Start frei für uns beide
Von Karen Rose Smith
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Über dieses E-Book
Ein herzzerreißendes, klägliches Weinen lässt Gwen aufhorchen. Als sie der Stimme folgt, entdeckt sie in ihrem Wintergarten ein süßes Findelbaby. Gwen, die selbst ihre leiblichen Eltern nicht kennt, hat nur einen Wunsch: die Mutter finden! Hilfe bekommt sie dabei von dem Ex-Agenten Garrett, der normalerweise verschwundene Kinder aufspürt. Die gemeinsame Suche bringt sie einander näher - und schnell ans Ziel. Nur in Sachen Liebe stehen sie erst auf Start: Denn obwohl Garrett Gwen leidenschaftlich küsst, schreckt er vor einer festen Bindung zurück …
Karen Rose Smith
Karen Rose Smith wurde in Pennsylvania, USA geboren. Sie war ein Einzelkind und lebte mit ihren Eltern, dem Großvater und einer Tante zusammen, bis sie fünf Jahre alt war. Mit fünf zog sie mit ihren Eltern in das selbstgebaute Haus „nebenan“. Da ihr Vater aus einer zehnköpfigen und ihre Mutter einer siebenköpfigen Familie kam, waren immer Tanten, Onkels, Cousins oder Cousinen zu Besuch. Nicht ohne Grund ist ein starkes Thema in ihren Büchern die Familie und die Erinnerungen aus der Kindheit geben ihr oft einen Grund zu schreiben. Als Karen das Teenageralter erreichte, wurde Musik für sie genauso bedeutend, wie das Lesen. Ihre Lieblingsband waren die Beatles. Aber durch einen ihrer Cousins hörte sie von den Monkees und war von nun an gefesselt. Sie schrieben zusammen ein Skript über die Band und sandten es zu jedem Konzert bei dem die Gruppe in diesem Sommer auftrat. Am College begann sie Gedichte zu schreiben und lernte dort auch ihren zukünftigen Ehemann kennen. Nach der Hochzeit, beide waren Lehrer geworden und hatten einen Sohn bekommen, entschied Karen Rose Smith als Innenausstatterin zu arbeiten. Nach einer Weile kehrte sie dazu zurück zu lehren, aber Veränderungen in ihrem Leben hatten sie dazu gebracht Liebesromane zu schreiben. Mittlerweile schreibt sie ihre Bücher nur noch in Vollzeit. Seit 1991 hat sie 82 Romane an Verlage verkauft. Zweimal hat sie „New Jersey’s Golden Leaf Award“ und einmal den „Colorado Romance Writers Award“ wie den „Phoenix Desert Rose Chapters Golden Quill“ gewonnen. Ihre Romane sind immer wieder auf verschiedenen Bestsellerlisten zu finden. Gegenwärtig arbeitet sie hart an einer Buchserie in drei Teilen als Harlequin Special Edition, sowie auch einer Mystery Serie für Kensington um ihre Leser zu begeistern. Seit 1971 ist sie verheiratet und glaubt an die Kraft der Liebe. Sie schreibt Beziehungsgeschichten, sowohl im Romantik – als auch im Mystery – Genre. Ebenso schreibt sie Detective-Romane und hat dem Special Agent Daniel Vartanian zum Leben erweckt. Sie können ihr bei Twitter und Facebook folgen.
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Buchvorschau
Start frei für uns beide - Karen Rose Smith
Karen Rose Smith
Start frei für uns beide
IMPRESSUM
BIANCA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2006 by Karen Rose Smith
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1637 (17/2) - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Heike Warth
Fotos: mauritius images
Veröffentlicht im ePub Format im 03/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-873-3
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Irgendwo im Haus schrie ein Säugling. Es dauerte eine Weile, bis Gwen Langworthy klar wurde, dass das Schreien aus ihrem Frühstückszimmer kam. Das Geräusch wurde zu einem jämmerlichen Wimmern, bevor es erneut anschwoll. Gwen machte Licht.
Vor der hohen Schiebetür, die in den Garten hinausführte, stand eine hellblaue, tragbare Babywippe aus Kunststoff. Und darin lag, in eine rosafarbene Decke gewickelt, ein winziges Baby, das noch nicht älter als einen oder zwei Tage sein konnte. Auf einem beigelegten Zettel stand „Amy".
