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Lichterfelde-West nach 1945: Menschen - Erlebnisse - Erinnerungen
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Lichterfelde-West nach 1945: Menschen - Erlebnisse - Erinnerungen
eBook328 Seiten2 Stunden

Lichterfelde-West nach 1945: Menschen - Erlebnisse - Erinnerungen

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Über dieses E-Book

Lichterfelde-West nach 1945 – Zeitzeugen berichten

Bewohner und deren Erlebnisse in Lichterfelde-West nach 1945 werden in einem soeben erschienenen Buch vorgestellt.

Dreißig Autoren schildern das Kriegsende in „Trichterfelde“, den mühsamen Wiederaufbau und ihre Erlebnisse in den 50er und 60er Jahren. Diese Geschichten rufen in Verbindung mit den vielen alten Fotografien auch schöne Erinnerungen wach: an die entbehrungsreiche und doch glückliche Kindheit oder eine „halbstarke“ Jugend in der Nachkriegszeit, anheimelnde Tante-Emma-Läden in Lichterfelde-West, das legendäre SPIEGEL-Kino oder die Tanzschule in der Drakestraße sowie das frühere Rittberg-Krankenhaus in der Carstennstraße. Eine Konditorin, eine „Fleischmamsell“ und eine Hauswartsfrau schildern die oftmals amüsanten Seiten ihres damaligen Arbeitsalltags. Wie es Anfang der 50er in der Schule in der Kommandantenstraße zuging, beschreibt eine Lehrerin, die dort 40 Jahre unterrichtet hat.

Erinnern Sie sich noch an die Präsenz des USMilitärs in Lichterfelde oder an die Straßenbahn-Linien 77/78? Wussten Sie, dass es „Public Viewing“ schon lange vor der Fußball-WM 2006 gab – vor 50 Jahren in der Ringstraße? Sie erfahren etwas über prominente Nachbarn wie Bischof Dibelius, den Maler Max Kaus und Theaterintendant Boleslaw Barlog. Auch die wahre Geschichte vom tragischen „Liebesknochen-Mord“ in der Finckensteinallee wird in diesem informativen und zugleich unterhaltsamen Buch erzählt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum15. Aug. 2014
ISBN9783735768483
Lichterfelde-West nach 1945: Menschen - Erlebnisse - Erinnerungen

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    Buchvorschau

    Lichterfelde-West nach 1945 - Books on Demand

    Hensel

    Die Schrecken des Krieges erlebt – und überlebt in Lichterfelde

    Irene Sternberg, geb. Warncke

    Studentin Irene Warncke

    1933 bezogen meine Eltern, mein älterer Bruder und ich unser Haus im Weißdornweg, das mein Vater von der Lichterfelder Firma „Andreas Doll" hatte bauen lassen. Der Weißdornweg verbindet die Carstennstraße mit der Berner Straße, unweit des damaligen Rittberg-Krankenhauses.

    Eingeschult wurde ich im Frühjahr 1935 in die 13. Volksschule in der Kommandantenstraße. In jeder Altersstufe gab es eine Jungen- und eine Mädchenklasse. Der Schulhof wurde in den Pausen auf der einen Hälfte von den Mädchen, auf der anderen von den Jungen genutzt. Die Lehreraufsicht sorgte streng für die Einhaltung dieser Ordnung. Zum 5. Schuljahr (1939) wechselte unsere Klasse fast geschlossen in die Barbara-Uttmann-Oberschule (Lyzeum) in der Dürerstraße. Dass so viele Schüler einer Klasse in ein Gymnasium wechselten, war damals ungewöhnlich und lag sicher an den an der Bildung ihrer Kinder interessierten Eltern hier in Lichterfelde-West. Die Väter meiner Klassenkameradinnen waren Professoren, Offiziere, Staatsbeamte; mein Vater arbeitete in einer Bank im Zentrum Berlins.

