Die Ferguson-Brothers: Wyatt Earp 206 – Western
Von William Mark
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Es war ein glühendheißer Tag. Flimmernd lag die Hitze zwischen den graubraunen Kistenholzhäusern der alten Westernstadt Tombstone. Die wabbernde Glut, die dumpf auf den Vorbauten unter den niedrigen Dächern stand, zog unter der Farbe über dem ausgedörrten Holz richtige Blasen. Nirgends war ein Mensch zu sehen. Wie ausgestorben lagen die Straßen da. Vorm Crystal-Palace standen mehrere Pferde mit gesenkten Köpfen in der Sonnenglut. Ihre Reiter waren keine Pferdefreunde, sonst hätten sie die Tiere nicht in dieser Vormittagshitze stehen lassen. Sie standen drinnen an der länglichen Theke und starrten in ihre Whiskygläser. Mit schläfrigem Gesicht lehnte der Keeper auf der anderen Seite der Bar und wartete darauf, dass einer von ihnen eine neue Flasche bestellte. Vorn rechts, der Tür am nächsten, stand ein vierschrötiger Bursche mit brandrotem Haar, grünlichen Augen und einem massigen Schädel, der halslos auf seinem Rumpf zu sitzen schien. Er trug ein verwaschenes rotes Hemd, das über der Brust bis zum Gürtel hinunter offen stand und einen wenig appetitlichen graubraunen Haarwald preisgab. Die Weste war kurz und ärmellos und hatte kleine Aufschläge. Um die unförmigen Hüften trug er einen gewaltigen patronengespickten Waffengurt und tief über dem rechten Oberschenkel im offenen Halfter einen schweren 44er-Revolver vom Fabrikat Remington. Die graue Hose war über den Knien schwer ausgebeult und lief unten über die halbhohen Schäfte der staubigen, abgetretenen Westernboots aus. Dieser Mann war der stadtbekannte Rowdy James Bill Brocius. »He, Kerl, du wirst es dir doch nicht einfallen lassen, einzuschlafen, wenn Curly Bill an der Theke steht!« Der Keeper schreckte hoch und blickte erschrocken auf den Tramp. Dann griff er mit einer raschen Bewegung nach einer Flasche, zog ein neues Glas zu sich heran und füllte es zu einem Drittel mit dem goldbraunen Whisky, den er dem Outlaw hinschob. Curly Bill griff danach, hob das Glas unter seinen gewaltigen Riecher und schüttelte dann den Kopf. »No, Brother, das läuft nicht.
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Buchvorschau
Die Ferguson-Brothers - William Mark
Wyatt Earp
– 206 –
Die Ferguson-Brothers
William Mark
Es war ein glühendheißer Tag. Flimmernd lag die Hitze zwischen den graubraunen Kistenholzhäusern der alten Westernstadt Tombstone. Die wabbernde Glut, die dumpf auf den Vorbauten unter den niedrigen Dächern stand, zog unter der Farbe über dem ausgedörrten Holz richtige Blasen. Nirgends war ein Mensch zu sehen. Wie ausgestorben lagen die Straßen da.
Vorm Crystal-Palace standen mehrere Pferde mit gesenkten Köpfen in der Sonnenglut. Ihre Reiter waren keine Pferdefreunde, sonst hätten sie die Tiere nicht in dieser Vormittagshitze stehen lassen.
Sie standen drinnen an der länglichen Theke und starrten in ihre Whiskygläser.
Mit schläfrigem Gesicht lehnte der Keeper auf der anderen Seite der Bar und wartete darauf, dass einer von ihnen eine neue Flasche bestellte.
Vorn rechts, der Tür am nächsten, stand ein vierschrötiger Bursche mit brandrotem Haar, grünlichen Augen und einem massigen Schädel, der halslos auf seinem Rumpf zu sitzen schien. Er trug ein verwaschenes rotes Hemd, das über der Brust bis zum Gürtel hinunter offen stand und einen wenig appetitlichen graubraunen Haarwald preisgab. Die Weste war kurz und ärmellos und hatte kleine Aufschläge. Um die unförmigen Hüften trug er einen gewaltigen patronengespickten Waffengurt und tief über dem rechten Oberschenkel im offenen Halfter einen schweren 44er-Revolver vom Fabrikat Remington. Die graue Hose war über den Knien schwer ausgebeult und lief unten über die halbhohen Schäfte der staubigen, abgetretenen Westernboots aus.
Dieser Mann war der stadtbekannte Rowdy James Bill Brocius. Er schob eben das stoppelbärtige, ausladende Kinn weit vor und scharrte mit einer whiskyheiseren Stimme:
»He, Kerl, du wirst es dir doch nicht einfallen lassen, einzuschlafen, wenn Curly Bill an der Theke steht!«
Der Keeper schreckte hoch und blickte erschrocken auf den Tramp. Dann griff er mit einer raschen Bewegung nach einer Flasche, zog ein neues Glas zu sich heran und füllte es zu einem Drittel mit dem goldbraunen Whisky, den er dem Outlaw hinschob.
