Die geheimen Pfade der Liebe
Von Carole Mortimer
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Über dieses E-Book
"Die Liebe ist ein völlig überbewertetes Gefühl, das nichts als Kummer bringt." Meint Justin de Wolfe wirklich, was er sagt? Zumindest beteuert der ebenso arrogante wie attraktive Anwalt immer wieder, dass er seine Ehefrau Caroline begehrt - mehr nicht … Caroline dagegen hat Justin vom ersten Augenblick an geliebt. Und mit jedem neuen Tag hofft sie, auch er werde ihr endlich seine Liebe gestehen. Doch er scheint sich nur weiter von ihr zu entfernen. Wird es ihr jemals gelingen, jene Mauer einzureißen, die nach einem tragischen Schicksalsschlag Justins Herz umgibt?
Carole Mortimer
Carole Mortimer was born in England, the youngest of three children. She began writing in 1978, and has now written over one hundred and seventy books for Harlequin Mills and Boon®. Carole has six sons, Matthew, Joshua, Timothy, Michael, David and Peter. She says, ‘I’m happily married to Peter senior; we’re best friends as well as lovers, which is probably the best recipe for a successful relationship. We live in a lovely part of England.’
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Die geheimen Pfade der Liebe - Carole Mortimer
Carole Mortimer
Die geheimen Pfade der Liebe
IMPRESSUM
JULIA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 1987 by Carole Mortimer
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 212008 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Tina Beckmann
Fotos: RJB Photo Library
Veröffentlicht im ePub Format im 04/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-307-3
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
„Du magst ja durchaus schwanger sein, Caroline. Aber von mir ist dieses Kind definitiv nicht", erklärte Justin de Wolfe kalt.
Caroline sah ihren Mann an, als hätte er den Verstand verloren.
Heute hatte ihr der Arzt bestätigt, dass sie in der sechsten Woche schwanger war. Am liebsten wäre sie sofort in Justins Büro geeilt, um ihm die glückliche Nachricht zu verkünden. Dann hatte sie es sich jedoch anders überlegt und stattdessen ein festliches Abendessen vorbereitet.
Mit sechsunddreißig Jahren wurde Justin zum ersten Mal Vater. In einem entsprechend romantischen Ambiente wollte sie dieses bedeutende Ereignis mit ihm feiern.
Die Kerzen brannten noch, und die Rosen auf dem Tisch verströmten einen süßen Duft. Trotzdem war Caroline plötzlich gar nicht mehr nach Feiern zumute. Wie kam Justin nur darauf, dass es nicht sein Kind war? Bestimmt erlaubt er sich nur einen schlechten Scherz mit mir, versuchte sie sich einzureden. Justins eisiger Blick verriet allerdings deutlich, wie ernst es ihm mit seiner absurden Behauptung war.
„Justin, ich …"
„Ich bin nämlich gar nicht in der Lage, ein Kind zu zeugen, fuhr er mit beängstigender Ruhe fort und trank bedächtig einen Schluck Wein. „Weder mit dir noch mit einer anderen Frau.
Während Justin sie kühl und abwartend betrachtete, hätte Caroline schreien mögen. In Ohmacht fallen. Irgendetwas zerschlagen … Doch sie konnte nur wie versteinert dasitzen und stumm seinen Blick erwidern.
„Hast du verstanden, was ich gerade gesagt habe? Ich …"
„Hör auf, Justin! Die eigene Stimme erschien ihr zu laut und unangenehm schrill. „Das ist wirklich nicht komisch.
„Da bin ich ganz deiner Meinung, stimmte Justin ihr zu. Mit einem Zug trank er den Rest seines Weins aus und stand auf, um die Deckenbeleuchtung einzuschalten. „Und ich wüsste auch nicht, dass ich gelacht hätte.
Caroline fühlte sich unversehens in einen Albtraum versetzt. Sie kniff vor der plötzlichen Helligkeit die Augen zusammen und blickte zu ihm auf. Justin war genau der Typ, von dem zahllose Frauen träumten: groß, dunkel und auf eine wilde, ungezähmte Weise attraktiv. Der elegante Abendanzug hätte ihm einen seriösen Anstrich verleihen müssen. Aber er ließ ihn eher wie einen verwegenen Piraten aussehen, den man vergeblich zu zivilisieren versucht hatte.
Sein Anblick überwältigte Caroline genauso wie bei ihrer ersten Begegnung. Noch immer war sie gefesselt von Justins widersprüchlicher Persönlichkeit. Aber was in diesem Moment in seinem Kopf vorging, war ihr schlicht unbegreiflich.
„Jedenfalls ist das Baby von dir!", erklärte sie entschieden.
„Wie ich bereits sagte, das ist unmöglich."
Obwohl er nach außen hin die Gelassenheit in Person war, las Caroline in seinen Augen weit heftigere Gefühle.
„Aber von wem sollte es denn sonst sein?", hielt sie ihm verzweifelt entgegen.