    Schon vor Kriegsbeginn waren einige Lebensmittel rationiert, von Kriegsbeginn an gab es Lebensmittelkarten. Am Schulalltag änderte sich zunächst wenig. Wenn es in der Nacht Fliegeralarm gegeben hatte, fing der Unterricht zwei Stunden später an. Wir Schüler sammelten morgens die Splitter der Flak-Geschosse (Flak bedeutet Flug-Abwehr-Kanone). Anfang des Jahres 1943 gab es vermehrt schwere Luftangriffe auf Berlin. Alliierte Bomberverbände legten Teile Berlins in Schutt und Asche. Bei einem Angriff am 1. März 1943 wurden auch Teile Lichterfeldes schwer getroffen und ließen uns Kinder hautnah spüren, was Krieg wirklich bedeutet. Besonders getroffen wurde die Gegend nördlich und vor allem südlich der Kaserne in der Finckensteinallee, damals „Leibstandarte Adolf Hitler". Wir hatten zu dieser Zeit, wie viele andere auch, noch keinen ausgebauten Luftschutzkeller. Nie wieder habe ich später das Sausen und Krachen der Bomben so laut und unmittelbar vernommen wie in dieser Nacht. Bei diesem Angriff ist die Mutter einer Klassenkameradin in der Potsdamer Straße ums Leben gekommen. Unter den Bombenopfern befanden sich auch der Vater einer guten Bekannten und ein Schulkamerad meines Bruders, die beide in der Nähe des Thuner Platzes umgekommen waren.

    Im August 1943 wurden alle Berliner Schulen geschlossen, die Kinder meist klassenweise mit den Lehrern evakuiert. Ich kam nach Lissa (Leszno) im Warthegau, so nannte man damals die ehemalige Provinz Posen, wohnte bei Verwandten und besuchte das dortige Kant-Gymnasium. Am 24. März 1944 erhielten wir aus Berlin ein Telegramm mit der Nachricht, dass unser Haus bei einem Luftangriff durch eine Luftmine total zerstört worden war. Trotz des Schreckens waren wir glücklich, dass alle Verwandten am Leben waren! Ein Nachbar hatte sich einen unter der Erde gelegenen Bunker bauen lassen, den auch mein Vater und meine Großeltern bei diesem Angriff aufgesucht hatten. In unserem Haus hätte niemand überlebt.

    Bald darauf erhielten meine Eltern die Genehmigung, im Garten ein Behelfsheim zu errichten, wobei auch italienische Kriegsgefangene eingesetzt wurden. Weihnachten 1944 konnte auch ich zu meinen Eltern nach Berlin kommen und wir feierten in Lichterfelde den Heiligen Abend zusammen mit unseren italienischen Bauhelfern in dem neuen Behelfsheim. So halfen wir uns gegenseitig hinweg über dieses Weihnachtsfest. Wir waren in großer Sorge um meinen Bruder, der zur Verteidigung von Königsberg eingesetzt worden war. Nachdem mein Vater mit Hilfe von Freunden und Nachbarn die gefährlichen Abrissarbeiten an der Ruine des Hauses vorgenommen hatte, gelang es den italienischen Bauarbeitern, die untere Etage unseres Hauses bis Kriegsende wieder zu errichten, so dass meine Großeltern das Behelfsheim beziehen konnten.

    Im Januar 1945 fuhr ich nach Lissa, zum Glück in Begleitung meiner Mutter. Unmittelbar nach unserer Ankunft hörten wir, dass wegen der Nähe der Front die Schulen in Lissa geschlossen werden. Am nächsten Tag waren Bahnhof und Züge überfüllt. Mit Schrecken denke ich daran, dass wir in Glogau umsteigen mussten, auf dem Bahnhof bereits das Schießen in der Ferne hörten und der Zug schon überfüllt ankam. Mein Vater war glücklich, als wir wieder in Berlin waren. Er hatte sich Vorwürfe gemacht, dass er uns hatte fahren lassen.

