Wenn dich die Hoffnung küsst
Von Karen Templeton
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Dieses Kribbeln, diese verrückte Sehnsucht, sobald Patrick Shaughnessy sie nur ansieht. Doch der Singledad treibt April schon bald zur Verzweiflung. Warum muss sie sich ausgerechnet zu diesem Mann hingezogen fühlen, der seit seinem schweren Unfall nicht mehr an das Glück glaubt? Zwar erklärt Patrick, dass auch er Gefühle für April hat. Aber nur, um ihr nach einem einzigen zärtlichen Kuss sogleich wieder die kalte Schulter zu zeigen. Wie soll April bloß jemals die Mauer um sein Herz durchdringen? Da weist ihr Patricks niedliche kleine Tochter Lili unverhofft einen Weg.
Karen Templeton
Manche Menschen wissen, sie sind zum Schreiben geboren. Bei Karen Templeton ließ diese Erkenntnis ein wenig auf sich warten … Davor hatte sie Gelegenheit, sehr viele verschiedene Dinge auszuprobieren, die ihr jetzt beim Schreiben zugutekommen. Und welche waren das? Zuerst, gleich nach der Schule, wollte sie Schauspielerin werden und schaffte tatsächlich die Aufnahmeprüfung in die Schauspielklasse der North Carolina School of Art. Eine Weile lang war das das Richtige, doch nach zwei Jahren merkte Karen Templeton, dass ihr diese Bretter doch nicht die Welt bedeuteten. Also wechselte sie zum Kostümdesign, und dort wurde ihr zweierlei klar: Erstens wollte sie nicht ihr Leben lang Kostüme nähen. Und zweitens hatte sie nicht vor, New York jemals wieder zu verlassen. Denn sie hatte hier die Liebe ihres Lebens getroffen! So blieb sie also im Big Apple und schlug sich mit unterschiedlichen kleinen Jobs durch. Zum Beispiel arbeitete sie im renommierten Kaufhaus Saks Fifth Avenue in der Abteilung für Brautkleider. Und dann war es auch für sie selbst so weit: Sie heiratete denn Mann ihres Lebens und bekam innerhalb der nächsten Jahre zwei Söhne. Die vier zogen nach Albuquerque, die Heimatstadt von Karens Mann, und dort kamen zwei weitere Söhne zur Welt. Es war Zeit für neue berufliche Herausforderungen! Karen Templeton gründete einen Versandhandel für Handarbeitsmaterial. Mit dieser Firma war Karen zehn Jahre lang erfolgreich, doch dann sollte sich durch zwei Dinge wieder alles ändern: Karens größter Werbeträger ging in Konkurs, und Familie Templeton schaffte ihren ersten Computer an. Einfach so, zum Ausprobieren, setzte sich Karen Templeton mal daran und schrieb drauf los: Eine Romance sollte es werden. Das Projekt gelang ganz gut, Karen machte weiter und schrieb insgesamt drei Romane. Einer davon wurde schließlich im März 1996 von einem Verlag gekauft. Und so konnte Karen Templeton bald hauptberuflich schreiben; sie war zu ihrer Passion gekommen, zu der Arbeit, die ihr wirklich richtig Spaß macht und bei der sie all ihre Erfahrungen einfließen lassen kann. Große Freude macht sie ihren Leserinnen besonders mit der Schilderung von Persönlichkeiten und vor allem Kindern, die nicht selten zu Tränen rühren.
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Wenn dich die Hoffnung küsst - Karen Templeton
Karen Templeton
Wenn dich die Hoffnung küsst
IMPRESSUM
BIANCA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2012 by Karen Templeton-Berger
Originaltitel: „A Gift for all Seasons"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1914 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Valeska Schorling
Fotos: David Lees / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733730666
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
April Ross war von Natur aus nah am Wasser gebaut und hatte daher beim Fernsehen immer ein Taschentuch parat, falls ein kitschiger Kaffeewerbespot sie plötzlich zu überwältigen drohte. Zugegeben, die letzten Wochen waren eine einzige emotionale Achterbahnfahrt von Wiederbegegnungen, Renovierungsarbeiten und wichtigen Lebensentscheidungen gewesen. Aber – April zog ein Taschentuch aus der einzigen echten Designerhandtasche, die sie je besessen hatte, und putzte sich die Nase – beim Anblick von Pflanzen in Tränen auszubrechen?