Justin schwieg eine Weile, als würde er über ihre Frage nachdenken. Schließlich schlug er in beiläufigem Tonfall vor: „Vielleicht von Tony?"
Bei dieser ungeheuerlichen Unterstellung wich Caroline alles Blut aus den Wangen. Sie war zu schockiert, um etwas erwidern zu können. Stumm beobachtete sie, wie Justin zum Barschrank schlenderte und sich einen großzügig bemessenen Brandy einschenkte.
Er musterte mit ausdrucksloser Miene Carolines flammend rotes Haar, das sie locker hochgesteckt hatte. Die nackten Schultern. Das figurbetonte schwarze Kleid. Dann wandte er sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
Caroline hörte die Tür seines Arbeitszimmers ins Schloss fallen. Noch immer war sie wie vom Donner gerührt. Geistesabwesend blies sie die Kerzen aus und betrachtete starr die aufsteigenden Rauchspiralen. Sie hätten jetzt den Champagner trinken sollen, den sie schon kalt gestellt hatte. Stattdessen war Justin an seinen Schreibtisch geflüchtet. Mutterseelenallein saß sie an dem von ihr so liebevoll gedeckten Tisch und versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war.
Einen Mann wie Justin de Wolfe zu lieben war von Anfang an keine einfache Aufgabe gewesen. Auch nach der Hochzeit war es nicht leichter geworden. Aber dies war das erste Mal, dass Caroline sich wünschte, ihm nie begegnet zu sein.
Unvermittelt schweiften ihre Gedanken zu jenem ersten Abend, der ebenfalls verheißungsvoll begonnen und dann so verstörend geendet hatte …
„Sieht so aus, als wäre meine reizende Schwester wieder einmal auf der Jagd gewesen."
Bei Tonys spöttischer Bemerkung blickte Caroline zum Eingang des Festsaals. Es war der vierzigste Hochzeitstag von Tonys Eltern. Sie feierten ihn stilvoll in einem eleganten Londoner Hotel.
Caroline entdeckte Tonys Schwester, Paula Hammond, in der Menge. Sie musste wieder einmal feststellen, dass Paula eine der attraktivsten Frauen war, die sie je gesehen hatte. Sie war groß, elegant und hatte tiefschwarzes Haar. Heute trug sie ein eng anliegendes rotes Abendkleid, das ihre Traumfigur perfekt zur Geltung brachte.
Mit fünfunddreißig hatte Paula bereits eine gescheiterte Ehe hinter sich. Seit ihrer Scheidung vor fünf Jahren genoss sie ihre Freiheit in vollen Zügen. Seit acht Monaten war Caroline jetzt mit Tony zusammen. Während dieser Zeit hatte sie seine Schwester schon mit vielen Männern gesehen. Paulas heutiger Begleiter war ihr jedoch unbekannt. Andernfalls hätte sie sich mit Sicherheit an ihn erinnert.
So wie jede Frau es getan hätte.
Sein Haar war ebenso schwarz wie das von Paula. Als schön konnte man sein Gesicht nicht bezeichnen. Trotzdem fühlte Caroline sich geradezu magisch davon angezogen. Sichtlich gelangweilt ließ er den Blick über die Gäste schweifen. Er wirkte ein wenig ungeduldig, als er Paula etwas zuraunte.
Mit ihrer unübersehbaren Schönheit und ihrer sinnlichen Ausstrahlung schlug sie ihre Verehrer für gewöhnlich ganz in ihren Bann. Dieser Mann war jedoch nicht leicht zu beeindrucken. Während Paula sehnsüchtig zu ihm aufblickte und fast beschwörend auf ihn einredete, wirkte er ausgesprochen kühl und unbeteiligt.
Peinlich berührt wandte Caroline sich ab. Normalerweise war Paula so selbstbewusst, und nun bettelte sie förmlich um die Aufmerksamkeit ihres Begleiters. Es war unangenehm, sie so zu sehen.
„Ich glaube, ich sollte mal ein ernstes Wort mit meinen Eltern reden, meinte Tony amüsiert. „Offenbar haben sie es versäumt, ihre Tochter vor dem bösen Wolf zu warnen.
Caroline warf Paulas Begleiter erneut einen Blick zu. Ohne Frage war er ein faszinierender Mann. Und sicher war sie nicht die erste Frau, die das bemerkte. Allerdings schien er nicht besonders daran interessiert zu sein, das schöne Geschlecht zu beeindrucken. In diesem Punkt unterschied er sich wohltuend von den Männern, denen sie in der Vergangenheit begegnet war.
Bis sie Tony kennengelernt hatte.
Schon ihr ganzes Leben lang hatte Caroline nach einem Mann wie ihm Ausschau gehalten. Seine ungezwungene, herzliche Art, sein jungenhafter Charme und sein wacher Verstand hatten sie vom ersten Moment an bezaubert. Außerdem sah er mit seinem widerspenstigen hellbraunen Haar, den funkelnden braunen Augen und der schlanken, sportlichen Figur blendend aus. Seit acht Monaten waren sie jetzt schon ein Paar. Caroline wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er ihr einen Heiratsantrag machen würde.