    Bei den Abrissarbeiten hatte sich mein Vater verletzt, die Wunde nicht richtig behandelt und es entwickelte sich eine Blutvergiftung, so dass ihm im Rittberg-Krankenhaus ein Finger abgenommen werden musste. Es gab noch kein Penicillin und so erlebten wir wieder Tage ernster Sorge.

    Häuser in der Potsdamer Straße nach dem Bombenangriff 1943

    Unser Haus im Weißdornweg mit Totalschaden am 24.03.1944

    Gartenhaus, erbaut im Sommer 1944

    Unser Haus behelfsmäßig wieder hergestellt

    Wiederaufbau des Hauses 1956/57

    Mehrere Nachbarn wurden zum Volkssturm eingezogen. Die Berichte über das Heranrücken der Front waren bedrohlich und immer wieder gab es inzwischen auch Tagesangriffe der britisch-amerikanischen Bomberflotten.

    Dennoch erlebte ich im Vorfrühling 1945 in Lichterfelde wieder ein Stück „normales Leben. An der „Karin-Göring-Schule (jetzt Goethe-Schule) im Ostpreußendamm erteilten zurückgekehrte Lehrer wieder einige Stunden Unterricht. Besonders positiv empfand ich den außergewöhnlich frühen und schönen Frühling. Die Frühlingssonne, die Vögel und das frische Grün in den Gärten – auch in den Ruinen – stimmten mich froh. Zugleich spürte ich die allgemeine Angst, die Sorge vor dem Ungewissen. Einige entfernte Nachbarn nahmen sich das Leben. Die Begegnungen im Mädchenkreis der Johannesgemeinde mit Fräulein Kusserow stärkten meinen Glauben und gaben mir Trost und Hoffnung. Als der Gefechtslärm näher kam, gab es Sonderzuteilungen für Fleisch und Brot. Meine Mutter wagte sich nicht mehr aus dem Haus. Ein mutiger Nachbar holte das Fleisch bei Thümmling in der Finckensteinallee für mehrere Familien.

    Als wir am 25. oder 26. April 1945 den Gefechtslärm immer näher kommen hörten, suchten wir zusammen mit unseren Nachbarn ihren Bunker im Garten auf. Unter uns war ein kleines Kind und so konnten wir eine weiße Windel vor den Eingang des Bunkers hängen. Als das Schießen aufhörte, wagte sich der Nachbar vorsichtig aus dem Bunker heraus und bemerkte einen russischen Panzer in der Carstennstraße. Am folgenden Tag sah man überall auf den Straßen Soldaten der Roten Armee. Die Türen aller Häuser mussten offen bleiben. Die Russen gingen den ganzen Tag über ein und aus und nahmen mit, was sie haben wollten. Vor allem an Armbanduhren waren sie interessiert. Am Abend saßen meine Eltern und ich im Keller unseres Hauses. Wir hatten keinen Strom und saßen bei Kerzenlicht. Der erste Russe, der den Raum betrat, kam sofort auf mich zu. Als der Soldat direkt vor mir stand, fiel plötzlich die Kerze um. Es wurde stockdunkel und der russische Soldat floh. Verschiedene Frauen aus der Nachbarschaft kamen zu uns, leider konnten wir sie nicht schützen. Ein ganzer Trupp russischer Soldaten kam und nahm alle Frauen mit, darunter auch meine Mutter. Mich – unter einer Decke liegend – hatten sie übersehen. Ich floh ins Nachbarhaus. Wie durch ein Wunder blieb ich wieder unentdeckt.

    Am Morgen verließen wir unser Haus und versuchten, zu Verwandten nach Potsdam durchzukommen, aber bereits an der Potsdamer Chaussee hörten wir wieder Schüsse. In Richtung Potsdam wurde noch gekämpft. Als wir uns ratlos auf der Straße niederließen, wurden wir plötzlich auf eine in der Nähe gelegene Schule hingewiesen, die von einem russischen Kommandanten bewacht wurde. Hier konnten wir in Ruhe übernachten. In dieser Schule erlebte ich am 30. April meinen 16. Geburtstag. Es war der Tag, an dem Hitler sich das Leben nahm. Nach einer Woche konnten auch meine Mutter und ich zurückkehren. Die Häuser und Grundstücke durften wieder abgeschlossen werden. Die sowjetischen Kommandanten bemühten sich, dass keine Übergriffe mehr passierten.