Gwen strich sich die kastanienbraunen Locken hinter die Ohren, hob das kleine Mädchen hoch und wiegte es auf den Armen. Sie war Hebamme und liebte Babys über alles. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie von einer kleinen Familie und dem großen Glück geträumt hatte. Aber dann hatte Mark sie in dem Augenblick, in dem dieses Glück endlich anfangen sollte, verlassen.
„Du bist also Amy", flüsterte sie. Das Baby hatte aufgehört zu weinen. Es trug ein handgestricktes weiß-gelb-blau gestreiftes Jäckchen mit passender Mütze. Offenbar hatte jemand sich sehr liebevoll um das Kind gekümmert.
Nur um es dann einfach im Stich zu lassen? Gwen meinte zu hören, wie auf der Straße ein altersschwacher Motor stotternd angelassen wurde und dann aufheulte. Aber im schnell verdämmernden Herbstlicht konnte sie hinter den dunklen Bäumen nichts erkennen.
Die kleine Amy strampelte, verzog ihr Gesichtchen und fing wieder an zu weinen. Gwen drückte sie tröstend an sich und ging zum Telefon, um ihre Freundin Shaye anzurufen. Dieses Kind würde nicht aufwachsen, ohne seine Eltern zu kennen – und ohne zu erfahren, warum es ausgesetzt worden war.
„Mr. Maxwell." Gwen versuchte, den ohrenbetäubenden Lärm mit ihrer Stimme zu übertönen. Endlich ließ der dunkelhaarige Mann den Hammer sinken. Er war groß, und mit seinen breiten Schultern wirkte er in dem engen Schuppen wie ein Riese. Bekleidet war er mit einem schwarzen T-Shirt und abgewetzten Jeans. Trotz des dämmrigen Lichts sah Gwen fasziniert, dass er graue Augen hatte.
„Kann ich Ihnen helfen?", erkundigte er sich. Sehr freundlich klang das nicht.
Aber so schnell ließ Gwen sich nicht einschüchtern. „Das hoffe ich", erwiderte sie mit Nachdruck.
Garrett Maxwell stand in dem Ruf, ein Eigenbrötler zu sein, und in Wild Horse Junction bekam man ihn kaum zu sehen. Im Zusammenhang mit einem vermissten Kind, das mit seiner Hilfe gefunden wurde, war er in einem Artikel der Lokalzeitung erwähnt worden. Das war der Grund, weshalb sie hier war.
Als er keine Anstalten machte, ihr zu antworten, sondern sie nur regungslos ansah, atmete sie tief durch. „Sie sind doch Garrett Maxwell?"
„Vielleicht verraten Sie mir zuerst, mit wem ich es zu tun habe." Er betrachtete seine Besucherin ausführlich von Kopf bis Fuß, und sie hatte den Eindruck, als registrierte er jede Einzelheit von ihren schulterlangen Locken über die grüne Bluse und die khakifarbenen Shorts bis hin zu ihren bequemen braunen Schuhen.
„Ich heiße Gwen Langworthy."
Immerhin legte er seinen Hammer auf dem Sitz des Rasenmähers ab. „Und? Was führt Sie zu mir?"
Es war jetzt fünf Tage her, dass sie das Baby gefunden hatte, und es hatte sich noch nichts Neues ergeben. Der Sheriff kam mit seinen eher halbherzigen Nachforschungen nach der Mutter nicht weiter, und langsam riss ihr der Geduldsfaden. Deshalb hatte sie beschlossen, selbst nach dieser Frau zu suchen.
Gwen hatte am eigenen Leib erfahren, was es bedeutete, seine leiblichen Eltern nicht zu kennen: Gerade zwei Jahre war sie alt gewesen, als sie in einer Kirche ausgesetzt worden war. Darunter litt sie bis heute.
Sie schob die Hände in die Hosentaschen und wunderte sich, warum ihr plötzlich so flau im Magen war. Dieser Mann schien sie regelrecht zu hypnotisieren mit seiner starken Ausstrahlung und dem sinnlichen Ausdruck in seinen grauen Augen.
Das war lächerlich. Gwen nahm sich zusammen. „Ich möchte Sie engagieren."
Endlich hatte sie sein Interesse geweckt. „Vermissen Sie ein Kind?"
Sie bildete sich ein, dass seine Stimme auf einmal weicher klang. Aber vielleicht irrte sie sich. „Nein. Es geht um die Mutter."
