Für wen schlägt dein Herz, Corrie?
Von Susan Fox
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Über dieses E-Book
Das große Glück mit einem geliebten Mann - das war für die junge Corrie Davis bis jetzt ein unerfüllter Traum. Doch plötzlich wird sie gleich von zwei attraktiven Männern umschwärmt. Die Brüder John und Shane Merrick, die reichsten Rancher von Coulter City, werben um sie. Corrie ist hin- und hergerissen: Shane, ein berühmter Rodeoreiter, ist ein guter Freund aus ihrer Teenagerzeit, und alle erwarten, dass sie ihn heiratet. Aber es sind Johns Küsse unter dem weiten Himmel von Texas, die ihr Herz schneller schlagen lassen…
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Buchvorschau
Für wen schlägt dein Herz, Corrie? - Susan Fox
IMPRESSUM
Für wen schlägt dein Herz, Corrie? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2004 by Susan Fox
Originaltitel: „The Bride Prize"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1597 - 2005 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Johannes Sembritzki
Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_EpicStockMedia
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733777654
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Das Land war wild und groß, und die Ranch lag wie ein kleiner Fleck in der endlosen Weite. Die Arbeit hier war schwer und hörte nie auf. Es gab auch keine garantierte Sicherheit. Die Tiere waren groß, und auch die gutmütigen oder gut geschulten unter ihnen konnten an schlechten Tagen gefährlich werden. Dann kam es zu Unfällen, von denen die Vorsichtigen so wenig wie die Unvorsichtigen verschont blieben.
Holz wurde morsch und fiel in sich zusammen. Von Westen brachen verheerende Unwetter herein, und unter jedem Stein konnte eine Viper lauern und blitzschnell zubeißen.
Beileibe keine Umgebung für eine Lady, aber Corrie Davis hatte es aufgegeben, eine zu sein. Mit achtzehn hatte sie vorübergehend versucht, ihren Lebensstil zu ändern. Sie hatte den Kampf mit Strumpfhosen und Kosmetikfläschchen aufgenommen. Sie hatte sich in der örtlichen Bücherei Ratgeber für gutes Benehmen ausgeliehen, hatte bekannte Frauenzeitschriften gelesen und ein ganzes Wochenende in San Antonio verbracht, um sich hübsche, betont weibliche Kleidung zuzulegen.
Alle diese modischen Artikel hingen jetzt – noch mit dem Preisschild daran – in ihrem Kleiderschrank, und die frechen Dessous, die sie bei derselben Gelegenheit erworben hatte, lagen unbenutzt in einer Schublade.
Derselbe Mann, dem Corries kurzfristiges Streben nach mehr Weiblichkeit zu verdanken war, hatte dieses Streben unbewusst mit wenigen harten Worten auch wieder zunichte gemacht.
Du bist vernünftig, Corrie, und du hast Verstand. Deshalb ist dir inzwischen sicher klar geworden, dass du nicht die Richtige für meinen Bruder bist. Unser Vater hat viel mit Shane vor. Er soll das College besuchen und später Teilhaber der Merrick-Ranch werden. Während der nächsten Monate und Jahre wird er sich draußen umsehen, nach neuen Möglichkeiten suchen und seinen Platz finden …
John Merrick hatte eine Pause gemacht und Corrie mit seinen dunklen Augen unverwandt angesehen. Sie hatte vor Angst und Scham Herzklopfen bekommen, denn ihr war klar gewesen, was jetzt folgen würde.
In dieses Leben passt du nicht hinein, Corrie. Ich darf nicht zulassen, dass du dich bei dem Versuch unglücklich machst.
Johns Worte hatten ihr wehgetan, obwohl sie ins Schwarze trafen. Sie hätte in Jake Merricks Pläne für seinen jüngeren Sohn nicht hineingepasst. Sie war nicht die richtige Frau für Shane, wenn auch aus einem anderen Grund. Sie wollte nicht in sein Leben „hineinpassen", und sie wollte ihn nicht heiraten. Damals nicht und heute nicht.
Corrie würde bis zu ihrem Tod dankbar sein, dass John die Wahrheit niemals herausgefunden hatte. Er selbst war nämlich damals ihr Traummann gewesen – und nicht Shane. Ihn hatte sie mit den hübschen Kleidern und dem feinen Benehmen beeindrucken wollen. Die unverhohlene Feststellung, dass sie für Shane nicht die richtige Frau sei, hatte für sie wie seine eigene Meinung geklungen. Genauso gut hätte er sagen können, dass sie für keinen der Merrick-Brüder die Richtige war.
Leider hatten die Tatsachen gegen sie gesprochen. Sie wurde nicht von Männern umschwärmt – auch heute noch nicht –, und so hatten Johns Worte ihre düstere Ahnung, dass kein Mann sie jemals anziehend finden würde, nur bestärkt. Sie galt als „Freundin, als „guter Kumpel
, aber mehr nicht. Gerade ihr kameradschaftliches Wesen hatte ihr für eine Weile Shanes Freundschaft gesichert.