Curly Bill griff danach, hob das Glas unter seinen gewaltigen Riecher und schüttelte dann den Kopf.
»No, Brother, das läuft nicht. Diesen Fusel kannst du irgendeinem dreckigen Cowpunscher vorsetzen, nicht aber dem großen Curly Bill!«
Neben dem etwa fünfunddreißigjährigen Curly Bill stand ein vielleicht achtzehn- oder neunzehnjähriger Bursche, der einen kräftigen Wuchs aufwies und ein etwas blässliches Gesicht hatte. Es war Patrik Spence, ein Neffe des berüchtigten Schießers Pete Spence, der damals nach dem blutigen Gefecht im Tombstoner O.K.-Corral von Wyatt Earp zur Strecke gebracht worden war. Der Bursche blickte schweigend auf seine Hände, die das Glas umspannt hielten. Auch sein Waffengurt war patronengespickt, und der Revolver, der rechts im Halfter steckte, war ein 38er Colt vom Fabrikat Marley.
Links neben Spence lehnte ein untersetzter Mensch, der einen affenartigen Gesichtsausdruck hatte, und dessen Körper überhaupt stark an einen Gorilla erinnerte. Hoch standen seine Wangenknochen, klein und kurz war die Nase, in deren Löcher man von vorn sehen musste. Der Mund war aufgeworfen, gewaltig und in der Mitte gespalten das Kinn.
Die schwarzen Brauen waren über den Augen zusammengewachsen, und die Augen selbst, die wie dunkle Kiesel glitzerten, lagen tief in den Höhlen. Das schwarze Haar blickte unter dem hellgrauen, von Schweißrändern verunzierten Stetson strähnig hervor, wucherte über die Ohren und fiel hinten bis in den schmierigen Kragen seines verwaschenen blauen Hemdes hinein. Er hatte eine Jacke an, die mit Flicken besetzt war und deren Taschen stark ausgebeult waren. Mit der Hose stand es nicht anders. Um die Jacke herum trug er einen Waffengurt, in dem er halfterlos einen alten Navy-Colt stecken hatte. Dieser Mann war der ehemalige Schreinergehilfe Mort Angerer.
Etwas abseits von diesen Männern stand, den rechten Arm auf die Theke aufgestützt, ein hagerer Mensch, dessen Gesicht einen slawischen Ausdruck aufwies. Die Augen waren grau, huschend und wirkten tückisch. Sie standen viel zu nahe bei der Nasenwurzel. Schmal war der Mund, lang die Nase und spitz das Kinn. Die Ohren waren winzig klein, und sein Haar schien schon einen grauen Schimmer aufzuweisen, obgleich der Mann noch gar nicht alt war. Er trug einen grauen Anzug und links aus einer Knietasche blickte der elfenbeinerne Schaft eines Wurfmessers hervor.
Dieser Mann hieß Lombace Raczek. Er war der Sohn eines tschechischen Emigranten, der vor einem Vierteljahrhundert drüben aus dem alten Europa ausgewandert war.
Curly Bill war der Wortführer, wie überall, wo er sich aufhielt. Er stieß einen zischenden Laut aus, kippte dem Keeper plötzlich den Whisky ins Gesicht und ließ dann seine schwere kantige Faust aufs Thekenblech fallen, dass Gläser und Tassen einen wilden, gefährlichen Tanz aufführten.
»Verdammter Schnapspanscher! Ich habe weder Arsenik noch Rattengift bestellt. Wenn ich nicht sofort einen anständigen Scotch bekomme, kannst du deine eigenen Backenzähne ausspucken, Junge!«
Der Keeper schien derlei Drohungen gewöhnt zu sein, er wandte sich ungerührt zur Seite, nahm eine neue Flasche vom Bord, entkorkte sie und zog ein frisches Glas heran, das er wieder zu einem Drittel füllte.
Auch Mort Angerers Glas war leer, der Keeper füllte es zu einem Drittel.
Curly Bill zog sein Glas zu sich heran, roch daran und probierte dann einen Schluck, um gleich darauf mit dem Rest zu gurgeln.
»Das ist schon besser!«, röhrte er.
»Das will ich meinen«, entgegnete der Keeper, »der Stoff kostet auch das Doppelte.«
»Was, das Doppelte?« Der Rowdy riss die Augen weit auf, stemmte sich von der Theke zurück, warf den Kopf herum und stieß Spence an.
»He, was sagst du dazu, Pat? Der Kerl ist wohl lebensmüde geworden, was?«
Der Bursche kniff das linke Auge ein, fixierte den Keeper scharf, wandte sich aber ab, um den Schankraum in seiner ganzen Länge zu durchmessen und vor dem alten Orchestrion stehenzubleiben. Er nahm einen Nickel aus der Westentasche, schob ihn in den dafür bestimmten Schlitz, ließ einen Faustschlag folgen, und gleich darauf setzte sich der Musikkasten ratternd und stampfend in Bewegung und schleuderte die ersten Rhythmen des Arizonasongs in die Schenke.