Ihre Antwort würde ein von Herzen kommendes, uneingeschränktes „Ja" sein.
Wieder fiel ihr Blick auf Paula und ihren Begleiter. „Du solltest deine Schwester nicht unterschätzen, tadelte sie ihn nun sanft. Caroline wusste, dass Tony und Paula sich im Grunde ihres Herzens liebten. Trotzdem herrschte leidenschaftlicher, aber harmloser Geschwisterkrieg zwischen ihnen. Auch jetzt schien es Tony mit diebischer Freude zu erfüllen, dass seine erfolgsverwöhnte Schwester im Begriff war, sich eine Abfuhr einzuhandeln. „Ich bin sicher, dass Paula hervorragend in der Lage ist, ihre Frau zu stehen
, fügte Caroline nachdrücklich hinzu.
„Mag sein, räumte Tony ein. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er seine Schwester. Diese schmiegte sich an ihren Begleiter und ließ verführerisch die Finger durch das dunkle Haar in seinem Nacken gleiten. „Aber diesmal hat sie sich eindeutig übernommen. Der Wolf könnte sie jederzeit zum Frühstück verspeisen. Aber das wäre es dann auch schon gewesen. Er ist nämlich, wie alle seine Artgenossen, ein unverbesserlicher Einzelgänger.
Der Wolf. Caroline hatte zuerst gedacht, Tony würde nur eine Anspielung auf dessen Charakter machen. Diesmal klang es jedoch so, als wäre es der Name des Mannes.
„Der Wolf?, fragte sie neugierig. Im selben Moment spürte sie den Blick seiner silbergrauen Augen. Er glitt ebenso schnell über sie hinweg wie über alle anderen Gäste, doch dann kehrte er plötzlich wieder zu ihr zurück. Jähe Hitze durchflutete Caroline. „Der Wolf
, wie sie ihn bereits insgeheim nannte, musterte sie mit unverblümtem Interesse von Kopf bis Fuß. Schließlich richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gesicht. Er ließ den Blick beunruhigend lange auf ihren Lippen ruhen.
Seine eingehende Musterung ließ Caroline das Blut in die Wangen steigen. Sie wollte sich abwenden, aber sein Blick hielt sie gefangen. Sie besaß seine gesamte Aufmerksamkeit, während Paula ihn verzweifelt zum Bleiben zu überreden versuchte. Auf eine seltsame Weise war diese Situation erotisch. Es war fast, als würde er seine Hand nach ihr ausstrecken und sie berühren …
„Paula arbeitet in Justin de Wolfes Anwaltskanzlei. Er ist bekannt dafür, dass er immer nur die Klägerseite vertritt. Soweit ich weiß, hat er noch nie einen Prozess verloren."
Tonys Stimme drang wie durch einen Nebel an Carolines Ohr. Nervös befeuchtete sie ihre Lippen und versuchte erneut, den Blick von dem beunruhigenden Fremden abzuwenden. Sie schaffte es nicht. „Tatsächlich?", fragte sie heiser. Ihre Hände begannen zu zittern.
Endlich wandte Justin de Wolfe sich wieder Paula zu. Caroline nutzte erleichtert die Gelegenheit, ihm den Rücken zuzuwenden. Seine intensive Musterung war ihr durch und durch gegangen. Selbst jetzt, da sie ihn nicht mehr sehen konnte, klopfte ihr das Herz noch bis zum Hals.
Dabei war dieser Mann überhaupt nicht ihr Typ! Sicher, er war sehr attraktiv. Aber es ging etwas Finsteres, Bedrohliches von ihm aus. Er strahlte eine direkte, fordernde Sexualität aus. Sein Blick hatte sie gefesselt. Erst als er sich abwandte, konnte sie sich aus seinem Bann befreien.
Was war nur los mit ihr? Sie liebte doch Tony und wollte ihn heiraten!
Entschlossen verdrängte Caroline die verstörenden Empfindungen, die Justin de Wolfe in ihr ausgelöst hatte. Kurz darauf kam er mit Paula auf sie und Tony zu. Sofort wurden ihr wieder die Knie weich.
„Schön, dich zu sehen, Schwesterherz." Tony beugte sich leicht vor und küsste Paula flüchtig auf die Wange.
In Paulas grünen Augen blitzte es verärgert auf. Sie hasste diese Anrede, was ihr Bruder natürlich genau wusste. „Ich möchte dich mit Justin de Wolfe bekannt machen, Tony", sagte sie mit ihrer leicht rauchigen Stimme. Sie legte ihrem Begleiter besitzergreifend die Hand auf den Arm.
Caroline beobachtete, wie die beiden Männer einander die Hand schüttelten. Sie versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen. Eine einzige Berührung von Justin de Wolfe würde genügen, um sie nach mehr verlangen zu lassen. Das wusste sie instinktiv.
„Und