Mehr als erbärmlich.
Zumal sie diejenige war, die gesagt hatte: „Was ist schon dabei? Man geht in eine Gärtnerei, sucht ein paar Bäume aus, engagiert zwei Typen, die sie einbuddeln – und fertig."
Kein Wunder, dass ihre beiden Cousinen nur wortlos die Augen verdreht hatten.
April hüllte sich wegen des kalten, von der Bucht kommenden Windes tiefer in ihren dicken Cardigan und marschierte an einem Haufen Kürbissen vorbei auf den graubärtigen Mann hinter der Kasse zu, der bei ihrem Anblick lachen musste.
„Da scheint ja jemand ein bisschen überfordert zu sein, sagte er in jenem entspannten Dialekt der Küste Marylands, der bei April immer Erinnerungen an die Sommer ihrer Kindheit wachrief. „Und halb erfroren. Jetzt stellen Sie sich erst mal unter den Heizstrahler – nur zu, ich warte so lange –, bis Sie mir sagen, womit ich Ihnen helfen kann. Ich habe so ziemlich alles im Kopf, was wir auf Lager haben.
April schossen schon wieder die Tränen in die Augen – erstens, weil dieser Mann so freundlich war, und zweitens wegen der herrlichen Wärme, die aus dem Heizstrahler drang. Dankbar zog sie ihre Handschuhe aus, um sich die Hände zu wärmen. „Ich muss drei Morgen Dreck und Bauschutt in einen Garten verwandeln. Und zwar bis Mitte Dezember, wenn meine ersten Gäste ankommen."
Der Mann hob die Augenbrauen. „Sind Sie etwa die Kleine, die das Rinehart-Haus sanieren lässt?"
„Stimmt genau. April schob sich das windzerzauste Haar hinter ein Ohr und hielt dem Mann ihre inzwischen etwas wärmer gewordene rechte Hand hin. „April Ross.
„Sam Howell. Ist mir ein Vergnügen, junge Dame. Sam schüttelte ihr die Hand und verschränkte die Arme über seiner karierten Wolljacke. „Drei Morgen Land, sagen Sie?
Sie wurden von dem Quietschen eines Kindes unterbrochen. Breit grinsend kam Sam hinter dem Tresen hervor und fing ein kleines dunkellockiges Mädchen auf, das wie der Blitz auf ihn zuschoss. Es hatte rosige Wangen und trug eine leuchtend blaue Strumpfhose und eine rote Steppjacke. Wie niedlich!
„Daddy sagt, ich darf mir einen Kürbis für Halloween aussuchen!, erklärte das Mädchen und hob stolz einen mit einem glitzernden Sneaker bedeckten Fuß. „Und ich habe neue Schuhe! Siehst du?
„Das sind ja hübsche Schuhe, Miss Lili. Hat dein Dad sie für dich ausgesucht?"
„Nein. Die Kleine schüttelte heftig den Kopf. „Hab’ ich ganz allein getan. Mommy werden sie bestimmt gefallen, oder?
„Oh. Klar, da bin ich mir sicher …"
Lili schenkte April ein Babyzahn-Lächeln und bewunderte weiter ihre Schuhe. „Daddy sagt, das sind Prinzessinnen-Schuhe."
April lachte. „Das sind sie auf jeden Fall", sagte sie. Als sie hinter sich ein tiefes Lachen hörte, drehte sie sich um. Ihr stockte der Atem, als sie einen groß gewachsenen, breitschultrigen Mann sah, dessen Gesicht zum Teil von einer albernen Mütze mit Ohrenschützern bedeckt war. Er nahm seine Tochter auf den Arm und tat so, als wolle er sie in die Schultern beißen.
Die Kleine kicherte.
Aprils Herz machte einen Satz.
Verdammt, verdammt, verdammt!
Unwillkürlich griff sie nach ihren Eheringen und drehte nervös daran herum. Okay, sie könnte sie allmählich mal abnehmen. Aber irgendwie gaben sie ihr ein … sicheres Gefühl. So, als würde der liebenswürdigste und großzügigste Mann, den sie jemals kennengelernt hatte, noch immer auf sie aufpassen.