    Es dauerte nicht lange und der Unterricht begann wieder. Die beiden Lichterfelder Oberschulen für Mädchen wurden zusammengelegt unter dem Namen Goethe-Schule und erhielten das Gebäude Drakestraße/Ecke Weddigenweg. Anfangs waren wir in der Klasse nur 13 Schülerinnen, aus meiner alten Klasse waren es nur noch vier. Zwei davon hatten einen jüdischen Elternteil. Viele Kinder waren mit ihren Eltern in den Westen gegangen, andere hielten sich der besseren Ernährung wegen noch auf dem Lande auf. Gas und Strom gab es nur stundenweise und auch die Straßenbahn sowie die S-Bahn kamen im Sommer erst wieder nach und nach in Gang. Überaus glücklich waren wir in der Familie, als mein Bruder im Herbst 1945 nach Hause kam. Er war schwerkrank aus russischer Gefangenschaft entlassen worden. Als Berlin in Sektoren aufgeteilt wurde, gehörte Lichterfelde zum amerikanischen Sektor. Am Anfang gab es bei unserem Bäcker (Scheppan) nur Weißbrot. Für meinen Bruder war es die Rettung. Das Weißbrot regulierte den kranken Magen und mein Bruder erholte sich langsam.

    Die Lehrer an der Goetheschule waren für mich alle neu. Pflicht waren in der Oberstufe für uns alle drei Fremdsprachen. Erste Fremdsprache war Englisch, die zweite Russisch, die dritte wahlweise Latein oder Französisch. Ich entschied mich für Französisch, in diesem Fach unterrichtete uns Frau Kirchner („Kiki"). Frau Kirchner hat viel gefordert und mich sehr gefördert, ihr habe ich mein Interesse für die französische Sprache zu verdanken. 1947 habe ich die Abiturprüfung abgelegt und bald darauf mein Studium begonnen, zuerst an der Pädagogischen Fakultät der Universität Berlin im Bezirk Mitte. Nach drei Semestern wechselte ich in die inzwischen neu gegründete Freie Universität in Dahlem, an der ich 1953 mein Staatsexamen ablegte. Bereits im gleichen Jahr kam ich an der Hermann-Ehlers-Schule in Steglitz in den Schuldienst.

    In den ersten Jahren nach dem Krieg bestimmte der Mangel alle Lebensbereiche. Wir versuchten, in unserem Garten so viel Gemüse wie möglich anzubauen. Ich kaufte gerne Pflanzen in der Gärtnerei Wienholz in der Finckensteinallee, wo es einen sprechenden Papagei gab. Mit den Lebensmittelmarken stand ich beim Kaufmann Grabo (Carstennstraße/Privatstraße) an, beim Fleischer Eigenwillig holten wir „Fleisch, möglichst etwas fett", wie mich meine Mutter beauftragte. Zur Zeit der Luftbrücke waren wir froh, dass wir Trockenkartoffeln erhielten.

    Eine schwierige Phase erlebten wir in der Familie nach der Währungsreform 1948. In Westdeutschland und in Westberlin gab es nun die neue Währung, die D-Mark. Mein Vater aber wurde weiter im Osten bezahlt, mein Bruder und ich studierten. Sparsamkeit war nun oberstes Gebot. Gerade zu dieser Zeit gab es aber endlich auch in Westberlin viele Lebensmittel, die wir so lange vermisst hatten. Zum Glück hatten wir Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Einen Tag im Sommer 1947 habe ich als Trauertag in Erinnerung: Unbekannte hatten nachts alle Kartoffeln ausgegraben und gestohlen, die wir angebaut hatten und deren Ernte ein Freudenfest hatte werden sollen!