Die Musik war so laut, dass man sich an der Theke nur noch brüllend unterhalten konnte.
Curly Bill schob sein Glas zwei Inches nach vorn, was dem Keeper besagte, dass er wieder einzuschenken hatte.
Ehe der Rowdy aber diesmal trank, lehnte er sich mit den beiden Ellbogen nach rückwärts gegen die Theke und legte den Kopf ins Genick.
»Also, Männer, hört zu. Die Sache geht klar. Es ist mir gelungen, Horace Tancred ausfindig zu machen und mit ihm zu sprechen.«
»Das will nicht viel besagen«, meinte Angerer knurrend.
»Warte ab«, versetzte Curly Bill und machte mit seiner ausgestreckten rechten Hand eine prahlerische Geste. Dann stieß er sich mit dem linken Ellbogen von der Theke ab, machte zwei Schritte vorwärts und wandte sich mit einem Ruck um. Alles an diesem Mann war aufgeblasen und theatralisch.
»Ich habe mit ihm gesprochen und – er ist bereit.«
»Was«, schnarrte Spence, während er den Kopf vorstieß wie ein Raubvogel, »bereit?«
»Ja, er ist bereit.«
Die vier Männer blickten den rothaarigen Tramp aus weit aufgerissenen Augen an.
Da hatte sich also der gefürchtete Schläger Horace Tancred bereitgefunden, in den Job einzusteigen!
Der sonst so schweigsame Messerwerfer Raczek kam ein paar Schritte näher und blieb neben Angerer stehen.
»Und wie soll die Sache ablaufen?«, erkundigte er sich mit seiner etwas leisen, fast schüchtern wirkenden Stimme.
»Das ist ganz einfach. Die beiden Hunde haben die Absicht, heute die Stadt zu verlassen. Tancred braucht also nichts weiter zu tun, als hier auf sie zu warten. Wenn sie Hollidays Haus verlassen, dann werden sie hier vorbei müssen, denn der Marshal hat die schöne Angewohnheit, immer, wenn er eine Stadt verlässt, noch einmal im Postoffice nachzufragen, ob nichts für ihn gekommen ist. Das läuft dann also so, dass sie da unten links die Straße heraufkommen und hier die Kreuzung passieren müssen.«
Er ließ eine Kunstpause eintreten, und die Männer blickten ihn erwartungsvoll an. Bis Spence schließlich ungeduldig hervorstieß:
»Und – weiter?«
»Dann tritt Tancred in Aktion.«
Er hatte es gesagt, als wäre es die selbstverständlichste Sache von der Welt.
Dabei hatten die fünf Bravos nichts mehr und nicht weniger vor, als den berühmten Gesetzesmann Wyatt Earp und seinen Begleiter Doc Holliday zu überfallen!
Es war nicht das erste Mal, dass eine Gruppe von Tombstoner Banditen einen offenen Angriff gegen den gefürchteten Banditenjäger Earp riskierte. Der Missourier – wie Wyatt Earp seit eineinhalb Jahrzehnten von Freund und Feind genannt wurde – war oben in der alten Treibherdenstadt Dodge City der grösste und bedeutendste Sheriff, den der alte Westen jemals gekannt hat. Hier unten in Tombstone war sein Bruder Virgil längere Zeit Deputy-Marshal gewesen, und in dieser Zeit hatte sich auch der große Zusammenprall mit der Clanton Gang abgespielt. (Der Kampf im O.K.-Corral am 26. Oktober 1881). Wyatt Earp war vor kurzem in Dodge City durch eine Depesche aus Tombstone um Hilfe gebeten worden. Ausgerechnet einer der Cowboys von Ike Clantons Ranch hatte den Marshal zu Hilfe gerufen. Wyatt Earp war sofort mit Doc Holliday gekommen und hatte einen gefährlichen Mörder zur Strecke bringen können. Bei dieser Gelegenheit hatte es sich nicht vermeiden lassen, dass die alten Wespennester in dieser Stadt wieder lebendig wurden. Der glimmende Hass auf den Gesetzesmann war wieder wach geworden. Die Banditen, die für schwere Zeit des Zusammenstoßes der Clanton Gang mit dem Marshal überlebt hatten, kamen wie Ratten aus ihren Löchern hervorgekrochen, um sich dem verhassten Mann in den Weg zu stellen. Nicht mutig und offen, sondern versteckt und aus dem Hinterhalt heraus.
Jetzt aber hatten sich vier von ihnen am hellichten Tag zusammengerottet, um gegen den Marshal vorzugehen.
Curly Bill hatte herausgebracht, dass Wyatt Earp und Doc Holliday die Stadt verlassen wollten. Der Marshal hatte seine Aufgabe hier erledigt – eine Aufgabe, die eigentlich der ortsansässige Sheriff Jonny Behan, ein Schwächling und ein Feigling, hätte erledigen müssen. Aber dieser Mann war außerstande, gegen die Banditen vorzugehen. Im Gegenteil, er war so wankelmütig, dass man ihn ständig in Verdacht haben musste, mit