„Miss Ross, sagte Sam, nachdem der fremde Mann die Hände des kleinen Mädchens von seinem Hals gelöst und es zu Boden gesetzt hatte, „das ist Patrick Shaughnessy. Und diese junge Dame
, fuhr er fort und zwinkerte April verschmitzt zu, „braucht Sie dringend."
War ihr eben noch kalt gewesen? Ihr wurde ganz heiß vor Verlegenheit. Entgeistert starrte sie Sam an, der ihr Unbehagen zu genießen schien. „Die Shaughnessys sind die besten Garten- und Landschaftsarchitekten des Staates."
„Des Staates? Patrick wandte April das Gesicht nur weit genug zu, dass sie seine Augen sehen konnte, die noch blauer als ihre waren. Wie Laserstrahlen leuchteten sie aus einem Gesicht hervor, das größtenteils von der Mütze verdeckt war. Augen, die sich verdunkelten, als er ihrem Blick begegnete. „Eher der ganzen Ostküste.
Nach kurzem Zögern reichte er ihr seine behandschuhte Rechte und schob sie wieder in die Tasche seiner nicht ganz sauberen Baumwolljacke. Sofort wandte er wieder den Blick von April ab, anscheinend, um seine Tochter im Auge zu behalten, die die Kürbisse so kritisch beäugte wie ein anspruchsvoller Kunde die Autos eines Gebrauchtwagenhändlers. „Ich nehme an, Sie brauchen Hilfe mit Ihrem Garten?"
Tief Luft holen. „Ich dachte erst, es würde genügen, einfach ein paar Bäume zu kaufen und jemanden zu engagieren, der sie einpflanzt. Bis ich hier ankam und mir einfiel, dass ich noch nicht mal eine Packung Kresse am Leben erhalten kann."
Seine Mundwinkel zuckten. „Und? Wie groß ist Ihr Grundstück?"
„Drei Morgen ungefähr. Eine eisige Brise verdrängte die Wärme des Heizstrahlers. Fröstelnd hüllte April sich tiefer in ihre Jacke. Sie war bisher noch nie im Herbst in St. Mary’s gewesen und hatte daher keine Ahnung gehabt, wie brutal die nasse Kälte sein konnte. „Ich verwandle das Haus meiner Großmutter in ein Hotel zurück, daher sollte der Garten halbwegs präsentabel aussehen.
Weiteres Mundwinkelzucken. „Das Rinehart-Haus?"
„Ja. Woher wissen Sie …"
„Kleinstadt."
Es nervte sie allmählich, dass der Typ ständig den Blick abwandte. Zumal Sam sich bereits zu dem Mädchen gesellt hatte, um ihr beim Aussuchen eines Kürbisses zu helfen.
Patrick verschränkte die Arme vor der Brust. „Haben Sie ein Budget?"
„Nicht wirklich."
Als er endlich ihrem Blick begegnete, wurde ihr schon wieder ganz heiß … und zwar überall. Wie absolut unpassend.
„Was wollen Sie denn ausgeben?, fragte er, die Aufmerksamkeit wieder auf seine Tochter richtend. „Ein paar Hundert? Ein paar Tausend?
„Sorry, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Obwohl … Geld ist kein Problem."
April hatte sich immer noch nicht von dem Schock erholt, dass Clayton ihr ein Vermögen hinterlassen hatte. Sie hatte sich das Testament drei Mal vorlesen lassen, um sicherzugehen, sich nicht verhört zu haben. Claytons Begleitbrief hatte sie jedoch allein gelesen.
Ja, es gehört alles dir. Du kannst damit machen, was du willst. Wie du siehst, habe ich mein Versprechen gehalten …
„Und trotzdem wollten Sie das Projekt allein durchführen?", fragte Patrick.
April lachte. „Ich glaube, ich habe einfach nicht richtig darüber nachgedacht. Wie dem auch sei, ich bin fast immer zu Hause, also … Könnten Sie vielleicht diese Woche noch vorbeikommen und sich das Grundstück ansehen?"
„Ich werde mal einen Blick in meinen Terminkalender werfen. Aber grundsätzlich dürfte das kein Problem sein."
„Super." April legte ihre Sonnenbrille und ihre Handschuhe auf den Tresen, um ihre Handtasche nach einer Visitenkarte zu durchsuchen. Sie reichte ihm eine und nahm seine entgegen.
„Daddy! Ich habe einen gefunden!"
