger in den Sessel setzt, seine Nachrichten konsumiert, dann den anschließenden Krimi, ein Fußballspiel oder seine Lieblingsmusiksendung anschaut. Da gab es nur die zwei DDR-Sender. Für einen Teil in unserem Land noch zwei bis drei Westsender, in manchen Gegenden der DDR aber nur DFF I und DFF II. Einen Ausfall sahen dann diese Menschen nicht so gern.

    Nun also nachmittags oben in der 1. Etage Schichtübernahme, stürmisches Wetter, Gewitterstimmung. Die Kollegen wünschten uns einen guten Schichtverlauf und waren auch selbst froh, dass sie nach Hause fahren konnten.

    Ich stand auf dem Rundgang in 100 m Höhe, etwas flau war mir schon in den Beinen, ich schaute nach unten durch den Gitterrost, dann übers Geländer, schickte einen Seitenblick zum Dorf Dequede und drehte noch eine Runde. Im Gehen merkte ich, es braut sich da was zusammen. Der Gang war dann etwas breitbeiniger – ich ging wie ein Seemann…..

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