Johns Andeutung, sie oder Shane könnten es auf mehr abgesehen haben, war geradezu ein Schock gewesen. Corrie hatte sich seit Jahren nicht mehr an das peinliche Gespräch erinnert. Es war ihr nicht leicht gefallen, die verletzenden Worte zu vergessen, aber schließlich war sie darüber hinweggekommen und hatte weitergelebt wie bisher.
Kurz vor ihrem zwanzigsten Geburtstag war ihr Vater gestorben. Mit seinem Tod war ihr zwar die Ranch, aber auch die ganze Arbeitslast zugefallen, und sie hatte keine Zeit mehr gehabt, einem der beiden Merrick-Brüder nachzutrauern.
Abgesehen von der Tatsache, dass die Merrick-Ranch an Corries Ranch grenzte, hatte es kaum Gemeinsamkeiten oder irgendeine Veranlassung zu irgendwelchen geselligen Zusammenkünften gegeben. Mit John traf sie nur selten zusammen, und Shane war abgereist, um das College zu besuchen. Doch er hatte nicht lange durchgehalten, sondern nach dem ersten Semester alles hingeworfen, um seinem Rodeotraum nachzujagen. Der Lebensplan, den John und sein inzwischen verstorbener Vater für Shane aufgestellt hatten, war gescheitert.
Um ehrlich zu sein, hatte Corrie in den vergangenen sechs Jahren so wenig von Shane gehört, dass sie kaum noch an ihn dachte. Jedenfalls war es so gewesen, bis John gestern eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Seitdem kehrten die Erinnerungen an die alten Zeiten langsam zurück.
John ging offenbar davon aus, dass sie während all der Jahre Kontakt zu Shane gehalten hatte.
Wenn Shane kommt, sagen Sie ihm bitte, dass er mich anrufen soll.
Die unerwartete telefonische Nachricht hatte Corrie zu denken gegeben. Am Ende hatte sie sich entschlossen, nicht bei John anzurufen. Er ging davon aus, dass Shane zu ihr kommen würde, dann konnte sie die Bitte an ihn weitergeben. Wenn Shane allerdings nicht kam …
Inzwischen waren vierundzwanzig Stunden vergangen, ohne dass Shane bei ihr aufgetaucht war. Bestimmt hatte John inzwischen persönlich mit ihm gesprochen. Sie brauchte sich also auch jetzt nicht bei ihm zu melden, es sei denn, sie fand eine neue Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter vor.
Nach dem anstrengenden Vormittag kam Corrie der Weg von den Ställen zum Wohnhaus länger als sonst vor. Sie schwitzte und fühlte sich schmutzig. Ihre Hände mit den kurz gehaltenen Fingernägeln waren ölverschmiert. Wahrscheinlich befanden sich auch Ölflecken auf ihrem Gesicht und in ihrem Haar, ein Hemdsärmel war zerrissen, und sie war von Kopf bis Fuß staubig – alles sichtbare Beweise für den zermürbenden Kampf mit einer defekten Windmühle und dem schmerzhaften Sturz von dem Fohlen, das sie gerade zuritt. Beides waren außerplanmäßige Arbeiten gewesen, die sie besser auf einen späteren Zeitpunkt hätte verschieben sollen, wie sie inzwischen einsah.
Nach einer kurzen Dusche würde sie frische Sachen anziehen, etwas Kaltes zum Lunch essen und sich dann der lästigen Schreibtischarbeit zuwenden. Auch im Haus gab es noch einiges zu erledigen, allemal genug, um die Merrick-Brüder zu vergessen und die Vergangenheit wieder Vergangenheit sein zu lassen.
Corrie überlegte noch, ob sie den zerrissenen Ärmel flicken oder einfach abschneiden sollte, als eine männliche Stimme ihre Aufmerksamkeit auf die hintere Veranda lenkte.
„Hast du deinen Gegner ebenso zugerichtet?", fragte jemand lachend.
Shane Merrick saß auf dem Geländer der Veranda und sah so ansehnlich wie immer aus. Er trug einen schwarzen Stetson, ein kobaltblaues, mit Perlmuttknöpfen geschlossenes Westernhemd und ausgeblichene, aber ziemlich neu wirkende Jeans. Seine schwarzen Stiefel hatten einen matten, fast vornehmen Glanz, und die große goldene Gürtelschnalle, die ihn als Rodeo-Champion auswies, vollendete das Bild.
Als Corrie die beiden Stufen zur Veranda hinaufging, schwang sich Shane vom Geländer und kam auf sie zu. Sie merkte, dass er sie zur Begrüßung umarmen wollte, und hob abwehrend eine Hand, während sie gleichzeitig einen Schritt zurückwich.