„Ich komme gleich, Liebes!" Er nickte April zum Abschied kurz zu und ging davon.
Komischer Kauz, dachte sie, hängte sich ihre Tasche um und ging zu ihrem Lexus zurück, einem Modell, von dessen Besitz sie vor fünf Jahren noch nicht mal zu träumen gewagt hatte. Kaum saß sie hinterm Steuer, fiel ihr auf, dass sie ihre Sonnenbrille auf dem Tresen vergessen hatte. Typisch!
Kopfschüttelnd ging sie zurück in das Gartencenter. Als sie ihre Sonnenbrille und ihre Handschuhe vom Tresen nahm, hörte sie wieder Lilis unwiderstehliches Kichern und ging neugierig zu den Kürbissen. Verstohlen beobachtete sie, wie Patrick abwechselnd auf zwei der größten Kürbisse zeigte. „Den hier. Nein, den hier", sagte er zu seiner kleinen Tochter. „Nein, den hier. Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke …"
Gott sei Dank stand er gerade mit dem Rücken zu ihr, sodass sie die rührende Szene unbemerkt verfolgen konnte. Patrick hatte seine alberne Mütze abgesetzt, und April konnte sein fast militärisch kurz geschnittenes dunkles Haar sehen.
In diesem Augenblick drehte er sich abrupt zu ihr um. Sein Lächeln erstarb bei ihrem Anblick. Herausfordernd sah er sie an …
… und zwar aus einem Gesicht, dessen rechte Hälfte komplett vernarbt und verfärbt war.
Erschrocken drehte April sich um und stolperte tief beschämt aus dem Gewächshaus. Draußen musste sie sich erst mal gegen ihr Auto lehnen, um ihre aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Dabei war ihr nicht wegen Patricks Aussehen schlecht, sondern weil …
Was hatte sie getan?
Ihre Augen brannten von der Kälte und Tränen. Am liebsten wäre sie jetzt einfach ins Auto gestiegen und mindestens bis nach Uruguay gefahren, doch das war ausgeschlossen. Und das nicht nur deshalb, weil sie keinen Ausweis dabei hatte. Sie holte tief Luft, griff wieder nach ihrer Handtasche und ging mit wackligen Knien zurück ins Gartencenter. Denn wer seine Fehler nicht wiedergutmachte, war dazu verdammt, sie zu wiederholen. Oder so ähnlich.
Sam lachte wieder bei ihrem Anblick. „Na? Was haben Sie diesmal vergessen?"
„Meinen gesunden Menschenverstand offensichtlich, murmelte April und reckte den Hals. „Ist Patrick noch da?
„Gerade gegangen, erklärte Sam. „Sein Wagen stand hinten
, fügte er hinzu, als sie ihn bestürzt ansah. „Brauchen Sie noch etwas?"
Ja. Den Namen eines anderen Landschaftsarchitekten.
Doch da April keine Lust hatte, Erklärungen abgeben zu müssen, die sie nicht geben wollte oder konnte, schüttelte sie nur den Kopf und ging durch den kalten Wind zu ihrem Wagen zurück. Und dabei kam sie sich erbärmlich vor.
Das war ja zu erwarten gewesen, dachte Patrick mit jener seltsamen Mischung aus Ärger und Resignation, mit der er meistens auf derartige Situationen reagierte. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war seine körperliche Reaktion auf die zierliche Rotblonde. Eine Reaktion, die ihm zwar gegen den Strich ging, aber alles andere als etwas Resigniertes gehabt hatte.
Er verzog die Lippen zu einem humorlosen Lächeln. Anscheinend war er doch noch nicht tot. Oder zumindest seine Libido nicht. Stattdessen war er ein Idiot. Denn so, wie die Frau vor ihm zurückgeschreckt war, beruhte die Anziehungskraft nämlich nicht gerade auf Gegenseitigkeit. Und selbst wenn – die dicken Klunker an ihrem linken Ringfinger waren abschreckend genug.
Sollte er ihren Auftrag selbst übernehmen oder an seinen Vater oder einen seiner Brüder weitergeben? Er konnte weiß Gott gut auf die Versuchung verzichten. Oder auf die Frustration. Aber auf der anderen Seite konnte er sich die Gelegenheit, sie ein bisschen zu provozieren, nicht entgehen lassen, oder? Was soll’s, dass er hässlich wie die Nacht