    Unsere Lage änderte sich schnell, als mein Vater 1951 in einer Bank in Westberlin eine neue Stelle angetreten hatte. 1957 ließ mein Vater das Haus in verkleinerter Form (erneut von der Firma Doll) wieder errichten.

    Die Liebe war es, weshalb ich Lichterfelde verließ. Nach unserer Hochzeit 1954 zogen mein Mann und ich in das Haus einer Tante in Staaken, das nur leichten Bombenschaden erlitten hatte. Von dort zunächst zu Fuß, dann mit Bahn und Bus zur Schule in Steglitz, das war schon täglich eine kleine „Weltreise. Später wurden wir stolze Besitzer einer Isetta. Im Jahr 1963 zogen wir mit unseren Kindern nach Luxemburg, wo mein Mann und ich an der Europäischen Schule unterrichteten. Seit 2003 lebe ich wieder in der schönen Gartenstadt Lichterfelde, nur „einen Katzensprung vom väterlichen Haus im Weißdornweg entfernt, das jetzt meine Tochter mit Familie bewohnt.

    Hochzeit im Jahr 1954

    Mit dem Feuer gespielt – und Glück gehabt in Lichterfelde

    Ekhard Franke

    Ekhard Franke im Jahr 1941

    Als ich neun Jahre alt war, ist unsere Familie 1938 in die neu erworbene Villa Baseler Straße 69 eingezogen. Meinem Vater gehörte die Firma Hermann Franke, ein bereits vom Großvater 1896 gegründetes Geschäft für Bau- und Brennmaterial. Der Hauptsitz der Firma befand sich in der Schillerstraße 23 in Lichterfelde-Ost, eine Zweigstelle mit Lagerplatz hatten wir in der Curtiusstraße/Ecke Kadettenweg an der Bahnlinie gleich neben unserem Konkurrenten Berger, Kulp & Röchling (heute Auto-Eicke). Ab 1940 besuchte ich das Schiller-Gymnasium am Ostpreußendamm, nahm dann aber auf Wunsch meiner Eltern nicht an der „Kinderlandverschickung, der Evakuierung ganzer Schulklassen, teil, die angesichts zunehmender Bombenangriffe auf die Reichshauptstadt im August 1943 angeordnet wurde. Kurzzeitig war ich in einem Internat in Strausberg untergebracht. Dort wollte ich aber schnell wieder weg, weil diese Anstalt mir als NS-Eliteschule missfiel. Meine Eltern sind Regimegegner gewesen, mein Vater war als langjähriger Freimaurer sehr individualistisch eingestellt und er legte auf die persönliche Freiheitsentfaltung großen Wert. So dachten auch die Wollmanns, eine angesehene Juristenfamilie aus dem Freiwaldauer Weg in Lichterfelde, mit deren Söhnen Rüdiger und Jürgen ich eng befreundet war. Unseren Eltern gelang es, uns einen Platz in einer Schule in Potsdam zu besorgen, wohin wir täglich mit der S-Bahn fuhren. In der Baseler Straße hatte mein Vater hinten im Garten einen Splittergraben ausheben lassen, in den sich unsere Familie bei Fliegeralarm zurückziehen konnte. Bei einem Bombenangriff im Jahr 1944 erhielt das Haus der Wollmanns im Freiwaldauer Weg 31 einen Volltreffer – Frau Wollmann sowie die Tochter, die beide allein zu Hause waren, kamen ums Leben. Angesichts dieses tragischen Ereignisses waren Herr Dr. Wollmann und meine Eltern nun besonders besorgt, dass wir fünfzehnjährigen Jungen doch noch als letztes Aufgebot in den Krieg müssen. Eine schriftliche Aufforderung, uns in ein „Wehrertüchtigungslager nach Tschechien zu schicken, ignorierten wir im Januar 1945 einfach, „denn die Jungen sind gerade bei Verwandten auf dem Lande". Unsere Väter hatten uns vorher schnell nach Töplitz geschickt. Im März 1945

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