„Ich bin nicht mehr beim FBI."
Das klang nicht sehr ermutigend, aber Gwen war zu allem entschlossen. Dieser Mann war genau der Richtige für diese Aufgabe, und davon würde sie ihn überzeugen. Um Amys willen.
„Ich weiß. Aber früher waren Sie Ermittler dort. Jemand hat ein Baby in meinem Haus ausgesetzt, und ich werde verhindern, dass es aufwächst, ohne seine Eltern zu kennen."
Garrett Maxwells Augenbrauen gingen in die Höhe, aber er gab keine Gefühle preis. „Und warum liegt Ihnen das Schicksal dieses Kindes so am Herzen?"
Gwen antwortete ohne jedes Zögern. „Weil ich meine leiblichen Eltern auch nicht kenne."
Einen Augenblick schien er nachzudenken, dann kam er zu einem Entschluss. „Unterhalten wir uns drinnen weiter."
Sie konnte einfach nicht den Blick von ihm wenden. Er strahlte etwas Sinnliches aus, das eine verborgene Saite in ihr anrührte, und das erschreckte und verwirrte sie – gleichzeitig war es erregend.
An der Hintertür zu seinem einfachen Blockhaus blieb er stehen, um ihr den Vortritt zu lassen. Die Küche war gemütlich und anheimelnd. In einer Nische standen ein Holztisch und ein paar Stühle, von den Fenstern aus blickte man über den Garten.
Gwen drehte sich um und stellte fest, dass Maxwell sie beobachtete. Sie hielt einen kleinen Moment lang den Atem an, als sie in seine grauen Augen sah. Dann wandte er den Blick wieder ab.
„Kaffee?", erkundigte er sich, als bemühte er sich, die gängigen Höflichkeitsregeln einzuhalten.
Sie nickte nur stumm. Ihr Mund war wie ausgetrocknet.
Er schenkte aus der Kaffeemaschine zwei große Becher ein. „Zucker ist in der Dose."
Gwen versuchte, den Deckel zu öffnen, der ihr dabei prompt auf den Boden fiel.
Ihr Gastgeber bückte sich danach. „Sie brauchen nicht so nervös zu sein. Ich tue Ihnen schon nichts. Erzählen Sie mir erst einmal, worum es geht. Dann sehen wir weiter."
„Ich bin nicht nervös", behauptete Gwen. Warum auch?
„Dann sind Sie eine gute Schauspielerin. Wie viel Zucker?"
„Einen Löffel", brachte sie mit einiger Mühe heraus.
Als er an ihr vorbeigriff, um einen Kaffeelöffel aus der Schublade zu nehmen, berührte er sie aus Versehen. Gwen erstarrte unwillkürlich. Erst als er sich wieder von ihr wegbewegte, entspannte sie sich wieder. Er ließ sie nicht ein Mal aus den Augen, als sie ihren Kaffee umrührte.
Schließlich lächelte er ein wenig, nahm ein Tütchen mit Milchpulver aus einem Marmeladenglas und gab es ihr. Dabei berührten sich ihre Finger. „Leider habe ich keine frische Milch."
Sein Gesichtsausdruck blieb unverändert, aber Gwen sah, dass seine Augen für einen kurzen Moment aufblitzten. Konnte es sein, dass er diese merkwürdige Anziehung zwischen ihnen auch spürte?
Aber selbst wenn es so war … Schließlich brauchte sie seine Hilfe und war nicht an einem romantischen Abenteuer interessiert.
Sie setzten sich an den kleinen Frühstückstisch in der Wandnische.
„Also, was haben Sie auf dem Herzen?"
Gwen atmete tief durch und erzählte, wie sie die kleine Amy gefunden hatte.
„Und Sie haben niemanden gehört oder gesehen?"
„Nein. Ein paar Minuten, nachdem ich das Baby gefunden habe, hat jemand auf der Straße einen Wagen angelassen. Aber es war zu dunkel, um etwas zu erkennen."
„Wie klang das Anlassergeräusch?"
Gwen versuchte sich zu erinnern. Sie hatte Amy aus ihrer Wippe genommen und in den Armen gewiegt, dann hatte sie dieses Auto gehört. „Der Wagen ist nicht gleich angesprungen, so als wäre der Motor schon ziemlich alt."