„Mach dich nicht schmutzig, Shane!"
„Etwas schmutzig ist besser als zu sauber, antwortete er mit einem texanischen Sprichwort und nahm sie gleichzeitig so fest in die Arme, dass sie nach Luft ringen musste. „Du ahnst nicht, was es bedeutet, dich wiederzusehen, Corrie.
Etwas Netteres hatte Corrie lange nicht gehört. Es tat auch gut, Shanes starke Arme um sich zu fühlen, aber sie hütete sich, mehr daraus zu machen, als beabsichtigt war.
„Du siehst gut aus, alter Ausreißer, antwortete sie teils lachend und teils verlegen. „Und du riechst gut.
Sie wand sich aus seinen Armen und rückte ihren Stetson zurecht. „Was macht die Karriere? Kämpfst du noch um die dritte Gürtelschnalle?"
Shane strich ihr lächelnd eine dunkle Haarsträhne zurück, die sich im Lauf des Vormittags aus ihrem Zopf gelöst hatte. „Es hat lange gedauert, dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Man soll aufhören, solange man oben ist."
Corrie wich dem Kontakt mit Shane aus und ging zur Hintertür. „Was hältst du von einem Drink?"
„Eine Menge."
Die Hintertür führte direkt in die Küche. Corrie ging voran, hängte ihren Stetson an den dafür vorgesehenen Haken und trat ans Waschbecken. „Nimm dir, was du willst. Ich muss erst den gröbsten Schmutz loswerden."
Sie krempelte den heilen Ärmel auf, versuchte dasselbe mit dem Rest des anderen und drehte den Wasserhahn auf. Dann griff sie nach der Seife und der Nagelbürste, die auf einem Teller neben dem Becken lagen, und begann, ihre Hände zu schrubben.
„Was darf ich dir einschenken?", fragte Shane. Er hatte den Kühlschrank geöffnet und stand etwas ratlos davor.
„Für mich nur Eiswasser, antwortete sie, ohne sich ablenken zu lassen. „Aus dem Glaskrug.
Sie hörte, wie Shane zwei Gläser füllte und die Tür des Kühlschranks wieder zuschnappen ließ. Dann kam er zu ihr und hielt ihr das eine Glas hin.
„Stell es auf die Anrichte, bis ich etwas manierlicher aussehe", sagte sie und lächelte ihn von der Seite an.
„Für mich siehst du ganz in Ordnung aus", antwortete er und zwinkerte ihr dabei zu.
Corrie hätte auf das Zwinkern wenig gegeben, aber sie entdeckte einen Ausdruck in Shanes blauen Augen, der neu war und sie verwirrte. Schnell wandte sie sich ab und bearbeitete ihre Fingernägel weiter mit der kleinen, harten Bürste. Nachdem sie ihre Hände abgespült hatte, griff sie noch einmal nach der Seife, wusch sich das Gesicht und drehte dann blind den Hahn zu. Bevor sie nach dem Handtuch tasten konnte, hielt Shane es schon für sie bereit.
„Dein Bruder hat gestern eine Nachricht für dich hinterlassen, berichtete sie, während sie sich Gesicht und Hände abtrocknete. „Er wollte, dass du ihn anrufst.
Sie warf das Handtuch beiseite und nahm das Glas von der Anrichte. „Du bist doch inzwischen zu Hause gewesen?"
„Lange genug, um mir die Predigt anzuhören."
„Welche Predigt?" Corrie trank ihr Glas in einem Zug aus und hielt es Shane wieder hin. Er füllte es zum zweiten Mal und stellte den Krug dann in den Kühlschrank zurück.
„John ist bereit, mich auch ohne Collegeabschluss in meine ererbten Rechte einzusetzen. Ich soll an seiner Seite über die Merrick-Ranch herrschen."
Corrie hatte Shanes Gesicht beobachtet, während er das sagte. Sein fröhlicher, jungenhafter Ausdruck war plötzlich verschwunden.
„Ist das nicht ein faires Angebot?", fragte sie vorsichtig.
Shane zuckte die Schultern. „Die Aufteilung von fünfundvierzig zu fünfundfünfzig Prozent schmeckt mir nicht. Abgesehen davon, dass John immer mehr zu sagen hätte, habe ich nichts getan, um meine fünfundvierzig Prozent zu verdienen. Die Mitherrschaft steht mir also nicht zu. Ich würde mir lieber eine eigene Ranch kaufen, auf der ich allein das Sagen habe."
Corrie schwieg dazu, aber im Grunde war sie nicht überrascht. Shane hatte schon immer Schwierigkeiten gehabt, sich einzufügen. Das bewiesen die häufigen Auseinandersetzungen mit seinem Vater und seinem älteren Bruder.