Garrett Maxwell nickte. „Dann haben Sie Ihre Freundin Shaye Malloy und den Sheriff angerufen. Was hatte das Baby an?"
Gwen registrierte die feinen Linien um Augen und Mund ihres Gastgebers. Er musste auf die Vierzig zugehen. Seine Züge waren sehr männlich, und sie hätte sein Gesicht stundenlang gebannt ansehen können. Aber dazu war sie nicht hergekommen.
„Es war in eine rosafarbene Decke gewickelt und hatte einen gelben Strampelanzug und ein gestreiftes Jäckchen und Mützchen an."
„Warum haben Sie Ihre Freundin angerufen? Hätte der Sheriff nicht gereicht?"
„Shaye und ich sind schon ewig befreundet, und ich wollte sichergehen, dass gut für das Baby gesorgt wird. Sie ist Sozialarbeiterin und sehr erfahren in solchen Sachen."
„Wo ist die Kleine jetzt?"
„Im Krankenhaus, auf der Säuglingsstation."
Garrett Maxwell lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Gibt es dafür medizinische Gründe?"
„Der Kinderarzt hat eine Gelbsucht festgestellt, aber das haben viele Babys, das ist nichts Besonderes. Jetzt soll eine Pflegefamilie gesucht werden. Ich hätte Amy gern selbst behalten, aber …"
„Aber was?", fragte er nach.
Gwen war sein forschender Blick unangenehm. „Ich muss den ganzen Tag arbeiten. Außerdem sollte ein Kind Vater und Mutter haben. Das kann ich Amy nicht bieten. Shaye meint, es wird sicher nicht schwierig, die Kleine zu vermitteln – es sei denn, wir finden die richtige Mutter."
Langsam ließ Garrett Maxwell den Blick über sie wandern, bis sie das Bedürfnis verspürte, aufzuspringen und davonzulaufen. „Wenn wir die Mutter finden. Aber dann wird man ihr sehr wahrscheinlich das Sorgerecht entziehen."
„Möglich. Es kommt auch auf die Umstände an. Schließlich wurde Amy nicht einfach auf der Straße ausgesetzt. Ich zerbreche mir schon dauernd den Kopf darüber, warum diese Frau ihr Kind ausgerechnet zu mir gebracht hat. Ich habe zwar viel mit alleinstehenden Müttern zu tun, aber …"
„Und wie kommt das?"
„Ich bin Hebamme und gebe verschiedene Kurse für alleinerziehende Mütter."
„In Wild Horse Junction?"
„In ganz Wyoming."
Garrett Maxwell stand auf. „Sie können mir nicht gerade viele Informationen geben."
Gwen wollte noch nicht gehen. Nicht nur wegen des Babys, sondern auch, weil … Egal. „Sie finden die Frau bestimmt."
„Miss Langworthy …"
Sie unterbrach ihn, um einer Absage zuvorzukommen. „Gwen, berichtigte sie. „Ich bezahle Sie natürlich. Das kleine Mädchen hat das Recht, zu erfahren, wer seine Mutter ist. Sonst …
Sie verstummte abrupt.
Garrett Maxwell kam um den Tisch herum auf sie zu. „Sonst?" Auf einmal las sie so etwas wie Mitgefühl in seinen Augen.
„Sonst wird sie sich ihr Leben lang fragen, wer sie ist", erwiderte Gwen vorsichtig. Sie musste auf der Hut sein, um nicht zu viel von sich preiszugeben.
„Es geht im Augenblick gar nicht um die kleine Amy, habe ich recht?"
Gwen sah ihn ein wenig trotzig an. „Es geht um alle verlassenen Kinder."
Er hob die Augenbrauen, sagte aber nichts.
Schließlich fragte sie: „Werden Sie mir helfen, Amys Mutter zu finden?" Nur das war im Moment wichtig.
„Ich suche normalerweise nach verschwundenen Kindern, nicht nach Eltern."
Seine Stimme klang hart, und Gwen ahnte, dass er einen einmal gefassten Entschluss selten wieder rückgängig machte.
„Können Sie keine Ausnahme machen?"
Die Zeit schien sich endlos zu dehnen, bis er ihr endlich antwortete. „Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen und sage Ihnen dann Bescheid."
Damit musste sie sich wohl zufriedengeben. Resigniert stand sie auf, zog eine Visitenkarte aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch. „Wann?" Sie wusste nur zu gut,